Autor Karlfried
Man muß nicht unbedingt mit der Tür ins Haus fallen.
Dieser Tage war ich auf Behördengängen, es waren sehr freundliche Begegnungen. Es ergibt sich die Möglichkeit zu einem kleinen Gespräch. Wir kommen beide schnell darauf, daß wir beide Normale sind, die ihre Arbeit machen, sie als Verwaltungsbeamtin und ich als Bauer und daß das auch gut und normal ist. Dann deute ich noch an, daß es leider gewisse Dinge in Deutschland gibt, bei denen ich gewisse Bedenken habe (“Gehen sie mal über die Zeil, dann wissen Sie was ich meine.”) [Die Zeil ist Frankfurts Haupteinkaufsstraße]. Die Antwort lautet immer: “Das weiß ich auch”. Wenn dabei aber Resignation mitschwingt: “Darüber denkt man besser gar nicht weiter nach” im Sinne von “Da kann man wohl nichts daran ändern”, dann antworte ich: “Was das angeht, da brauchen Sie auch sich keine unnötigen Sorgen machen, das kommt alles wieder ins Lot. Das braucht noch etwas Zeit, aber das wird wieder.”
Danach Gesprächsabbruch, was das angeht und wieder Umschwenken auf den Grund meines Besuchs. Man merkt richtig, wie sich die Leute freuen, daß ihre Arbeit gewürdigt wird, daß sie sich freuen, daß ein normaler, freundlicher Besucher da ist, und sie freuen sich auch, daß jemand vollkommen überzeugt davon ist, daß wir als Volk eine gute Zukunft haben. Bei all dem sind die Worte nur der eine Teil, die gute Stimmung, die Freude von meiner Seite, daß wir einen guten Staat und gute Beamte haben, diese Freude ist echt und die überträgt sich.
Man muß auch bedenken: mehr als das kann man überhaupt nicht erreichen. Der ganze Besuch im Behördenraum dauert ja nur einige wenige Minuten. Aber durch die gemeinsame Arbeit an den Akten kann halt so ein Nebenbeigespräch geführt werden. Das jeden Tag millionenfach gemacht, stärkt den Zusammenhalt und somit auch die Lebensfähigkeit unseres Volkes. – – – Die Rückwirkung auf mich selbst ist die, daß ich selbst auch gute Stimmung davon bekomme und mit dieser guten Stimmung dann auch schwierigere Dinge mit Schwung anpacken kann.
Ein anderes Beispiel: Ein junger Mann, der sich als Lehrling bewirbt, hat mir von einem Bewerbungsgespräch erzählt, daß der Meister ihn beiseitegenommen hat und ihm gesagt hat: “Wir müssen zusammenhalten”. Das ist genau dasselbe wie in der obigen Geschichte: “Wir” und “die”, und jeder weiß, was gemeint ist. Der junge Mann bekommt vom Meister den Rücken gestärkt. Das Volk weiß sehr wohl, was für uns auf dem Spiel steht, und sehr viel Hilfreiches wird im Kleinen erledigt, so nebenbei.