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Die Holundermutter, die Eschenfrau und ihre Sippe.

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aus dem Kunstmuseum Hamburg

Trogill Arnkiel, ein geborner Nordschleswiger und Pastor zu Apenrade erzählt 1703, daß in seiner Jugendzeit (wie er öfters gehört und gesehen) niemand es wagte, frischweg einen Elhornbaum (Holunder) zu unterhauen, sondern wo sie denselben unterhauen (d. i. die Aeste stutzen) mußten, so pflegten sie vorher mit gebeugten Knien, entblößtem Haupte und gefalteten Händen dies Gebet zu tun:

„Frau Elhorn gib mir was von deinem Holtze, denn will ich dir von meinem auch was geben, wenn es wächst im Walde.“

Die Wahrheit dieser Erzählung erhärtet eine Aufzeichnung aus Dänemark v. J. 1722:

„Paganismo ortum debet superstitio, sambueum non esse excindendum, nisi prius rogata permissione his verbis: mater sambuci, mater sambuci permitte mihi tnam caedere silvam.“

Der dänische Name des angerufenen Wesens lautet Hyldemoer, es wird auch sonst erwähnt, daß man dreimal hinter einander eine der Arnkielschen fast wörtlich entsprechende Formel anssprechen müsse, ehe man etwas vom Holunderbaum breche. In Schonen spricht man ebenso von der Hyllefroa (Holunderfrau), in Ljunitshärad ebendaselbst von der Askafroa (Eschenfrau). Am Aschermittwochsmorgen [askons dags morgon, diese Zeit ist nur wegen des zufälligen Gleichklangs mit ask Esche gewählt] opferten die Alten der Askafroa, indem sie vor Sonnenaufgang (denn dann sind die Geister rege) Wasser über die Wurzeln des Baumes ausgossen mit den Worten: nu offrar jag, sá gör du oss ingen skada. Nun opfere ich, tue, uns keinen Schaden! Wer einen Holunderbamn beschädigte oder verunreinigte, bekam eine Krankbeit, Hylleskál genannt, dagegen bötete man, indem man Milch über die Wurzeln des Baumes ausgoß, d. h. durch ehrerbietige Speisung des im Baume verkörperten Nuunens den begangenen Fehler wieder gut machte. Den Dänen ist auch eine Ellefra (Ellerfrau) bekannt, die im Erlenbaum (elle) lebt. In der Smáländischen Landschaft Värend heißt das der Holunderfrau und Eschenfrau entsprechende Wesen in gewissen Laubbäumen Löfvika. In der Mehrzahl dieser Beispiele erscheint der mit religiöser Scheu geehrte Dämon auch als der mit Denkkraft und Sinnen ausgerüstete Baum selbst; nicht anders verschieden steht der Baumgeist dem Holze gegenüber, als der menschliche Geist dem menschlichen Körper. Auch da noch bilden Baum und Baumgeist eine geschlossene Einheit, wo von dem Holunderbaum auf einem dänischen Pachthofe erzählt wird, der oft in der Dämmerung spazieren gehe und durch das Fenster gucke, wenn die Kinder allein im Zimmer sind. Diese Erzählung ist der einfache Widerschein der tiefen Furcht, welchen abergläubig erzogene Kinder vor jenem Baume als einem gespenstigen Wesen hegten.


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