Karlfried
Es macht Freude, das Gute zu tun.
Gestern waren wir auf dem Mittelalterfest in Biebesheim in Südhessen. Ich selbst komme aus dem Gebiet nördlich der Mainlinie, und dort ist alles viel dünner besiedelt und viel kleiner als in Südhessen. Biebesheim ist ein kleiner Ort mit einem riesengroßen Industriegebiet. Das Mittelalterfest war auch gut zehnmal so groß wie das letzte Woche in Bruchenbrücken. — Ich habe gemütlich auf einer Ausschank-Bank gesessen und die Familie ist umhergeschlendert. In meiner Nähe war ein Stehtisch, drei Elternpaare Anfang zwanzig, dazu sechs Kinder von 3 Monaten bis 3 Jahren. Die Eltern waren alle schwarz gekleidet, teils sehr stark tätowiert. Die Kinder waren allerliebst. Ein Idyll. Als ich mir ein Bier geholt habe, hat sich ein Elternpaar von der Gruppe gelöst und ist weggegangen, es hat meinen Weg gekreuzt. Ich habe im Vorbeigehen dem Vater zehn Euro zugesteckt mit der Bemerkung ” Für die Kinder mal ein Eis”. Der Vater wußte nicht so recht, aber die Mutter hatte das ja gesehen, sie war sehr erfreut und sagte zu den Kindern: “Wie sagt man?” Die Kinder: “Danke”. Ich (im Umdrehen und Weggehen): “Man freut sich ja mit.” — Das war das kleine Erlebnis. Ich glaube, daß sich die Eltern, besonders die Mutter, richtig gefreut haben, daß jemand sie (und ihre Kinder) so wertschätzt. — Es ist nur eine kleine Geste, aber so etwas geschieht tausendfach in unserem Volk, jeden Tag. Ein freundlicher Blick, ein freundliches Wort, eine kleine Hilfe: Das stärkt den Zusammenhalt, das hilft bei unserem gemeinsamen Überleben. Und die tödliche Bedrohung von außen hilft dazu mit, daß wir aus uns herausgehen, daß wir die Gelegenheit suchen und wahrnehmen, etwas Gutes zu tun. Wir wachsen an unseren Aufgaben.