Hallo Bubblegum,
ein wenig sollte man differenzieren, die deutsche Target2 Forderung zeigt das Ungleichgewicht nur gegenüber den Partnern in der Eurozone, aus Leistungsbilanz und Kapitalbilanz, soweit es sich über das Target2 Zahlungssystem darstellt. Dort stellt es sich auch nur so da, weil private Nettokapitalexporte (Interbankenkredite in ZBG, Finanzanlagen in die anderen Eurozonenländern) aus Deutschland ausbleiben und die BuBa diesen Part übernimmt, also die grenzüberschreitenden Zahlungen der Anderen, ob für Waren und Gütern oder Vermögenstiteln in ZBG, den deutschen Empfängern gutschreibt, also ZBG schöpft und damit eine Forderung gegen die EZB erwirbt, die dann Teil des deutschen Nettoauslandsvermögens ist.
Aber unabhängig ob die ZBs finanzieren oder privates Kapital, ob innerhalb der Eurozone oder außerhalb, am besten zeigt der kumulierte deutsche Leistungsbilanzüberschuss, was Deutschland an dementsprechende Forderungen gegenüber der Welt aufgebaut hat (letzter Chart im Artikel). Ob man dies als Exportweltmeister (Erfolg) verklausuliert oder als Tribut bezeichnet ist letztlich fast egal, im Endergebnis wird stehen, dass es für den akkumulierten Strom an deutschen Leistungsbilanzüberschüssen keine adäquate realwirtschaftliche Gegenleistungen geben wird.
Am Ende drohen Abschreibungen gewaltigen Ausmaßes, am Ende war die Leistung zu signifikanten Teilen verschenkt. Und den “Erfolg” hat Deutschland selbst angestrebt und konsequent umgesetzt, erzielt! Auch an der Ausgestaltung der Eurozone und seinen “Regeln”, wie der Ausgestaltung und Funktionsweise des Target2 Zahlungssystems, wo es keinen Ausgleich für die Salden gibt oder eine Begrenzung, oder eine Übertragung von Sicherheiten usw..
Deutschland ist dem Euro beigetreten, zusammen mit NICHT-leistungsfähigen Volkswirtschaften, was neben der EZB für einen permanent unterbewerteten Euro sorgte und damit erst die Dimension der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse ermöglichte. Auch dem Status, der Stimmenverteilung usw. bei der EZB hat Deutschland ja zugestimmt…. Das was wir sehen hat deutsche Politik aktiv mitgestaltet, wenn man dies wie du, als Reparationen, Tribut oder Versailles X.0 sieht, betrachtet, nüchtern als unendliche Produktion und Lieferungen gegen Forderungen, bedruckte Zettel, dann ist dies so, weil auch deutsche Politik dies so wollte/will und sich um das Stabilitätsgesetz (Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG)) nicht schert, ebenso nicht um die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells und nicht um das gesamtwirtschaftliche Wohl. Und zu guter Letzt wurde bei jeder Bundestagswahl, seit dem Bestehen der Eurozone, dieser Kurs vom deutschen Wähler bestätigt. Das die Masse der Wähler gar nicht die Implikationen eines chronischen Nettoexportmodelles versteht, hilft leider nicht weiter, Dummheit schützt vor Fehlentwicklungen nicht.
Gruß Steffen