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Ein Besuch in Bombay

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aus dem Kunstmuseum Hamburg

Abendland und Morgenland, kulturell vereint, so zeigt sich Bombay dem Reisenden, der hier Asiens Boden betritt. Eine Riesenstadt der Industrie, des Gewerbefleisses, der Intelligenz, des Handels, ist es weniger eine Sehenswürdigkeit für den Globetrotter, der nur nach alten Denkmälern, Wunderwerken jagt, als eine Quelle für die Erkenntnis, was Abend- und Morgenland, im wechselseitigen Verkehr zu leisten vermögen, welchen Einfluss das Abendland aber auch auf den konservativen, durch tausend Kastenvorschriften verpflichteten und gebundenen Hindu und Mohammedaner auszuüben vermochte.

Bombay ist mit über 800 000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Vorder- und Hinterindiens. Obgleich nicht ohne grössere Erhebungen, macht die Gegend von Bombay, von der See aus, doch nur den Eindruck eines flachen Küstenlandes, da die Höhen fast immer im Dunste verschwinden. Der Anblick von der Sec aus ist deshalb nicht besonders überwältigend.

Unähnlich den meisten Seehäfen, liegt Bombay nicht an einem Fluss, sondern auf einer Insel bezw. einer ganzen Reihe von Inseln, welche künstlich miteinander und dem Festlande verbunden sind. Die Bay von Bombay bildet einen der besten Häfen der Welt. Die vorzüglich ausgebauten Prince’s Dock und Victoria Dock im Majagam-Viertel, mit den zahllosen Magazinen, Ladekränen, Werkstätten und einem grossen Trockendock, nehmen das Gros der Handels- und Passagierdampfer auf. Hier staut sich alles zusammen, was die reiche Provinz Bombay, Rajputana, der Penschab und ein Teil der Zentralprovinzen dem Weltmarkt zuführen, oder von ihm empfangen.

Betreten wir als Reisende am Appolo Bunder das Land, so sind wir im „Fort“, dem Europäer-Viertel. Da finden wir eine Reihe imposanter grossstädtischer Bauwerke, so den höchsten Gerichtshof, die Town Hall, die Post, Universität, den Royal-Jacht-Club,Byculla-Club und schliesslich den Victoria-Terminus-Bahnhof, letzterer vielleicht der grösste und schönste der Welt. Den Abschluss gegen die Eingeborenenstadt macht die sogenannte Esplanade. Südlich vom Fort zieht sich langgestreckt die Halbinsel Colaba mit ihren Baumwollspinnereien, Webereien usw., ein Bild rührigen Gewerbefleisses, hin. Bombay ist bekanntlich der Hauptbaumwollmarkt Indiens. Nicht geringer als der Markt, ist aber die Baumwollindustrie, die mit ihren billigen Erzeugnissen die Länder des Indischen Ozeans, Ostafrikas, Arabiens, den persischen Golf, Vorder- und Hinterindien, die Sundainseln und den ganzen Osten, Japan und China, versorgt und der europäischen und amerikanischen Baumwollindustrie eine grosse und erfolgreiche Konkurrenz macht. Die Besitzer dieser Unternehmungen sind Hindus, Mohammedaner, Parsis und eingewanderte Juden. Die Riesenbetriebe, die sehr sehenswert sind, aber dem Europäer ungern gezeigt werden, beschäftigen Tausende von Arbeitern, darunter viele Kinder. Der Eindruck ist ungleich viel freundlicher wie in Europa in ähnlichen Betrieben, die halbnackten, glänzenden, braunen Gestalten sehen viel weniger abgearbeitet und abgehetzt aus. Entsprechend der Bedürfnislosigkeit der Bevölkerung sind die Löhne natürlich sehr gering. Die Bevölkerung Bombays zählt etwa 10000 Europäer und 50 000 Parsis, der Rest verteilt sich aut Hindus (Brahmaisten) Mohammedaner, Asiaten aller Stämme und Mischlinge Goanesen. Eurasier und andere Mischlinge. Obgleich von den Portugiesen schon 1669 an England abgetreten, hat sich der portugiesische Einschlag bis heute in einer auffallenden Weise erhalten. Die Eurasier sind jene unglücklichen Mischlinge aus europäisch-indischen Verbindungen, welche von den Europäern nicht anerkannt, von den Indern missachtet, ein trauriges Dasein in diesem konservativen Lande führen, wo nur die Kaste und sei es die niedrigste, dem Menschen Würde verleiht. Da Frauen der höheren Stände und Kasten der Strasse fernbleiben, so bekommt man nur Angehörige der untersten Volksschichten zu sehen. Ueber die Hindureligion und ihr Kastenwesen sei hier nur gesagt, dass die Neuzeit und die Berührung mit Europäern in vieles Bresche geschlagen hat. Schon sind Witwenheiraten und Auslandsreisen kein Grund mehr zum Verlust der Kaste und Hindus, für welche die Verletzung des lebenden Körpers ein schweres Verbrechen bedeutete, studieren heute an der Universität Medizin und arbeiten im Operationssaal. Freilich leben die Kasten nebeneinander und scheuen selbst die Benutzung einer Trambahn, die sie in Berührung mit niederen Kasten bringt, nicht mehr so ängstlich. Weitaus das interessanteste Element sind die Parsis, die Nachkommen der Ureinwohner Persiens. Im 10. Jahrhundert aus ihrer Heimat vertrieben, fanden sie in Bombay Stadt und Provinz gastliche Aufnahme, ja selbst Duldungen ihrer Religionsübungcn, Sitten und Gebräuche. Sie nahmen als Umgangsmundart die Landessprache, das Gujerati, an und bequemten sich lediglich zu einer unterscheidenden Kopfbedeckung, halb Ofenrohr und Turban. Im übrigen lehnen sich die Parsis sehr an die Europäer an, alle sprechen englisch und viele haben akademische Bildung und sind in gelehrten Berufen tätig. Ihre Frauen sind in der Jugend meist sehr schön, sie gehen gänzlich un-verschleiert und tragen eine der indischen ähnliche Tracht. Manche von den Parsis sind geadelt worden und Bombay verdankt ihnen zahlreiche Stiftungen. Aber alle enden einmal, ob reich, ob arm, ob hoch, ob niedrig, in den sogenannten Türmen des Schweigens, denn ihre Religion verbietet innen, die Toten zu verbrennen oder zu beerdigen. Sie werden den Geiern zum Frasse überlassen. Jeder dieser Türme hat Raum für je 72 männliche, weibliche und Kinderleichen, welche getrennt, auf eisernen Rosten, in Etagen übereinander niedergelegt werden. Das Geschäft der Geier vollzieht sich sehr rasch, ebenso die Zer-mürbung der Knochen.

Nicht weit von den Türmen liegen die Hindu-Heiligtümer von Walkeschwar mit dem heiligen Teich. Der Europäer wird dem heiligen Wasser höchstens einen hohen Grad von Unsauberkeit zubilligen. Fakire, in ihren absonderlichen Stellungen, vorschriftsmässig bemalt und mit Asche und Erde beschmiert, erhöhen in keiner Weise den Reiz brah-maistischer Religionsgebräuche.

Empfehlenswerter ist schon der Besuch eines der Hindutheater in der Eingeborenenstadt. Hier ist auch Gelegenheit geboten, die Tänze der Naikas (das Wort Bajadere ist unbekannt), der indischen Tcmpeltänzcrinnen zu bewundern. Ein Besuch der Felsentempcl auf der Insel Elephanta bildet gewöhnlich den Beschluss der Sehenswürdigkeiten Bombays. Damit beginnt der Reisende die Rundtour durch das Wunderland Indien.

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