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Die neuen Reichsmünzen

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aus dem Kunstmuseum Hamburg.

Der Reichstag hat durch Gesetz am 26. Mai d. J. die Ausprägung von Ersatzmünzen im Nennbeträge von 1, 2, 3 und 5 Mark beschlossen. Ueber Gestalt der Münzen und ihre Metallzusammensetzung hät nach Paragraph 1 des Gesetzes der Reichsrat zu befinden. Dementsprechend ist in der Vollsitzung des Reichsrats der Entschluss gefasst worden, zunächst 1-, 3- und 5-Mark-Stücke auszuprägen.

Der Durchmesser der 1-Mark-Stücke beträgt 25,5 Millimeter, der der 3-Mark-Stücke 28 und der der 5-Mark-Stücke 31 Millimeter. Die Münzen bestehen aus Aluminium mit einem Zusatz von etwa 1 Prozent Kupfer. Die 5-Mark-Stücke erhalten ausserdem einen am Rande sichtbaren dünnen Kupferkern.

Die 1- und 3-Mark-Stücke werden im gerippten Ringe, das 5-Mark-Stück im Ringe mit einem glatten Rande geprägt, der die vertiefte Inschrift: „Deutsches Reich Fünf Mark“ trägt.

Die Schriftseite trägt bei allen drei Münzsorten innerhalb des aus einem flachen Stäbchen mit Perlenkreis bestehenden erhabenen Randes in lateinischen Buchstaben die Umschrift „Deutsches Reich“. Bei dem 5-Mark-Stück stehen in wagerechter Linie auf einem unten durch eine Linie abgegrenzten glatten Felde die Worte: „Fünf Mark“. Bei den 1- und 3-Mark-Stücken wird im Interesse einer erleichterten Unterscheidung die Wertbezeichnung durch Zahlen ausgedrückt. Die Jahreszahl wird bei den 5-Mark – Stücken unter der Linie, bei den 1- und 3-Mark – Stücken unmittelbar unter dem Worte „Mark“ angebracht. Unter der Jahreszahl findet das Münzzeichen Platz, verziehrt durch zwei Arabesken (Zweige mit je einer Eichel).

Die Schauseite zeigt den fliegenden Reichsadler (Entwurf von Professor Wackerle, München) mit geschlossenem Gefieder und nach rechts gewendetem Kopfe. Die Ausgabe der ersten Münzen erfolgte am 11. August. Zur Erinnerung an die hier mit zeitlich zusammenfallende dritte Wiederkehr des Verfassungstages erhielten die ersten zur Ausgabe gelangenden 3-Mark-Stücke auf der Schauseite einen Hinweis auf den Gedenktag.

Das neue Hartgeld hat eine lange Vorbereitungszeit hinter sich.

Ganz abgesehen von den Verhandlungen finanztechnischer Art, welche die Neubeschaffung von Hartgeld bis zur Höhe von 5 Mark unter Aufgabe der Silberwährung ermöglicht haben, hatte auch die künstlerische Gestaltung mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, die vor allem die Form des Adlers betrafen. Darüber schreibt der Reichskunstwart Dr. Redslobio seinen „Mitteilungen“, die als Beiblatt zur Zeitschrift „Form“ ausgegeben werden. Gefordert wurde vom Standpunkt der Verwaltungsbehörden aus, dass der Adler für Geldstücke dem für Stempel und Siegel einigermassen entspräche. Vom technischen Standpunkt aus musste verlangt werden, dass die Reliefgestaltung der Münze in möglichst gleichmässiger Verteilung die Grundfläche bedeckt. Grosse zu sammenhängende Grundflächen sollten vermieden werden, da sie bei der Herstellung dem Prägestempel erheblichen Widerstand bieten und unerwünschten Stempelverbrauch, Zeitverlust und Rückgang in der Produktion zur Folge haben.

Der Reichskunstwart hatte es bei der Gebundenheit der Aufgabe für empfehlenswert gehalten, den Versuch zur Lösung in direkter Zusammenarbeit mit höchstens drei Künstlern zu unternehmen. Da aber das Reichsfinanzministerium die Mittel zu einem beschränkten Wettbewerb unter zwölf Künstlern bereit stellte, erschien es nützlich, zunächst einmal die innerhalb eines solchen Wettbewerbes zustande kommenden Vorschläge abzuwarten, um dann auf Grund des am besten geeignet erscheinenden Entwurfes die endgültige Lösung zu gewinnen.

Es genügt, an dieser Stelle von dem Ergebnis des Wettbewerbs mitzuteilen, dass die Entwürfe von Professor Josef Wackerle, München, dem Preisgericht am geeignetsten erschienen. Professor Wackerle hat sich dann in enger persönlicher Zusammenarbeit mit dem Reichskunstwart der mühevollen Arbeit unterzogen, seinen Adler entsprechend den gestellten Bedingungen in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Münze von Berlin, insbesondere mit deren Medailleur Kullrich vorzunehmen.

Das Ergebnis dürfte als durchaus günstig angesehen werden. Gegenüber dem Stempeladler hielt Wackerle an den im ersten Entwurf von ihm bereits klar aufgestellten, besonderen Gesichtspunkten eines Münzadlers unbedingt fest. Ein Stempeladler wird am besten wirken, wenn seine Linien radial gehen, so dass der nie zu vermeidende schiefe Abdruck nicht störend wirkt. Der Münzadler aber braucht ein klares Oben und Unten, ein Rechts und ein Links. Besonders bei der ursprünglich vorgesehenen Verwendung von Buchstaben für die Kennzeichnung der Währung auf der Rückseite, die beim 5 – Mark – Stück beibehalten wurde, zeigt sich ein geschlossene Zusammengehen von Vorder- um Rückseite und ein kraftvoller Ausgleich zwischen aufsteigenden und quer gezogenen Linien. Die Münze ist wirklich „aus einem Guss“, und der Adler ist durchau plastisch empfunden im Gegensatz zu der klaren graphische Charakter der Weechschen Lösung für den Reichsstempel, die alles auf Linien und Umrisse stellt, hat Wackkerle überraschend viel Reliefwirkung aus seinem Adler herausgeholt.

Auch die vielfache Stufung des Gefieders an Schwingen, Körper und Schwanz verstärkt die Reliefwirkung. Trotz der geringen Modellierungsmöglichkeiten des heutigen Geldes, das in Rollen zusammengelegt werden muss, ist das Aeusserste von Plastik erreicht. Beachtet man das geglückte Zusammengehen der klaren Schriftseite mit der Adlerseite, so wird man verstehen, warum gerade dieser einprägsamen Lösung gegenüber anderen Vorschlägen der Vorzug gegeben werden konnte. Uebrigens war auch die Auseinandersetzung mit dem bisher vorliegenden Münzadler nicht leicht, denn der Münzadler der 70er unil 80er Jahre stellte im Gegensatz zu dem Stempeladler der damaligen Zeit eine durchaus reife Lösung vor. Durch Ordenskette und Herzschild hatte er eine bestimmte Mitte, von der aus leicht die übrigen Formen entwickelt werden konnten. Aber gerade darum bleibt ein Vergleich dieses Adlers mit dem von Wackerle ausserordentlich lehrreich.

Der bisherige Adler zeigt ein Gewirr von einzelnen Linien und Formen, das sich durchaus nicht einprägt. Den Adler von Wackerle braucht man nur einmal gesehen zu haben, man wird ihn nicht wieder vergessen. Der seitliche Abschluss der Schwingen ist ein so kraftvolles Motiv, dass es fest im Empfinden haften bleibt. Es ist kein Strich aus dem Ganzen, der nicht gesehen und auch behalten werden könnte. Der Versuch etwa einmal in der Schule diesen Adler und den Stempeladler von S. von Weech aus dem Gedächtnis nachzuzeichnen, würde zu interessanten Ergebnissen führen. Demgegenüber sei daran erinnert, dass es früher eine bekannte Scherzfrage war: wieviel Adler sich auf der Rückseite des Talers befänden. Es waren 17, aber mir, so schreibt Redslob, ist niemals jemand begegnet, der diese Zahl aus dem Gedächtnis richtig hätte konstruieren können. Man kam höchstens durch gegenständliche Ueberlegung, nie aber durch die Erinnerung des Auges zu einem annähernd richtigen Ergebnis.

Wenn nun, so schliesst der Reichskunstwart, die Notwendigkeit anerkannt werden muss, in den wichtigsten Formgebungen des Reiches ein Stück unbewusster Erziehung des Auges zu betätigen, so wird man die Lösung Wackerles sehr begrüssen können. Das Stück prägt sich dem Auge, ja mehr noch den Muskeln des Betrachters stark ein; es ist ein Wahrzeichen, das eine einfache und klare Sprache redet.

Die neuen 500-Mark-Scheine.

Die neuen 500-Mark-Scheine sind 90×174 Millimeter gross. Vom 1. Januar 1923 ab kann diese Banknote aufgerufen und unter Umtausch gegen andere gesetzliche Zahlungsmittel eingezogen werden. Daneben wird eine zweite Ausgabe mit dem Aufrufstage 1. April 1923 hergestellt. Rechts und links neben den Unterschriften stehen die Kontrollstempel mit dem Reichsadler und der Umschrift „Reichsbankdirektorium *500*“. Links quer steht dreizeilig der Strafsatz, rechts quer die farbige Nummer; sie ist rot bei der ersten, grün bei der zweiten Ausgabe. Das Papier enthält rechts dunkelrote Fasern auf himmelblau getöntem Grunde. Die Rückseite ist frei von Druck und Fasern. Hält man die Note gegen das Licht, so erscheint auf der linken Seite ein gut ausgeprägtes, von oben nach unten verlaufendes Wasserzeichen, das sich aus zwei seilartig verschlungenen Bändern zusammensetzt. Von diesen trägt das eine mit dunkler Randbegrenzung die helle Wertzahl „500 M*“, das andere, umgekehrt mit heller Randbegrenzung, die dunkle Inschrift „500 M*“.

Siehe auch:
Pommern – das Land am Meer
Was ist des Deutschen Vaterland?
Wir Deutsch-Amerikaner
Deutsch-Amerika
Die Deutsch-Amerikaner und das Kaiserreich
Gedanken über die Zukunft des Deutschtums in Amerika
Wie das alte Österreich starb
Wie das alte Österreich starb II
Die Deutschen in Amerika
Die Deutschen in Amerika II
Eine Audienz bei Richard II. (Richard Strauss)
„Deutsch-Amerikas“ Mission
Schundromane auf dem Scheiterhaufen
Lincoln und das deutsche Element
Die Geschichte der Revolution
Der Aufbau Palästinas
Deutschland und der Weltfriede
Vaterland vor der Wiedergeburt
Das Schicksal der deutschen Kolonien
Der letzte Zar im Kreise seiner Familie
Krupp-Werk in Friedens-Arbeit
Die Wolkenburgen der neuen Welt
Deutschlands chemische Industrie in der Nachkriegszeit
Jerusalem die Heilige Stadt
Die Schwarzen Truppen in Deutschland
Schiffsmodelle als Zimmerschmuck
„Bismarck“-„Majestic“- der Meeresriese
Quer durch das neue Deutschland
Quer durch das neue Deutschland II
Quer durch das neue Deutschland III
Klein-Amerika in Ostpreussen
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Nach Palästina
Eine Hamburger Überseewoche
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August Thyssen-Der Senior der Grubenbarone
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Das Deutsche Haus in St. Paul – Ein Denkmal deutschen Strebens
Die Briefmarke einst und jetzt
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Schweres Schiffsunglück in Hamburg
Das deutsche Ausland-Institut zu Stuttgart
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