aus dem Kunstmuseum Hamburg
Gebrüder Mehler in Tirschenreuth
Gegründet 1644 – Dampfbetrieb seit 1892
Die Tirschenreuther Tuch- und Zeugfabrikation kann auf eine mehrhundertjülirige Vergangenheit zurückblicken. Laut Chronik des hochw. Herrn Dechant Ludwig Mehler bestand schon irn 16. Jahrhundert in Tirschenreuth eine mächtige, weitberühmte Tuch- und Zeugmacherinnung von 60 bis 70 Mitgliedern, sodaß in jener Zeit Tirschenreuth die gewerbereichste und wohlhabendste Stadt des Stiftlandes war. Fast in jedem Hause klapperten ein oder zwei Webstühle. Für alle übrigen Arbeiten zur Zubereitung der Wolle und Vollendung des Tuches war durch die Innung eine gemeinsame Spinnerei, Wäscherei, Walkerei, Färberei, Appretur und Trocknerei eingerichtet. Sonderbarer Weise waren diese Anstalten an den äußersten Punkten der Stadt zerstreut angelegt. Trotz dieses primitiven Betriebes waren die Tirschenreuther Tuche, die zum größten Teil zur Messe nach München verbracht wurden, so berühmt, daß die Münchener Großtuchhändler und Kaufleute den Warentransporten bis Freising entgegenkamen, um schon hier alles aufzukaufen.
In der Reihe der Tuchmacher findet sich im Jahre 1644 zum ersten Mal ein Vertreter der Familie Mehler, die urkundenmäßig schon vor das 16. Jahrhundert zurückgreift. Nach den Taufmatrikeln hat sich das Tuchgewerbe in dieser Familie ununterbrochen bis auf den heutigen Tag erhalten. Zu besonderer Höhe brachte es in den fünfziger Jahren Joseph Mehler, der nach 25 jähriger Lehr- und Arbeitszeit aus der Fremde in seine Vaterstadt zurückkehrte. Er führte das von seinen Ahnen gegründete Tuch- und Zeugmachergeschäft mit Energie weiter, fertigte wie diese besonders Stoffe und Zeuge für Klöster und Klerus, welche ihm treu blieben, da er sie wie seine Vorfahren streng reell bediente. Anfang der achtziger Jahre konnte er fünf Handwebstühle flott beschäftigen.
Jedoch so blühend und berühmt die Tirschenreuther Tuch-Hausindustrie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war, dem modernen Maschinenbetriebe konnte sie nicht lange mehr standhalten. In den sechziger bis siebziger Jahren waren noch 26 Tuchmacher vertragsgemäß an den Militärlieferungen beteiligt. Aber nach dem Friedensschlüsse von 1871 stockte das Geschäft infolge des mächtigen Aufblühens der norddeutschen Konkurrenz, die durch Einführung von Maschinen und mechanischen Webstühlen viel leistungsfähiger geworden war. In den neunziger Jahren schlief die Innung ein und nur einzelne Tuchmacher führten ihren Betrieb in bescheidenem Umfange fort.
Da übergab im Jahre 1885 Joseph Mehl er das Geschäft seinem ältesten Sohne Ignaz. Dieser hatte während seiner Lehr- und Wanderzeit in Norddeutschland erkannt, daß das heimatliche Gewerbe in der alten Weise unmöglich auf die Dauer mit Erfolg weitergeführt werden könne. Er rüstete zunächst sämtliche Webstühle mit den damaligen Neuerungen aus. Er verbesserte sie insbesondere durch mechanische Regulatoren, um gleichmäßige, fehlerfreiere Ware hersteilen zu können. Die Konkurrenz schritt jedoch eilig voran und es wäre ihm ohne Zweifel dasselbe Los beschieden gewesen wie fast allen seiner Zunft, wenn er sich nicht entschlossen hätte, die verschiedenen bisher getrennten Herstellungsabteilungen in einer Fabrik zu zentralisieren. Sie wurde 1892 erbaut. Am 1. Oktober dieses Jahres trat dann Ludwig Melder, der ebenfalls das Tuchmacherhandwerk erlernt hatte, als Teilhaber in das Geschäft seines Bruders Ignaz ein und so entstand die Firma Gebrüder Mehler, Tuchfabrik Tirschenreuth, in der das altberühmte Tirschenreuther Tuchgewerbe in moderner Ausgestaltung zu neuer Blüte gelangen sollte. Die Fabrik wurde mit Webstühlen englischer, rheinischer und sächsischer Systeme, sowie mit sämtlichen Maschinen ausgestattet, die zur nadelfertigen Herstellung von Stoffen notwendig waren. Durch den persönlichen Einkauf der Wolle auf den Märkten in Budapest, Augsburg und Ulm, sowie der feinen Spezialtuchwolle in Breslau war es möglich, dem Prinzipe der Väter treu bleibend, aus bestem Material nur gute Ware herzustellen. Dadurch erweiterte sich von Jahr zu Jahr der Kundenkreis, sodaß heute nach 22 jährigem Bestehen der Fabrik, deren Erzeugnisse in fast alle Kulturländer der Erde, insbesondere in die Schweiz. Holland, Rumänien, Indien, China, Deutschsüdwest- und Ostafrika, Nordamerika und Brasilien versandt werden.
Auch mit Militäriieferungen wurde die Firma betraut und sie ist seit fast zwei Jahrzehnten ständiger Lieferant der bayerischen Armeeverwaltung. 1896 wurden deren Fabrikate auf der Landesausstellung in Nürnberg mit der silb. Staatsmedaille prämiiert. 1903 schied Herr Ludwig Mehler aus dem Geschäfte aus. Seit dieser Zeit führt Herr Ignaz Mehler als Seniorchef die Fabrik weiter, unterstützt von seinen Söhnen.
An Arbeitsinaschinen sind heute vorhanden: 1 Wollwaschmaschine, 2 Sortiment Krempel. 2Selfaktor, 1 Zwirnmaschine, 1 Kettenscheer-, 1 Leim- und Bäummaschine, 21 Web- und 2 Musterwebstühle, 3 Waschmaschinen, 1 Hammer- und 2 Zylinderwalken, 3 Pressen darunter eine hydraulische, 2 Rauh-, 1 Spann-, Rahm- und Trocken-maschine, komplette Färbereieinrichtung für lose Wollen, Strang-, Stück- und Indigofärberei, ferner 3Lang-, 1 Breit-scheer- und 2 Bürstenmaschinen, sowie Dekatier- und Kochapparate.
Erzeugnisse. Spezialität: Stoffe für katholische Orden, Missionsgesellschaften, Klerus, sowie Militär- und Marinetuche. Außerdem werden verfertigt alle Qualitäten Herren- und Damenstoffe, wie Wollmousseline (Schleier), Merino. Serge. Cheviot, Tuch, Kammgarn, Drape, Croise, Flanell, Loden, Filz und Wolldecken. Daraus geht hervor, daß sich das Unternehmen heute schon würdig der Konkurrenz in der Textilindustrie anreihen kann.
Die Einzelnen Buchabschnitte aus: Die Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild:
Aktien-Papierfabrik Regensburg
Express-Fahrradwerke A.G.Neumarkt in der Oberpfalz
Jesuitenbrauerei Regensburg in Regensburg
Schlüssel-Bleistift-Fabrik J. J. Rehbach in Regensburg
Das Elektrizitätswerk der Stadt Regensburg
Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft Hamburg. Benzinfabrik Regensburg.
Dampfsägewerk Arnschwang
Johann Müller, Perlmutterknopf-Fabrik
Eisengießerei Carolinenhütte
Dampfsäge, Hobel- und Spaltwerk, Kistenfabrik
Staatliche Eisenindustrie in der Oberpfalz Amberg-Weiherhammer-Bodenwöhr
Prinz Rupprecht-Quelle vormals Silvana-Sprudel in Groschlattengrün
Bayerische Granitaktiengesellschaft in Regensburg
Tonwerk Prüfening und Braunkohlengrube Friedrichzeche
Städtisches Lagerhaus Regensburg am Luitpoldhafen
Die Kalkindustrie der Walhallastraße
Kalblederfabrik Furth i. Wald
Bayerische Braunkohle-Industrie
Die Malteserbrauerei in Amberg
Terranova-Industrie C. A. Kapferer & Co. in Freihung.
Königlich Bayerische Hofglasmalerei Georg Schneider in Regensburg
Das neue Gaswerk der Stadt Regensburg
Die Stadt Weiden
Naabwerke für Licht- und Kraftversorgung
Kalksandsteinfabrik Roding G.m.b.H.
Königl. Schwellenwerk in Schwandorf
Bayerische Maschinenfabrik Regensburg
Metallhammerwerk u. Bronzefarbenfabrik in Rothenbruck Opf. Aluminiumbronzefabrik in Rauhenstein Opf.
Die Entwicklung des Fahrrades
Tonwerk Blomenhof, G.m.b.H., Neumarkt i. Opf.
Die Flügel- und Piano-Fabrik von Georg Weidig in Regensburg
Eisen- und Metallgießerei, Maschinenfabrik und Kesselschmiede
Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau A.G. Werft in Regensburg
Die Anlagen der Benzinwerke Regensburg
Portland – Cementwerk Burglengenfeld
Bürgerbräu Weiden
Aktiengesellschaft Porzellanfabrik Weiden
Holzhandlung, Werke für Holzimprägnierung und Kyanisierung
Porzellanfabrik Tirschenreuth
Stanz- und Emaillierwerke in Amberg
Bayerische Schlauchfabrik, mechanische Hanf- und Drahtseilerei
Die Wasserversorgung der Stadt Regensburg
Vereinigte Bayerische Spiegel- und Tafelglaswerke
Cahücitwerke Nürnberg. Fabrik in Neumarkt Oberpfalz.
Bayerische Überlandcentrale A.G. Haidhof
Portland-Cementwerk Berching A.G. in Berching
Die Spulen-Fabrik Max Borger in Cham
Teerprodukten-, Dachpappen- und Isoliermaterialienfabrik
Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte in Rosenberg (Oberpfalz)
Die industriellen Betriebe in Friedenfels
Dampfsäge- und Hobelwerke, Kistenfabrik (Bayer. Wald)
Möbelfabrik von A. Schoyerer in Cham – K. Bayer. Hoflieferant.
Hartpapierwarenfabrik in Dietfurt
Eichhofen, industrielle und landwirtschaftliche Besitzung des Herrn Wilh. Neuffer
Weck & Sohn : Bau- und Möbelschreineret Dampfsägewerk, Holzhandlung und Kistenfabrik
Porzellanfabrik und Malerei
Dampfsäge- und Hobelwerk, Holzwollefabrik
Krystallglasfabrik F. X. Nachtmann in Neustadt Waldnaab
Die Fabrikbetriebe der Firma Carl Zinn in Neumarkt i. Oberpfalz
Bayerischer Lloyd
Erste kaiserlich königlich privilegierte Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (Agentie Regensburg)
Mineralölwerke Bayern G.m.b.H in Regensburg
Christof Ruthof, Schiffswerft Regensburg
Königlich Ungarische Fluß- u. Seeschiffahrts Aktien – Gesellschaft
Ölwerke J. Leis & J. Ruckdeschel G.m.b.H., Regensburg
Die Werke von Steinfels
Porzellanfabrik Johann Seitmann in Vohenstrauß
Weßely & Spaett Tuchfabrik, Waldmünchen
Gareis, Kühnl & Co., Waldsassen – Porzellanfabrik, Porzellanmalerei
Glasfabrik Waldsassen G.m.b.H. in Waldsassen
Porzellanfabrik Waldsassen Bareuther & Co. A.G. in Waldsassen
Holzhandlung, Frankfurt a. Main Dampfsäge- und Hobelwerk Waldthurn – Bretterlager Waldkirchen bei Passau
Tonwarenfabrik Schwandorf Aktiengesellschaft in Schwandorf
Dampfbrennerei, Spiritus- und Likör-Fabrik
Firma Heinrich Lanz in Regensburg
Friedrich Pustet in Regensburg Verlagsbuchhandlung, Buchdruckerei, Buchbinderei
Regensburger Brauhaus
Regensburger Turmuhren-Fabrik
Fabrik künstlicher Blumen und Blätter
Der Luitpoldhafen in Regensburg
Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und Buchbinderei, Zeitungs- und Kalenderverlag mit Buchdruckerei
Chamotte- u. Klinkerfabrik Waldsassen A.G., Waldsassen
Ton-Ofen-Fabrik „ALMA“ in Tirschenreuth
Staatsbahnwerkstätten in Regensburg
Metallwarenfabrik Oberer Wöhrd : Spezialität: Kunstgewerbliche und kirchliche Arbeiten.
Die Firma Granitwerke Karl Schwinger Roßbach – Regensburg
Porzellanfabrik, Weiden
J. B. Prinstner, Beilngries
Bayerische Zuckerfabrik G.m.b.H. Regensburg
Tuchfabrik Tirschenreuth
Königl. Hauptwerkstätte in Weiden
Schnupftabakfabriken Regensburg und Sinzing
Dr. Adolf Pfannenstiel in Regenstauf
Tonwarenfabrik in Sallern
Süddeutsche Donaudampfschiffahrt – Gesellschaft