aus dem Kunstmuseum Hamburg
Die Bayerische Zuckerfabrik in Regensburg, bestehend aus einer Rohzuckerfabrik und Zuckerraffinerie, wurde im Jahre 1899 unter besonderer finanzieller Mitwirkung Seiner Durchlaucht des Fürsten von Thurn und Taxis gegründet und damit ein Industriezweig im rechtsrheinischen Bayern eingeführt, der für die Landwirtschaft von ganz hervorragender Bedeutung ist.
Der Zuckerrübenbau stellt an die Kultur und die Bearbeitung des Bodens hohe Anforderungen, wenn günstige Resultate erzielt werden sollen. Es gehört hierher in erster Linie ein tiefes Pflügen und eine ausreichende Düngung. Ferner ist mehrmaliges Behacken der Rübenpflanzen notwendig, wodurch das Unkraut auf den Äckern vernichtet wird. Dem Boden bleiben daher Nährstoffe erhalten, und durch die tiefere Auflockerung werden den Pflanzen mehr Nährstoffe zur Verfügung gestellt. Die Folge hiervon ist, daß die Früchte, welche nach Zuckerrüben angebaut werden, erheblich höhere Erträge bringen, ja sogar auf das Doppelte der früheren steigen. Nicht zum wenigsten ist es auf den Zuckerrübenbau zurückzuführen, daß in Deutschland die höchsten Fruchterträge pro Hektar erzielt werden.
Des weiteren sind die Abfälle der Zuckerrüben — Blätter und Schnitzel — billige und anerkannt hervorragende Futtermittel, wodurch der Landwirtschaft eine ausreichende Viehhaltung erleichtert wird.
Eine intensive und unermüdliche Arbeit war erforderlich, um besonders die kleineren Landwirte von dem Segen des Zuckerrübenbaues zu überzeugen. Es wurden auf eigenen und Pachtgütern Musterwirtschaften für den Anbau von Zuckerrüben eingerichtet, um den Landwirten die Vorteile dieser Bodenfrucht vor Augen zu führen. Die Gründung einer Dampfpfluggenossenschaft wurde in die Wege geleitet, die nun mit zwei Pflügen in der Regensburger und Straubinger Gegend arbeitet, während ein der Fabrik gehöriger Pflugsatz für das in Schwaben und Oberbayern gewonnene Rübengebiet bestimmt ist.
Langsam aber stetig ist es gelungen, den Zuckerrübenbau immer weiter auszudehnen und insbesondere in den letzten Jahren auf eine ansehnliche Höhe zu bringen. Und doch wären noch viele Böden vorhanden, die für den Rübenbau sich vorzüglich eignen würden. Im Interesse der heimischen Volkswirtschaft wäre es wünschenswert, wenn sich immer mehr Landwirte dem intensiven Zuckerrübenbau widmen und es dadurch ermöglichen würden, den heimischen Zuckerkonsum aus heimischer Produktion selbst zu decken.
Die Entwicklung des Rübenanbaues zeigt folgendes Bild:
Die Bedeutung des Unternehmens für das Wirtschaftsleben der Stadt, der engeren und weiteren Umgebung derselben, beweist in unzweideutiger Weise die Zahl der beschäftigten Beamten und Arbeiter und die gezahlten Gehälter und Löhne.
In den letzten beiden Jahren fanden in der Rohzuckerkampagne, Oktober bis Anfang Januar, fast 900 Personen auskömmlichen Verdienst, und bis zur Beendigung der Raffineriekampagne ca. Mitte Mai blieben noch ca. 600 Arbeiter und Arbeiterinnen eingestellt. Dauernd beschäftigt sind ca. 200 Arbeiter. Da gerade in den Wintermonaten der Hauptbedarf an Arbeitskräften zur Einstellung gelangt, ist das Bestehen der Fabrik für Regensburg und Umgebung hinsichtlich der gegebenen Arbeitsgelegenheit von hervorragender Bedeutung. Gehälter und Löhne wurden in den letzten beiden Jahren rund Mark 610 000.— und Mark 625 000.— gezahlt. Seit Bestehen des Unternehmens kamen über 6 Millionen Mark zur Auszahlung.
Der Verkehr mit der Eisenbahn ist ein ganz enormer und wohl im rechtsrheinischen Bayern einer der umfangreichsten. ln den letzten beiden Jahren sind je fast 20000 Waggons ä 10 t ein- und ausgegangen. An Frachten wurden lediglich für einlaufende Güter, Rüben, Rohzucker, Kohlen. Materialien rund 602 000.— bzw. 616000.— Mark gezahlt.
Die Fabrikanlage wurde seit der Gründung mehrfach ausgebaut und vergrößert und nach einem schweren Schadenfeuer im November 1911 unter Vergrößerung einzelner Stationen mit den modernsten Einrichtungen versehen. Die im Betriebe befindlichen Dampfmaschinen verschiedener Systeme erzeugen 3000 Pferdestärken. Zum Eindampfen und Verkochen der Zuckersäfte sind 16 Verdampf- und Kochapparate vorhanden und zum Ausschleudern der verschiedenen Zuckersorten 46 Zentrifugen. Der Antrieb der einzelnen Stationen erfolgt in der Hauptsache durch elektrische Kraftübertragung. Der hierzu erforderliche elektrische Strom wird in einer eigenen Zentrale mittels einer modernsten Dampfturbine von 1000 PS und einer Dampfmaschine von ca. 500 PS erzeugt. Der notwendige Dampf wird bei einer Gesamtheizfläche von ca. 3500 qm in 12 Dampfkesseln, welche mit Dampfüberhitzern und Economisern, sowie künstlichen Zuganlagen versehen sind, erzeugt.
Die Fabrikräume sind sämtlich geräumig, hell und gut ventiliert, sodaß der Aufenthalt für die Arbeiter in hygienischer Beziehung in jeder Hinsicht einwandfrei ist. Für die Betriebsbeamten und unverheirateten Arbeiter wurde im Jahre 1908 die Kolonie Ostheim in der Nähe der Fabrik erbaut, wo ihnen gesunde und auskömmliche Wohnung nebst Gartenland geboten wird.
Das Verhältnis zwischen der Direktion, Beamten und Arbeitern ist stets ein gutes gewesen und ist es auch wohl teilweise hierauf zurückzuführen, daß immer genügendes Arbeiterangebot vorhanden ist.
Die Rohzuckerfabrik war ursprünglich für eine Verarbeitung von 10000 Zentner Rüben in 24 Stunden eingerichtet. Seit der letzten Kampagne ist die Leistungsfähigkeit auf ein Quantum von 14 000 Zentner Rüben erhöht worden.
Die Fabrikate sind heute erstklassig und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der steigende Absatz im Inlande geht aus der nachfolgenden Zusammenstellung hervor, wobei hinsichtlich der Verbrauchsabgabe zu berücksichtigen ist, daß dieselbe vom Jahre 1903 ab von Mk. 20.— auf Mk. 14.— per 100 kg ermäßigt wurde.
Die Exportverhältnisse liegen recht ungünstig, da nur die Schweiz und die österreichisch-ungarische Monarchie wegen der geographischen Lage in Frage kommen. In letzterem Lande, in welchem selbst eine sehr bedeutende Zuckerindustrie besteht, herrscht ein machtvolles Kartell, welches durch geeignete Preispolitik die Einfuhr fremder Zucker sehr zu erschweren bzw. unmöglich zu machen in der Lage ist. Die Schweiz wird in erster Linie von österreichischen Zuckerfabriken versorgt, da diese infolge der außerordentlich billigen Frachten, zu welchen die österreichischen Bahnen Exportzucker verfrachten, jeder Konkurrenz begegnen können.
Das Unternehmen ist heute im Alleinbesitz Sr. Durchlaucht des Fürsten von Thurn und Taxis und hat begründete Aussicht für eine gedeihliche Weiterentwicklung. Es wird daher auch in Zukunft ein nicht unwesentlicher Faktor zur Hebung der Landwirtschaft im rechtsrheinischen Bayern, sowie für das Erwerbsleben der Stadt Regensburg und Umgebung sein.
Die Einzelnen Buchabschnitte aus: Die Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild:
Aktien-Papierfabrik Regensburg
Express-Fahrradwerke A.G.Neumarkt in der Oberpfalz
Jesuitenbrauerei Regensburg in Regensburg
Schlüssel-Bleistift-Fabrik J. J. Rehbach in Regensburg
Das Elektrizitätswerk der Stadt Regensburg
Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft Hamburg. Benzinfabrik Regensburg.
Dampfsägewerk Arnschwang
Johann Müller, Perlmutterknopf-Fabrik
Eisengießerei Carolinenhütte
Dampfsäge, Hobel- und Spaltwerk, Kistenfabrik
Staatliche Eisenindustrie in der Oberpfalz Amberg-Weiherhammer-Bodenwöhr
Prinz Rupprecht-Quelle vormals Silvana-Sprudel in Groschlattengrün
Bayerische Granitaktiengesellschaft in Regensburg
Tonwerk Prüfening und Braunkohlengrube Friedrichzeche
Städtisches Lagerhaus Regensburg am Luitpoldhafen
Die Kalkindustrie der Walhallastraße
Kalblederfabrik Furth i. Wald
Bayerische Braunkohle-Industrie
Die Malteserbrauerei in Amberg
Terranova-Industrie C. A. Kapferer & Co. in Freihung.
Königlich Bayerische Hofglasmalerei Georg Schneider in Regensburg
Das neue Gaswerk der Stadt Regensburg
Die Stadt Weiden
Naabwerke für Licht- und Kraftversorgung
Kalksandsteinfabrik Roding G.m.b.H.
Königl. Schwellenwerk in Schwandorf
Bayerische Maschinenfabrik Regensburg
Metallhammerwerk u. Bronzefarbenfabrik in Rothenbruck Opf. Aluminiumbronzefabrik in Rauhenstein Opf.
Die Entwicklung des Fahrrades
Tonwerk Blomenhof, G.m.b.H., Neumarkt i. Opf.
Die Flügel- und Piano-Fabrik von Georg Weidig in Regensburg
Eisen- und Metallgießerei, Maschinenfabrik und Kesselschmiede
Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau A.G. Werft in Regensburg
Die Anlagen der Benzinwerke Regensburg
Portland – Cementwerk Burglengenfeld
Bürgerbräu Weiden
Aktiengesellschaft Porzellanfabrik Weiden
Holzhandlung, Werke für Holzimprägnierung und Kyanisierung
Porzellanfabrik Tirschenreuth
Stanz- und Emaillierwerke in Amberg
Bayerische Schlauchfabrik, mechanische Hanf- und Drahtseilerei
Die Wasserversorgung der Stadt Regensburg
Vereinigte Bayerische Spiegel- und Tafelglaswerke
Cahücitwerke Nürnberg. Fabrik in Neumarkt Oberpfalz.
Bayerische Überlandcentrale A.G. Haidhof
Portland-Cementwerk Berching A.G. in Berching
Die Spulen-Fabrik Max Borger in Cham
Teerprodukten-, Dachpappen- und Isoliermaterialienfabrik
Eisenwerkgesellschaft Maximilianshütte in Rosenberg (Oberpfalz)
Die industriellen Betriebe in Friedenfels
Dampfsäge- und Hobelwerke, Kistenfabrik (Bayer. Wald)
Möbelfabrik von A. Schoyerer in Cham – K. Bayer. Hoflieferant.
Hartpapierwarenfabrik in Dietfurt
Eichhofen, industrielle und landwirtschaftliche Besitzung des Herrn Wilh. Neuffer
Weck & Sohn : Bau- und Möbelschreineret Dampfsägewerk, Holzhandlung und Kistenfabrik
Porzellanfabrik und Malerei
Dampfsäge- und Hobelwerk, Holzwollefabrik
Krystallglasfabrik F. X. Nachtmann in Neustadt Waldnaab
Die Fabrikbetriebe der Firma Carl Zinn in Neumarkt i. Oberpfalz
Bayerischer Lloyd
Erste kaiserlich königlich privilegierte Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (Agentie Regensburg)
Mineralölwerke Bayern G.m.b.H in Regensburg
Christof Ruthof, Schiffswerft Regensburg
Königlich Ungarische Fluß- u. Seeschiffahrts Aktien – Gesellschaft
Ölwerke J. Leis & J. Ruckdeschel G.m.b.H., Regensburg
Die Werke von Steinfels
Porzellanfabrik Johann Seitmann in Vohenstrauß
Weßely & Spaett Tuchfabrik, Waldmünchen
Gareis, Kühnl & Co., Waldsassen – Porzellanfabrik, Porzellanmalerei
Glasfabrik Waldsassen G.m.b.H. in Waldsassen
Porzellanfabrik Waldsassen Bareuther & Co. A.G. in Waldsassen
Holzhandlung, Frankfurt a. Main Dampfsäge- und Hobelwerk Waldthurn – Bretterlager Waldkirchen bei Passau
Tonwarenfabrik Schwandorf Aktiengesellschaft in Schwandorf
Dampfbrennerei, Spiritus- und Likör-Fabrik
Firma Heinrich Lanz in Regensburg
Friedrich Pustet in Regensburg Verlagsbuchhandlung, Buchdruckerei, Buchbinderei
Regensburger Brauhaus
Regensburger Turmuhren-Fabrik
Fabrik künstlicher Blumen und Blätter
Der Luitpoldhafen in Regensburg
Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei und Buchbinderei, Zeitungs- und Kalenderverlag mit Buchdruckerei
Chamotte- u. Klinkerfabrik Waldsassen A.G., Waldsassen
Ton-Ofen-Fabrik „ALMA“ in Tirschenreuth
Staatsbahnwerkstätten in Regensburg
Metallwarenfabrik Oberer Wöhrd : Spezialität: Kunstgewerbliche und kirchliche Arbeiten.
Die Firma Granitwerke Karl Schwinger Roßbach – Regensburg
Porzellanfabrik, Weiden
J. B. Prinstner, Beilngries
Bayerische Zuckerfabrik G.m.b.H. Regensburg
Tuchfabrik Tirschenreuth
Königl. Hauptwerkstätte in Weiden
Schnupftabakfabriken Regensburg und Sinzing
Dr. Adolf Pfannenstiel in Regenstauf
Tonwarenfabrik in Sallern
Süddeutsche Donaudampfschiffahrt – Gesellschaft