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Zeichen des Todes

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aus dem Kunstmuseum Hamburg

Jahrhunderte später ließ noch einmal das Vertrauen auf die alten Rechte die Stedinger Bauern gegen den Bischhof von Bremen käpfen. Wieder gab es einen »Heiligen Krieg«. Hurtige Mönche streiften durch die Gaue und gewährten Ablaß der Sünden für die Beteiligung an dem Zug des Kreuzes gegen die Stedinger. Und wieder siegte das Kreuz, gingen die Besiegten in den Tod und Ausrottung unter.

Zuviel Blut, zuviel Fluch, zuviel Schuld für diese Siege. Wenn Kreuze starrend im Lande stehen, so künden sie vom Sterben. Sie werden zu Zeichen des Todes, darin liegt die Vergeltung des lebendigen Blute, das für den Sieg des Schandmals von Golgatha in Nordlands Erde vergossen wurde.

Und Widukind?

Nach der Schlacht am Kaiserflusse ließ Karl ihn durch Saxen überreden, daß er seinen Widerstand aufgäbe und sich seiner Gnade anvertraue. Darauf erschien Widukind tief in Westfranken, in Attigny, und nahm die Taufe. Karl selbst versah die Patenstelle bei seinem langjährigen Gegner und ehrte ihn durch reiche Geschenke. Nach der Taufe kehrte Widukind in seine ureigenste Heimat zurück. Nachdem er seine Irrtümer aufgegeben hatte, kam er zur Erkenntnis der Wahrheit. Wie er vordem ein wilder Zerstörer der Kirchen war, so ist er dann der allerchristlichste Anbeter Gottes und seiner Heiligtümer geworden.

So berichtet die Geschichtsschreibung im Dienst Roms, doch die Harmonie der Gegner nach dem erbitterten Vernichtungskrieg ist nicht nur verdächtig, sonder psychologisch nachgerechnet eine Fälschung zum höheren Ruhme Jehovas. Die römische Darstellung widerlegt nicht die Vermutung, daß Widukind durch Wortbruch in Karls Gewalt nach Attigny gebracht und zur Taufe gezwungen wurde, denn dazu gehörte nicht der freie Wille Widukinds, sondern nur die Macht Karls, ein Priester und ein Tropfen Wasser. – Sind Kreuz und Kutte für einen verstockten Heiden nicht reiche Geschenke? Der Bericht widerlegt auch nicht die Vermutung, daß Widukind wie der andere Gegner Karls, der Bayernherzog Tassilo, in ein Kloster verbannt wurde, denn was ist die »ureigenste Heimat« in der Auffassung des Christentums jener Zeit?

Widukinds Ausgang ist in Dunkel gehüllt.

Hell aber leuchtet die Wahrheit: »Karl, der von Gott gekrönte große und Friedensbringende Kaiser der Römer« überwand Widukind, den Saxenherzog und machte ihn zum Christen. Dazu wird ihm jedes Mittel recht gewesen sein.

Rom hat beide heilig gesprochen, beide:
Widukind und Karl.

Siehe auch:
Irminsul
Heiliges Licht
Lebendige Gotik
Schändung
Sieg der Ehre
Widukind
Taufe
Zeichen des Todes
Hingabe
Statthalter Jehoschuach
Römischer Kaiser
Offenbarendes Symbol


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