Ahnenreihe
Der Artikel wurde zum ersten Mal am 05. September 2014 auf Der Funke veröffentlicht.
Ich (Richard) habe einige geringfügige Änderungen vorgenommen.
Unverwechselbare, faszinierende Gesichter, traumhafte Körper. Und die meisten geizen auch nicht mit ihren Reizen. Immer wenn [so eine Frau] aus dem Blickfeld verschwand und ihrem Bann brach, drängten sich Gedanken über die Schönheit auf. Ja es gibt nichts, was unbestreitbarer ist, was direkter und unmittelbarer wirkt, jenseits jeder Überlegung, jeder Kritik und Skepsis. Sie ist erbarmungslos antiegalitär und unbarmherzig mitreißend. Man ist zu jeder Frau höflich, aber entgeistert nachgestarrt wird eben nur der Schönheit. Mishima sagt:
True beauty is something that attacks, overpowers, robs, and finally destroys.
Und nichts ist für einen Mann schöner als eine Frau, weil er in ihr nicht nur Ästhetik an sich, sondern auch die metaphysische Erfüllung seines Wesens, die sexuelle Erfüllung seiner biologischen Finalität erkennt.
Was macht die Schönheit aus? Erstens gibt in ihr klare qualitative Steigerungen, von durchschnittlich, alltäglich bis hin zu außergewöhnlich, unbeschreiblich – so schön, dass es schmerzt. Zweites erstreckt sich diese Qualität in die Dauer. Ein einziger Augenblick ferner, grandioser Schönheit kann eine ganze Woche in unmittelbarer Nähe zu etwas „lediglich“ Hübschem aufwiegen. Aber besser als dieser Augenblick ist eben ein voller Anblick, eine Nähe, ein Für sich, ein Für sich allein haben. Das betrifft den Kunstsammler und sein Bild ebenso wie den Schmachter und die Angebetete.
Aber Schönheit vergeht. Sie vergeht schneller als man denkt und nichts kann sie erhalten.
Nichts?
Schönheit vererbt sich von Geschlecht zu Geschlecht. Eine schöne Frau, die ein Kind zeugt, verewigt ihre Schönheit um eine Generation. Sie wirft, wie Rilke sagt, ein weiteres Geschlecht der Schönheit dem Nichts der Vergänglichkeit entgegen.
Die Mutterschaft verewigt und vervollständigt erst die Schönheit einer Frau und erhebt sie über die Blüte der Jugend ins Überzeitliche. Ja wenn man in den Schönheiten, die durch unsere Straßen gehen, auch aufblühende Knospen auf einem Stammbaum sieht, erkennt man ihre volle Schönheit.
Diese Frauen, die sich heute in einer wurzellosen Welt des Clubbings, Fotoshootings, Drogen, Jetset, Mode und Magersucht verlieren, sind nicht vom Himmel gefallen, selbst wenn sie oft wie Engel aussehen. Sie sind aus dem Boden gewachsen, sie stammen aus Sippen, aus Geschlechterketten und Ahnenreihen. In ihnen ballt sich die ästhetische Kraft ihrer Urgroßmütter zusammen, sodass ihre Form als glücklicher Zufall durchbricht.
Ja, die aktuelle Schönheit einer Frau staut sich oft über Jahrzehnte in den Geschlechtern auf, wartet auf den einen richtigen Partner, der sie zum Erblühen bringt. Sie wird nicht einfach direkt vererbt, überspringt oft eine Generation. Auch Frauen, die aktuell nicht das Glück haben, Träger dieses „Schönheitsausbruchs“ zu sein, haben letztlich mittelbar daran teil – wenn sie ihr Leben weitergeben.
Sie tragen vielleicht die Anlage für ein wunderschönes Kind in sich – wer weiß es?
Alles steht und fällt mit der Frage, ob der Funke der Schönheit in ein Kinderherz gesetzt wird. Was bleibt noch von der akuten, aktuellen Schönheit einer Frau, wenn in ihr eine Geschlechterkette vertrocknet? Wenn sie von Drogen und High-life bereits so runtergezogen, so kaputt ist, wenn sie geistig und körperlich gar nicht mehr in der Lage ist, Kinder zu bekommen? Kinder werden nicht nur chemisch abgetrieben, Frauen nicht nur durch Geschlechtskrankheiten und Drogen unfruchtbar. Auch die mentale Sperrung gegen jeden Kinderwunsch ist bereits eine „geistige Abtreibung“.
Die ungedachten, ungewollten Kinder sind ebenso um ihr Leben betrogen. Sie sind auch um ihre Schönheit betrogen, die sich die unfruchtbare Letzte ihres Stammbaums nur geborgt hat.
Sie hat sie nur verliehen bekommen, und indem sie sie nicht weitergibt, stiehlt sie sie. Indem sie sie nicht in die Ewigkeit fortpflanzt und sich vor der Weitergabe des Lebens verschließt, macht sie sich gegen all jene ungezählten Abertausende schuldig, die vor ihr Leben und Schönheit weitergegeben haben. Sie versündigt sich am Leben.
Wenn sie all das sogar noch aus Egoismus tut, wenn sie keine Kinder will, um ihre Schönheit nicht anzutasten, wenn sie sie mit Operationen und Chemie über ihre natürliche Blüte petrifizieren, verewigen und konservieren will, versündigt sie sich doppelt. Die Natur bricht ihre steifen und hölzernen Versuche, das, was vergehen muss, zu verewigen, mit doppelter Grausamkeit. Es gibt nichts Erbärmlicheres und Hässlicheres als die flotten, mit Schminke bedeckten Greisinnen, die im brünstigen Jugendwahn durch die Society geistern – meist landen sie am Ende bei der käuflichen „Liebe“ irgendeines Nichteuropäers, dessen Ausbeutung sie mehr als verdient haben. Sie werden abstoßend hässlich, vereinsamt, arm und erbärmlich sterben, wie sie es verdient haben.
Wie anders gestaltet die Mutterschaft eine Frau auch optisch, welche eigentümliche, fast kindliche Schönheit bewahrt sich eine Großmutter auch als Greisin. Es ist wie Eichendorff schreibt:
„Mutterschaft ist nicht das Ende, sondern die wahre Entfaltung einer Schönheit – ihre Erneuerung und Verwirklichung in einer neuen Lebensphase. Sie trägt gleichzeitig das Geheimnis ihrer Ewigkeit in sich.“
Eine Frau, die niemals Mutter wird (bis auf wenige Ausnahmen, die nicht dazu bestimmt sind), versucht, eine Lebensphase ewig auszudehnen. Es gibt aber nur einen Weg, ihre Schönheit zu erhalten und zu verewigen, und das ist das Kind. Nach nichts sehnt sich eine Frau daher insgeheim mehr. Nichts trifft sie tiefer als die Panik, die Torschlusspanik, wenn dieses ewige Ziel zu entgehen scheint. Sie ahnt ganz unterbewusst, dass das Kind ihr Tor zur biologischen Ewigkeit, zur körperlichen Finalität ist (worin sich das menschliche Wesen freilich nicht erschöpft).
Das Kind und die Geburt ist das Priestertum der Frau. In jeder Geburt wiederholt sich eine Genesis, ein rituelle Erneuerung des Schöpfungsakts der Welt und mit jedem Menschen entsteht auch ein Mikrokosmos, ein Universum im Universum. Jede Mutter ist eine Priesterin des Lebens.
Was bleibt dem Mann? Ihm bleibt nur die Zeugung, nicht nur des Kindes. Er kann kein Leben schenken, er ist getriebener. Sein Verlangen geht viel stärker auf das Werk, auf die Tat, die Idee, die Verwirklichung, die ideelle, politische und künstlerische Revolte gegen die Unsterblichkeit. Die „Midlife-Crisis“ zeugt davon. Beide suchen aber im tiefsten Sinne immer einander.
Wir haben also gesehen, dass die Schönheit in ihrer akuten Qualität immer in die Zeit gestellt ist. Dass sie in ihrem kurzen Erblühen nur an einem Stamm erblüht, der sie als Erbteil einer Ahnenreihe durch die Zeit trägt. Sie weist in ihrem Entstehen und ihrem innersten Wunsch nach Ewigkeit über das „individuelle“ Leben hinaus. Sie will sich fortpflanzen, weiterbestehen, sie schreit danach. Sie will die Ewigkeit, tiefste Ewigkeit und daher zieht sie auch den Mann magisch an.
Diese Ewigkeit kommt aber nur in der wahren und echten Vereinigung zustande, die auf Weitergabe des Lebens zielt. Sie braucht eben die Veredelung durch den Geist, durch den Kult, das Ritual, die Ehe, wie sie seit Urzeiten bei allen Völkern gepflegt und mit den schönsten Bräuchen umwoben wird. Keine größeren Feste als Hochzeiten, keine größere Freude als die der Jungvermählten, in denen auch die Greise noch einmal jung und lebendig werden, in denen die ganze Sippe und Gemeinschaft sich versammelt und unbewusst und unausgesprochen das Geheimnis und das Drama des Lebens feiert.
Wie anders ist dagegen der Egoismus, der die eigene Schönheit nur für den eigen privaten Gebrauch, der die Lust, die sie wie Funken hervortreibt, nur für die private Befriedigung gebrauchen will. Schönheit ist heilig und die Lust, die sie zeitigt, ebenso. Aber gerade Heiliges kann auch entweiht werden. Schönheit und Leben sind niemals privat. Sie gehören niemals ihrer Trägerin alleine. Sie sind größer als das eigene Leben selbst. Die Vergewaltigung, sie im Funken der eigenen kleinen Existenz „voll ausleben“ zu und für sich allein konservieren zu wollen, ist gegen jede Natur und letztlich gegen die eigene Sehnsucht.
Man zerstört die Grundlage, man bricht einen Zweig ab, man lässt ein Geschlecht austrocknen, man verkümmert und macht, durch freie Wahl, das eigene Leben zum letzten traurigen Trieb eines Stammbaums. Man „fällt den eigenen Stammbaum und raucht ihn als Joint“ (so ein antideutschen Rapper). Im eigenen, einsamen Tod stöhnen dann auch tausende Vorfahren mit auf, die mit ihm auf ewig zugrunde gehen.
Damit die Schönheit verewigt, damit Herz zu Herz finden und sich Ehen formen können, benötigt es aber auch ein bestimmtes gesellschaftliches Klima, so wie auch der beste Samen eine Erde und ein Klima braucht, um zu wachsen. Genau dieses Klima besteht heute gerade nicht. Die „warme“ „tolerante“ Gesellschaft der Gutmenschen hat gegen das werdende Leben, gegen die Familie als Keimzelle des Lebens, nichts als kalten Abscheu übrig. Es ist eine Eiszeit für das Leben und damit auch für die Schönheit. Denn gerade die kreischende Oberflächlichkeit, die blanke Nacktheit der heutigen Kulturindustrie, ihre irrwitzige Verhaftung auf das Äußere, ihr Jugendwahn ihr tödlich-perfektionistischer „Model“-Kult (der Generation für Generation im Westen die schönsten Blüten aberntet, auspresst, vernichtet und meist von Familie und Ewigkeit abschneidet) – all das ist gepaart mit einer Kinderfeindlichkeit, einem Hass auf die Mutterschaft und die echte Familie. Es ist eine Gesellschaft des Todes. Des blitzenden, geschmückten, aber innerlich fauligen Todes.
Es gibt also nicht nur eine äußere, akute Schönheit. Die Schönheit als Knospe am Stamm einer Ahnenreihe verlangt nach Ewigkeit, die sie nur im heiligen Akt der Vereinigung und Weitergabe findet kann, der sich auf Dauer und in seiner Gesamtheit für ein Volk nur in einem lebens- und familienfreundlichen Klima ereignen kann. Dieses Klima, seine Werte, seine Prinzipien ist selbst also auch ein Teil der ewigen Schönheit, indem es ihre Ausdehnung in die Zeit gewährt. Es ist die Schönheit des Geistes und der Seele, die sich in Bescheidenheit, Anmut, und etwas ausdrückt, das man früher „Keuschheit“ nannte, aber das heute nur mehr für „kritisches“ Kabarett taugt. Sicher trägt die viktorianisch-puritanische Verdammung der Sexualität, die christliche (nicht unbedingt katholische) Unterdrückung des Weiblichen, seiner göttlichen und priesterhaften Qualität, eine historische Schuld daran. Sicher erleben wir heute einen Pendelschlag ins Gegenextrem und auch den irren Jüngerinnen des Genderkults kann eine gewisse sektenhafte, ernste Tiefe, eine verzerrte Erkenntnis eine Teilbereichs der Wahrheit des Seins nicht abgesprochen werden.
Und doch rauscht der Wille nach Leben und Überleben in jedem Einzelnen von uns, ist jeder einzelne von uns ein kleines Schlachtfeld, zwischen Leben und Tod, Schönheit und Hässlichkeit, das nicht von außen „determiniert“ wird. Anders gesagt: Wir können unsere Rolle in dem Spiel selbst wählen.
Es ist gerade die aggressive Zurschaustellung, die brutale Zurichtung auf Prostitution und die Reduzierung der Schönheit auf das Abreagieren von Lust, die sich in Mode, Filmen, Musik, Sprache, Kommunikation, Fortgehmöglichkeiten verdinglicht hat und von diesen rückwirkend verstärkt wird. „Modische“ Kleidung, „gute“ Musik, „angesagte“ Lokale – all das gibt es nur mehr im lebens- und familienfeindlichen Geist der Privatisierung und damit Abschneidung von Schönheit. Man schwimmt gerade als Frau entweder mit oder ist hoffnungslos unmodern, uninformiert und ab vom Schuss, statt up to date. Das zeigt sich am brutalsten, wenn sogar Frauen, denen aufgrund ihres Körperbaus die immer knappere figurbetonte Mode der Todesgesellschaft nicht passen kann, sich in ebendiese zwängen müssen, weil es sonst einfach keine stilvollen Modelle a la Mode gibt. Die radikale, Enttabuisierung und Zurschaustellung von Schönheit, ihre Reduktion auf die Lusterzeugung vernichtet also ihre Ausdehnung in die Ewigkeit und Zeit. Sie ist Teil eines familienfeindlichen Gesamtklimas.
Und dabei schlägt es am Ende auch auf die äußere Schönheit, was jeder wieß, der schon einmal berufsbedingt bis nach der Sperrstunde in einem jener angesagten Lokale geblieben ist und die verbrauchten, verstrahlten, und geschundenen Kadaver der „Partybitches“ einsammeln und rauswerfen musste. Gerade die verhüllte Schönheit, die sich nicht ganz zeigt ist am erotischsten, gerade die wahre, anmutige, keusche Frau ist am anziehendsten.1
Akute Schönheit des Körpers ist nicht jedem im selben Maß gegeben. Aber sie kann in jedem von uns wartend und wachsend für kommende Geschlechter leben. Schönheit des Geistes hingegen ist von jedem von uns erreich- und lebbar. Sie drückt sich am Ende auch in einer Äußerlichkeit, in einem Zug in der Physiognomie ab.2
Geistige Schönheit drückt sich nicht nur im eigenen Leben, als Ja zum Leben aus. Sie wirkt auch als Vorbild auf andere, sie leitet sie recht und vereinigt sich mit ihrer Schönheit und Lebensbejahung zu einem Milieu, einem kleinen Gegenklima, gegen die geistige Eiszeit. Sie wirkt befruchtend und wärmend auf andere, sie schafft eine blühende Insel in der Antarktis in der eine Quelle entspringt, die Ewigkeit stiftet.
Nach wie vor erfreuen wir uns an der erhabenen Schönheit, wenn sie unerwartet und unverhofft in unser Leben tritt. Es ist ein Geschenk von Venus, dem gehuldigt werden will. Es ist ein Augenblick, der selbst ein Gott ist, eine kleine Welt aufreißt, in die man ahnungslos hineinstolpert. Man muss eine Offenheit bewahren, um sich davon verzaubern und entführen zu lassen. Wie Davila sagte:
„Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift, damit unser Herz wie Seide zwischen den Händen des Lebens zerreißt.“
Dieser stärkste, tiefste Drang des Menschen nach Schönheit ist weit mehr als nur „ein Trieb“, in ihm verbirgt sich die Sehnsucht nach Ewigkeit und Unsterblichkeit, die auch und vor allem die Schönheit wie ein Versprechen ins ich trägt. Nur wenn sie in diesem Versprechen sich fortpflanzt, so ist wird am Ende der eigene Tod, im Kreise der Lieben geborgen, letztlich zum „martyr of beauty“. Nirgends stirbt es sich wohl leichter als im Kreis der Enkel. Der Verzicht auf die „Selbstverwirklichung“, also die Versündigung gegen die größere Dimension des eigenen Daseins, der egoistische Diebstahl der ererbten Fähigkeiten, dieser „Verzicht“ darauf nimmt nicht, wie Heidegger sagt, er gibt. Er fügt ein in ein großes Ganzes, er ermöglicht erst die Selbstentfaltung. 3
Diese Entfaltung und Ewigkeit ist es, worum die Gesellschaft all jene wunderschönen jungen Frauen betrügt, die täglich an uns vorübergehen. In den meisten von ihnen endet eine uralte Stammlinie. Die Wenigsten werden über glückliche Zufälle das Leben wählen. Einige von ihnen werden an Magersucht und Drogen krepieren, andere vielleicht von Migranten vergewaltigt, oder in einem Kalifat Europa zwangsverheiratet werden. Die meisten werden einsam, allein und vertrocknet enden. Insgesamt scheidet so also die Schönheit der europäischen Frau aus dem Leben. Sie fällt ins Nichts, es ist nichts mit ihr. Hat ihre Meisterung des Zeitlichen verloren, egal, wie sie sich in tausenden Modelshows, catwalks, an Tanzstangen, Stränden, Stripshows und Parties aufplustert. In wenigen Jahrzehnten bleiben von ihr nur Falten und Cellulite.
In einem Jahrhundert Staub und Knochen. Wahre Schönheit, überlegene Schönheit ist daher die Schönheit des Geistes und der Seele, die den Fortbestand des Ganzen ermöglicht. Auch und gerade die Männer sollten sich dessen bewusst werden und wahre, vollkommene Schönheit achten und ehren, wenn sie ihr begegnen.
Anmerkungen:
1 Diese Wahrheit gibt sogar uneingestanden die radikalste Form der liberal-kapitalistischen Schönheitsverwertung, die Pornoindustrie, zu. Wie sehr sie sich auf den „unerfahrene Jungfrau“-Typus versteift, den ihre kaputt gerammelten, bemitleidenswerten Humaninventare wieder und wieder schauspielerisch herbeibeschwören müssen, ist fast schon manisch. Die Pornographie lebt als zutiefst moderne, liberal-protestatnische Methodik der Entzauberung vom radikalen Tabubruch, der vom unbarmherzigen „Draufhalten“ auf die Genitalien, bis zum Inzest, zur Sodomie und am Ende eben notwendig auch bis zur Pädophilie reicht. Ein gebrochenes Tabu stellt sich eben nun mal wieder her und der Bruch muss immer radikaler und härter werden, um weiterhin den „Kick“ zu geben. Alle Opfer der wuchernden Internet-Pornoindustrie, die ebenso bemitleidenswerten, kaputt-gewichsten Subjekte vor den Bildschirmen, die mit ihren Wichsvorlagen hinter der Mattscheibe gemeinsam zugrunde gehen, wissen genau wovon hier die Rede ist.
Das Unberührte, sich Bewahrende, Reine, ist und bleibt das Schönste. Es ist die geistige Veredelung jeder echten Schönheit, das was den Eros wirklich anzieht und den Tanathos zu Vernichtung reizt.
2 Das mag ein Grund sein, warum stille Beobachter sich oft scheuen, die Schönheiten der Moderne, die sie in den Tummelplätzen der Moderne sehen, näher kennenlernen zu wollen. Nichts ist schlimmer als aus einer schönen Hülle, wenn sie zu sprechen anfängt, die sprudelnde Hässlichkeit des Liberalismus hervorquellen zu sehen.
3 Nicht zuletzt ist ja jeder Einzelne von uns, entstanden aus einer Urvereinigung von Same und Ei, erwachsen aus Abermillionen, in Form gewachsene Zellteilungen. Also ein geordnetes Ensemble aus tausenden lebendigen Einzelzellen, die sich in eine organische Einheit fügen. Eine Zelle, die den Kontakt zum Ganzen verliert und „sich selbst verwirklicht“ hat einen Namen. Sie ist uns so verhasst, wie es der liberale Individualist der Gesellschaft sein sollte: Sie nennt sich „Krebszelle“.
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Siehe auch:
Frauengemälde von Cernunnos
Die sexuelle Utopie an der Macht von F. Roger Devlin
Pornographie – eine weitere koschere Ablenkung von Peter Mansfield et al.
Ahnenverehrung von Jürgen Rieger