Nach langer Zeit hab ich mich mal wieder vor den Fernseher gelegt und war sehr positiv
überrascht (bin wegen eines Arbeitsunfalls Zuhause). Auf 3Sat gab es erstaunlich gute Sendungen -aus denen man klar sehen konnte, was falsch läuft in unserem Land.
Da wurde ein Professor vorgestellt, der sagte, dass der Kapitalismus krank mache. Und nächsten Freiheit gibt´s eine Sendung über die Schere zwischen Arm und Reich. Das ist schonmal im Mainstream angekommen.
Dann kam eine Sendung über das Verkehrschaos in Deutschland auf Straße und Schiene (betrifft mich auch). Es wurden sehr kreative Konzepte anderer Länder vorgestellt: Dänemark, Schweiz, Frankreich. Am meisten erstaunte mich Holland: Man hat die Knotenpunkte festgestellt, die zu den Staus führten und stellte dort Kameras auf. Nachdem man die Fahrer ermittelt hatte, schickte man ihnen ein Angebot: Wer später in die Arbeit fährt, bekam 7€/Tag. Der Unternehmer, der das Projekt organisierte, senkte nach und nach den Betrag bis auf 50 Cent („Mit Geld kann man die Menschen immer motivieren“). Die Staus waren bald Geschichte, und man stellte fest, dass 5% weniger Verkehrsteilnehmer in der Stoßzeit genügte, um dieses Ziel zu erreichen. Man komme mir jetzt nicht mit „Datenschutz“; wer einem feindlichen Geheimdienst erlaubt, alle Bundesbürger auszuschnüffeln, der hat auch das Recht, für einen guten Zweck eine kleine Ausnahmeregel für lokale Verkehrsämter zu schaffen.
Warum klappt in Deutschland nichts? Na klar, das liegt zum Teil an den Autokonzernen.
Aber wichtiger noch: Deutsche Politik und Verwaltungen sind verkrustet und lahm. Da gibt es keine Kreativität, keine Freude. Oben genannte Projekte machen Freude, erlauben die Entfaltung des Potentials und der Kreativität. Darum geht es, nicht um das reibungslose Funktionieren der Megamaschine. Der Weg ist das Ziel. In Deutschland (siehe auch mein Arbeitsumfeld) wird Kreativität unterbunden. Es sieht für mich so aus, als trauten sich die Deutschen nicht, kreativ zu sein weil es verpönt ist, aus dem Mittelmaß herauszugehen. Ursache: Neid. Ich halte das für die Ursache dafür, dass in Deutschland kaum mehr was geht. Aber vielleicht liege ich falsch?
Die erste Sendung, die ich sah, zeigte junge Mosel-Winzer, die auf Bio umgestellt haben.
Diese jungen Leute treffen sich und tauschen Erfahrungen aus und unterstützen einander. Das ist neu, denn früher hütete jeder Winzer eifersüchtig seine Geheimnisse. Konkurrenzkämpfe gibt es nicht, und die Leute machen einen sehr fohen und friedlichen Eindruck. Warum geht das nicht in der Politik, nicht in den Verwaltungen, in den Konzernen, an den Unis…? Was ist los in Deutschland?
Danke an 3Sat für die Überraschungen.