Der Vertrag von Versailles ist auf einer Lüge aufgebaut, auf der Lüge von Deutschlands alleiniger Schuld am Weltkriege.
„.. dass die Verbandsmächte gleichfalls den Wunsch haben, an Stelle des Krieges, in den sie verwickelt sind und der in der Kriegserklärung Oesterreich-Ungams an Serbien, in den Kriegserklärungen Deutschlands an Russland und Frankreich sowie in dem Einfall in Belgien seinen Ursprung hat, einen festen, gerechten und dauerhaften Frieden treten zu lassen.“
Dieses verlogene Schuldbekenntnis ist dem vorher wehrlos gemachten Deutschland abgerungen worden; die Alliierten setzten dem gefesselten, geknebelten, ohnmächtigen Deutschland das Schwert auf’s Herz — es ging um die Ehre oder das Leben. Deutschlands Volksvertreter in Weimar wählten das Leben, weil nur der Lebende zu seinem Recht und wieder zu Ehren kommen kann.
Mit dem gewaltsam abgezwungenen Schuldbekenntnis legten die Alliierten die Kriegsschuld fest, der Friedensvertrag ruht auf dieser Vergewaltigung und Lüge: er ist das Strafurteil für den Schuldigen. Und wie die Schuld eine Lüge, so ist das Urteil eine Lüge … sie versprachen einen festen, gerechten und dauerhaften Frieden und gaben der Welt — den Vertrag von Versailles.
Das Verbrechen drängt zum Lichte, die Lüge von Deutschlands Schuld am Weltkriege lässt sich auf die Dauer nicht aufrecht halten — jeder Tag bringt Gegenbeweise, die dem Schwertvertrag von Versailles den Boden entziehen, auf dem er steht.
Im Frühjahr 1912 schrieb der damalige Präsident Poincaré an den französischen Botschafter Cambon in Berlin:
„Die deutsche Regierung scheint mit unermüdlicher Hartnäckigkeit eine Annäherung an Frankreich zu verfolgen, welche nur durch die Rückgabe von Elsass-Lothringen möglich werden würde. Wenn wir auf solche Annäherungsvorschläge eingingen, würden wir uns mit England und Russland Überwerfen. Wir würden alle guten Ergebnisse der Politik einbüssen, die Frankreich seit langen Jahren verfolgt hat.“
Im Jahre 1913 sprach der russische Minister Sasonow die zynischen Worte:
„Die Friedensliebe des Deutschen Kaisers bürgt uns dafür, dass wir den Zeitpunkt des Krieges selbst zu bestimmen haben werden. “
Im Jahre 1914 sagte der britische Minister Grey zu dem Panslawistenführer Brantschaminow:
„England wird an dem grossen Kriege teilnehmen, der in ein paar Monaten ausbrechen wird. Für England bedeutet der Krieg einen erwünschten Ausweg aus den inneren Schwierigkeiten.“
Im April 1914 äusserte Clemenceau dem italienischen Handels-Attacheé Sabini gegenüber:
„In drei Monaten werden wir Krieg haben. Wird Italien mit uns sein?“
In den ersten Kriegsmonaten bekannte ein russischer Diplomat dem Norweger Peter Nansen:
„Hier unter vier Augen kann ich Ihnen sagen: Wir konnten die deutsche Konkurrenz nicht länger aushalten wir mussten versuchen, Deutschland nieder zuschlagen. Nicht zum wenigsten war die deutsche Ueberlegenheit an Fleiss, Tüchtigkeit und Genügsamkeit allmählich unerträglich geworden. Aber etwas Aehnliches galt für alle Länder. Und jetzt, wo die einzig dastehende — auf die Dauer unerträgliche — Möglichkeit vorlag, dass England sich den französisch – russischen Bündnisse angeschlossen hatte, jetzt musste der Versuch gemacht werden, bevor die Liebe zwischen den drei Grossmächten wieder erkaltete.“
Aber Deutschland musste in seiner Not und Ohnmacht in Versailles sich zu der Schuld am Kriege bekennen. Mit einer grossen und grotesken Lüge wurde die Welt betrogen und genarrt—aber die Geschichte und die kommenden Geschlechter lassen sich nicht narren und nicht belügen.
Die Strafe treffe, wer der Schuld überführt ist!
Von Versailles bis Haag
Der sogenannte Friedensvertrag von Versailles ist weder Friedensinstrument, noch Vertrag — er ist das Flickwerk übereifriger Fanatiker und unfähiger Dilettanten. Eintausendundsiebenunddreissig bevollmächtigte Vertreter der siebenundzwanzig am Weltkrieg beteiligten Völker hatten sich zu der Friedenskonferenz in Versailles eingefunden…..nicht sie haben den Vertrag beraten und ausgearbeitet, sondern die ,,grossen Drei“ : Lloyd George, Clemenceau und Wilson, denen sich gelegentlich Orlando und der Japaner Saionji zugesellte. Die „grossen Drei“ und die bevorzugten Zwei haben in zahllosen Sitzungen geredet, geschachert, intrigiert, gedroht, gelogen, betrogen und schliesslich, als die Völker ungeduldig wurden und nach endlosen Worten eine Tat verlangten, kurzer Hand beschlossen. .. .über die Köpfe der anderen eintausendzweiunddreissig Delegaten hinweg, die während der monatelangen Konferenz überhaupt nur zu sieben formellen Sitzungen zusammengetreten waren. Nach nutzlos vergeudeten Monaten der Verzögerung wurde der Schluss mit schädlicher Eile herbeigeführt.
Die Schäden des Vertrages, seine Mängel und Fehler wurden am Tage seiner Bekanntgabe erkannt und blosgestellt. Die Unhaltbarkeit des Vertrages wurde von den Beteiligten damit zugegeben, dass schon kurze Zeit nach Inkrafttreten des Dekrets das Verlangen nach neuen Konferenzen laut wurde. Seitdem sind diese Konferenzen beinahe zu einer stehenden Einrichtung geworden, ohne dass die Welt jedoch dem wahren Frieden wesentlich näher gekommen wäre. Weil soweit noch keine der Konferenzen die Kraft und den Mut besass, das Messer an das Krebsgeschwür zu legen: so lange dieses Uebel ungestört am Körper der Menschheit weiterwuchern darf, kann sie nicht gesunden. Und dieses Uebel ist jener Versailler Vertrag. Der muss mit fester Hand und energischem Schnitt beseitigt werden.
Die erste Konferenz nach Versailles erfolgte in London im Februar 1920 — und gelegentlich dieser ersten Konferenz erkannte man schon den Zwiespalt im Lager der Alliierten. Der Krieg, der auf dem Schlachtfeld angeblich gegen die deutschen Weltherrschaftsgelüste geführt wurde, wurde nun am grünen Tisch fortgesetzt: England und Frankreich kämpfen dort um die Weltmacht.
Es folgte im April die Konferenz in San Remo, es folgten die Konferenzen in Hythe (Mai), in Boulogne (Juni), in Brüssel (Juli), in Spa (Juli), in Luzern (August), in Aix-les-Bains (September), in Brüssel (Oktober), in Brüssel (November), in London (Dezember). Kein Monat ohne Konferenz…..und keine Konferenz ohne Enttäuschung. Statt die despotischen Verfügungen des Versailler Vertrages vernünftig zu mildern, verschärfte man sie und missbrauchte die tyrannische Macht zu neuen Gewaltmassregeln gegen Deutschland — trotzdem die Welt fühlte, trotzdem die klardenkenden Staatsmänner aller Länder einsahen, dass Deutschlands Knebelung und Knechtung gleichbedeutend war und ist mit Knebelung und Lähmung des gesamten Welthandels.
Man hoffte nach den Enttäuschungen des Jahres 1920 auf das neue Jahr — und es ist in 1921 nicht anders geworden; weitere Konferenzen: Paris (Januar), London (März), Paris (August), Genf (Oktober), London (Dezember). Ein schwacher Lichtblick: zu den Märzberatungen in London waren zum ersten Male deutsche Delegaten eingeladen worden— sie sprachen, sie wurden gehört… .und die Londoner Konferenz zeitigte das Ultimatum betr. Kriegsentschädigungen, das Deutschlands Lasten erschwerte, nicht erleichterte. Ein erster Schritt in der rechten Richtung: die Wiesbadener Konferenzen (Juni und August) zwischen Loucheur und Rathenau—Verhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland über Englands Kopf hinweg…..womit Deutschland sich in England zu den alten neue Feinde und in Frankreich keine Freunde erwarb.
Trotzdem war Wiesbaden die erste Station auf dem Wege, der zu einem dauernden Frieden führen kann.
Nun schreiben wir 1922 und schrieben in den umfangreichen Konferenzenkalender die Namen Cannes (Januar) und Genua (April)— fügen ihm nun noch Haag hinzu… .und sind nicht weiter als zuvor. Werden auch nicht weiter kommen bis nicht alle Völker mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten und dem gleichen Bestreben, dem Streben nach einem ehrlichen, wahren, währenden Frieden am Konferenztisch vereinigt sitzen. Wir werden nicht weiter kommen solange die Völker auf beiden Seiten den Hass nähren, statt ihn zu bekämpfen; so lange die Völker auf beiden Seiten siel anmassen den Schwächeren zu bevormun den, statt ihm sein Selbstbestimmungs recht zu sichern und dieses Recht durch grosszügige Unterstützung zu stärken solange die Völker auf beiden Seiten nicht einsehen, dass an Stelle der Macht künftighin das Recht die Welt regieren muss.
Der Sozialökonom Charles Gide tätigte kürzlich den Ausspruch: „Die Welt befindet sich in einem verhexten, in einer höllischen Kreis, der sich schliesst wie eine Hasenschlinge, je mehr man sich anstrengt, daraus zu entweichen.“ Kein besseres Bild ist noch gefunden worden für die Lage der Völker und der Welt in unseren Tagen. Bleiben wir im Bilde diese Hasenschlinge kann nur von den gelockert und gelöst werden, der sie gelegt hat — von den grossen Drei: Amerika, England und Frankreich.
Siehe auch:Das Baltikum
Das Balten-Gebet
Baltikum-Die ersten Freikorps
Litauen war ehemals mächtige europäische Großmacht
Baltikum-11. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Das Baltikum wird zerstückelt
Das Ende Alt-Livlands
Rußlands Dauerprobleme mit seinen Ostseeprovinzen
Der Untergang des Deutschen Ritterordens
Und immer wieder russische Grausamkeiten
Das Baltikum zwischen Bolschewisten und Zaristen
Der Erste Weltkrieg im Baltikum
Deutsche Truppen im Baltikum-Abwehrkämpfe gegen die Roten
Baltikum-Die Landeswehr
Das Baltenregiment
Das Baltikum und seine wechselnden Staatsformen
Baltikum-Das Ende der deutschen Dominanz