aus dem Kunstmuseum Hamburg
vormals Schrenk & Co., Aktien-Gesellschaft in Neustadt a. d. W.-N.
Wer das Städtchen Neustadt a. d. W.-N. vor 25 bis 30 Jahren gekannt hat und dessen damaliges Aussehen mit dem jetzigen vergleicht, wird sich wundern über die großen Veränderungen, die im Stadtbild seit dieser Zeit vor sich gegangen sind. Wo früher Wald. Wiesen und Felder waren, da erheben sich heute Fabriken, deren rauchende Kamine Zeugnis geben von der emsigen Tätigkeit, die darin herrscht. Vor allem ist es die Glasindustrie, die sich diesen Platz zu ihrem Sitz erkoren hat und zwar sind es zwei Hohlglasfabriken und eine Spiegel- und Tafelglas fabrik, die sich hier niedergelassen haben.
Die älteste und gegenwärtig wohl auch größte Fabrik, die durch ihren Bau das Augenmerk der Glasindustriellen auf Neustadt gelenkt hat. ist die der Firma Vereinigte Bayerische Spiegel- und Tafelglaswerke, vorm. Schrenk & Co.. A.-G. Es war im Jahre 1890, als die Firma Franz Schrenk, aus der obige Aktiengesellschaft sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, zirka 1 ½ km östlich des Bahnhofes Neustadt W.-N. an der Lokalbahn Neustadt—Eslarn zu bauen begann. Der Gründer dieser Firma, Herr Franz Schrenk, war Glasmacher, der durch Fleiß und Sparsamkeit sich die Mittel verschaffte, die es ihm ermöglichten, von Peter Ziegler im Jahre 1853 die Pachtung der Hütte Lohberg bei Lam zu übernehmen. Er, wie sein Mitarbeiter, Herr Andreas Bauer, der als sein Schwiegersohn dann als Teilhaber in die Firma eintrat, scheute sich nicht, wenn es not tat, selbst mit Hand anzulegen und die rastlose Tätigkeit der beiden, besonders des Herrn Andreas Bauer, brachte das Unternehmen rasch vorwärts. Schon nach acht Jahren, 1861, konnten sie eine andere Fabrik im Böhmerwald, Karlbach, von dem Besitzer Herrn Baron Kotz von Dobrz pachten. Herr A. Bauer übersiedelte dorthin als Leiter. 1865 folgte der Neubau des Schleif-und Polierwerkes Altschrenkental bei Lam, 1866 der Ankauf der Hütte Schönbach, deren Leitung ein Sohn von Fr. Schrenk, Herr Joseph Schrenk, übernahm, ln den nächsten Jahren wurden auch die Ossahütte und die Gerlhütte gepachtet, 1871 das Werk Neuschrenkental gebaut und Eisendorfhütte bei Karlbach, ebenfalls von Baron Kotz gepachtet. Als 1877 auch noch das Pachtobjekt Elisental erworben wurde, verzog Herr Wenzl Schrenk, ein zweiter Sohn von Fr. Schrenk. dorthin von Eisendorfhütte, wo er bisher als Leiter tätig war, während letztere ebenfalls der Leitung des Herrn A. Bauer in Karlbach unterstellt wurde. Um das auf diesen Hütten, zu denen im Jahre 1880 auch noch Hurkental trat, fertiggestellte Rohglas zum größten Teile veredeln zu können, wurden zu den erwähnten Werken Alt- und Neuschrenkental auch noch die vier Angelwöhrwerke in Böhmen erworben und die Hammerwerke bei Karlbach gepachtet.
In der Zwischenzeit hatte die Technik der Glaserzeugung Fortschritte gemacht. Man war von der direkten zur indirekten Feuerung übergegangen. Aber verschiedene Umstände, so der Übergang zur Kohlenfeuerung infolge der teueren Holzpreise, der immer aufnahmsfähiger werdende deutsche Markt, hatten zur Folge, daß der Schwerpunkt der Spiegelglasfabrikation sich aus dem bayerischen und Böhmerwald immer mehr in die benachbarte Oberpfalz verschob. Diesem Zug nach Westen schlossen sich auch die Inhaber der Firma Schrenk — der Begründer der Firma war inzwischen gestorben -— an und als es galt einen Platz ausfindig zu machen, der von den Fundstätten von Sand und Kohle, den beiden wichtigsten Rohmaterialien für die Glasfabrikation, gleich weit entfernt wäre, fiel die Wahl auf Neustadt, das außerdem sich noch des großen Vorteils einer guten Bahnverbindung erfreute. Bereits 1891 kam unter der Leitung des jetzigen Direktors, Herrn Julius Bauer, ein Ofen in Betrieb, dem 1893 ein zweiter und 1900, als Eisendorfhütte infolge Holzmangels liegen blieb, ein dritter folgte. 1892 wurde das in der Nähe befindliche Schleif- und Polierwerk Wöllershof angekauft.
Schon seit längerer Zeit waren die Erzeugnisse der Firma über die Grenzen Deutschlands hinausgegangen, besonders nach Amerika. Al s der Export sich mehr und mehr steigerte, sah sich die Firma veranlaßt, denselben selbst in die Hand zu nehmen und aut Zwischenhändler zu verzichten. Zu diesem Zwecke gründeten die Finneninhaber gemeinschaftlich mit dem Polierwerksbesitzer und Hohlglasfabrikanten K. Herrmann in Voithenbergliütte die Exportfirma Vereinigte Bayerische Spiegelglaswerke Schrenk &. Co. in Newyork, die inzwischen nach Hoboken verlegt wurde. Diese Firma blieb auch bestehen, als 1898 auf Grund gütlicher Vereinbarung Herr Andreas Bauer und dessen beiden Söhne Julius und Joseph aus der Firma Fr. Schrenk ausschieden und eine neue Firma Andreas Bauer u. Söhne gründeten, in deren Besitz die Hütte Neustadt und das Werk Wöllershof überging, wozu sich noch die Pachthütten Karlbach — eine der wenigen noch im Betrieb befindlichen Holzhütten — und Eisendorfhütte, die wie erwähnt nach zwei Jahren liegen blieb, gesellten, sowie die Hammerwerke als Veredlungswerkstätten. Die beiden Firmen arbeiteten nun in gutem Einverständnis nebeneinander, bis durch Familienereignisse eine neue Verschiebung in ihrer gegenseitigen Stellung eintrat. Infolge des Ablebens der beiden schon genannten Söhne von Franz Schrenk, Joseph und Wenzl, trat Herr Anton Schrenk, jetzt Alleininhaber der Firma Fr. Schrenk, an die Firma Andreas Bauer & Söhne mit dem Vorschlag heran, eine Aktiengesellschaft zu gründen, die denn auch im Jahre 1905 zustande kam. So sind die beiden Firmen wie früher unter einer Firma geeint als Vereinigte Bayerische Spiegel- und Tafelglaswerke, vorm. Schrenk & Co., A.-G. Der Zusatz „Tafelglaswerke“ erklärt sich daraus, daß im Jahre 1905 der eine der drei Spiegelglasöfen zu einem Tafelglasofen umgebaut wurde. Im Jahre 1907 genehmigte auf Betreiben der Direktion der Aufsichtsrat den Bau eines Dampfschleifwerkes mit 2 patentierten Schifauerapparaten, deren Leistung annähernd jener von 7 Earns-haw’schen Apparaten entspricht. Es waren die ersten Apparate dieser Art in Bayern und sie arbeiteten muster-gütig. Die Firma beteiligte sich auch mit dem Modell derselben an der Kreisausstellung 1910 in Regensburg und wurde mit Zuteilung einer Plakette als erster Preis ausgezeichnet.
Die Aktiengesellschaft, die unter der Leitung des Herrn Direktors Julius Bauer steht, besitzt gegenwärtig außer dem Neustädter Objekt 12 Eigentumswerke mit 1504 Blöcken, 9 Schleifapparaten, 8 Zugständen und je 1 Facettier, Überpolier und Belege, wovon 8 Werke mit 1200 Blöcken und 7 Apparaten in Bayern, die übrigen in Böhmen sich befinden, sowie 8 Pachtwerke mit 604 Blöcken, 4 Schleifapparaten und 12 Zugständen, wovon 3 Werke mit 176 Blöcken, 1 Schleifapparat und 12 Zugständen in Böhmen.
Von den bayerischen Werken liegen in der Oberpfalz 7 Eigentumswerke, nämlich: das bereits beschriebene Neustädter Werk, ferner Wöllershof mit 144 Blöcken und 2 Rundschleifapparaten, Münchshofen mit 220, Muggental mit 144, Jägerleithen mit 64, Oberkronau mit 112, Unterkronau mit 80 Blöcken, sowie 4 Pachtwerke, nämlich Reuth mit 92, Dietersdorf mit 32, Kreuth mit 32 und Scharlmühle mit 32 Blöcken.
Zur Verwaltung des weitverzweigten technischen Betriebes, der sich, wie aus dem Gesagten hervorgellt, über den ganzen böhmischen und bayerischen Wald und die ganze Oberpfalz erstreckt, sowie zum Verkauf der ganzen Produktion, der sich bis nach Amerika im Westen und über den Balkan im Osten ausdehnt, genügen dank der vorzüglichen Organisation die geringe Anzahl von 14 Beamten und kaufmännischen Angestellten hier und in Fürt einschließlich des Vorstandes, Herrn Direktors Julius Bauer. Die Filiale in Hoboken (Ver. Staaten von Nordamerika) bildet eine eigene Verkaufsorganisation, an deren Spitze Herr Robert Schrenk gestellt ist.
In den sämtlichen Betrieben der Aktiengesellschaft werden heute über 400 Arbeiter beschäftigt. Davon treffen auf die Oberpfälzer Betriebe 193, von diesen wieder auf die Neustädter 135 Arbeiter. Wenn man bedenkt, daß es fast ausschließlich männliche Arbeiter sind, da Frauenkraft für diese anstrengende Arbeit zu schwach ist, und zwar großenteils verheiratete Männer mit sehr starken Familien, so wird es nicht zu hoch gegriffen sein, wenn man die Zahl der Seelen in den zur Fabrik gehörigen Arbeiterhäusern mit 43 Wohnungen sowie dem vom Bauverein Schrenk’scher Arbeiter von der Firma gemieteten 8 Wohnungen auf 350 bis 400 angibt, ganz abgesehen von den in der Stadt wohnenden Arbeiterfamilien.
Die Einzelnen Buchabschnitte aus: Die Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild:
Aktien-Papierfabrik Regensburg
Express-Fahrradwerke A.G.Neumarkt in der Oberpfalz
Jesuitenbrauerei Regensburg in Regensburg
Schlüssel-Bleistift-Fabrik J. J. Rehbach in Regensburg
Das Elektrizitätswerk der Stadt Regensburg
Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft Hamburg. Benzinfabrik Regensburg.
Dampfsägewerk Arnschwang
Johann Müller, Perlmutterknopf-Fabrik
Eisengießerei Carolinenhütte
Dampfsäge, Hobel- und Spaltwerk, Kistenfabrik
Staatliche Eisenindustrie in der Oberpfalz Amberg-Weiherhammer-Bodenwöhr
Prinz Rupprecht-Quelle vormals Silvana-Sprudel in Groschlattengrün
Bayerische Granitaktiengesellschaft in Regensburg
Tonwerk Prüfening und Braunkohlengrube Friedrichzeche
Städtisches Lagerhaus Regensburg am Luitpoldhafen
Die Kalkindustrie der Walhallastraße
Kalblederfabrik Furth i. Wald
Bayerische Braunkohle-Industrie
Die Malteserbrauerei in Amberg
Terranova-Industrie C. A. Kapferer & Co. in Freihung.
Königlich Bayerische Hofglasmalerei Georg Schneider in Regensburg
Das neue Gaswerk der Stadt Regensburg
Die Stadt Weiden
Naabwerke für Licht- und Kraftversorgung
Kalksandsteinfabrik Roding G.m.b.H.
Königl. Schwellenwerk in Schwandorf
Bayerische Maschinenfabrik Regensburg
Metallhammerwerk u. Bronzefarbenfabrik in Rothenbruck Opf. Aluminiumbronzefabrik in Rauhenstein Opf.
Die Entwicklung des Fahrrades
Tonwerk Blomenhof, G.m.b.H., Neumarkt i. Opf.
Die Flügel- und Piano-Fabrik von Georg Weidig in Regensburg
Eisen- und Metallgießerei, Maschinenfabrik und Kesselschmiede
Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau A.G. Werft in Regensburg
Die Anlagen der Benzinwerke Regensburg
Portland – Cementwerk Burglengenfeld
Bürgerbräu Weiden
Aktiengesellschaft Porzellanfabrik Weiden
Holzhandlung, Werke für Holzimprägnierung und Kyanisierung
Porzellanfabrik Tirschenreuth
Stanz- und Emaillierwerke in Amberg
Bayerische Schlauchfabrik, mechanische Hanf- und Drahtseilerei
Die Wasserversorgung der Stadt Regensburg
Vereinigte Bayerische Spiegel- und Tafelglaswerke
Cahücitwerke Nürnberg. Fabrik in Neumarkt Oberpfalz.
Bayerische Überlandcentrale A.G. Haidhof
Portland-Cementwerk Berching A.G. in Berching
Die Spulen-Fabrik Max Borger in Cham
Teerprodukten-, Dachpappen- und Isoliermaterialienfabrik
Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte in Rosenberg (Oberpfalz)
Die industriellen Betriebe in Friedenfels
Dampfsäge- und Hobelwerke, Kistenfabrik (Bayer. Wald)
Möbelfabrik von A. Schoyerer in Cham – K. Bayer. Hoflieferant.
Hartpapierwarenfabrik in Dietfurt
Eichhofen, industrielle und landwirtschaftliche Besitzung des Herrn Wilh. Neuffer
Weck & Sohn : Bau- und Möbelschreineret Dampfsägewerk, Holzhandlung und Kistenfabrik
Porzellanfabrik und Malerei
Dampfsäge- und Hobelwerk, Holzwollefabrik
Krystallglasfabrik F. X. Nachtmann in Neustadt Waldnaab
Die Fabrikbetriebe der Firma Carl Zinn in Neumarkt i. Oberpfalz
Bayerischer Lloyd
Erste kaiserlich königlich privilegierte Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (Agentie Regensburg)
Mineralölwerke Bayern G.m.b.H in Regensburg
Christof Ruthof, Schiffswerft Regensburg
Königlich Ungarische Fluß- u. Seeschiffahrts Aktien – Gesellschaft
Ölwerke J. Leis & J. Ruckdeschel G.m.b.H., Regensburg
Die Werke von Steinfels
Porzellanfabrik Johann Seitmann in Vohenstrauß