aus dem Kunstmuseum Hamburg
I. Abschnitt, II. Abschnitt, III. Abschnitt, IV. Abschnitt, V. Abschnitt, VI. Abschnitt, VII. Abschnitt, VIII. Abschnitt, IX. Abschnitt.
Förderung des Handels und Hebung des Volkswohlstandes, Stärkung und Verbreitung der eigenen Nationalität sind die mächtigen Triebfedern überseeischer Politik, und nicht Abenteuerlust oder Ländergier, sondern wirtschaftliche Ursachen sind es gewesen, die zur Entstehung der deutschen Kolonialbewegung und der kolonialen Unternehmungen aller Völker überhaupt Anlass gegeben haben. Die heimische Bevölkerung ist so gewaltig gewachsen, dass unsere Landwirtschaft nur noch Dreiviertel dieser Volksmenge zu ernähren vermag. Daher gewinnt die Auswanderungsfrage immer mehr an Bedeutung, weil den Auswanderern neue Ziele eröffnet und sie zugleich den Interessen des Vaterlandes erhalten werden sollen. Dann erheischte die wirtschaftliche Notlage dringend Abhilfe. Der Absatz der massenhaft hergestellten Fabrikate wurde immer schwieriger, und es galt nicht bloss, den deutschen Kaufmann vor fremden Übergriffen zu schützen, sondern man musste im Wettbewerb mit den ebenfalls unter wirtschaftlicher Übererzeugung leidenden Nachbarstaaten der heimischen Industrie zugleich die alten Märkte sichern und ihr neue Absatzgebiete aufschliessen. Endlich war es ein naheliegender Gedanke, die vielen Millionen, die wir alljährlich für Kaffee, Tabak, Baumwolle und andere Kolonialwaren ausgeben, uns selbst zu erhalten und uns dadurch vom Ausland unabhängig zu machen.
Wegen der politischen Zersplitterung unseres Vaterlandes war bis in die neueste Zeit hinein an ein kolonialpolitisches Vorgehen nicht zu denken, und die traurigen Zustände der Vergangenheit hatten den Gesichtskreis so eingeengt, dass die deutschen Kolonialbestrebungen von Anfang an mit Vorurteilen zu kämpfen hatten. Zahlreiche Gegner eiferten und eifern noch heute gegen alle kolonialen Erwerbungen, die sie als kostspielig, nutzlos, schädlich und gefährlich betrachten. Aber trotz aller gegenteiligen Ansichten und Befürchtungen sind diejenigen Staaten, die aus wirtschaftlichen und politischen Gründen die Macht dazu besassen, niemals vor der Besitzergreifung überseeischer Länder zurückgeschreckt und haben bei vernünftiger Verwaltung stets Nutzen aus ihnen gezogen. Dank seinen Kolonien beherrschte das kleine Portugal ein Jahrhundert lang den Gewürzhandel und wurde aus einem unbedeutenden Staate zu einem Weltreich. In gleicher Weise schwang sich Spanien zu einer kolonialen Grossmacht auf, die aber infolge schlechter Volkswirtschaft und Politik unaufhaltsam wieder verfiel. Um so beständiger blieb der Gewinn, den Hollands indische Besitzungen abwerfen, und noch mehr zeigt das Beispiel Englands, dass ein Staat seine Weltstellung einzig und allein den Kolonien verdankt. Haben wir Deutsche in kolonialen Dingen alle Veranlassung, unsern britischen Vettern und ihrer viel bespöttelten Krämerpolitik gram zu sein, so können wir durchaus von ihnen lernen, wie man es machen muss, um sich zum reichsten Lande der Welt und zum mächtigsten Handelsvolke emporzuarbeiten. Jedes Jahr zieht Grossbritannien aus den in seinen Kolonien angelegten Kapitalien i Milliarde Mark Zinsen; und während cs in Preussen 1877 nur 100 Leute gab, zählte England über 2000, die ein Einkommen von mehr als 200000 Mark (10000 Pfund Sterling) bcsassen und somit dem üblichen Ausdrucke nach zu den Upper Ten’s oder den oberen Zehntausend gehörten. Freilich erfordert ein gross und grossartig angelegtes Vorgehen nach englischem Muster auch englische Mittel und jenen staunenswerten Unternehmungsgeist, der den Deutschen wegen ihres geringeren Wohlstandes und ihrer langen Unbekanntschaft mit kolonialen Dingen fehlt. Wo sollten bei uns die 60 Millionen Mark herkommen, die das englische Unterhaus anstandslos zum Bau der vorläufig wenig ertragreichen Ugandabahn bewilligt hat, während der deutsche Reichstag für unsere sämtlichen Schutzgebiete jährlich kaum den sechsten Teil jener Summe zugesteht? Wo bleiben die vielen Millionen, die Frankreich jedes Jahr für koloniale Expeditionen ausgiebt, während man bei uns zu solchen Zwecken mit Mühe und Not einige hunderttausend Mark zusammenbringt?
Ganz im Gegensatz zu Grossbritannien büsst Deutschland alljährlich ungeheure Summen an Kapital und Arbeitskraft unwiederbringlich ans Ausland ein, und die 5 Millionen Auswanderer, die von 1821—92 die Heimat verliessen,1) haben nach einer sehr mässigen Schätzung — rund 350 Mark auf den Kopf — ein Vermögen von mindestens 2 Milliarden Mark mit in die Fremde genommen.
1) Diese Zahl bleibt hinter der Wirklichkeit zurück, weil die über ausländische Häfen reisenden Auswanderer der statistischen Kontrolle verloren gingen.
Immerhin würde der Geld- und Menschenverlust nicht zu schwer wiegen, wenn die deutschen Auswanderer ebenso wie die britischen mit dem Mutterlande in enger Verbindung blieben. Wer aus England nach einem andern Erdteile hinüberzieht, stärkt dort ein neues England jenseits des Meeres, weil er überall Landsleute findet, die mit der alten Heimat durch das Band der Sprache und Volkszugehörigkeit fest Zusammenhängen. Die Franzosen, Italiener und Holländer bleiben ebenfalls, was sie waren, und kehren fast ausnahmslos mit dem in der Fremde Erworbenen in ihr Vaterland zurück. Der Deutsche dagegen geht der Heimat gewöhnlich nicht bloss als Auswanderer, sondern auch als Deutscher verloren. Denn wenngleich der Einzelne wegen seiner Tüchtigkeit im Auslände hochwillkommen war, so nahm das Deutschtum als Ganzes noch vor wenigen Jahrzehnten die letzte Stelle unter den europäischen Völkern ein, und dies war der hauptsächlichste, ja ein fast unvermeidlicher Grund, warum unsere Auswanderer ihrer Nationalität so ungeheuer rasch entsagten. Bedenkt man ferner, dass sie seitens des Mutterlandes keinen Schutz fanden und dass dort namentlich in den 40er Jahren die unerquicklichsten inner-politischen Verhältnisse herrschten, so kann man es verstehen, dass sie der alten Heimat rasch entfremdet wurden und trotz aller deutschen Zeitungen und Zeitschriften, Turn-, Schützen-, Gesangvereine u. s. w. schnell im stärkeren anglo-amerikanischen Element der neuen Welt aufgingen. Der Deutsche hält in Nordamerika nicht länger als zwei bis drei Geschlechter an seiner Sprache fest, dann taucht er unter in der Flut des fremden Volkstums und hilft — daher der Name Völkerdünger — dessen Land heben und bereichern, ohne für die alte Heimat von irgendwelchem Nutzen zu sein. Ja, er wird nicht selten ihr gefährlichster Konkurrent, und die deutschen Auswanderer haben durch ihr Geld, ihre Arbeitskraft und ihre geistigen Fähigkeiten nicht wenig zu der weltgeschichtlichen Bedeutung und der weltwirtschaftlichen Blüte der Vereinigten Staaten beigetragen. Nicht mit Unrecht hat Friedrich Kapp Deutschland in dieser Beziehung eine melkende Kuh Nordamerikas genannt.
Man hatte lange gemeint, dass bei unserm ungeheuren Bevölkerungszuwachs von jährlich 500000 Seelen1) der Menschenverlust infolge der Auswanderung kein allzuempfindlichcr Schade sei.
1) 1896 erreichte die Bevölkerungszunahme die noch nie beobachtete Höhe von 816000 Mehrgeburten. — 1871 besass da» deutsche Reich 41 Millionen Einwohner, 1895 zählte es deren über 52 Millionen, so dass der jährliche Zuwachs innerhalb dieses 25jährigen Zeitraumes im Durchschnitt 440000 Menschen betrug.
Die in den 40er Jahren gegründeten Vereine suchten sogar die deutsche Auswanderung nach Kräften zu fördern und zu unterstützen, ohne zu bedenken, dass sie dadurch der Erstarkung eines gefährlichen Nebenbuhlers Vorschub leisteten. Schon damals fehlte es indes nicht an warnenden Stimmen, die auf die verhängnisvollen Folgen eines solchen Massenauszuges nach Nordamerika aufmerksam machten, und die Augsburger Allgemeine Zeitung brachte (Wissenschaftliche Beilage vom 21. Februar 1844) die prophetischen Worte:
„Wir Deutsche meinen Wunder, was für einen Vorteil wir davon haben, wenn deutsche Sitte, Sprache und Bildung in die Vereinigten Staaten Nordamerikas versetzt sei. Wir träumen von dem vortrefflichen Alliierten, den wir uns jenseits des Weltmeeres nach und nach bilden, während wir doch im Grunde nichts thun als uns einen gefährlichen Nebenbuhler erziehen. Zur Zeit fühlen wir das noch nicht; es wird wohl auch noch eine oder zwei Generationen dauern, bis wir es fühlen. Dann aber, wenn es zu spät sein wird, Mittel dagegen zu finden, dann werden wir erfahren, dass eine Nation nicht ungestraft Menschen und Kapital verschenken kann. So wird denn die Zeit kommen, da der Enkel des deutschen Bauern unser Deutschland mit den Produkten nordamerikanischer Industrie überschwemmt und durch diese Konkurrenz nicht bloss unsere Industrie, sondern auch die deutsche Landwirtschaft an der Wurzel angreift.“
Diese trübe Vorahnung ist zur bitteren Wahrheit geworden, und schon seit Jahren betrachtet man die deutsche Auswanderung von ganz anderen Gesichtspunkten aus. Statt eines Vorteiles für das Mutterland sieht man in ihr vielmehr einen schwerwiegenden Nachteil, zumal man längst die Überzeugung gewonnen hat, dass die Auswanderung nicht in unseren übervölkerten Industriebezirken, sondern in den verhältnismässig dünn besiedelten Ackerbauprovinzen Preussen, Posen, Pommern, Schleswig-Holstein u. s. w. am stärksten ist. Während von 1871—80 auf 1000 Einwohner Ostpreussens jährlich 22 Auswanderer kamen, entfielen in dem von Handwerkern und Fabrikarbeitern dicht bevölkerten Königreich Sachsen auf dieselbe Zahl nur 6,3. Diese scheinbar befremdliche Thatsachc erklärt sich viel weniger aus der Notlage der Landwirtschaft als aus der Armut der im Gewerbebetrieb beschäftigten Einwohner. Abgesehen davon, dass letztere im Auslande eine mehr oder minder stark überfüllte Industrie wiederfinden, die an ihren eigenen Arbeitskräften vollauf genug hat, sind sie meist nicht imstande, die notwendigen Reisekosten aufzubringen und haben obendrein mit dem Umstande zu rechnen, dass die Vereinigten Staaten von Nordamerika schwache, alte und mittellose Personen unbedingt zurückweisen. Die auswandernden Bauern dagegen besitzen meist ein kleines Vermögen, das sie jenseits des Meeres schneller zu vermehren hoffen. Sie sind ferner als Einwanderer sehr gesucht, weil in der neuen Welt noch viel Land urbar zu machen ist, und haben endlich die Möglichkeit, bei entsprechender Auswahl des Niederlassungsgebietes in der Fremde ihrer altgewohnten Beschäftigung genau wieder so nachgehen zu können, wie daheim.
Wenn aber die armen Elemente Zurückbleiben und an Zahl immer mehr zunehmen, so muss die soziale Not ungeachtet aller Gegenmassregeln schnelle Fortschritte machen. Und nicht bloss im Handel und Gewerbe ist das Angebot grösser als die Nachfrage, sondern auch in andern Berufen wächst die Zahl derer, die trotz Fleiss und Talent keine Stellung innerhalb ihres Wirkungskreises erringen können. Der Massenandrang hat wiederum eine Herabsetzung des Lohnes zur Folge, und während die Arbeit schlecht, ja in manchen Erwerbszweigen durch wahre Hungerlöhne bezahlt wird, geht der Preis für die Bedürfnisse des täglichen Lebens nicht herab. Somit kommen wir zu dem Ergebnis, dass der ungeheure Zuwachs von 500000 Seelen, mit dem unser fruchtbares Volk uns alljährlich beschenkt und um den uns die sich ausserordentlich langsam vermehrenden Franzosen vielleicht beneiden möchten, durchaus nicht als ein Segen aufzufassen ist. Denn die Bedingungen zur Ernährung dieser Massen sind nicht in gleichem Verhältnis besser, sondern eher schlechter geworden, und die edleren Gefühle werden mehr und mehr durch die niederen Anforderungen materieller Notdurft, die Magenfrage, erstickt. Dieser Gegensatz hat die soziale Frage der Gegenwart geschaffen und wird sie immer mehr verschärfen, wenn keine Entlastung eintritt. Freilich ist Deutschland noch keineswegs übervölkert, am wenigsten in den nördlichen und nordöstlichen Landschaften, die am stärksten von der Auswanderung betroffen werden. Hält aber der Zuwachs in dem bisherigen Masse an, so lässt sich leicht der Zeitpunkt berechnen, an dem die heimatliche Scholle der Bevölkerung nicht mehr Nahrung und Unterkunft zu bieten vermag. Daher ist es ein Gebot der Klugheit, bei Zeiten für Raum und Ellenbogenfreiheit zu sorgen. Hierbei spielt eine wichtige Rolle einmal die zweckmässige Regelung der deutschen Auswanderung, dann die Erwerbung überseeischen Besitzes, endlich die Erweiterung und Neuschaffung des Absatzgebietes.
Mit der Ableitung des Bevölkerungsüberschusses in eigene Kolonien ist es allerdings eine schwierige Sache. Als die Welt verteilt wurde, gab es noch kein mächtiges Deutschland, das dabei ein Wort hätte mitreden können, und als es ein mächtiges Deutschland gab, war die Welt im grossen Ganzen verteilt. Wohl nennen wir heute einen überseeischen Besitz unser, der mit 2600000 qkm Flächeninhalt fünfmal grösser als das Mutterland ist und nur vom englischen, russischen und französischen Kolonialreiche übertroffen wird.1) Aber er liegt mit Ausnahme Südwestafrikas in der heissen Zone, deren tropisches Klima Europäern den dauernden Aufenthalt verbietet und, vorläufig wenigstens, eine europäische Kolonisation unmöglich macht. Nicht ohne innere Berechtigung, wenngleich in ihrer Allgemeinheit übertrieben und unzutreffend, hat der bekannte Afrikareisende G. A. Fischer die Behauptung ausgesprochen:
„Wo Afrika fruchtbar ist, da ist es ungesund, und wo es gesund ist, da ist es unfruchtbar.“
Zwar sind Typhus und Diphtheritis unbekannt, und die Pocken, die Geissel der Eingeborenen, haben seit Einführung der Impfung ihren Schrecken verloren; um so verbreiteter aber sind Dysenterie und Fieber (Malaria). Die Malaria, über deren Wesen und Behandlung der berühmte Bakteriologe Robert Koch in Afrika bahnbrechende Untersuchungen angestellt hat, ist eine Krankheitsgruppe, die, durch Blutparasiten erzeugt, mannigfache Krankheitserscheinungen in sich schliesst und über die ganze Erde verbreitet ist. Im Norden kennt man sie z. B. als Sumpffieber an Flüssen, Morästen u.s.w. Je weiter man nach Süden kommt, um so schwerer und gefährlicher wird die Malaria. In den Mittelmeerländcm verläuft sie oft tötlich, tritt aber nur zu bestimmten Monaten auf. In den Tropen dagegen herrscht sie das ganze Jahr hindurch, und alljährlich werden dort zahlreiche Europäer vom Schwarzwasserfieber und anderen Formen der pernieiösen Malaria hinweggerafft.
Über das Wesen und den Verlauf des Tropenfiebers herrschte lange Zeit grosse Unklarheit, bis es gelang, den Krankheitserreger, den Malariaparasitcn, im Blute aufzufinden. Er ist wie ein Siegelring kreisrund und mit einer Verdickung gestaltet, ist ungemein beweglich, wächst ziemlich rasch und verliert dann die Form, indem er sich zusammenballt. Dieses Stadium, in dem er sich zugleich vermehrt, ist gleichbedeutend mit der Zeit des heftigsten Anfalls, aber es bezeichnet auch den günstigsten Augenblick, die Vermehrung der Parasiten durch geeignete Chininbehandlung zu hindern.
1) Der Arealgrösse nach ist das Verhältnis der Kolonien zum Mutterland« bei Großbritannien wie 88: 1, Frankreich 7:1, Deutschland 5:1, Holland 66:1. Die eingeborene Bevölkerung der deutschen Schutzgebiete wird auf 7 ½ Millionen geschätzt, die Zahl der dort ansässigen. Europäer, die 1890 rund 900 Köpfe stark waren, beträgt heute Ober 3000.
Durch ihre verschiedenartigen Formen kann unter Anwendung der mikroskopischen Blutuntersuchung festgestellt werden, in welchem Fieberstadium sich der Kranke befindet. Damit lässt sich genau der Zeitpunkt bestimmen, wann die wirksame Chininbehandlung einzusetzen hat, während blindlings und zu Unrechter Zeit eingenommenes Chinin wenig oder gar nichts hilft. Unmittelbar nach dem Beginn der Sporenbildung werden nämlich die neugebildeten Bakterien vom Chinin getötet, die entwickelten dagegen nicht mehr.
Als eine der wichtigsten Verbreitungsursachen der Malaria glaubt Robert Koch die Moskitos bezeichnen zu dürfen. Doch giebt es jedenfalls noch andere Förderer und Verbreiter der tückischen Krankheit, die unter dem gleichmässig feuchtwarmen Treibhausklima die günstigsten Entwickelungsbedingungen findet. Die schlimmsten Fieberräume sind dumpfe, feuchte Wohnungen, die schlecht gelüftet werden und der Sonne keinen Zutritt gewähren. Auch beim Aufgraben des Bodens gelangen die Malariakeime sofort an die Luft, und so ist schon aus diesem Grunde die Thätigkeit weisser Ackerbauer und Plantagenarbeiter lahmgelegt, die lediglich als Leiter und Aufseher verwendbar sind und wenig Aussicht haben, sich zeitlebens in den Kolonien niederzulassen. Wohl vermag ein von Haus aus gesunder Europäer durch sachgemässe Chininbehandlung und ausgedehnten Gebrauch von Moskitonetzen, durch vorsichtige, zweckmässige Lebensweise und durch Verbesserung der noch immer unzulänglichen Wohn- und Schlafräume, der Er-nährungs- und Gesundheitsverhältnisse die Wirkung des Fiebers abzuschwächen, und es ist nicht zu leugnen, dass gar mancher Todesfall weniger dem Klima als dem übermässigen Alkoholgenuss zur Last gelegt werden muss. Durch sanitäre Einrichtungen der verschiedensten Art, kostspielige Entwässerungs- und Entsumpfungsanlagen, Bau von Krankenhäusern, Anpflanzung der die Feuchtigkeit rasch aufsaugen den Eukalypten u. s. w., ist man den Tropenkrankheiten ebenfalls so energisch zu Leibe gerückt, dass sie viel von ihrer gefahrdrohenden Wirkung ein-gebüsst haben. Trotz alledem halten es die Weissen selten länger als 3—4 Jahre aus, zumal sich die Fieber nicht bloss auf die Niederungen beschränken, sondern auch die Höhen bis über 1500 m Meereserhebung heimsuchen. So werden wir unseres kolonialen Besitzes nicht eher froh werden, als bis wir der Malaria Herr geworden sind. Doch scheint es, als ob Kochs ‚Aufsehen erregende Untersuchungen den Weg gewiesen haben, den zukünftige tropenhygienische Forschungen einschlagen müssen, um jene furchtbare Geissei der Tropen zu bezwingen.
Die Forschungsergebnisse der neuesten Zeit machen es indes wahrscheinlich, dass unsere Kolonien eine Reihe von Gebieten umschliessen, die für europäische Siedelung geeignet sind, freilich aber noch sehr weit von jedem Verkehr abliegen. Sie müssen ein erträgliches Klima haben und in erster Linie fieberfrei sein; sie müssen ferner einen verlockenden Reichtum an Bodenerzeugnissen aufweisen und ausgedehnt genug sein, um einer starken Einwanderung Selbständigkeit und Sicherheit zu gewähren. Denn man hat stets von der Voraussetzung auszugehen, dass der neu ankommendc Europäer mindestens eine gleiche, wenn nicht eine bessere Lebensstellung zu gründen imstande sei, als in der alten Heimat. Deutsch-Ostafrika besitzt vielleicht im Djaggalandc am Kilimandjaro, in Usambara, in den Hochlandschaften des Schiefergebirges, in den fruchtbaren Thälern von Uhehe und vor allem im Kondelande derartige zukunftsvolle Landstriche, von denen einige in der Nachbarschaft schiffbarer Wasserstrassen liegen. Auf die Wichtigkeit der fruchtbaren, gesunden Hochebenen um den Nyassasee hat bereits vor Jahren der berühmte David Livingstone aufmerksam gemacht, und seine schottischen Landsleute haben, seinen Winken folgend, im Schiregebiet eine Reihe von Ortschaften angelegt. Dies ist die einzige europäische Kolonie im Innern des dunklen Erdteils, die fest organisiert ist und einen Erfolg gehabt hat. Ebenso verspricht Adamaua, das hochgelegene Hinterland der sonst wenig gesunden Kamcrunkolonie, dermaleinst ein deutsches Auswanderungsziel zu werden, das auf dem Wasserwege des Niger-Benuë oder mittels der neu eröffneten Kongobahn und der nördlichen Kongozuflüsse ebenfalls leicht und schnell erreicht werden kann. Überhaupt ist es eine unerlässliche Vorbedingung, dass die be-siedclungsfähigen Randgebirge und Hochebenen, soweit sie keine natürlichen Zugänge besitzen, durch Fahrstrassen oder Eisenbahnen mit der Küste verbunden werden müssen, damit neu ankommendc Einwanderer die fieberreiche Niederung zwischen Meer und Gebirge sobald als möglich überwinden können. Ausserdem bildet der Eisenbahnbau die unumgängliche Voraussetzung für einen lohnenden Ertrag der Arbeit, da der Kolonist auf dem Schienenwege seine Gerätschaften und Maschinen erhalten und seine Erzeugnisse auf den Weltmarkt bringen kann, während er ohne die Bahn mit den bereits eröflneten Ländern unserer Erde nie in Wettbewerb zu treten vermag.
Solange aber die Untersuchungen über die bedeutsame und verantwortungsvolle Ansiedlerfragc noch nicht abgeschlossen sind, wäre es gewissenlos, der Einwanderung in unsere tropischen Schutzgebiete das Wort zu reden, und Südwestafrika ist unsere einzige Kolonie, in der zur Zeit Mitteleuropäer ohne Schaden für ihre Gesundheit dauernd leben können. Da Südwestafrika in erster Linie ein Viehzucht-gebict ist und wegen seiner Steppennatur trotz der ungeheuren Ausdehnung des Landes eine allzudichte Bevölkerung nicht aufzunehmen vermag, so bleibt als Hauptziel der deutschen Auswanderung nach wie vor das nichtdeutsche Ausland übrig. Das Abströmen unserer Bevölkerung dorthin wird noch für lange Zeit eine unabwendbare Notwendigkeit sein, und die brennende Frage der deutschen Auswanderung harrt demnach immer noch der Lösung. Unter diesen Umständen ist der Begriff der deutschen Kolonien nicht bloss auf unsere Schutzgebiete zu beschränken, die thatsächlich vom Reiche abhängig sind. Er umfasst in weiterem .Sinne auch das grössere Deutschland d. h. alle die Länder, in denen wie im gemässigten Südamerika unsere Landsleute in grösserer Menge und in festgeschlossenen Gemeinwesen ansässig sind. Er gilt ferner für Gebiete wie Venezuela und Kleinasien, in denen deutsches Kapital in erheblicherem Umfange arbeitet, und bezieht sich endlich auf Länder, die wie Ostasien notwendige Stützpunkte für den Weltverkehr und die Schiffahrt sind. Pflicht und Bestreben der Regierung muss es nun sein, d ie Nachteile der Auswanderung, die man nicht unterbinden kann und will, nach Möglichkeit abzuschwächen, indem sie den Menschenstrom in solche Gegenden lenkt in denen er ein zuträgliches Klima und geeignete wirtschaftliche Verhältnisse findet, in denen er sein Volkstum treu bewahren und geistig wie wirtschaftlich mit dem Muttcrlande verbunden bleiben kann, statt nur der Welt im allgemeinen oder gar unsern Gegnern Nutzen zu bringen und die Reihen unserer Konkurrenten zu verstärken. Erfahrungsgemäss findet der Auswanderer unter Landsleuten ein leichteres Fortkommen als unter Fremden und erhält eine festere Stütze, wenn cr jenseits des Weltmeeres Sprache, Sitte und Brauch der Heimat wieder antrifft. Unschätzbare Dienste leistet in dieser Beziehung die Einrichtung des englischen Emigrants Information Office, denn sie ermöglicht es, die brachliegenden Volkskräfte jederzeit nach den Punkten des britischen Kolonialreiches zu leiten, wo augenblicklich die günstigsten Aussichten für die Zukunft vorhanden sind. Auch in Belgien und der Schweiz bestehen derartige staatliche Auskunftsstellen, während sie bei uns trotz der grossen Zahl der Auswanderungslustigen fehlen. Soll sich aber der Auswandererstrom nicht planlos verlaufen, sondern so über See untergebracht werden, dass er deutsch bleibt und mit der Zeit durch [seine Masse und Kulturüberlegenhcit einen deutschen Kern im Auslande bildet, so muss seine Richtung durch eine zweckmässig organisierte, zuverlässige Auskunftserteilung im Sinne einer nationalen Auswanderurgspolitik beeinflusst werden. Nicht minder wichtig und weit schwerer ist es, einen Einfluss auf die Zusammensetzung des Auswandererstromes zu gewinnen. Eie Schwierigkeit, Arbeitskräfte für unsere heimische Landwirtschaft zu erhalten, wird immer grösser, da, wie eben erwähnt, die landwirtschaftlichen Betriebe die meisten Auswanderer stellen. Deshalb hat eine nationale Auswanderungspolitik nicht die Aufgabe, den Wegzug der bäueiliehen Kreise künstlich zu verstärken, sondern im Gegenteil dahin zu wirken, dass der Prozentsatz der Auswandernden aus diesen Bcvölkerungsschichten ein schwächerer, dagegen der aus solchen Bevölkerungskreisen, die das grossstädtische Proletariat zu verstärken drohen, ein stärkerer werde. Das ist ein ausserordentlich schwieriges Unternehmen, da es sich gerade um jene Volkselemente handelt, die in der Fremde misstrauisch angesehen werden und die man daher erst für die Auswanderung geeignet machen muss, damit sie in ihrer neuen Heimat wirklich brauchbar und willkommen sind. Für diese Hauptaufgaben, die Beeinflussung der Richtung und Zusammensetzung des Auswandererstromes, will die 1896 in Hannover gegründete Vereinigung für Auswanderungsfragen wirken, und als Zukunftsländer der deutschen Einwanderung kommen neben dem gemässigten Südbrasilien vornehmlich Paraguay und gewisse Provinzen Argentiniens in Frage.
Sind unsere Schutzgebiete als Ackerbaukolonien noch nicht brauchbar, so haben sie als Pflanzungs- und Handelskolonien eine um so höhere Bedeutung und werden, wenn sie auch nicht zu den reichsten Ländern gehören, die leicht erklärlicherweise längst in feste Hände übergegangen sind, dereinst als Lieferanten kolonialer Erzeugnisse eine Rolle spielen. Vor noch nicht allzulanger Zeit musste Russland jährlich viele Millionen Mark für amerikanische Baumwolle und für Petroleum ausgeben. Jetzt deckt es den Bedarf grösstenteils aus seinen asiatischen Provinzen, deren Steppenboden durch die Einrichtung kostspieliger Bewässerungsanlagen anbaufähig gemacht worden ist. In ähnlicher Weise entnimmt England seine ungeheuren Mengen an Baumwolle und Getreide immer mehr den eigenen Kolonien, und Frankreich gewinnt die schweren Weine, die es früher aus Südeuropa beziehen musste, heute fast ausschliesslich in seinen nordafrikanischen Besitzungen. Deutschland dagegen giebt alljährlich für Kolonialwaren gegen 800 Millionen Mark ans Ausland aus,1) eine Summe, die wir uns zu einem guten Teile selbst erhalten könnten, wenn wir die wichtigsten tropischen Erzeugnisse selber bauen würden. Von dem Gewinn, den ihr Vertrieb abwirft, kommt obendrein nur ein verhältnismässig kleiner Teil der heimischen Reederei zu gute, und wir sind lediglich in der unangenehmen Lage, die Kolonialartikel, die wir einmal nicht entbehren können, bezahlen zu müssen, statt sie mit deutschem Gelde zu erzeugen, auf deutschen Schiffen zu verfrachten und durch deutsche Kaufleute umzusetzen. Man hat kaum zu befürchten, dass beim Eintreten Deutschlands in den kolonialwirtschaftlichen Wettbewerb die Preise soweit heruntergehen, dass sich das Geschäft nicht mehr lohnen würde. Niedriger werden sie allerdings, da alle jene Artikel börsenmässig gehandelt werden und der Börsenpreis sich in erster Linie nach Angebot und Bedarf richtet. Vermehrt sich die Zufuhr, so muss man für sie einen Markt suchen, und dementsprechend fällt der Börsenpreis, wie das Beispiel des Liberiakaffees gezeigt hat. Wenn schon aber bei gesteigerter Produktion die Preise sinken, so wächst in demselben Masse auch die Nachfrage nach Gegenständen, von denen viele weit mehr verbrauchen würden, wenn sie über die Mittel verfügten, sich mehr davon zu kaufen.
Vernünftig Denkende werden an die deutschen Kolonien der Gegenwart nicht den Masstab der ältesten und reichsten Kolonialländer anlegen, und ebensowenig ist von heute auf morgen ein augenfälliger Nutzen zu erwarten. Viele haben jedoch in Verkennung der Umstände oder aus begreiflicher Ungeduld auf einen baldigen Erfolg gerechnet, und als er ausblieb, erklärten sie unsere überseeischen Besitzungen für wertlos. Man bedachte nicht, dass sie erst 1884 erworben waren und anfänglich einen nichts weniger als friedlichen und gedeihlichen Entwickelungsgang genommen hatten. Ferner fiel der Umstand schwer ins Gewicht, dass sie noch völlig unbekannt waren und erst erforscht werden mussten und dass in ihnen vor der deutschen Besitzergreifung von Plantagenbau und irgendwelcher Ausbeutung der Bodenschätze kaum die Rede war. Wo aber nichts vorhanden ist und alles durch das Eingreifen der Regierung und des Privatkapitals erst geschaffen werden muss, dort kann von einer Verzinsung der Anlagegelder während der Schaffenszeit nicht die Rede sein. Kostet doch die Einrichtung einer 8o ha grossen Kaffeepflanzung in Westafrika nach Hübbe-Schleiden 100—120000 Mark, ganz abgesehen davon, dass vor dem fünften Jahre so gut wie gar keine Erträge zu erwarten sind.
1) Nach der Reichsstatistik wurde 1892 der Bedarf Deutschlands an Kolonialwaren auf 850 Millionen Mark veranschlagt.
Überdies fehlte uns die Erfahrung, die für den Plantagenbetrieb und für die tropische Landwirtschaft unbedingt notwendig ist; und bei der Schwierigkeit, die leitenden Gedanken der wirtschaftlichen Kolonialpolitik ins Praktische zu übersetzen, war es kein Wunder, dass eine ganze Reihe von Versuchen und Unternehmungen fehl schlug und dass wir gleich den andern Kolonialmächten erst durch Schaden klug werden mussten. In der Meinung, dass unsere Tabakbauern in Afrika genau so fertig werden würden wie in der Pfalz, begann man Anbauversuchc an ganz ungeeigneten Stellen. In Südwestafrika wurde ein Unternehmen für die Ausfuhr von Schlachtvieh und Fleischkonservcn ins Leben gerufen, obwohl die öde Küste keine Verbindung mit dem Weltmarkt besass, obwohl es kein Wasser gab und das erforderliche Vieh in jenem Bezirke fehlte. Obendrein verloren auf dem Transport viele Sämereien ihre Keimkraft oder die Pflänzlinge verdarben. Kurz, alle anfangs begonnenen Versuche scheiterten, und es zeigte sich bald, dass ohne eingehende wirtschaftliche Prüfung des Anbaugebictes und ohne einen Stab erfahrener Tropenpflanzer auf keinen Erfolg zu rechnen sei. Reiche Früchte hat aber die nach englischem und holländischem Vorbild durchgeführte Gründung einer botanischen Ccntralstelle für die Kolonien im Königlichen Botanischen Garten zu Berlin und die Anlage von Versuchsgärten, Versuchsstationen und Versuchsplantagen in den Schutzgebieten selbst getragen. Der Rcgicrungsgarten zu Victoria in Kamerun gilt seit Jahren als eine Musteranstalt, und nicht minder nutzbringend haben sich die Kultur-stationen in DaresSsaläm, Mohorro, Kwai (Ostafrika), Sebbe (Togo) und Kubub (Südwestafrika) erwiesen.1) Sic alle versorgen die Kolonien mit Samen und Pflänzlingen, stellen die zu deren Aufzucht notwendigen Bedingungen fest, bestimmen ihren Nutzwert und fördern die Viehzucht. An der wirtschaftlichen Erschliessung unseres Besitzes beteiligen sich neben dem Staate und der Mission zahlreiche Kaufhäuser, die in den Kolonien Faktoreien und Pflanzungen besitzen, und koloniale Privatgesellschaften, von denen fast jedes Jahr neue ins Leben treten.
1) Neue Versuchsstationen sind in Lome (Togo) und Dabagga (Deutsch-Ostafrika) errichtet worden. Hierher gehört auch die neugegründete deutsche Kolonialschule zu Witzenhausen an der Werra, die durch praktische und theoretische Vorbereitung tüchtige und möglichst vielseitige Wirtschafts- und Plantagenbeamte, Pflanzer, Landwirte, Viehzüchter und Kaufleute für die deutschen Schutzgebiete heranbilden will.
Zu ihnen gehören, um nur einige zu nennen, die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, die Neuguinea- und Astrolabe-Bai-Kompagnie, die Kamerun Land-und Plantagengesellschaft, die Kamerun Hinterlandgesellschaft, die Kolonialgesellschaft für Südwestafrika, die Siedelungsgesellschaft für Deutsch-Südwestafrika, die Jaluitgesellschaft, die Deutsche Handels-und Plantagengesellschaft für die Südsee u. s. w. Erwähnenswert sind ferner die South West Africa Company und das Kharaskoma Exploring and Prospecting Syndicate, das, wie es nur zu Caprivis Zeiten möglich war, in Gestalt der Damaraland-Konzession die weitgehendsten Vorrechte erhielt. Zwar wurden diese nachträglich nicht unwesentlich eingeschränkt, weil sich die öffentliche Meinung und der Kolonialrat entschieden gegen diese ausserordentliche Begünstigung des britischen Kapitals im deutschen Gebiet aussprachen. Aber auch dann noch waren die gewährten Bedingungen viel günstiger als sie den meisten deutschen Gesellschaften zugestanden wurden.
Wenn wir es versuchen, im Folgenden einen Überblick über den wirtschaftlichen Entwickelungsgang unserer Kolonien zu geben, so ist im Voraus daran zu erinnern, dass der wirtschaftliche Wert der afrikanischen Tropen viel zu sehr überschätzt wird. Denn der Tropengürtcl des dunklen Erdteils, in dem Wald-, Busch- und Kulturland nur 27%, die Wüste 10,5%, die Gewässer 1,5% und die Steppen 61% der Bodenfläche einnehmen, ist vorwaltend ein Grasland und kann sich an Reichtum und Üppigkeit nie mit der heissen Zone Südasiens und Südamerikas messen. Wer daher Afrika mit Gewinn ausnutzen will, der muss, wie es die Engländer und Franzosen gethan haben, möglichst viel von ihm in seine Gewalt bringen und sein Augenmerk zugleich auf die Beherrschung der Haupthandelsstrasscn richten.
Bis zu seiner Besitzergreifung lieferte Deutsch-Ostafrika neben wenigen pflanzlichen Handelserzcugnissen nur Sklaven und Elfenbein, -die beide verhältnismässig billig waren, weil eine Ware die andere trug. Bloss dadurch, dass der Negersklave oder das schwarze Elfenbein die Elefantenzähne oder das weisse Elfenbein auf seinem Kopfe und seinen Schultern zur Küste brachte, war es möglich, die übermässig hohen Frachtkosten zu sparen, die bei den ungeheueren Entfernungen entstanden. Mit der Zeit hatte sich der gesamte Verkehr nach Sansibar gezogen, wo die Agenten der europäischen Firmen sassen, während die Häfen der langgestreckten Festlandsküstc wenig -benutzt und fast vergessen waren. Zwar hat der Sklaven- und Elfenbeinhandel das Karawanenwesen Ostafrikas überhaupt erst ins Leben gerufen, andererseits haben aber die mit den Menschenjagden verbundenen Greuel und die Gewalttaten der Araber das Land entvölkert, verwüstet und ausgesaugt. Die Unterdrückung des Sklavenraubes, die den Negersklaven als Ausfuhrgegenstand entwertete, und der zunehmende Rückgang der Elefanten mussten auch den Elfenbeinhandel schwer schädigen. Von 1840—95 sind gegen 39 Millionen Kilo Elfenbein im Werte von 507 Millionen Mark auf den Weltmarkt gelangt, aber es haben zur Gewinnung solcher Massen mindestens 2800000 Elefanten ihr Leben lassen müssen, so dass man die Einführung strenger Schonzeiten und Schutzmassregeln nur mit Freude begrüssen kann. Jetzt geht das Elfenbein zu einem guten Teile über Britisch-Ostafrika nach London und Liverpool, die Hauptmasse wird indes durch den Kongostaat nach Antwerpen, dem Hauptstapelplatze des Elfenbeinhandels, gebracht, und die Belgier scheuen weder List noch Gewalt, um alles Elfenbein aus dem Seengebiet zum Kongo zu leiten. Die Ablenkung dieses Handelszweiges wird in Zukunft noch fühlbarer werden, seitdem die Wasserstrasse des Kongo durch die kürzlich vollendete Eisenbahn wesentlich an Verkehrswert gewonnen hat. Da sich auch England von Norden her mittels der Ugandabahn und von Süden her mittels der Bahnlinine Kapstadt-Buluwayo, deren Fortführung zum Tanganyikasee geplant ist, zusehends den wohlbevölkerten, ertragreichen Gebieten unseres Hinterlandes nähert, so sind wir immer mehr vor die Frage gestellt, welche neuen Quellen erschlossen werden müssen, um den sinkenden Handel Deutsch-Ostafrikas wieder zu beleben.
Da wirkt nun die Landesnatur unseres Besitzes nicht gerade ermutigend. Sehr unzutreffend hat man Deutsch-Ostafrika in starker Überschätzung seines Wertes mit Indien verglichen, dmn nach Wiss-manns Urteil besteht vier Fünftel des Bodens aus Steppe und höchstens ein Fünftel aus gutem Land. Dürren und Heuschreckenplagen sind häufig. Sie haben erst in den letzten Jahren das Schutzgebiet schwer heiragesucht und sind auch in diesem Jahre nicht ausgeblieben. Immerhin könnten aber weite Ödländer eien, die jetzt aus Mangel an Arbeitskräften brach liegen, bei einer Verdichtung der Bevölkerung fruchtbar gemacht werden, wie das Beispiel der ursprünglich wüstenhaften Mgunda Mkali in Ugogo zeigt, die seit mehreren Jahrzehnten von fleissigen Ackerbauern in Kultur genommen ist. Viele Negerstämmc bringen überhaupt von Haus aus Neigung und Übung zum Feldbau mit und beginnen sich immer weiter auszubreiten, nachdem die kriegerischen Grenzvölker, die eine ständige Gefahr für die friedliche Entwickelung des Schutzgebietes bildeten, durch Viehseuchen und das Eingreifen der Regierung unschädlich gemacht worden sind. Dann bietet die Steppe, wie der frühere Rinderreichtum der Massai lehrte, die besten Bedingungen zur Viehzucht, und endlich ist von dem guten Lande, das trotz seiner Beschränkung zu mindestens 150000 qkm veranschlagt werden kann, kaum ein Bruchteil für den Plantagenbau ausgenutzt worden.1) Erst nach der Niederwerfung des Araberaufstandes konnte man mit der Anlage von Pflanzungen beginnen, deren es heute 28 giebt. Jedes Jahr entstehen neue Unternehmungen, und der Plantagenbau wird noch mehr aufblühen, wenn die schwebenden Landfragen soweit geregelt sind, dass das Landerwerbsgeschäft glatt von statten gehen kann.
Im Küstenland gewinnt man vor allem Kokosnüsse, in den Wäldern Kautschuk und Kopalharz, das teils in halbfossilem Zustande aus dem Boden gegraben oder von den lebenden Kopalbäumen abgelesen wird und zur Herstellung der feinsten Lacke dient. In den Plantagen werden Faserpflanzen, Vanille, Zucker, Tabak und in erster Linie Kaffee angebaut. Die Pflanzungen des Handeigebirges in Usambara enthalten 800000 Kaffeebäume, von denen jedes Jahr eine immer grössere Anzahl tragfähig wird. Die 1895 etwa 700 Centner betragende Erstlingsernte, deren Ertrag 1898 auf 5000 Centner gestiegen ist, hat die gehegten Erwartungen nicht getäuscht, und der Kaffeebau verspricht von vornherein gute Aussichten, da Afrika die Urheimat der beiden wichtigsten Kaffeearten, des arabischen und liberischen,2) ist. Usambara ist überhaupt das Zukunftsland für den deutschen Kolonialkaffee, der sich als eine der edelsten Arten erwiesen hat. Dagegen ist — im Gegensätze zu Kamerun und Kaiser Wilhelmsland — der Tabak nicht fein und verheisst wenig Besserung mit Ausnahme der Regierungsplantage Mohorro im Rufidji-Delta, die vielleicht ein Zukunftsgebiet für den ost-afrikanischen Tabak werden kann. Nicht minder eignen sich zur tropischen Bewirtschaftung die dem Meere zugewandten Abhänge des Schiefergebirges, die nur der kundigen Hand des Europäers warten, um in einen einzigen grossen Garten verwandelt zu werden.3)
1) Das gute Land liegt auf den Inseln und auf einem schmalen Küstenstreifen (Rufidji-Delta, Pangani-Niederung), dann im ostafrikanischen Schiefergebirge, am Kilimandjaro und in der nächsten Nachbarschaft der innerafrikanischen Seen (Kondeland).
2) Der im tropischen Westafrika einheimische Liberiakafee bildet stattliche Bäume, während der im tropischen Ostafrika wachsende arabische Kaffee mehr strauchartig ist.
3) Was die privaten Unternehmungen anbelangt, so sind in der Zeit vom 1. Juli 1896 bis zum 1.Juli 1897 allein im Bezirk Tanga 598000 arabische Kaffeebäumc, 25000 Liberia-Kaffeebäume und 107 000 Kokospalmen neu angepflanzt worden, so dass sich die Gesamtmenge der bisher vorhandenen arabischen Kaffeebäume auf 1161000, der Liberia-Kaffeebäume auf 75000 und der Kokospalmen auf 386000 Stück beläuft. Die Anzahl der letzteren könnte noch viel grösser sein, wenn die Eingeborenen im Neuanpflanzen nicht so lässig wären.
Ferner geht aller Kenner Urteil immer mehr darauf hinaus, dass Deutsch-Ostafrika streckenweise die Niederlassung europäischer Einwanderer gestattet und vielleicht in nicht allzuferner Zeit als Ackerbaukolonie in Frage kommt. Dass unsere Ansiedler auf den Hochflächen alles das anpflanzen können, was sie von der Heimat her gewöhnt sind, zeigt die landwirtschaftliche Versuchsstation Kwai in West-Usambara, die unter der Leitung eines deutschen Landwirtes steht. Mit ihren vortrefflich gedeihenden Getreide- und Kartoffelfeldern, mit ihren Gemüsebeeten der verschiedensten Art, ihren Weinreben, europäischen Obstbäumen und ihrer Viehwirtschaft macht sie den Eindruck eines europäischen Gutshofes mitten im Urwald. Es ist aber schon hervorgehoben, dass bei derartigen Zukunftsplänen genaueste Prüfung geboten ist, und wieviele Erfahrungen noch zu sammeln sind, das lehrt am besten der Entwickelungsgang der wirtschaftlichen Forschung am Kilimandjaro. Den von 1800 m an aufwärts einsetzenden Gürtclwald darf man keineswegs in den Bereich des Kulturlandes hineinbeziehen, denn er ist der Regen- und Wassersammler für den gesamten Bergstock, und seine Abholzung würde die schwersten Gefahren im Gefolge haben.1) Das unter 1300 m gelegene Gebiet könnte wegen seiner trockenen Steppennatur nur in sehr beschränktem Masse und nur unter Zuhilfenahme künstlicher Bewässerung für den Anbau tropischer Nutzpflanzen verwendbar gemacht werden, während der gänzlich wasserlose Nordabhang des Gebirges dünn bewohnt und kaum benutzbar ist. Somit bleibt von dem reichen Kulturgebiet, das Peters in überschwenglicher Schilderung als ein Paradies feierte und seinem Umfange nach zu 2400 qkm annahm, nach Volkens nüchterner Berechnung ein kaum 400 qkm grosser Streifen zwischen 1300 und 1800 m Meereshöhe (das Djaggaland) übrig, der etwa 1000 Ansiedlerfamilien bei harter Arbeit Nahrung und Unterhalt gewähren würde. Seine dichte, andauernde Bewölkung und der wechselnde, mehr an die gemässigte als an die heisse Zone erinnernde Wärmegang schliessen von vornherein den Anbau rein tropischer Gewächse aus, die wie Ananas, Tabak, Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle u. s w. an eine gleichmässig hohe Temperatur und starke Belichtung gebunden sind.
1) Usambara war bereits auf dem besten Wege, diesem Schicksal entgegenzueilen, wenn nicht das Einschreiten des Staates der schonungslosen Waldverwüstung seitens der Kaffeepflanzer ein Ziel gesetzt hätte. Oberhaupt wird neuerdings der Wiederaufforstung wegen ihrer Wichtigkeit für das Klima und die Landwirtschaft Ostafrikas zunehmende Beachtung geschenkt
Dagegen spricht das gute Gedeihen der Kartoffel und aller europäischen Gemüse und Hülsenfrüchte dafür, dass unsere Getreidearten, Nutzpflanzen und Futterkräuter, dazu Theesträuchcr, Korkeichen, Kampfer-, China- und Maulbeerbäume mit Erfolg angepflanzt werden dürften. Alles in allem möchte aber Volkens deutschen Bauern eine entschiedene Besserung ihrer Lage wohl kaum in Aussicht stellen; viel eher ist die Nutzbarmachung des Kilimandjaro durch ausgiebige Heranziehung der Eingeborenen zu erreichen.
Die Untersuchung des weiten Landes auf das Vorkommen wertvoller Mineralien hin befindet sich noch in den Anfängen. Glimmer von guter Beschaffenheit, Granaten und Graphit sind im Gneis wiederholt nachgewiesen worden, doch nirgends in abbauwürdiger Menge. Örtlich hat die weite Verbreitung von Eisenerzen zur Entstehung einer nicht unbedeutenden Eisenindustrie und Schmiedekunst Veranlassung gegeben, und die abflusslosen Salzseen besitzen bei der Salzarmut Afrikas als Salzlieferanten eine nicht zu unterschätzende Wichtigkeit. Die Neger treiben mit dem aus dem Boden ausgelaugten Kochsalz regen Handel, und die Soolquellen von Uvinsa unweit des Mlagarassi-Flusses versorgen seit alters sämtliche Uferlandschaften des Tanganyikasees bis zum Kongo mit dem vielbegehrten Mineral. Nicht minder wichtig sind die Steinkohlen, die man kürzlich am Songwe, einem nordwestlichen Zuflusse des Nyassa, geschürft hat. Sie sind zwar nicht so rein und heizkräftig wie die westfalischen oder englischen Kohlen, geben aber den südafrikanischen Kohlen nichts nach. Die wiederholt zu Feuerungszwecken benutzten Flötze bedeuten unter Umständen einen Fortschritt für die Dampfschiffahrt auf jenem See und können mit Hilfe einer leichten Bahn und der Wasserstrasse des Rufidji auch der Küste dienstbar gemacht werden, wo die Hoffnung, Kohle zu finden, sich als trügerisch erwiesen hat. Damit würde Deutsch-Ostafrika mit einem Male ein Erzeugnis gewinnen, das ihm unstreitig einen Vorrang vor den Nachbarkolonien einräumte. Erfreulich ist endlich die Thatsache, dass südlich vom Victoria Nyansa anscheinend ergiebige Goldspuren entdeckt wurden nachdem sie schon früher, leider in ungenügendem Zustande, stellenweise in Usambara bekannt waren. Genauere bergmännische Untersuchungen sind eingeleitet, und der Gedanke liegt nahe, das« sie zu weitergehenden Hoffnungen berechtigen.
Aber die wirtschaftliche Entwickelung Deutsch-Ostafrikas wird durch einige nachteilig wirkende Umstände sehr verzögert. Einmal gilt es, durch Errichtung neuer Dampfcrlinien und durch andere Massnahmen der Nebenbuhlerschaft Sansibars zu begegnen, was um so schwieriger ist, als die Briten jenen Hauptstapelplatz Ostafrikas zum Freihafen erklärt und dem deutschen Einfluss gänzlich entzogen haben. Über ihn gehen noch heute 85% der deutschen Einfuhr und 80% der Ausfuhr. Dann heisst es — und das ist bereits mit teilweisem Erfolg geschehen — gegen die indischen Kaufleute anzukämpfen, die nicht nur die Ein- und Ausfuhr beherrschen, wobei die Waren ihren Weg meist über Sansibar und Bombay nehmen, sondern sich auch durch die Gewährung von Vorschüssen den Karawanenverkehr unterthan gemacht und die Küstenbevölkerung in Abhängigkeit gebracht haben. Obendrein verhindern sie die Ansiedelung deutscher Kleinhändler, die gegen den anspruchslosen, schlauen Indier nicht aufkommen können, und alle diese Verhältnisse drängen darauf hin, den Zuzug der indischen Kauflcute durch entsprechende Massregeln zu beschränken.
Endlich muss man mit den ungeheuren Entfernungen rechnen, die nur bei wenigen Handelsgegenständen, z. B. dem Elfenbein und Kautschuk, die Beförderung zur Küste lohnen. Da ausserdem die Verkehrsvcrhältnisse sehr mangelhaft sind, so ist Abhilfe dringend geboten und zwar in erster und einziger Linie durch Schaffung billiger Absatzwege. Seit alters ist der Mensch in Äquatorialafrika das einzige Beförderungsmittel. Bei dieser urwüchsigen Beförderungsart sind aber die Trägerlöhne so hoch, dass allein schon die Transportkosten für die notwendigsten Dinge des täglichen Lebens ein kleines Vermögen beanspruchen und die Einwanderung selbst besser gestellter Ansiedler unmöglich machen. Um eine 1000 Kilo schwere Last vom Victoriasee zur Küste bringen zu lassen, bedarf man einer ganzen Schar von Trägern und muss ungefähr 2500 Mark für sie bezahlen, während die entsprechenden Frachtsätze auf unseren Bahnen je nach der Tarifklasse 45—540 Mark betragen würden. Daher ist die Anlage von Fahrstrassen und noch mehr der Bau von Eisenbahnen für die Ausnutzung Deutsch-Ostafrikas geradezu eine Lebensfrage, denn ohne Verbilligung des Transportes wird die wirtschaftliche Angliederung des Binnenlandes an die Küste niemals möglich sein. Aber bei allen diesen Plänen ist wegen der Geringfügigkeit der vorhandenen Mittel Einschränkung dringend geboten, und man muss sich genau darüber klar werden, ob die Bahn jetzt oder in nächster Zeit einem Bedürfnis entspricht, zumal Wasser-, Kohlen- und Holzmangel ihrem Bau grosse Schwierigkeiten bereiten und beträchtliche Geldopfer verlangen, wenn auch sonst die Einförmigkeit der Oberflächengestaltung kein Hindernis darbietet. Drei Vorschläge hat man befürwortet und dabei die Verbindung der natürlichen Anfangs- und Endpunkte der Hauptverkehrsstrassen unseres Schutzgebietes, der Küste und der Binnenseen, ins Auge gefasst: erstens den Bau einer Südbahn von Dar es Salăm zum Nyassa, zweitens den Bau einer Nordbahn von Tanga zum Kilimandjaro und drittens den Bau einer Centralbahn von Dar es Salăm zum Tanganyika mit Abzweigung von Tabora zum Victoriasee. Auf jenen ausgedehnten Wasserflächen soll dann der Verkehr durch Dampfer aufgenommen und fortgesetzt werden.
Der Ausführung der Südbahn stehen die Bedenken entgegen, dass sie eine Grenzbahn ist und einseitig nur den südlichsten Teil des Schutzgebietes erschliesst. Sic vermöchte zwar die verheissungsvollen Fluren von Uhehe und das Kondeland dem Weltverkehr näher zu bringen; aber möglicherweise steht zu demselben Zwecke der natürliche Wasserweg des Rufidji-Ulanga offen, der immer mehr unser ostafrikanischer Rhein zu werden verspricht und den Vorzug der Bequemlichkeit mit dem der Billigkeit verbindet. Jedenfalls ist dem Anlande des Nyassasees erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, da ihm augenscheinlich eine gedeihliche Entfaltung bevorsteht. Die Zahl der kaufmännischen Niederlassungen ist im Wachsen begriffen, und der Warenverkehr auf dem See hat erheblich zugenommen.
Die Nordbahn soll das ertragreiche Plantagenland Usambara und den Kilimandjaro eröffnen, sie soll ferner die fruchtbaren Landschaften Meru, Mutyek und Iraku durchschneiden, die salzreiche Umgebung des Eiassisees nutzbar machen Tund endlich durch Ussukuma, eines der dichtestbewohnten und bestbebauten Gebiete Deutsch-Ostafrikas, zum Victoria Nyansa führen. Von dieser Bahn ist erst ein kurzes Stück, die 4.2 km lange Strecke Tanga-Muhesa, fertiggestellt. Freilich bringt sie ebenfalls einseitig bloss dem Norden der Kolonie Vorteil, und ihre Anziehungskraft wird dadurch beeinträchtigt, dass jenseits der Grenze die englische Ugandabahn verläuft, die dasselbe Ziel, den Victoriasee, erstrebt und deren Ausgangspunkt Mombas nur 120 km von Tanga entfernt ist. Ob sich die Fortsetzung der deutschen Bahn bis zu dem seinem wirtschaftlichen Werte nach noch immer sehr verschieden beurteilten Kulturland des Kilimandjaro lohnt, bleibt abzuwarten, zumal im Pangani ebenfalls eine Wasserstrasse zur Verfügung steht, über deren Brauchbarkeit die Meinungen neuerdings nicht ungünstig lauten.
Auf die Centralbahn, deren etwa 1773 km lange Trace 1895—96 im grossen Ganzen festgelegt wurde, hatte man die grössten Hoffnungen gesetzt, weil sie, der wichtigsten Karawanenstrasse folgend, das Herz der Kolonie durchschneiden und nach beiden Seiten hin, nach Norden und Süden, einen Stützpunkt für die politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Erschliessung Deutsch-Ostafrikas darbieten sollte. Ist auch der Bau eines Schienenstranges das einzige Mittel, um unser Hinterland vor der wirtschaftlichen Bedrohung durch die belgischen und englischen Bahnen zu schützen, so sind doch gerade gegen den Bau der Centralbahn schwerwiegende Bedenken geltend gemacht worden. Abgesehen von der Schwierigkeit, aus Privatkreisen die auf 70 Millionen Mark veranschlagten Geldmittel aufzubringen, ist die verheissene Ertragsfähigkeit bei der dürftigen Entwickelung des ostafrikanischen Handels sehr wenig wahrscheinlich, zumal der Karawanenverkehr bei der Abnahme und Ablenkung des Elfenbeinhandels an Bedeutung verloren hat. Hieraus erklärt sich auch der fortschreitende Rückgang des früher wichtigen Stapelplatzes Tabora. Ferner würde der Schienenstrang weite Strecken durchmessen, die völlig ertraglos, arm und dünn bevölkert sind und für den Anbau und Transport wertvoller Erzeugnisse sehr geringe Aussichten bieten. Die Centralbahn könnte daher nicht gleich den Pacificbahnen Nordamerikas als eine Pionierbahn das Land erschliessen, denn es ist nichts da, was zu erschliessen wäre. Das fruchtbare Gebiet liegt vielmehr weit abseits und müsste erst durch Zweigbahnen oder andere Zufahrtsstrassen dem Haupt -strange angeglicdert werden. Ausserdem steht nicht einmal fest, ob sich die gewonnenen Gegenstände auf dem Weltmärkte konkurrenzfähig erweisen. In Ostafrika und in den andern Kolonien setzen nämlich die Entfernungen allen wirtschaftlichen Unternehmungen gewisse Schranken, indem in einem jungfräulichen Lande alle Kulturbcstrc-bungen für absehbare Zeit in die Zone der Gewinngrenze verlegt werden müssen. Diese Zone umfasst die küstennahen Landstriche und schiebt sich nur dort weiter ins Innere vor, wo Eisenbahnen und Ströme bequeme und natürliche Zugänge gewähren. Aber selbst dann wird es einmal eine Grenze geben, über die hinaus der Anbau der meisten tropischen Nutzgewächse nicht mehr lohnt, weil ihr Marktwert in keinem Verhältnis zu den Frachtkosten steht. Da ist es denn ein geographischer Gewinn, dass die wirtschaftlich wertvollsten Gegenden Deutsch-Ostafrikas am Meere selbst oder im küstennahen Schiefergebirge liegen. Sie sind zuerst in Arbeit zu nehmen, und deshalb erscheint es geboten, die vielen Millionen, die der Bau der Centralbahn verlangen würde, mit mehr Aussicht auf baldigen Gewinn zur Anlage von Kleinbahnen am richtigen Orte zu verwenden. Keinesfalls ist es angebracht, erst eine kostspielige Bahn zu bauen, um dadurch Pflanzungen hervorzurufen, sondern Bahn- und Plantagenbau müssen sich wechselseitig unterstützen, wie am deutlichsten das Schienennetz Brasiliens zeigt. Dort wurde niefit gleich eine Bahn quer durch das gesamte ungeheure Land gelegt, sondern man drang Schritt für Schritt in das zur Plantagenwirtschaft geeignete Gebiet ein und zweigte Bahnlinien nach allen Seiten hin ab. Mit ihnen schob sich die Kaffeekultur immer tiefer binnenwärts vor und regte ihrerseits wieder zur Erweiterung des Bahnnetzes an, bis eine Grenze erreicht ward, wo die Frachtkosten den Pflanzungsbetrieb nicht mehr lohnten und Kaffee- und Eisenbahnbau aufhören mussten.
Übertragen wir die brasilischen Verhältnisse auf Deutsch-Ostafrika, so haben die Binnenseen und ihre Uferländer vorläufig nicht als Haupt-und Endziele des Bahnbaues zu gelten, um so weniger, als es leichter und schneller erreichbare Landgcbicte mit besseren wirtschaftlichen Aussichten giebt. Was wir brauchen und bei unsern bescheidenen Mitteln auch bloss verlangen können, sind wirtschaftliche Kleinbahnen, die im Norden schon bei 93 km Länge das vielgepriesene Usam-bara, in der Mitte des Schutzgebietes bei 45—90 km Länge die nicht minder zukunftsvollen Landschaften Ukami, Usagara und Nguru eröffnen und bei 300 km Gesamtlänge ein Baukapital von 11—13,5 Millionen Mark verlangen. Unbedingt müsste man zunächst mit der Fortführung der Usambaralinie nach Korogwe beginnen, weil erst dieser Platz durch die Nachbarschaft Usambaras Aussicht auf ständige Frachten bietet und ein Anziehungs- und Sammelpunkt für die aus dem Innern kommenden Karawanen zu werden vermag. Das in Deutsch-Ostafrika untergebrachte Kapital ist hauptsächlich im Usambaragebirge angelegt, und wenn irgendwo, so ist hier der Verkehr weiter zu entwickeln. Jetzt endet die Bahn auf halbem Wege in Muhesa und wird von den Karawanen überhaupt nicht benutzt, da es sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Küste nicht erst lohnt, die Waren von den Schultern der Träger in die Bahnwagen umzuladen. Nur den wenigen Europäern der Nachbarschaft dient der Schienenweg zu ihren Jagdausflügen ins Innere. Dieser Zustand, der die Lokomotive nach Zurücklegung einer wasser- und ertraglosen Strecke fast im Angesicht des bestausgenutzten Landes unserer Kolonie im Sande stecken bleiben lässt, fordert geradezu Hohn und Spott heraus. Wenn man bedenkt, mit welch unendlicher Mühe die Eiscnbahngcscllschaft für Deutsch-Ostafrika das verunglückte Unternehmen ins Leben gerufen hat, so kann man nur bedauern, dass der erste Versuch so wenig ermutigend gewesen ist und zur Einstellung der Arbeiten geführt hat. Nachdem das Hochwasser der Regenzeit die für afrikanische Verhältnisse viel zu gut und teuer gebaute Bahn zweimal an vielen Stellen zerstört und sehr erhebliche Ausbesserungskosten verschlungen hat, sind die Mittel der Gesellschaft so vollständig erschöpft, dass sie nicht mehr imstande ist, den Betrag von 3 Millionen für die Weiterführung der Linie aufzubringen. Kommt ihr die Regierung nicht zu Hilfe, so wird die notdürftig fahrbare Bahn allmählich verfallen oder bestenfalls ein Torso bleiben, der dem Verkehr kaum etwas nützt. Die bisher aufgewandten 2,7 Millionen Mark sind dann so gut wie weggeworfen, während andererseits der Ausbau der Usambarabahn auf das wirtschaftliche Gedeihen des gesamten Nordens von allergrösstem Einfluss sein würde. Es klingt beschämend für uns Deutsche, dass wir von allen Kolonialmächten im dunklen Erdteil die wenigsten Eisenbahnen, das Bruchstück der Usambaralinie und die erst in den Anfängen fertiggestellte Baiwegbahn in Südwestafrika, besitzen. Wie ganz anders wirkt das Beispiel des kleinen Belgiens, das die hochwichtige und schon jetzt reichen Gewinn abwerfende Kongobahn fertiggebracht hat, während, die Engländer mit gewohnter Rührigkeit und Thatkraft den Bau der wirtschaftlich noch auf lange Zeit ertraglosen Ugandabahn in Angriff genommen haben. Trotz der beträchtlichen Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, sind die Vorarbeiten für die Hälfte der ganzen Bahnlinie vollendet, und die täglich von zwei Zügen befahrene Strecke steht mit 261 km Länge nur um 25 km hinter der Berlin-Hamburger Eisenbahn zurück. Ferner schwimmt bereits seit Februar 1897 der englische Dampfer „Ruwenzori“ auf dem Victoria Nyansa. Über seinen Transport ist kaum ein Wort an die Öffentlichkeit gedrungen, während cs bei uns langer Verhandlungen und Erörterungen bedurfte, um die Notwendigkeit eines kleinen Dampfers für den Tanganyikasee darzuthun und die entsprechenden Mittel aufzubringen. Freilich ist nicht ausser acht zu lassen, dass die Ugandabahn viel mehr eine strategische als eine wirtschaftliche Bahn ist, indem sie nach Verbindung mit der Nilthalbahn einen Übcrlandweg nach Indien darstellt, der die britische Herrschaft im Sudan befestigt und auch dann noch offen steht, wenn die Strasse durch das Rote Meer gesperrt sein sollte.
Je weniger wir gegenwärtig daran denken können, das Seengebiet mit der Meeresküste durch kostspielige Bahnbauten zu verbinden, um so grössere Aufmerksamkeit verdient der Karawanenverkehr, der solange genügt, als die wenigen gangbaren Handelsartikel, Kautschuk und Elfenbein, noch nicht erschöpft sind und noch mit Vorteil in der bisherigen Weise zur Küste gebracht werden können. Das Karawanenwesen plötzlich abzuschaflen, würde sich nicht einmal empfehlen, weil sonst Hunderttausendc von Eingeborenen, die sich als Träger ihr Brot verdienen, ins Elend gerieten. Wohl aber kann man den Karawanenverkehr durch geeignete Massregeln beschleunigen und verbilligen, einmal durch Aus- und allmähliche Umgestaltung des noch lange nicht genug ausgenutzten Trägerwesens, dann durch Verbesserung des Wegnetzes. Dabei handelt es sich nicht um die Anlage teuerer Kunststrassen, die ohne sorgfältige Pflege von der üppigen Tropenvegetation rasch wieder überwuchert und von den Regengüssen und Überschwemmungen unaufhörlich beschädigt werden würden. Einfache, fahrbare Karrenwege erfüllen ihren Zweck vollkommen, wobei der flachwellige Hochlandscharakter des Schutzgebietes ihrer Ausführung sehr entgegenkommt. In den nördlichen Bezirken Deutsch-Ostafrikas ist der Wegebau schon erfreulich fortgeschritten. Unterkunftshäuser, Wasser- und Militärstationen erleichtern und sichern den Verkehr, und die von Tanga zum Kilimandjaro führende Karawanenstrasse Ist fast durchweg fahrbar gemacht und, wo notwendig, überbrückt worden. Ferner wurde der Karawanenweg von Dar es Salăm nach Kilossa genügend verbreitert, und ein von vier Mauleseln gezogener Karren hat die 340 km lange Strecke, zu deren Zurücklegung Träger 12—14 Tage gebrauchen, in 8 Tagen durchfahren.
Richtet man aber einen Wagenverkehr ein, so sind die Zugtiere ebenfalls nicht zu vergessen. In erster Linie kommen Maulesel in Frage, die im Massailand in vorzüglicher Beschaffenheit heimisch sind; gleiches gilt von den Zugochsen, deren cs vor der verheerenden Rinderpest in der Massaisteppe eine Unzahl gab. Neuerdings wird auch der Aufzucht und Zähmung des in der Kolonie massenhaft vorkommenden Zebras immer grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Schon jetzt ist durch Versuche fcstgestellt, dass sich das Zebra durchaus als Zugtier eignet, dass es in der Gefangenschaft nicht eingcht und gegen Krankheiten viel weniger empfänglich ist als Esel und Rinder. In allen Fällen verfügt man über ein sehr brauchbares Zugtiermaterial, ein Vorzug, der entschieden gegen die viel erörterte, ebenso kostspielige als dem Erfolge nach zweifelhafte Einführung des Dromedars und des indischen Elefanten spricht.
Gehen wir nunmehr zur Betrachtung der deutschen Schutzgebiete in Westafrika über, so dienten unsere beiden Tropenkolonien Kamerun und Togo Jahrhunderte lang lediglich dem Sklavenhandel, der noch heute in ihrem Hintcrlandc blüht. Nach seiner Unterdrückung gerieten sie in Vergessenheit, bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts die europäische Industrie grosse Massen pflanzlicher Fette und Öle zu verlangen begann. Zu diesem Zwecke erwiesen sich die in Westafrika massenhaft vorkommenden Palmkcrne und Erdnüsse1) sehr geeignet, und an den lange verschmähten Gestaden entstand eine Handelsfaktorei nach der andern.
In der kurzen Spanne Zeit, die unter der deutschen Herrschaft verflossen ist, haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert. In beiden Schutzgebieten blieben nicht bloss Palmöl und Palmkcrne die Hauptausfuhrgegenstände, sondern die Kautschukgewinnung nahm gleichfalls einen raschen Aufschwung, und der Gummiexport steigerte sich bis auf 650000kg jährlich im Werte von 2 Millionen Mark. Aber die Gewinnung solcher Massen konnte nur durch unbeschränktesten Raubbau und rücksichtslose Vernichtung der Landolphien erzielt werden, weil man bisher noch kein Verfahren kennt, um den vielbegehrten Milchsaft ohne Zerschneiden und Töten der Lianen zu erhalten.
1) Die Erdnuss (Aracbis hypogaea) ist in ganz Mittelafrika heimisch, gelangt aber gegenwärtig mehr aus den fremden, als aus unseren eigenen Kolonien zur Ausfuhr.
Man musste sich daher mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Kautschukhandcl über kurz oder lang einen ebenso unaufhaltsamen Rückgang wie der Elfenbeinhandel zeigen würde, und um dem schlimmsten vorzubeugen, suchte man einem Ersatz für die Landolphien ausfindig zu machen. Die Gummipfianzen Brasiliens, der Para-Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) und der Ceará-Kautschukbaum (Manihot Glaziovii), wurden eingeführt und plantagenweise angebaut, und die Ausfuhr verspricht noch grösser zu werden, seitdem man in Westafrika einen sehr ergiebigen Gummibaum, die Kickxia africana, entdeckt hat. Die Menge des aus ihm gewonnenen Saftes erreichte in der englischen Kolonie Lagos 1896 schon einen Wert von 5 Millionen Mark, und dieser unverhoffte Gewinn hat uns veranlasst, die Ausbeute der in Kamerun und Togo häufig vorkommenden Kickxia nachdrücklicher in die Hand zu nehmen. Auch die vorzüglichen Rothölzer Kameruns, die in steigender Menge verschifft werden, erobern sich unter dem Namen Afrikanisches Mahagoni in Europa einen immer ausgedehnteren Markt, während das Kopalharz mit der Zeit ganz und gar aus dem Verkehr verschwindet.
Dieser Ausfall wird indes reichlich ersetzt durch die Erträgnisse des Plantagenbaues, der hier wie dort das Schwergewicht der wirtschaftlichen Unternehmungen bildet und vornehmlich die Aufzucht von Kokos- und Ölpalmen, Kaffee, Tabak und Kakao, neuerdings auch den Anbau der Kolanuss1) pflegt. In Togo werden hauptsächlich Kaffee (1895 65000 Bäume und 64000 Stecklinge) und Kokospalmen (67000 Palmen, 8000 Nüsse in Saatbeeten) gepflanzt, und der Kaffee, namentlich der im Gebirge, weniger der an der Küste gewonnene, verspricht trotz aller, übrigens auch in Ostafrika beobachteter Schädlinge und Dürren gute Erfolge, während sich der Anbau von Baumwolle nicht lohnt.
1) Wegen der hohen Bedeutung, welche die Kolanuss für den Sudanhandel besitzt, wird ihr lange vernachlässigter Anbau immer mehr ins Auge gefasst. In den englischen Kolonien Lagos und Sierra Leone verkauft man sie schon längst in ungeheuren Mengen an die Haussakarawanrn, die zu diesem Zwecke aus den entlegensten Winkeln des Sudan herbeikommen. Aus Kamerun wird die Kolanuss in immer mehr steigender Menge verschifft, nicht bloss nach dem Sudan, sondern auch nach Europa, wo sie als Anregungsmittel zu mancherlei Präparaten Verwendung findet. In Kete Kratshi und Misahöhe hat man ebenfalls mit der Anpflanzung der Kolanuss begonnen. — Der zweite Hauptgegenstand des Sudanhandels ist das Salz, das hauptsächlich in Kete Kratshi, in kleineren Mengen auch in Gambaga und Salaga auf den Markt kommt. Es wird von englischen Händlern aus den Mündungsseen des Volta billig gewonnen und lenkt einen grossen Teil des Verkehrs aus dem deutschen Hinterlande ins britische Kolonialgebiet ab.
In Misahöhe und den Stationen der Bremer Mission hat man Kakao angepflanzt, vor allem ist aber das Kamerungebirge ein Kakaoland ersten Ranges. In den von Jahr zu Jahr wachsenden Pflanzungen zählte man 1895 gegen 365000 Bäume, die 1896 einen Ertrag von 159000 Mark abwarfen. Die erste Ernte (1889), die 125 Kilo im Werte von 360 Mark ergab, wurde mitleidig belächelt. Aber schon jetzt wird der Kameruner Kakao als einer der besten der Welt gerühmt, und unsere Kolonie gehört zu den wenigen bevorzugten Gegenden, die ein natürliches Monopol für die Kultur des sehr anspruchsvollen Kakaobaumes besitzen. Das Schutzgebiet ist überhaupt ein Plantagenland von allergrösster Bedeutung, dem das deutsche Kapital zu Pflanzungszwecken jüngst grosse Summen zugewendet hat. Dürren, wie sie sich zeitweise an der Togoküste und in Ostafrika einstellen 1), sind im Kamerungebirge gänzlich unbekannt. Vielmehr enthält der das ganze Jahr hindurch mit Feuchtigkeit durchtränkte und durch die Verwitterung tief zersetzte Vulkanboden des Kamerungebirges, dessen zum Plantagcnbau taugliche Gehänge nunmehr fast ganz an grössere Unternehmungen vergeben sind, einen hervorragenden Gehalt an Nährstoffen und entfaltet unter dem tropischen Treibhausklima eine strotzende Fruchtbarkeit. Um neues Plantagengebiet zu erhalten, denkt man bereits daran, eine 80—90 km lange leichte Bahn von der Kamerunbucht nach Mundame zu bauen, dessen Umgebung an Ergiebigkeit mit dem Kamerungebirge wetteifert. Auch der Tabakbau von Bibundi gewinnt immer mehr an Umfang. Freilich erfordert er tüchtige Leiter, geschulte Arbeiter und kostspielige Trockenanlagen, und es ist keineswegs leicht, ohne weiteres mit den seit alters Tabak erzeugenden Kolonien in Wettbewerb zu treten. Immerhin kann man mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden sein. Man hat die Blätter sorgsamer zu behandeln und auszuwählen gelernt und pflanzt nur noch die feinsten Sorten an. Jedenfalls vermag keine andere deutsche Kolonie die Erzeugnisse der Plantagenwirtschaft in gleicher Menge und Güte zu liefern wie Kamerun, das der Anlage ausgedehnter Pflanzungen viel mehr entgegenkommt als das trockene, spärlicher bewässerte Küstenland von Togo.
1) In Togo herrschte 1896 97 eine den Plantagenbelrieb schwer schädigende, zehn-monatliche Trockenheit. Deutsch-Ostafrika wurde 1894 von einer verhängnisvollen Dürre beimgesucht, und zu Beginn des Jahres 1898 ist im Küstenlande die kleine Regenzeit zum Nachteil der Pflanzenwelt und der Kulturen wiederum ausgeblieben.
Der Binnenhandel hat in beiden Kolonien ebenfalls Fortschritte gemacht und vollzieht sich im Wesentlichen als Tauschverkehr, wobei von den Negern vornehmlich Branntwein, Pulver, Tabak, Baumwollenwaren und Zeugstoffe eingehandelt werden. 1884 beschränkte sich der Einfluss der Europäer in Togo auf einige Küstendörfer, und die Verkehrsbeziehungen über den Küstengürtel hinaus waren mässig. Heute besitzen wir in Lome und Klein-Popo zwei blühende, sich jährlich ausdehnende Stapelplätze, die im Verein mit Kete Kratshi und den anderen Stationen des Binnenlandes ihrem Einfluss immer weiter landeinwärts Geltung verschaffen. Die volkreichen Negerstädte sind als Schnittpunkte viel begangener und im Bereiche der deutschen Militärposten durchaus sicherer Karawanenstrassen von hoher politischer und wirtschaftlicher Wichtigkeit. Man findet in ihnen eine überraschende Auswahl europäischer Waren, so dass viele Karawanen gar nicht mehr bis zur Küste kommen, weil sie ihren Bedarf auf den grossen Märkten des Innern eben so gut und billig zu decken vermögen wie in den Küstenorten. Von diesen Stützpunkten aus werden nicht unerhebliche Warenmengen den nichtigen Haussastaaten zugeführt, nachdem man dem Handel durch Wegebauten vorgearbeitet hat. Der gute, breite Weg von Lome nach Ketc Kratshi ist zum grösseren Teile vollendet, und regelmässiger Botendienst verbindet die Innenstation mit der Küste. Wie sich der Bau einer Landungsbrücke in dem hafenlosen Lome als ein dringendes Bedürfnis hcrausgcstellt hat, so ist auch die Anlage einer Kleinbahn von der Küste bis zum Gebirgsfusse (Lome-Misahöhe) geplant, die ergiebige Ölpalmengebiete und stattliche Nutzholzwaldungen erschliessen und den Plantagenbau im Innern überhaupt erst möglich machen würde. Jetzt bleiben alljährlich Werte von Millionen unbehoben oder gehen uns verloren. Die unbenutzten Palmkerne häufen sich zu wahren Bergen an, weil ihre Ausbeutung wegen des Mangels an guten Verkehrswegen schon wenige Tagereisen vom Meere entfernt halt macht und weil die über das Gebirge führenden Pfade gegenüber der Wasserstrasse des Volta nicht konkurrenzfähig sind. Nur so teuere Erzeugnisse wie Gummi und Nutzhölzer lohnen unter solchen Umständen den beschwerlichen, weiten Transport, der leider zum allergrössten Teile dem englischen Gebiete zu gute kommt. Im Binnenverkehr spielen Schlachtvieh, Pferde und Schibutter als Handelsgegenstände eine gewisse Rolle.
Die Ungunst der Verbindungen mit dem Hinterlande und das jugendliche Alter unserer kolonialen Bestrebungen bringen cs mit sich, dass Togo trotz der stetig zunehmenden Ein- und Ausfuhr noch weit hinter den britischen Nachbarkolonien zurücksteht, die aber auch viel ausgedehnter sind und die Früchte einer vor Jahrzehnten begonnenen Handelsthätigkeit geniessen. Sehr nachteilig für das deutsche Gebiet wirkte lange Zeit der Umstand, dass England den Teil seiner Goldküstenkolonie, der östlich vom Volta liegt und Togo von der Voltamündung abschneidet, zu einer Art Freizollgebiet machte. Infolgedessen strömten die Waren von dort in unsere Kolonie ein, und das Geschäft von Lome wurde schwer geschädigt, bis es gelang, das deutsche Schutzgebiet und den britischen Besitz östlich des Volta zu einem Zollbunde zu einen, der die Zolleinkünfte Togos erheblich gebessert hat. Ungeachtet aller Beeinträchtigungen ist der Handelsumsatz so bedeutend, dass unser kleinster afrikanischer Besitz nur eines Zuschusses aus dem Afrikafonds für wissenschaftliche Stationen bedurfte. Weil er aber sehr bald auf eigenen Füssen stand, so wurde er das Aschenbrödel unter den deutschen Kolonien und blieb lediglich auf seine eigenen Einnahmen beschränkt. Bei dem thatkräftigen Vorgehen unserer englischen und französischen Nachbarn ist es jedoch an der Zeit, die Hilfsquellen Togos durch eine namhafte Staatsunterstützung zu fördern, weil es sich nur dann mit Erfolg gegen seine mächtigen Nebenbuhler behaupten kann. Das Schutzgebiet soll deshalb jetzt einen Reichszuschuss von 242000 Mark erhalten.
Viel langsamer und nur zögernd hat sich die deutsche Herrschaft durch die dichten Urwälder ins Kameruner Hinterland Bahn gebrochen, weil es dort zur Zeit der Besitzergreifung keine offenen Handelswege gab wie in Togo. Die Europäer waren auf ihre abgetakelten Handelsschiffe, die Hulks, beschränkt, und der Verkehr mit dem Innern lag lediglich in der Hand der Küstenstämmc, die eifersüchtig über ihr Zwischenhandelsmonopol wachten und keinem Reisenden den Durchzug zum Niger und zu den Fulbestaaten des Graslandes gestatteten. Es bedurfte hartnäckiger Kämpfe, um die den Verkehr gänzlich lähmende Schranke zu beseitigen, und erst jetzt ist an verschiedenen Stellen eine Verbindung mit den küstennahen Binnengebieten angebahnt. Dank den Bemühungen Zintgraffs kommen die Bali scharenweise als Arbeiter auf die Plantagen. Die Yaunde sind durch die Gründung der gleichnamigen Station ebenfalls veranlasst worden, ihre Erzeugnisse in eigenen Karawanen zur Küste zu bringen. Andrerseits haben die kriegerischen Wüte dem Eindringen europäischer Expeditionen bis in die jüngste Zeit erfolgreichen Widerstand geleistet, und eine Verbilligung der Waren ist trotz wiederholter Durchbrechung des Handelsgürtels wegen der hohen Trägerlöhne nicht eingetreten. Sehr nachteilig wirkt ferner das seit alters eingebürgerte Trust- oder Vorschusssystem, dessen Abschaffung noch nicht gelungen ist. Gewöhnlich pflegen die eingeborenen Zwischenhändler, die weitgehenden Kredit erhalten haben, ihren Verpflichtungen nicht in vollem Masse nachzukommen. Sind sie dann be einer Firma stark verschuldet, so gehen sie zu einem andern Geschäftshause, das ihnen der Konkurrenz halber leicht neuen Vorschuss gewährt. Aber noch andere Ursachen haben eine nachhaltige Verkchrscntwickelung unmöglich gemacht. Im Norden zieht die englische Nigerkompagnie mit Hilfe der vortrefflichen Wasserstrasse des Niger-Benuë den Sudanhandel an sich, die Hochebene ist das Gebiet der betriebsamen Haussakaufleute, und den noch nicht genau begrenzten Südosten beuten französische, belgische und holländische Faktoreien aus. So kommt es, dass die deutsche Verwaltung, Handels- und Missionsthätigkcit noch immer an die Küste gebunden ist und dass nur der kleinste Teil der Kolonie dem Verkehrsbereich des Kamerun-Ästuars dienstbar gemacht werden konnte. Viel Geschick, Zeit und Geduld wird nötig sein, um das Ackerbau-, Viehzucht- und Industrieland Adamaua der Küste anzuglicdcrn, che sein Handel ganz ins britische und französische Nachbargebiet abgelcnkt ist. Seit Carnaps erfolgreicher Expedition zum Sanga ist jedoch begründete Aussicht vorhanden, dass wenigstens das lange vernachlässigte Südost-Kamerun der deutschen Verwaltung unterstellt wird, zumal die Kongobahn und die nördlichen Kongozuflüsse einen Zugang darbieten, der ebenso brauchbar wie der Wasserweg des Niger-Benuë ist und unser Hinterland in den aussichtsvollen Verkehr des gewaltigen Kongo-beckcns hincinbczicht. Im Interesse ihres Kolonialbesitzes haben die Franzosen mit der Kongobahn-Gesellschaft einen Tarifvertrag vereinbart, der ihnen 50% Ermässigung gewährt. Dass auch wir die Verhältnisse richtig zu würdigen wissen, zeigt die Ernennung des Gouverneurs von Kamerun zum deutschen Generalkonsul im Kongostaat. Trotz alledem sind unsere Verkehrsbeziehungen mit dem Innern noch sehr ungünstig. Reichlichen Ersatz gewähren aber die glänzenden Aussichten, die der Pflanzungsbetrieb verspricht, und wie Kamerun das Zukunftsland unter unsern Plantagenkolonien ist, so liegt seine eigene Zukunft in der zunehmenden Entfaltung des Plantagenbaues.
Ein viel weniger erfreuliches Bild bietet unser Schmerzenskind Deutsch-Südwestafrika dar, das wirtschaftlich und handelspolitisch am meisten zurückgeblieben und in seiner Entwickelung am langsamsten fortgeschritten ist. Die Schuld trägt einmal der Jahre lang anhaltende Witbooikrieg und dann die drohende Gefahr der Rinderpest, die trotz aller Vorsichtsmassregeln, trotz des Ziehens einer Postenkette und Abschiessens des aus den verseuchten Gegenden kommenden Wildes, ins Schutzgebiet eingedrungen ist. Dank der Koch’schen Impfung hat sie aber viel weniger Schaden angerichtet als in den Nachbarländern, und wenn auch stellenweise nur 5% der einst stattlichen Heerden übrig blieben, so ist es doch gelungen, durchschnittlich 50—70% der Rinder dem Schutzgebiete zu erhalten und dadurch die gewaltigen Viehbestände der Eingeborenen auf ein vernünftiges Mass herabzudrücken. Infolge des ungünstigen Zusammenwirkens aller dieser Ursachen liegen erklärlicherweise befriedigende Zustände noch nicht vor. Doch ist in gar mancher Beziehung Wandel geschaffen, und die Ansichten über den Nutzungswert des viel verspotteten „Sandloches“ haben sich entschieden geklärt.
Früher besass die Kolonie gar keine Bedeutung und wurde nur selten zum Zwecke des Robben- und Fischfangs und der Guanoausbeute von englischen Schiffen vorübergehend aufgesucht. Jetzt besteht eine regelmässige Dampferverbindung mit Deutschland und der Kapstadt, die Hauptfahrwege sind verbessert und verbreitert, die Wasserstellen vermehrt, und unter den Eingeborenen herrschen geordnete Zustände. Die Eröffnung der Reede von Tsoachaubmund, deren Landungsvcrhältnisse demnächst eine durchgreifende Umgestaltung erfahren werden, hat uns von der englischen Walfischbai unabhängig gemacht. Dazu kommt, dass der Bau der Baiwegbahn seitens der Kolonialabteilung überraschend schnell in Angriff genommen worden ist, um den verhängnisvollen Folgen der Rinderpest vorzubeugen, die nach Vernichtung der Zugtiere den Wagenverkehr gänzlich lahmgelegt hätte. Viel grösser als der Schaden ist demnach der Segen, der von der Pest ausgehen wird, indem sie den Bahnbau veranlasst hat und dadurch bewirkt, dass die Siedelungsgebiete rasch erreichbar sind, die bisher erst nach langer, mühsamer Wagenfahrt gewonnen werden konnten. Zugleich wird gerade dasjenige Gebiet durchschnitten, wo der hindernde Dünengürtel am schmälsten ist und das wirtschaftlich am besten entwickelte Hinterland nahe ans Meer herantritt. Der Reichstag hat in dankenswerter Weise nicht bloss die Kosten für die Fortführung der Bahn und der Telegraphenlinie nach Windhoek bewilligt, sondern auch die hiermit in untrennbarem Zusammenhänge stehende Summe von 2 500000 Mark zum Bau der Hafenanlage in Tsoachaubmund zugestanden. Durch alle diese Verbesserungen wird der Verkehr, der wegen der weiten Entfernungen und der hohen Transportkosten noch sehr darnicdcrliegt, einen ungeahnten Aufschwung nehmen. Erfordern doch jetzt die landesüblichen Wagen einen Vorspann von 10—20 Ochsen und 2—3 Mann Bedienung, deren Verpflegung in den unfruchtbaren, wasserarmen Gebieten sehr schwierig und teuer ist. Erst bei entsprechender Erweiterung des Bahn-und Strassennetzes werden die zahlreich vorhandenen nutzbaren Mineralien, vor allem die ergiebigen Kupfererze der Otaviminen, den Abbau lohnen, der wegen des fühlbaren Mangels an Wasser und Feuerungsmaterial und wegen der urwüchsigen Beförderungsmittel zur Zeit keinen Gewinn bringen kann.
Wenngleich sich Deutsch-Südwestafrika an Reichtum des Bodens nicht mit unsern tropischen Besitzungen zu messen vermag, so ist es mit Ausnahme des bei allen Kolonisationsplänen ausgeschlossenen Wüstenstreifens längs der Küste nicht schlechter, ja zum Teil weit besser als das Nachbargebiet und kann ihm nach Einführung der dort üblichen Verbesserungsmassregeln ebenbürtig zur Seite treten. Allerdings verbietet die geringe Menge und kurze Dauer der Niederschläge einen ausgedehnten Ackerbau, aber die grundwasserführenden Thalsohlen eignen sich unter Zuhilfenahme künstlicher Bewässerung vortrefflich zum Gartenbau. Voraussetzung ist allerdings, dass dort, wo ständig fliessende Quellen fehlen, durch geeignete Stauvorrichtungen, durch Brunncn-anlagen und durch Aufforstung des im allgemeinen baumarmen Landes für regelmässige Bewässerung Sorge getragen wird. Das fruchtbare, bereits in die Tropen hineinragende Ovamboland verheisst der Plantagenwirtschaft, namentlich der Zuckerrohr-, Baumwollen- und Tabakkultur, eine Zukunft, um so mehr als Esser in der Nachbarschaft einen vielleicht brauchbar zu machenden Hafen, den Augusta Viktoria-Hafen, aufgefunden haben will.
Da aber die nördlichen Teile der Kolonie dem deutschen Einfluss noch nicht unterthan sind, so kommen für wirtschaftliche Unternehmungen zunächst nur das Naina- und Hereroland in Betracht. Hier liegt der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwickelung wie in allen Steppenländern in der Viehzucht, die ein lohnendes Geschäft zu werden verspricht, wenn man die Rinderpest noch nachhaltiger als bisher durch Impfung unschädlich machen kann. Bei der unausgesetzten Fürsorge, die seitens der Regierung der Erkennung und Bekämpfung der einheimischen Viehkrankheiten gewidmet wird, ist ein günstiges Ergebnis nicht unwahrscheinlich. Gestattet die Gartenkultur in den Niederungen der Trockenflüsse die Einwanderung von Kleinsiedlern, so braucht die Viehzucht ausgedehnte Flächen und muss im Grossen betrieben werden, weil sich das Gras unter dem trockenen Klima nicht alle Jahre wieder erneuert und weil ein eng begrenzter Bezirk die Gefahrmöglichkeit einer Dürre nicht beseitigt. 1000 Stück Grossvieh beanspruchen demnach je nach der Beschaffenheit des Bodens 10—50000 ha Weidefläche, ein Raum, der sich durch Hebung des etwa vorhandenen Grundwassers an die Oberfläche ebenfalls erheblich verbessern lässt. Da im Übrigen das Vieh wegen des gesunden Klimas frei auf der Weide umherlaufen kann, so verlangt es weder kostspielige Stallpflege noch hohe Unterhaltungskosten, und der Grossbetrieb giebt durch die Hilfsarbeiten, deren er bedarf, vielen kleinen Leuten Unterhalt.
Soll jedoch die Viehwirtschaft, in erster Linie die Zucht von Rindern, Angoraziegen, Wollschafen und Straussen1), wirklichen Vorteil bringen, so müssen, abgesehen von der Verbilligung der Transportmittel, die für den Lebensunterhalt der Bevölkerung notwendigen Erzeugnisse im Lande selbst gewonnen werden, weil die Einfuhr die Preise zu sehr fverteuert. Ausgiebigere Ausnutzung des Bodens setzt wiederum eine stärkere Einwanderung voraus, die aber bei der Naturbeschaflenheit der Kolonie niemals eine Masseneinwanderung werden kann. Demnach vermag das Schutzgebiet eine nicht unerhebliche Anzahl deutscher Bauern aufzunehmen, und im östlichen Teile von Grossnamaland hat die Besiedelung bereits sichtliche Fortschritte gemacht. Leider ist es sehr zu bedauern, dass die in Südwestafrika thätigen Siedelungsgesellschaften bisher wenig gethan haben, um Kolonisten in ihren riesigen Landbesitz zu ziehen, der nach ungefährer Schätzung 50% des für die Einwanderung verfügbaren Landes ausmacht. Unbedingt thut eine Stärkung des deutschen Elementes not, nicht bloss um ein Gegengewicht gegen den britischen Einfluss in Südafrika zu schaffen, sondern um gleichzeitig den inneren Wert unserer Kolonie zu heben. Wie wichtig könnte cs unter Umständen sein, in Südwestafrika mehrere tausend wehrfähige deutsche Männer zur Verfügung zu haben!
1) Die Straussenzucht verspricht um so mehr Erfolg, als es im Kapland über 200000 Zuchtstrausse giebt. In Deutsch-Ostafrika ist bereits seit einigen Jahren die Kilimandjaro-Straussenzucht-Gesellschaft thätig, die sich nebenbei auch mit der Zähmung von Zebras und ihrer Ablichtung zu Zugtieren beschäftigt.
Jetzt ist der Handel wegen der dünnen Bevölkerung und der Bedürfnislosigkeit der Eingeborenen in enge Grenzen gebannt und dient mit Ausnahme der von einer englischen Gesellschaft mit Vorteil abgebauten Guanolager am Kap Cross lediglich dem eigenen Bedarf des Landes. Trotz der Menge des im Umlauf befindlichen Geldes ist der volkswirtschaftliche Wert dieses Handels zweifelhaft, weil er hauptsächlich auf den von der Schutztruppe und den Beamten umgesetzten Summen beruht. Denkt man sich die deutsche Verwaltung und Kriegsmacht fort, so würde der Verkehr mit einem Male fast vollständig lahm gelegt sein. Denn von den 2628 europäischen Bewohnern der Kolonie besteht kaum der neunte Teil aus Kaufleuten, Farmern und Handwerkern. Diese ungesunden Zustände erhellen am besten aus dem ungeheuren Missverhältnis zwischen Ein- und Ausfuhr. Während die erstere 1894 einen Wert von 1881421 Mark bcsass, betrug letztere noch nicht den 15. Teil jener Summe (123732 Mark)1). Nicht eher aber wird Südwestafrika Nutzen bringen, als bis es in seiner wirtschaftlichen Selbständigkeit so weit fortgeschritten ist, dass es wie Togo und Kamerun die eingeführten Waren mit eigenen Erzeugnissen bezahlen kann.
Unter solchen Umständen ist die Niederlassung ausscheidender Mitglieder der Schutztruppe auf jede Weise zu begünstigen. Denn sie sind meist tüchtige, mit Land und Leuten wohlvertraute und, was die Hauptsache ist, deutsche Männer2), verfügen aber durchschnittlich nur über beschränkte Mittel. Sie kommen deshalb wesentlich als Hilfsarbeiter bei den verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben, als selbstständige kleine Farmer oder als Handwerker in Betracht, während als Viehzüchter im Grossen deutsche Mittelbauern und geldkräftige Buren mit mindestens 10—15 000 Mark Barvermögen heranzuziehen sind. Im Interesse baldiger Nutzbarmachung des Landes darf man aber nicht warten, bis die Ansiedler sich von selbst melden, sondern der Staat muss die wichtige Angelegenheit in die Hand nehmen und den Kolonisten die Erwerbung von Grund und Boden möglichst erleichtern.
1) Zu betonen ist hierbei, dass die amtliche Statistik die Ausfuhr von Schlachtvieh, Fellen u. s. w. nicht enthält, die zu Lande ins britische Nachbargebiet geht. Dass sie nicht gering ist, lässt die grosse Zahl englischer Händler vermuten, die sich zu diesem Zwecke in der Kolonie aufhält.
2) Über die Frauenfrage Vergl. S. 175.
Da unter Zugrundelegung der bisherigen Erfahrungen noch Jahrzehnte vergehen können, ehe das erste Hunderttausend deutscher Ansiedler in Südwestafrika voll ist, so hat man, um die Kolonisation zu beschleunigen, neuerdings der Deportationsfrage besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Deportation ist ein eigentümliches Strafverfahren, das nicht nur den Zweck hat, die Verbrecher ausser Landes zu schäften, sondern das zugleich dazu dient, in unkultivierten Gebieten die Civilisation vorzubereiten. Weil eine solche Pionierarbeit meist aufreibend und gefährlich ist, so soll man sie eher Verbrechern als freien Leuten zumuten, damit jene das, was sie an der menschlichen Gesellschaft gesündigt, durch Einsetzung ihres Lebens für die Anbahnung der Civilisation wieder wettmachen. Wohl stellen sich die Kosten für die Verschickung von Verbrechern nicht unerheblich höher als für die Zuchthäusler. Während aber die Insassen unserer überfüllten Strafanstalten dem ehrlichen Handwerk Konkurrenz bereiten oder aus Mangel an Arbeitsgelegenheit mit unnützen Dingen beschäftigt werden müssen, fehlt es in unsern überseeischen Besitzungen gerade an dem, was wir daheim in unerwünschtem Überfluss haben, an Menschen und arbeitskräftigen Händen. Um das Mutterland zu entlasten und die Kolonien zu heben, ist es zweifellos angebrachter, die in vergeblichem Kampfe gegen das Verbrechertum verausgabten Millionen im Interesse unseres kapitalbedürftigsten Schutzgebietes, Deutsch-Südwestafrika, zu verwenden, das sich wegen des ungesunden Klimas unseres tropischen Besitzes allein zur Deportation empfehlen würde. Wollte man die Verbrecher in der heissen Zone dem sicheren Tode cntgcgengchen lassen, so ist es schon besser, an ihnen die Todesstrafe zu Hause zu Vollstrecker zumal die wenigen Landstriche Deutsch-Ostafrikas, die möglicherweise europäische Einwanderer aufzunehmen imstande sind, freien Kolonisten Vorbehalten bleiben müssen. In Südwestafrika dagegen sind bei dem Mangel an Arbeitern und bei den übermässig hohen Tagelöhnen billige Kräfte durchaus am Platze. Sie wären vor allem zur Ausführung von Hafenarbeiten und Bewässerungsanlagen (Staudämmen, Thalsperren), kurz für solche öffentliche Arbeiten zu verwenden, die für die Zukunft des Landes unabweisbar sind, wegen ihrer Kostspieligkeit bisher aber nicht in Angriff genommen werden konnten.
F. F. Bruck, der bereits einen diesbezüglichen Gesetzentwurf ausgearbeitet hat, v. Stengel, v. Francois, Graf Pfeil und andere sachkundige Männer treten aus wirtschaftlichen Gründen lebhaft für die Deportation ein. Im Einzelnen sind die Meinungen über die Aus-führungsart der Verschickung noch geteilt, ebenso hat Pfeils Vorschlag, ausser in Südwestafrika auch auf der Tropeninsel Ncumccklcn-burg im Bismarck-Archipel eine Verbrecherkolonie zu gründen, nicht unberechtigten Widerspruch erfahren. Andrerseits sind aus juristischen und kolonialen Kreisen gewichtige Stimmen gegen die Deportation laut geworden, die sich auf örtliche, klimatische, finanzielle, allgemein praktische und moralische Gegengründe und vor allem auf die ungünstigen Erfahrungen berufen, die England, Frankreich und Portugal mit Verbrecherkolonicn gemacht haben. Ferner wird betont, dass von der Deportation stets nur in sehr dünn besiedelten Ländern Gebrauch gemacht wurde, wo die Verschickten den Stamm mit hergaben, um die Bevölkerung erst aus sich herauswachsen zu lassen. Ein Teil dieser Bedenken ist jedoch von Pfeil und Bruck zurückgewiesen worden, und man darf der Verschickung eine gewisse Bedeutung nicht absprechen, wie der Aufschwung des grossen russischen Deportationslandes Sibirien und die Entwickelung Australiens gezeigt haben. Zwar ist nicht zu leugnen, dass unter dem Abschaum der Verbrecher, der 1788 zum ersten Male im Hafen von Sydney ans Land gesetzt ward, Raub, Mord und andere der öffentlichen Ordnung Hohn sprechende Zustände an der Tagesordnung waren und dass die australischen Kolonien nach und nach die Abschaffung der Deportation durchsetzten. Doch geschah dieser Schritt erst dann, als Sträflingsarbeit den Grund zu einer rasch emporwachsenden Kultur gelegt und freien Ansiedlern den Weg zu fortschreitendem Wohlstände geebnet hatte.
So stehen die Meinungen über den Wert und Unwert der Deportation einander gegenüber und weisen auf eine vorsichtige Behandlung der brennenden Frage hin, .um so mehr als die Aufnahmefähigkeit Deutsch-Südwestafrikas für deutsche Einwanderer erst noch genau geprüft werden muss. Ist aber auch die Angelegenheit noch nicht spruchreif, so verdient sie entschiedene Beachtung und sollte keineswegs ohne weiteres von der Hand gewiesen werden.
Näher liegt es zur Zeit, ein anderes Element zur Aufbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse Südwestafrikas zu gewinnen, die vielgeschmähten Buren. Sie sind die eigentlichen Kolonisatoren des aussertropischen Südafrika und die berufenen Pioniere des von der Natur sehr stiefmütterlich bedachten Landes. Demgemäss müssen sie als einzige wirkliche Lehrmeister für unsere Kolonisten gelten und können wegen der reichen Erfahrung, die sie und ihre holländischen Vorfahren seit Jahrhunderten erworben haben, im afrikanischen Wirtschaftsleben gar nicht entbehrt werden, weil sie mit dem, was wir erst lernen müssen, von Jugend an vertraut sind. Trotz alledem hat sich die Reichsregierung gegen ihre Ansiedelung ausgesprochen und will ihnen die gewünschten grossen Weidestrecken nicht verpachten. Einmal möchte sie den eigenen Landeskindern nicht die besten Gegenden entziehen; dann traut sie der Friedfertigkeit der Buren nicht recht und fürchtet, dass jene bei ihrem ausgeprägten Unabhängigkeitssinne den behördlichen Anordnungen Widerstand leisten werden. Es ist aber nicht daran zu denken, dass die Buren künftigen Ansiedlern den Platz wegnehmen würden, zumal man ihre Einwanderung durch gesetzliche Bestimmungen jederzeit verhindern kann. Wie ungerechtfertigt das Misstrauen ist, geht am besten daraus hervor, dass die im Schutzgebiet ansässigen Buren während des Witbooikrieges Schulter an Schulter mit der deutschen Schutztruppe gegen die Aufständischen gekämpft haben. Jedenfalls sollte einer beschränkten Bureneinwanderung kein Hindernis bereitet werden. Nur vor dem Zuzuge der sogenannten Wanderburen ist zu warnen, weil sie, meist in ärmlichen Verhältnissen lebend und ewig wandernd, unbekümmert um die politischen Grenzen im Lande umherstreifen, Weide, Wasser und Jagd verderben, nie zu den Staatslasten etwas beitragen und dabei stets gern nach staatlichem Schutze verlangen.
Die vom Strome des Weltverkehrs weit abgelegenen Südseegebiete begannen im Welthandel erst eine Rolle zu spielen, als sich die Kopra in Europa bezahlt machte und als man die kräftigen Eingeborenen gewisser Inselgruppen als Pflanzungsarbeiter schätzen lernte. Immerhin sind unsere australischen Kolonien bei weitem nicht so aufgeblüht als die afrikanischen Besitzungen, da die strotzende Üppigkeit der tropischen Pflanzenwelt und die Feindseligkeit oder Bedürfnislosigkeit der Papuas der Festsetzung der Weissen ausserordentliche Schwierigkeiten bereiteten. Der Plantagenbau befindet sich noch in den Anfängen, und ein gewinnbringender Gross- und Kleinhandel, wie er in Afrika besteht, hat sich nicht entfalten können, weil die Eingeborenen nur in ganz bescheidenem Masse als Arbeiter verwendbar sind und durch fremde Kulis ersetzt werden mussten, und weil sie wegen ihrer tiefen Kulturstufe weder als Abnehmer unserer Gewerbeerzeugnisse noch als Lieferanten eigner marktfähiger Waren in Betracht kommen. Mineralische Bodenschätze sind zwar den geologischen Verhältnissen nach vermutet, aber noch nicht aufgedeckt, w eshalb die Neuguinea-Kompagnie ihr Augenmerk von vorn herein auf die Plantagenwirtschaft richtete. Um den Nachteil der weiten Entfernung vom Mutterlande und die dadurch bedingte Preissteigerung durch den Transport auszugleichen, werden vor allem hoch bezahlte Tropenpflanzen angebaut. Auf dem Bismarck-Archipel wird hauptsächlich Baumwolle von ausgezeichneter Beschaffenheit gewonnen, und Kaiser Wilhelmsland liefert einen vortrefflich gedeihenden, dem edlen Sumatrakraut nahestehenden Tabak, dessen Ausfuhr in den letzten Jahren zwischen 108000 und 160000 Pfund schwankte, nachdem anfänglich grosse Summen bei dem Scheitern der ersten, nicht richtig vorgenommenen Anbauversuche verloren gegangen waren. Ausserdem beschäftigt man sich mit der Ausbeutung und Verschiffung der wertvollen Nutzhölzer, von denen sich drei Arten schon als vorzügliches Material für Möbel erwiesen haben, mit der Anpflanzung von Kokospalmen und der Erweiterung der vorhandenen Bestände. Mit andern Nahrungs- und Nutzgewächsen, Kaffee, Kakao, Gummi- und Faserpflanzen, sind gleichfalls Anbauversuche gemacht, und die Bemühungen, unsere Haustiere einzubürgern, haben mit Ausnahme der Schafzucht im allgemeinen zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Hinderlich ist der Umstand, dass der notwendige freie Raum dem Urwalde erst mühsam abgerungen werden muss, dass der Mangel an Futterkräutern bei dem Vorherrschen des wenig nahrhaften Allang-Allanggrases die Viehzucht in grösserer Ausdehnung erschwert und dass alle europäischen Lebensbedürfnisse mitgeführt werden müssen.
Die meisten Aussichten auf Erfolg bietet indes der Anbau der Baumwolle, die einen der allerwichtigsten Bedarfsgegenstände der heutigen Gcwerbethätigkeit bildet. Die deutsche Baumwolleneinfuhr betrug in den letzten Jahren über 230 Millionen Mark, die Ausfuhr fertiger Baumwollen waren 175 Millionen Mark. Das Bedenkliche bei dieser für unsere Volkswirtschaft hochbedeutsamen Industrie liegt nun darin, dass wir für den Bezug von Rohbaumwolle und anderen Rohstoffen ganz auf das Ausland angewiesen sind und dass eine verhängnisvolle Krise eintreten würde, wenn die Zufuhr nachliesse oder aufhörte. Daher ist die Gewinnung von Baumwolle in eigenen Kolonien für Deutschland von hervorragendem Interesse. Leider sind die Schwierigkeiten sehr beträchtlich, weil in einer jungen Kolonie, wo die einfachsten Hilfsmittel der Kultur fehlen und alles erst geschaffen werden muss, der Anbau viel teurer ist als in einem bereits entwickelten, mit Eisenbahnen versehenen Lande, wo das Erforderliche billig und schnell besorgt werden kann. Daher wurden die ostafrikanischen Plantagen wieder aufgegeben, weil die erzielten Preise die Kosten nicht deckten und andere Kulturen besseren Nutzen versprachen. Aus demselben Grunde nahm man in Kamerun und Togo vom Baumwollenbau wieder Abstand, und die der Baumwolle günstigen Fluren des Ovambolandes sind wegen der mangelnden Verkehrsverbindungen noch nicht in Angriff genommen worden. Ein um so zukunftsvolleres Baumwollenland ist das Schutzgebiet der Neuguinea-Kompagnie, das freilich nur einen Bruchteil des deutschen Bedarfes decken wird.
Heute ist die Thätigkeit der Kompagnie innerhalb des ungeheuren Raumes, über den sie verfügt, noch sehr beschränkt. Die von wilden kriegerischen Stämmen bewohnten Salomonen sind dem Plantagenbau überhaupt noch nicht erschlossen, und auf dem Bismarck-Archipel befindet sich erst eine Station, Herbertshöhe, da die vorhandenen Geldmittel in erster Linie zu gunsten Kaiser Wilhelmslandes verwendet wurden. Näher hätte es gelegen, statt der völlig unbekannten und unausgenutzten Küste von Neuguinea den Bismarck-Archipel in Arbeit zu nehmen, wo unter klimatisch günstigeren Verhältnissen auch kleinere Unternehmer mit Erfolg Plantagenbau treiben können. Hier bestand schon seit Anfang der 70er Jahre eine Anzahl Faktoreien, die von mehreren deutschen und englischen Firmen, z. B. der deutschen Handels- und Plantagengesellschaft für die Südsee, zum Zwecke des Koprahandels eingerichtet waren und einen lebhaften Tauschverkehr mit den Eingeborenen unterhielten. Er gewährleistete eine sichere Verzinsung des Anlagekapitals und verlangte keine allzu hohen Summen, während sich Kaiser Wilhelmsland nur für das Grosskapital und für geldkräftige Gesellschaften eignet. Alles war von Grund auf neu zu schaffen, überdies blieben Unglücksfälle aller Art nicht aus. Daraus erklären sich die beträchtlichen Opfer an Geld und Menschenleben, welche die Neuguinea-Kompagnie zur Eröffnung der wirtschaftlichen Hilfsquellen Kaiser Wilhelmslandes hat bringen müssen. Erst in den letzten Jahren scheint ein dauernder Erfolg angebahnt zu sein, nachdem die ganze Verwaltung billiger eingerichtet und die Zahl der Pflanzungsstationen auf fünf — Herbertshöhe, Friedrich Wilhelmshafen, Konstantinhafen und den durch Feldbahn mit Stephansort verbundenen Erimahafen — beschränkt worden ist. Glücklicherweise war die Gesellschaft ‚in hohem Grade kapitalkräftig, sonst hätte sie ihre Unternehmungen kaum durchführen können. Denn ihren auf 8 Millionen Mark aufgelaufenen Ausgaben stehen nur sehr bescheidene Einnahmen, anfangs kaum 60000, jetzt 800—900000 Mark gegenüber, welche die Höhe der jährlichen Aufwendungen, 1 Million Mark, noch nicht erreicht haben. Wohl hat die Gesellschaft wesentlich gewonnen seit sie sich mit der ebenfalls sehr vermögenden Astrolabe Bai-Kompagnie verschmolzen hat. Aber ein wirklicher Fortschritt zum Bessern kann nicht eher eintreten, als bis das Reich wieder wie früher die Verwaltung des Schutzgebietes übernimmt, das wegen seines fruchtbaren, wohlbewässerten Bodens das Gegenstück zu Kamerun bildet und mit den ertragreichen Sunda-Inseln wetteifert. Die Vereinigung kaufmännischer Interessen und staatlicher Hoheitsrechte in einer Hand ist unnatürlich, weil beide oft miteinander im Widerstreit liegen und eines unter dem andern leiden muss. Überdies reicht die bewaffnete Macht der Gesellschaft nicht aus, um ihrem Ansehen Nachdruck zu verleihen. Infolgedessen nehmen die Übergriffe und Mordthatcn seitens der Eingeborenen in besorgniserregender Weise überhand — in 2 Jahren sind 22 Händler und Arbeiter getötet worden — und die gesegnete Insel Neumecklenburg wird dem Handel bald ganz verloren gehen, wenn es nicht gelingt, durch Anlage von Stationen und thatkräftiges Einschreiten Ordnung zu stiften. Je freimütiger man die von der Neuguinea-Kompagnie gebrachten Opfer anerkennt, um so gerechter ist es, sie zu entlasten, damit sie sich voll und ganz ihrem eigentlichen Zweck, dem Pflanzungsbetrieb, widmen kann.
Ist der Besitz der Neuguinea-Kompagnie trotz aller Enttäuschungen ein aussichtsvolles Tropenland, das viel und vielerlei erzeugt, so liefert der Marshall-Archipel lediglich Kopra, weil die salzhaltige Seeluft und die kümmerliche Bodenkrume das Gedeihen anderer Gewächse vereiteln. Die wirtschaftliche Weiterentwickelung unseres kleinsten Schutzgebietes kann somit nur durch Vermehrung der genügsamen Kokospalmen gefördert werden, und sein Ruin wäre bei der Unmöglichkeit, andere Pflanzen grosszuziehen, unvermeidlich, sobald die Kopra im Preise sinken oder entwertet würde. An eine solche Gefahr ist jedoch vorläufig nicht zu denken. Denn der Verbrauch von Kokosöl und Kokosbutter zeigt eine stetige Zunahme, und die Kopra ist für die Seifenbereitung unentbehrlich, dient also einem Geschäftszweig, bei dem eher eine Zunahme als ein Rückgang erwartet werden darf.
Alles in allem liegt die Zukunft unserer Kolonien in den Plantagen, ferner im Handel, dessen Entfaltung mit der des Pflanzungsbetriebes Hand in Hand geht. Dann kommt die Besiedelung in Frage, die von der Errichtung der Eisenbahnen abhängig ist, weiterhin die Viehzucht und endlich die Auffindung wertvoller Mineralien. Fassen wir die gangbarsten Erzeugnisse, die Tier- und Pflanzenreich unserer Kolonien teils freiwillig, teils durch Zucht und Anbau liefern, nochmals zusammen, so stehen die tierischen Produkte an Menge und Wert weit hinter den pflanzlichen zurück. Ferner bringt es die kurze Zeit, die seit der Ausnutzung unseres Besitzes verflossen ist, mit sich, dass in der Ausfuhr vornehmlich noch die Urproduktion zur Geltung kommt, der gerade die wichtigsten und gewinnbringendsten Handelsgegenstände, Elfenbein, Kautschuk, Kopalharz, Kopra, Palmöl und Palm-kerne, angehören. Wie die leichte Vermehrung der Öl- und Kokospalmenbestände zeigt, sind viele Rohstoffe noch einer sehr beträchtlichen Ausdehnung fähig, andere dagegen, namentlich das Elfenbein, lassen einen beständigen Rückgang erkennen Um den dadurch entstehenden Ausfall zu decken, werden tropische Nutzpflanzen, Kaffee, Tabak, Kakao und Baumwolle, in zunehmendem Umfange angebaut.
Letztere brauchen zu ihrer Entwickelung Zeit und können auch der Zahl nach nur allmählich in lohnender Fülle entstehen, so dass das Aufblühen unserer Kolonien zunächst noch viel mehr von der Ausbeutung der seit langem eingebürgerten Handelszweige als von den Erträgnissen des Plantagenbaues abhängt. Wer aber will, kann seine Wohnung schon jetzt mit Neuguinea- oder Kamerunmöbeln ausstatten, Kamerunkakao oder Usambarakafffee trinken, Lewa-, Bibundi- oder Neuguineazigarren rauchen, Kamerunkerzen und deutsche Kokosseife im Haushalt verwenden und aus der Südsee stammende Steinnussknöpfe tragen. Das „Komitee zur Einführung der Erzeugnisse aus deutschen Kolonien“ hat mit anerkennenswertem Eifer die Lösung der Aufgabe in die Hand genommen, die es sich gesteckt. Auf zahlreichen Wanderausstellungen werden die aus unsern Überseebesitzungen stammenden Handelsgegenstände im Mutterlande bekannt gemacht, und über 1000 einheimische Firmen befassen sich heute mit deren Vertrieb. Auch die deutsche Kolonialausstellung in Berlin (1896) hat einen erschöpfenden Überblick über die Fülle kostbarer Gegenstände gegeben, die heute aus unsern Kolonien kommen.1)
Ausser den eben genannten Hauptartikeln sind noch zahlreiche andere Erzeugnisse anzuführen, die entweder vernachlässigt oder noch gar nicht ausgenutzt wurden oder die nur für den Bedarf der Eingeborenen und die Länder der nächsten Nachbarschaft in Betracht kommen, z. B. Zuckerrohr, Bananen, Negerhirse, Erd- und Kolanüsse, Gummi arabicum liefernde Akazienarten und Reis,2) ferner Häute, Felle, Hörner, Flusspferd- und Wildschweinzähne. Über die Aussichten des Gewürzbaues lässt sich wegen der kurzen Dauer der Versuche noch kein endgültiges Urteil fällen. Andererseits könnte der Absatz an Nutzhölzern, der den englischen und französischen Kolonien Westafrikas Millionen einbringt,3) erheblich gesteigert werden und würde bei dem starken Bedarf der deutschen Industrie an tropischen Hölzern sicher einen lohnenden Verdienst abwerfen.
1)Als Hauptausfuhrerzeugnisse liefert zur Zeit:
Deutsch-Ostafrika: Elfenbein, Kopal, Kautschuk, Kaffee, Kopra.
Togo: Palmöl und Palmkerne, Kautschuk, Kaffee, Kopra.
Kamerun: Palmöl und Palmkerne, Kautschuk, Elfenbein, Kakao, Tabak.
Südseegebiet: Baumwolle, Kopra, Tabak.
Südwestafrika: Erzeugnisse der Viehzucht, Guano, Robbenfelle.
2) Am Rufidji wächst ein ausgezeichneter Reis, der höher als der indische bezahlt wird und einen wichtigen Ausfuhrgegenstand für Sansibar darbieten könnte, das im Verein mit der ostafrikanischcn Küste jährlich für 1 Million Mark Reis aus Indien bezieht.
3) Die 1890 erst 1oooo Mark betragende Holzausfuhr der englischen Goldküstenkolonie war vier Jahre später schon auf 1400000 Mark gestiegen, wobei ein erheblicher Teil des Holzes aus dem Hinterlande von Togo stammte.
Der Bast der Raphiapalme drängt in den Weinbergen und Gärtnereien alle Konkurrenten immer mehr aus dem Felde, und die Gefässbündel der Blattstiele finden unter dem Namen Afrikanische Piassava bei der Herstellung von Besen und Bürsten vielfache Verwendung. Neuerdings hat man sich endlich der Perlmuschelfischerei in den Küstengewässern Ostafrikas und in der Südsee zugewendet.
Es ist aber keineswegs notwendig, lediglich teuer bezahlte Tropengewächse anzubauen, die nur für den Welthandel Wert haben. Nicht minder vorteilhaft ist auch die Pflege solcher Erzeugnisse, die unter grossen Kosten in unsere Kolonien eingeführt werden müssen und dabei nicht einmal aus Deutschland stammen. Zu fördern ist vor allem der Anbau unserer Getreidearten, von denen der bei Tabora und in der Versuchsstation Kwai angepflanzte Weizen gut gedeiht. Dass bei der Kultur europäischer Nutz- und Gemüsepflanzen mit Vorsicht und Einschränkung verfahren werden muss, versteht sich von selbst. Denn wie die Vertreter der Tropenvegetation unter höheren Breiten verkümmern, so entarten die Gewächse der gemässigten Zone unter dem heissen Tropenklima und bieten bei unverhältnismässigem Aufwand an Zeit und Aufmerksamkeit keine sichere Aussicht auf Erfolg.
Bei allen derartigen Versuchen sollte das thatkräftige, zielbewusste Auftreten der Engländer und Franzosen für uns ein Sporn sein, nicht gar zu sehr hinter unsern kolonialen Nachbarn zurückzubleiben. Giebt auch unser Besitz an wirtschaftlichem Werte andern noch in der Entwickelung begriffenen Ländern nicht das mindeste nach, so will er zur Zeit noch nicht zuviel bedeuten, und der Reichszuschuss, dessen unsere Kolonien bedürfen, stellt einen Betrag dar, der zwar im Riesenbudget des deutschen Staatshaushaltes keine grosse Summe ausmacht, der aber selbst dem begeistertsten Kolonialschwärmer zum Nachdenken Veranlassung geben muss. Namentlich Deutsch-Ostafrika und Südwestafrika erfordern jährlich Millionen, Togo und die Marshall-Inseln erhalten sich selbst, während die Neuguinea-Kompagnie die gesamten Kosten für die eigene Verwaltung ihres Besitzes trägt.1)
1) Der Reichszuschuss betrug 1890 noch nicht 3 Millionen Mark, 1896 stieg er auf 9 ½ Millionen, 1897 sank er auf 8044000 Mark. Davon entfielen auf Deutsch-Ostafrika 4339000 Mark, auf Südwestafrika 3015 000 Mark und auf Kamerun 690 000 Mark.
Die Handelsbeziehungen mit den Kolonien, die 1890 einen Ein- und Ausfuhrwert von kaum 10 Millionen und 1897 einen solchen von rund 33 Millionen Mark (11 Millionen Mark Ausfuhr, 22 Millionen Mark Einfuhr in die Kolonien) ergaben, sind im Vergleich zu den hohen Beträgen des deutschen Gesamthandels verschwindend klein.1) Berücksichtigt man jedoch die Warenmengen, die der lebhaft betriebene Schmuggel bei Seite schafft, und beachtet man ferner, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der deutschen Erzeugnisse auf dem Wege über England und Indien in unsere Schutzgebiete gelangt und dadurch in der deutschen Statistik nicht zum Ausdruck kommt, so kann man mit A. Zimmermann die thatsächliche Handelsbewegung in unseren Kolonien auf 50—60 Millionen Mark veranschlagen.
Um die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete zu vervollständigen, sind sie von Reichswegen durch Errichtung neuer Dampferlinien,2) durch Eröffnung von Postanstalten, durch Anlage von Telegraphen und unterseeischen Kabeln an das Weltverkehrsnetz angcschlossen. In Togo giebt es 2, in Kamerun 4, in Südwestafrika 9, in Ostafrika 18 und in den Südsee-Schutzgebieten 4 Postämter, die zum Teil durch Telegraphen verbunden sind und unter sich in regelmässiger Verbindung stehen. Freilich reicht in keiner einzigen unserer Besitzungen der Telegraph tief ins Binnenland hinein, während die französischen und englischen Innenstationen sehr bald mit den Küsten-tclegraphen in Verbindung gebracht wurden. Unsere Südseekolonien und Kamerun haben überhaupt noch keine Landtelegraphen; in Südwestafrika befindet sich die Linie Tsoachaubmund-Windhoek im Bau. Dagegen ist Togo durch eine 49 km lange Linie an das englische und französichc Telegraphennetz der Nachbarkolonien und damit an die westafrikanischen Kabel angeschlossen. Ostafrika besitzt eine längs der Küste verlaufende Telegraphenlinie von Tanga nach Kilwa, die 412 km lang ist und demnächst bis Mikindani fortgesetzt werden soll. Ferner führt ein unterseeisches Kabel von Dar es Salăm nach Sansibar und von Kamerun nach Bonny. Dieser internationale Nachrichtendienst wird überwiegend von britischen Gesellschaften vermittelt, die dieses wichtige Monopol gegebenenfalls, z. B. beim Zuge Jamesons nach Transvaal, nur für englische Zwecke benutzen und Fremde durch allerlei nichtige Vorwände vom Gebrauch des Kabels fernhalten.
1) Das grosse Überwiegen der Einfuhr über die Ausfuhr ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass viele wirtschaftliche Unternehmungen im Entstehen begriffen sind, die hohe Anlagemittel erfordern und noch keine entsprechenden Ausfuhrerträge abwerfen.
2) Den Verkehr mit dem Südseegebiet vermittelt der Norddeutsche Lloyd (Bremen), mit Ostafrika die Deutsche Ostafrikalinie (Hamburg) und mit Westafrika die Wörmannlinie (Hamburg). Auch die Dampfer fremder Linien laufen verschiedene Hafenplätze unserer Kolonien an.
Daher wäre es wünschenswert, wenn Deutschland über ein eigenes Kabel verfügte, um bei entscheidenden Kolonialfragcn nicht von anderen abhängig zu sein. Im übrigen liegen Post und Telegraphie nicht in der Hand der Kolonialverwaltung, sondern werden vollkommen selbständig durch die deutsche Reichspost geleitet.
Nicht zum wenigsten wird der Fortschritt in unsern Kolonien dadurch gekennzeichnet, dass an Stelle der 9 wirtschaftlichen und Militärstationen des Jahres 1890 in Afrika heute 60 vorhanden sind. In gleicher Weise hat die Zahl der kaufmännischen Unternehmungen zugenommen. Während 1890 in Ostafrika nur die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft arbeitete, gicbt es jetzt neben ihr 13 selbständige Geschäftshäuser. Die 11 Kameruner Firmen jenes Jahres haben sich um 5 vermehrt, in Togo stieg ihre Anzahl von 11 auf 18 und in Südwestafrika von 12 auf 23. Ferner hat die Verwaltung eine feste Grundlage erhalten und ist in ihren verschiedenen Zweigen ausgebaut worden, sodass bloss noch Einzelheiten der Ausgestaltung bedürfen. Insbesondere ist das schwierige Werk der Schutztruppen-Organisation ausser für Togo vollendet, der Zwiespalt zwischen Civil- und Militärverwaltung beseitigt und die Möglichkeit gegeben, die Anforderungen der Wehrpflicht durch Ableistung der Dienstzeit in den Kolonien mit den Interessen der deutschen Ansiedler zu vereinen.1) Endlich sind in den meisten Hauptorten Krankenhäuser, zum Teil mit wissenschaftlichen Laboratorien errichtet, die unter der Leitung von Regierungsärzten stehen,2) eine Gesundheitspolizei sorgt für das öffentliche Wohl, und deutsche Missionare und Lehrer sind eifrig bemüht, die Eingeborenen durch einen geregelten Unterricht in den Missions- und Regierungsschulen zu Menschen und zu Arbeitern zu erziehen.
1) Die Militärmacht in den deutsch-afrikanischen Kolonien betrug 1897 ohne die Polizeitruppe 961 Deutsche und 1050 Farbige.
2) Nicht minder bedeutsam und segensreich ist die Thätigkeit des Deutschen Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien.
Es ist aber auch durchaus notwendig, auf unsere neuen Unterthanen belehrend und erziehend einzuwirken, da wir durch die Erwerbung überseeischen Besitzes mit den kolonialen Rechten auch koloniale Pflichten übernommen haben und unsere Schutzgebiete nicht bloss einseitig als Länder betrachten dürfen, denen möglichst viel zu entnehmen ist. Obendrein haben wir allen Grund, uns um die Eingeborenen zu kümmern, und mit Recht betont G. A. Fischer: Afrika kolonisieren heisst den Neger arbeiten machen. Denn in der unerschöpflichen Arbeitskraft der Eingeborenen besteht vor allem der grosse Schatz, den der dunkle Erdteil birgt. Sie stellen in der heissen Zone, wo die Europäer nicht arbeiten können und die Kulieinfuhr den Arbeiterbedarf nicht im entferntesten deckt, die einzig brauchbaren Arbeitskräfte und müssen mit der Zeit zu Abnehmern unserer heimischen Gewerbeerzeugnisse gemacht werden. Nur unter der Oberleitung des Europäers raffen sich die Neger zur Thätigkeit und zu höherer Gesittung auf. Fehlt die Führung durch eine höhere Rasse, so wird ihnen der geistige Fortschritt zum Fluche, und sie vermögen sich, wie die zerfahrenen Verhältnisse der unabhängigen Negerrepubliken Haiti und Liberia zeigen, nie zur Selbsterzichung und Selbstregierung emporzuschwingen. Allerdings wäre es falsch, die Schwarzen samt und sonders als träge zu verurteilen. Im Gegenteil, die Wei- und Kruneger, die Wanjamwesi, Waschamba und andere Stämme verdienen wegen ihrer Arbeitsamkeit uneingeschränktes Lob. Aber sie sind immerhin bloss als Ausnahmen anzusehen.
Daher war die plötzliche Aufhebung der Sklaverei ein schwerer wirtschaftlicher Fehler. Zwar führt man zu gunsten ihrer Beseitigung die moralischen Forderungen des Christentums und des heutigen Völkerrechts an. Aber in Wirklichkeit haben nicht Nächstenliebe und Menschenfreundlichkeit, sondern Handelsinteressen die Engländer veranlasst, mit der Unterdrückung des Sklavenhandels zu beginnen, nachdem sie im 18. Jahrhundert die ärgsten Sklavenhändler gewesen waren. Ebenso ist der nordamerikanische Bürgerkrieg von 1861/65 nicht um der Sklavenbefreiung willen, sondern aus volkswirtschaftlichen und handelspolitischen Gründen ausgebrochen. Jedenfalls wurden die freien Neger, die als Sklaven fleissig waren oder fieissig sein mussten, grösstenteils faule, arbeitsscheue Menschen, die in Amerika eine wenig angesehene gesellschaftliche Stellung einnehmen. Die Vereinigten Staaten konnten die schädlichen Nachwirkungen der Neger-Emanzipation leichter überwinden, weil die massenhafte europäische Einwanderung einen brauchbaren Ersatz ins Land brachte. Brasilien dagegen, das wegen seiner geringen europäischen Bevölkerung und seiner tropischen Lage durchaus auf Negerarbeit angewiesen war, hat durch die Sklavenbefreiung in seiner wirtschaftlichen Entwickelung einen argen Stoss erlitten.
Im dunklen Erdteil ist nun die Sklaverei mit allen bestehenden Einrichtungen und der Denkungsart der Afrikaner seit uralter Zeit so fest verwachsen, dass sie die Grundlage der Gesellschaft, des Staatswesens und des gesamten Negerlebens bildet. Ihre gewaltsame, unvermittelte Abschaffung würde einfach den wirtschaftlichen Ruin, die plötzliche Umwälzung aller Besitzverhältnisse und einen allgemeinen Aufstand zur Folge haben, der viel bedenklicher werden könnte, als die Empörung der Araber in Ostafrika 1890, die durch die Unterbindung des Sklavenhandels mit hervorgerufen war. Die arabischen Plantagenbesitzcr haben auch durchweg nicht das Kapital, ihre Arbeiter im Tagelohn zu bezahlen. Was wollte man übrigens mit der Unzahl der befreiten, aber brotlos gewordenen Neger machen, wenn ihre Versorgung schon jetzt Schwierigkeiten bereitet? Die weit von ihrer Heimat und ihren Angehörigen entfernten Sklaven wären dem Verderben preisgegeben, wenn sich niemand ihrer annähme. Der Versuch, sie den Missionen zu übergeben, ist wegen der übergrossen Zahl, zum Teil wegen der Zuchtlosigkeit und Widersetzlichkeit der zu Versorgenden nicht immer geglückt. Der Evangelische Afrikaverein hat deshalb 1896 in Usambara eine Sklavenfreistätte, die zugleich eine Arbeitsstätte sein soll, für heimatlose Sklaven ins Leben gerufen. Die Engländer verfahren weniger rücksichtsvoll, indem sie die befreiten Sklaven in ihren Kolonien den Kaufpreis abarbeiten lassen. Nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit steht es dem Neger frei, gegen ein geringes Entgelt weiter in britischen Diensten zu bleiben oder auf eigene Kosten, falls er sie sich erspart haben sollte, in die Heimat zurückzukehren. Unter solchen Umständen sind die freien Neger kaum besser daran als ihre in der Sklaverei verbliebenen Brüder und haben vor diesem Loos, das sich nur dadurch von der Knechtschaft unterscheidet, dass sie nicht weiter verkauft werden können, mehr Scheu als vor der arabischen oder afrikanischen Sklaverei. Wir selbst haben bei dieser Art von Sklavenbefreiung schlechte Erfahrungen gemacht. indem die von Gravenreuth freigekauften Dahomey, die in Kamerun den Kaufpreis abarbeiten sollten, den viel erörterten Aufstand verursachten, weniger wegen ihrer Behandlung durch den Kanzler Leist, als vielmehr deshalb, weil sie keinen Lohn erhielten, während die andern Neger für ihre Dienste bezahlt wurden.
Zweifellos ist der Negersklave im allgemeinen zufriedener als der in die Mission eingesperrte oder in europäischen Diensten stehende freie Neger. Das erhellt schon daraus, dass viele der von der Regierung frei gekauften Sklaven freiwillig wieder zu ihren Herren zurückkehren. Fühlen sie sich doch [in der wenig drückenden Knechtschaft, die vielmehr einem patriarchalischen Hörigkeitsverhältnis oder der Abhängigkeit gleicht, die bei uns durch das Eingehen eines Arbeitskontraktes entsteht, viel wohler als in der Freiheit, die mit ihrem Arbeitszwang dem von Natur faulen Afrikaner durchaus nicht begehrenswert erscheint. Die Sklaverei hat sich seinem Bewusstsein gewurzelt, dass er sich ein andres Volk ohne diese Einrichtung gar nicht vorstellen kann und sie auch bei den Europäern als etwas Natürliches undSelbstverständliches voraussetzt, Sehr bezeichnend ist hierfür die Unterhaltung, die Paul Reichard mit einem alten Negersklaven führte und in der er folgendes zu hören bekam:
„Du behauptest, in Europa gebe es keine Sklaven. Ich sage Dir aber nur das eine: Sind Eure Matrosen etwa keine Sklaven? Können sie doch nichts verrichten ohne den Befehl ihrer Vorgesetzten. Sie schlafen, erheben sich, wachen, essen, trinken auf Befehl, sie müssen exerzieren, arbeiten oder ruhen auf den Wunsch dieser Herrn, — sie müssen auf dem Schiff bleiben oder ans Land gehen ohne eignen Willen. Thun sie es nicht, so werden sie bestraft, gefangen, eingesperrt. Und solche Menschen sollen keine Sklaven sein? Wer könnte uns, die Ihr uns Sklaven nennt, zu solchen Dingen zwingen? Niemand. Passt uns etwas nicht, fort sind wir. Die Sklaverei bei den Europäern ist hart. Lieber der Sklave eines Negers oder Arabers, bei ihnen sind keine Schwierigkeiten.“
Aus allen diesen Gründen ist an eine rasche Änderung des althergebrachten Zustandes nicht zu denken, und ebenso wenig als den Engländern in Sansibar und Britisch-Ostafrika die Abschaffung der Sklaverei gelungen ist, hat es die Deutsche Regierung in ihren Kolonien vermocht. Sie hat sich in weiser Erkenntnis der Dinge begnügt, die sehr mild gehandhabte Sklaverei mit der Zeit cingchen zu lassen und ihre Auswüchse zu beschneiden. Vor allem wird der Sklavenhandel scharf verfolgt, der mit seinen Greueln wohl von der Sklaverei zu unterscheiden ist. Die strengsten Freiheits- und Lebensstrafen, Zuchthaus und Galgen, treffen die Menschenhändler, und ihrem schändlichen Handwerk wird durch Unterbindung der Waffen- und Munitionszufuhr der Boden entzogen. Mit der rücksichtslosen Unterdrückung des Menschenraubes und dem allmählichen Fortschritt der Kultur wird die ihrer Bezugsquelle beraubte Sklaverei einmal von selbst aufhören, so dass sich der Übergang von der Sklaven- zur freien Arbeit in ruhiger Entwickelung, vollziehen kann. Dann besteht der Wert des Negersklaven nicht bloss in seiner Arbeitsfähigkeit, sondern er ist im Innern der einzige Tauschgegenstand und die gangbarste Münze. Kommt erst mit der Ausdehnung des Handels Geld als Wertmesser des Umsatzes ins Binnenland — und dieser Erfolg liegt keineswegs in weiter Ferne da die Europäer von allen Seiten her die Eröffnung Innerafrikas in Angriff genommen haben und da bei jeder Reise eines Weissen die von ihm berührten Dörfer mit Geld bekannt gemacht werden — so wird der Sklave als Zahlungsmittel entwertet werden, und damit ist ein neuer Grund für das Erlöschen der Sklaverei gegeben. Ferner sind alle Sklavenkinder seitens der deutschen Kolonialverwaltung für frei erklärt, der Unfreie hat vor Gericht dieselben Rechte wie der Freie, und jeder Sklave kann sich eigenmächtig die Freiheit geben. Endlich kauft die Regierung jährlich eine Anzahl Sklaven frei.
Mehr als drei Jahrhunderte hindurch ist die Entwickelung der Weltwirtschaft durch Sklavenhandel und Sklavenarbeit bedingt gewesen, und ohne den Neger hätte Europa schwerlich den Aufschwung genommen, den es heute besitzt. Afrika verdankt der Sklaverei viel, ja fast alles, und für sämtliche jetzt in hoher Blüte stehende Tropenpflanzungen hat die Zwangsarbeit des Negers den Grund gelegt, aut dem die freie Arbeit leichter fortbauen konnte. Die Gegenwart steht vor einer ungleich schwierigeren Aufgabe. Nachdem der Menschenhandel lahm gelegt ist und die Sklaverei ihrem Ende entgegengeht, muss der Plantagenbau immer mehr mit freien Arbeitern durchgeführt werden, und es tritt die Notwendigkeit heran, den Neger zur Arbeit zu erziehen. Dass eine solche Erziehung sehr schwer, aber nicht unmöglich ist, steht ausser Zweifel, allein über das Wie sind die Ansichten geteilt. Die einen sind entschieden für die Beibehaltung der milden, nicht als Druck empfundenen Sklaverei. Andere verwerfen sie, weil der Eingeborene infolge der fortgesetzten Bevormundung und der ihm von seinem Herrn gewährten Unterkunft und Verpflegung nie zur Selbständigkeit gelangen kann und seinem Denken und Handeln nach zeitlebens ein Kind bleibt, ganz abgesehen davon, dass die Sklaverei stets die Schrecken des Sklavenraubcs zur Voraussetzung hat. Alle stimmen jedoch darin überein, dass der Afrikaner unter dem Einflüsse der klimatischen Verhältnisse seiner Heimat und wegen der Nachwirkung der Sklaverei ohne einen gewissen Zwang, wie er z. B. in den holländischen Kolonien eingeführt ist, nie zu gleichmässig anhaltender Arbeit veranlasst werden kann.
Wie ist nun dieser Zwang auszuüben? Der Neger ist seinem Charakter nach ein grosses, unerzogenes Kind und muss demgemäss wie ein Kind behandelt und erzogen werden. Geduld, Ruhe und Vernunft sind zu dieser Aufgabe nicht minder unerlässlich als Thatkraft und Entschlossenheit, und wie bei der Kindererziehung die Strafe nicht fehlen darf, so ist sie auch beim Neger nicht zu missen. Geradezu lächerlich ist es, wenn gewisse menschenfreundliche Kreise unter völliger Verkennung der Verhältnisse so viel Geschrei über die nützliche Prügelstrafe erheben. Natürlich darf sie nicht zu roher Gewalt ausarten, und Niemand wird dem barbarischen Züchtigungsverfahren des Kanzlers Leist oder des Plantagenverwalters Schröder das Wort reden. Ein massvoll ausgeübtes patriarchalisches Züchtigungsrecht zu richtiger Zeit und am passenden Orte schliesst jedoch keineswegs eine menschliche Behandlung aus. Körperliche Züchtigung oder Lohnabzüge sind um so weniger als Straf- und Besserungsmittel zu entbehren, als die meisten Neger die Freiheitsentziehung nicht fürchten und nichts Entehrendes in ihr sehen. Vielmehr begrüssen sie dieselbe als Erlösung und als willkommene Unterbrechung des lästigen Arbeitszwanges.
Dass der Eingeborene ein Recht auf menschenwürdige Behandlung hat, ist vom moralischen Standpunkte aus selbstverständlich. Ebenso verlangt er bei aller Strenge Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, weil er gleich dem Kinde ein feines Gefühl für Recht und Unrecht, für parteiische Bevorzugung und unverdiente Zurücksetzung besitzt. Darum sind neben der Rechtsprechung durch die deutschen Verwaltungsbeamten besondere Eingeborenen-Schiedsgerichte eingesetzt worden, die unter dem Vorsitz der Häuptlinge des betreffenden Bezirkes über die zahllosen kleinen Streitigkeiten des täglichen Lebens entscheiden sollen. Ferner ist durch einen Erlass vom 22. April 1896 der Willkür und Selbsthilfe der Offiziere, Beamten und Pflanzer ein Riegel vorgeschoben und ihnen ein genau geregelter Rechtsweg vorgeschrieben. Mit gleicher Fürsorge nimmt sich die Regierung des Grundeigentums unserer schwarzen Unterthanen an. Denn unleugbar gehört ihnen die heimatliche Scholle genau so wie uns in Deutschland, und die rücksichtslose Wegnahme ihres Bodens würde sie wie jeden andern zur Verzweiflung bringen. Deshalb soll vor jeder Besitzergreifung oder vor der Erklärung herrenlosen Landes als Kronland, d. h. als Staatseigentum, der Rechtsanspruch der Eingeborenen genau geprüft werden und ihnen die zur Zeit benutzte Bodenflächc nebst der vierfachen Ausdehnung jenes Gebietes als Eigentum Vorbehalten bleiben. Leider kommt die anerkennenswerte Verfügung etwas spät, da in Südwestafrika, weniger in Deutsch-Ostafrika, ungeheure Landstrecken bereits an deutsche und englische Gesellschaften vergeben sind. Wahrhaft dauernden Nutzen können wir aber bloss dann aus unseren Schutzgebieten ziehen, wenn wir nicht nur einseitig den Interessen der Europäer, sondern auch den Interessen unserer neuen Unterthanen Rechnung tragen.
Weil das Tropenklima die Lebensbedürfnisse auf ein sehr bescheidenes Mass herabmindert, so gewährt der ergiebige Boden ohne Aufwand allzugrosser Mühe alles, was zur Befriedigung mässiger Ansprüche dient. Menschen indes, die haben, was sic brauchen, pflegen auch bei uns nicht gern bei fremden Leuten Dienst zu nehmen, und es ist nicht leicht, einen beinahe nackten, mit etwas Fisch und Mehl, Schnaps und Tabak zufriedenen Wilden in einen tüchtigen Arbeiter zu verwandeln. Um nach holländischem Muster zur Zwangsarbeit zu greifen, müssen wir über eine fest begründete Macht verfügen, die wir erst in einem Teile unserer Schutzgebiete ausüben. Aber ein noch wichtigeres Erziehungsmittel, das zugleich eine lohnende Einnahmequelle werden kann, ist die Erhebung einer Steuer, z. B. einer Hüttenstcuer, wie sie schon lange in Südafrika besteht und jüngst in Deutsch-Ostafrika eingerichtet ist. Den in Geld, Naturalien oder in mehrtägiger ununterbrochener Arbeit zu leistenden Steuerbetrag kann sich der Eingeborene in den meisten Fällen bloss durch eigene Arbeit verdienen.
Dadurch wird er die Arbeit als Mittel zum Verdienst schätzen und sich ihr immer mehr zuwenden. Sache des Unterrichtes ist es, diese Erkenntnis vor allem der heranwachsenden Jugend einzuimpfen, und daher beruht wie überall in der Welt die wirtschaftliche Zukunft unserer Kolonien auf der Erziehung des kolonialen Menschen.
Die Erziehung ist wiederum nicht möglich ohne gute Vorbilder. Diese Vorbilder sind einerseits die fleissigen Kulis, die aus der Fremde als Plantagenarbciter eingeführt werden, und noch mehr sind es die Europäer, in deren Hand die Herrschaft und Aufsicht über die Eingeborenen liegt. Von ihren Fähigkeiten und ihrer Sachkenntnis, von ihrem Eifer und ihrem Charakter hängt nicht zuletzt Erfolg oder Misserfolg ab, und gerade in dieser Beziehung verzeichnet unsere junge Kolonialgeschichte eine ganze Reihe schwerer Fehler und Missgriffe. Auch die Regierung ist nicht von aller Schuld frei zu sprechen, weil sie zahlreiche Offiziere und Beamte aussandte, die in kolonialen Dingen gänzlich unerfahren waren, statt kundige Männer auszuwählen, deren es schon zu Beginn unserer Kolonialpolitik genug gab. Glücklicherweise hat sich die Überzeugung Bahn gebrochen, dass die Kolonialfrage nicht zum wenigsten eine Personenfrage ist. Viele der Vorschläge und Wünsche, die Dr. Max Beneke in seinem beherzigenswerten Buche „Die Ausbildung der Kolonialbeamten“ (Berlin 1894) geltend macht, sind bereits verwirklicht worden. Dazu besitzen wir in dem von Jahr zu Jahr erweiterten und ausgestalteten Orientalischen Seminar zu Berlin eine Anstalt, in der nach dem Muster des Londoner Colonial College und der Pariser Iicole Coloniale eine gründliche wissenschaftliche und praktische Heranbildung tüchtiger Kolonialbeamter angestrebt wird.
Die Offiziere und Beamten können sich aber neben ihrer eigentlichen Thätigkeit erst in zweiter Linie erzieherischen Aufgaben widmen, und die Kaufleute und Pflanzer kümmern sich erklärlicherweise mehr um die gewinnbringende Durchführung ihrer eigenen Interessen als um höhere Kulturziele. Um so wertvoller ist deshalb die uneigennützige, selbstlose Hilfe, die der Staat an der christlichen Heidenmission findet und die er keinesfalls entbehren kann. Nicht mit Unrecht erklärte der verstorbene Kolonialdirektor Dr. P. Kayser, dass die Kolonialpolitik geradezu aufgegeben werden müsse, wenn die Mission ihre Mitwirkung versagte. Der frühere Gouverneur des Kaplandes, Sir Bartle Frére, sprach sich dahin aus, dass ein Missionar an der Grenze des Kaffernlandes dieselben Dienste leiste wie ein ganzes Bataillon Soldaten, und nach H. Gruner sähe es heute an der Goldküste ohne das Wirken der deutsch-protestantischcn Mission vermutlich genau so aus wie zur Zeit in Neuguinea.
Überraschend ist der Aufschwung, den das deutsche Missionswesen innerhalb des letzten Jahrzehnts genommen hat. Obwohl schon 50 Jahre vor der Erwerbung unserer Schutzgebiete die Rheinische Mission in Südwestafrika eine gesegnete Wirksamkeit begann und 25 Jahre später Togo das gräberreichc Arbeitsfeld der Norddeutschen Mission ward, gab cs 1890 in unsern Besitzungen erst 6 Missionsgesellschaften. Heute zählt man dort 12 deutsche protestantische Missionsvereinigungen mit 70 Hauptstationen, 7 englisch-methodistische mit 30 Hauptstationen und 7 katholische mit 33 Hauptstationen,1) die eine stattliche Reihe europäischer und eingeborener Sendboten beschäftigen und eine rührige Thätigkeit entfalten.2) Schwere Opfer sind nicht ausgeblieben.
1) Die Missionsstationen der verschiedenen christlichen Bekenntnisse in Schantung sind hierbei nicht mit gezählt.
2) Es wirken folgende Missionsgesellschaften:
I.
1) Evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch-Oslafrika (Berlin III),
2) Gesellschaft zur Beförderung der Mission unter den Heiden (Berlin I): Deutsch-Ostafrika, Schantung,
3) Evangelische Brüdergemeine (Herrnhut): Deutsch-Ostafrika,
4) Evangelisch-Lutherische Mission zu Leipzig: Deutsch Ostafrika,
5) Rheinische oder Banner Missionsgesellschaft: Deutsch-Südwestafrika, Kaiser
Wilhelmsland,
6) Baseler Missionsgesellschaft: Kamerun, Togo,
7) Norddeutsche oder Bremer Missionsgesellschaft: Togo,
8) Neuendettelsauer Missionsgesellschaft: Kaiser Wilhelmsland,
9) Finnische Missionsgesellschaft: Deutsch-Südwestafrika,
II.
10) Englische Universitätenmission: Deutsch-Ostafrika,
11) Londoner Missionsgesellschaft: Deutsch-Ostafrika,
12) Englische Kirchenmission: Deutsch-Ostafrika,
13) Englische Baptistenmission: Schantung,
14) China Inland Mission: Schantung,
15) Wesleyanische Methodistenmission: Togo, Bismarck-Archipel, Schantung,
16) Melanesische Missionsgesellschaft: Salomonen,
17) Amerikanische Presbyterianermission: Kamerun, Schantung,
18) Amerikanische Bostonmission: Marshall-Archipel, Schantung,
III.
19) Bayrische St. Benediktusmission: Deutsch-Ostafrika,
20) Vater vom Heiligen Geist (Schwarze Väter): Deutsch-Ostafrika,
21) Genossenschaft der Pallotiner: Kamerun,
22) Gesellschaft des Göttlichen Wortes aus Steyl: Kaiser Wilhelmsland, Togo, Schanlung,
23) Missionare vom Heiligen Herzen Jesu: Bismarck-Archipel,
24) Missionaires d’Afriquc d’Alger (Weisse Väter): Deutsch-Oslafrika,
25) Franziskanermission: Schantung.
Die Gebäude und Liegenschaften der durch den berühmten Alfred Saker begründeten englischen Baptistenmission in Kamerun sind 1886 von der Baseler Missionsgesellschaft übernommen worden. In Schantung sind ausser den genannten noch drei andere amerikanische Missionsgesellschaften thätig.
Gar mancher Missionar wurde ermordet, noch mehr Brüder und Schwestern erlagen dem verderblichen Klima, und der erhoffte Gewinn stellte sich nicht immer ein. In Neuguinea z. B. ist trotz zehnjähriger unverdrossener Arbeit noch nicht ein einziger Papua getauft worden; doch darf ein solcher Misserfolg weder entmutigen noch überraschen. Wie die wirtschaftliche Entwickelung der Kolonien anfangs nur Mühe und Kosten verursacht, ohne die Ausgaben zu lohnen, ebenso muss die Mission erst den Boden bereiten, und man kann billigerweisc nicht verlangen, dass ein von der Kultur unberührtes Naturvolk in wenigen Jahrzehnten auf dieselbe geistige Stufe gebracht werden soll, zu deren Erklimmung unsere höher veranlagte Rasse Jahrhunderte gebraucht hat. Auch in Südwestafrika, wo cs jetzt über 1oooo Christen giebt, vergingen 14 Jahre, ehe der erste Heide zur Taufe kam. Oft arbeiten die Kaufleute, Händler, Pflanzer und Matrosen, sowie die schlechte Behandlung der Eingeborenen durch die Europäer den Bemühungen der Missionare geradezu entgegen, und die Berührung mit den schlechten Elementen übt nur zu leicht einen entsittlichenden Einfluss aus, wie der in ganz Westafrika blühende Branntweinhandel darthut. Trotz des hohen Eingangszolles von 20—40 Pfennigen auf den Liter bildet er in Togo und Kamerun die Grundlage der deutschen Einfuhr und besteht ungeachtet aller Klagen noch immer fort, weil die Regierung, durch internationale Abmachungen gebunden, fremden Spiritushändlern die Thore öffnen und den eigenen Handel schädigen würde, wenn sie einseitig die aus deutschen Häfen kommenden Spirituosen höher besteuern wollte. Sicherlich würde aber auch nach Unterdrückung der Branntweineinfuhr das Verlangen nach berauschenden Getränken vorhanden sein, und der Neger wird zum Palmwein, Hirsebier und zu anderen vielleicht schlimmeren selbsterzeugten Sachen greifen, wie er es jetzt schon überall dort thut, wo der Spiritus noch unbekannt oder zu teuer ist. Ferner werden die eingeführten Spirituosen von den einheimischen Händlern mehr oder minder stark verdünnt und verteilen sich auf eine sehr grosse Menschenmenge. Immerhin sind sic aber ein Hemmnis der Kulturcntwickelung, und in allen unsern übrigen Kolonien hat man die Gefahr der Branntweinpest dadurch fern gehalten, dass der Spirituosenausschank an Eingeborene verboten ist.
Die erzieherische Wirksamkeit der Mission wird um so nachhaltiger sein, je mehr sie alle beengenden dogmatischen Fesseln abstreift und ein reines Christentum ohne schwer verständliches kirchliches Beiwerk predigt. Nicht unbedenklich ist z. B. die Lehre von der Gleichheit aller Menschen. Denn bei aller Gleichheit vor Gott giebt es auf Erden ganz wesentliche Standesunterschiede, und die Verkündigung der allgemeinen Brüderlichkeit leistet der selbstgefälligen Überhebung des kindlich eitlen Negers nur Vorschub. Nicht gleichgültig ist ferner die Art der Erziehung. Wenn auch die evangelische Mission mit Recht darüber Klage führt, dass ihre Leistungen herabgesetzt und die der Katholiken in den Himmel gehoben werden, so giebt man doch vielfach der Erziehungsweise der katholischen Missionare den Vorzug. Sie stellen in Anlehnung an den bekannten Spruch „Ora et labora (Bete und arbeite)“ das „Labora“ voran und richten das Hauptaugenmerk auf die Erziehung des Eingeborenen zum Menschen und zwar zum Kulturmenschen, indem sie ihn allerlei nützliche Handwerke lehren und ihn erst später und ganz allmählich in die christliche Weltauffassung cin-führen. Sie wenden daher, meist unter Verzicht auf die Erwachsenen, die Aufmerksamkeit vornehmlich der leichter lenkbaren Jugend zu und wirken von vornherein auf ihre Zöglinge ein. Die Deutsch-protestantische Mission hat sich dieser Erziehungsweise ebenfalls mit sichtlichem Vorteil bedient. Die englisch-protestantischen Sendboten dagegen beschäftigen sich in erster Linie mit den Erwachsenen, da sie den Schwerpunkt ihres Wirkens auf das Verkündigen des Wortes legen und meinen, dass die Erziehung zur Arbeit aus dem Bekehrungswerke von selbst folgen werde. Praktisches Christentum aber, wie es die katholische Mission mit grossem Erfolg ausübt und wie es die deutschprotestantischen Missionen in Afrika nicht minder segensreich verwirklicht haben, empfiehlt dem Wilden das Christentum unstreitig am besten, da die Anleitung zur Arbeit schon aus Nützlichkeitsgründen stärker wirkt als die Predigt von Dingen, die der einfache Naturmensch nicht versteht oder nicht verstehen kann. Welche verhängnisvollen Folgen eine solche verkehrte Erziehungsart nach sich zieht, das zeigen zur Genüge die traurigen Erfahrungen, die man namentlich mit den sogenannten Christen der englischen Missionen gemacht und in eben so irriger als ungerechter Weise auch auf die deutsch-protestantischen Missionen übertragen hat. Wenn von allen Seiten die Bagamoyo-Mission der Schwärzen Väter mit Worten rühmlichster, wohlverdienter Anerkennung gefeiert wird, so ist nicht zu vergessen, dass sie schon seit 50 Jahren ungestört in Ostafrika thätig ist und mit beträchtlichen Mitteln arbeitet. Nicht minder grossartig, nur viel weniger beachtet sind die Leistungen der Barmer und Bremer Mission, die ebenfalls seit mehreren Jahrzehnten in Südwestafrika und Togo arbeiten.
Mag man indes an der Art und Weise des Vorgehens der Mission noch so viel aussetzen und für ihre entsagungsvolle Wirksamkeit oft nur ein überlegenes Lächeln übrig haben, das Verdienst bleibt ihr, dass sie den Wilden an höhere Sitten und Bedürfnisse gewöhnt, ihn arbeiten lehrt und kaufkräftig macht. Dadurch erleichtert sie ihm die Fremdherrschaft und söhnt ihn mit den Weissen aus. Die deutschen Missionare sind zwar keine politischen Agenten wie die englischen Sendboten, die unter dem Deckmantel der Bekehrung unmittelbar politische Propaganda treiben, sondern haben es rundweg abgelehnt, ihr Werk, das nicht von dieser Welt ist, als dienende Magd oder als Vorspann der Politik herab-zuwürdigen. Dennoch ebnen sie in stiller, verborgener Pionierarbeit der politischen Herrschaft den Weg und knüpfen zahlreiche Fäden zwischen den Eingeborenen und ihren weissen Herren. Da die Missionare nicht wie Händler und Pflanzer als flüchtige Gäste kommen und gehen, sondern jahrelang an einem Orte oder in einer eng begrenzten Gegend verweilen, so lernen sie Land und Leute gründlich kennen, und hinter ihren Errungenschaften steht selbst die Arbeit des tüchtigsten Reisenden zurück. Ohne die Wirksamkeit der Rheinischen Mission wäre Deutsch-Südwestafrika ein sehr zweifelhafter Besitz. In ähnlicher Weise haben die Schwarzen Väter, ein von Haus aus französischer Orden, dem aber viele Deutsche und Elsässer angehören, die Verbreitung des Deutschtums in Ostafrika gefördert.
Hat es die Mission einmal in Europa mit Gegnern zu thun, so muss sie von ihrem Arbeitsfelde einen noch gefährlicheren Feind fernhalten. Es ist der Islam, der schon Jahrhunderte früher als das Christentum in Afrika Fuss gefasst hat und dessen Glaubcnsboten neuerdings auch in Neuguinea erschienen sind. Nicht gering darf man die Fortschritte veranschlagen, die er gemacht hat und noch immer macht. Denn seine Lehre kommt in ihrer Einfachheit dem Verständnis und den Anschauungen des Negers sehr entgegen und tastet althergebrachte Einrichtungen, die das Christentum mit aller Macht bekämpft, nicht an z. B. die Sklaverei, die Vielweiberei und die untergeordnete Stellung der Frau. Da drängt sich schon von selbst die Frage auf, ob Christentum oder Islam in unseren Schutzgebieten die Losung sein soll, weil beide Religionen nicht nebeneinander bestehen können und sich ihrem innersten Wesen nach — die eine predigt den Frieden, die andere den Krieg — gegenseitig ausschlicssen. Manche Reisende z. B. Binger und Passarge treten für den Islam ein, der auch in den mohamedanischen Kolonien Frankreichs und Hollands eher begünstigt als gehindert wird. Unleugbar beeinflusst er die wirtschaftliche und politische Entwickelung des Negers nicht unerheblich und tritt in Afrika in mancher Beziehung als Kulturförderer auf. indem er die Eingeborenen,an gewisse Reinlichkeits- und Speisegesetze gewöhnt, sie die Nacktheit verachten lässt und durch die Einführung des Korans und der arabischen Schrift ihr geistiges Fassungsvermögen erweitert. Andrerseits darf man sich jedoch über die schwerwiegenden Nachteile nicht hinwegtäuschen, die jenen Vorteilen gegenübcrstchen und sie mehr als aufwiegen. Die vom Islam geduldete Sklaverei hat die Greuel des Sklavenhandels und Sklavenraubes zur Voraussetzung, und statt der kleinen Negerreiche, die infolge ihrer Zersplitterung schwach und ungefährlich sind, droht die festgefügte, organisierte Macht der grossen mohamedanischen Staatenverbände. Die breiteren Schichten des Volkes sind allerdings nicht fanatisch. Ihr mohamedanischcr Glaube beschränkt sich auf einige Äusserlichkeitcn, unter deren oberflächlicher Tünche die alten heidnischen Gebräuche des Fetischdienstes nach wie vor fortlcben. Um so eifrigere Anhänger des Propheten sind jedoch die Häuptlinge und die Vornehmen, und die Geschichte des Sudan hat es wiederholt erlebt, dass ein religiöser Fanatiker die Menge in den heiligen Glaubenskrieg mit fortriss. Wo also der Halbmond herrscht, dort ist, wie es die Holländer schon zu ihrem Schaden erfahren haben, der Eingeborene für wahren Fortschritt und wirkliche Civilisation verloren, dort ist für christliche Gesittung und Thätigkeit keine Stätte mehr. Denn es hält viel schwieriger, einen Mohamedaner als einen Heiden zu bekehren. So ist der Fetisch unser natürlicher Verbündeter, der Islam unser natürlicher Feind, und es handelt sich in Afrika an letzter Stelle weniger um einen Völkerkampf zwischen Weissen und Schwarzen, sondern um die Entscheidung, ob der dunkle Erdteil dem Christentum oder dem Islam zufallen soll. Jedenfalls ist es vom praktischen und moralischen Standpunkte aus gleich wichtig und notwendig, durch Vorbild, Schule und Mission in unserm Sinne auf die Eingeborenen einzuwirken. Dieses Unterfangen ist keineswegs leicht. Aber mit Geduld, Geduld und nochmals Geduld wird es gelingen, die Bewohner unserer Kolonien zu treuen Unterthanen unseres Kaisers und zu brauchbaren Menschen zu erziehen.
Thatsächlich sind wir schon ein gutes Stück vorwärts gekommen, und die anfänglich so drohende Arbeiterfrage hat viel von ihren Schrecken verloren. Abgesehen von Südwestafrika, das europäische Ansiedler aufzunehmcn vermag, war sie am leichtesten in Togo zu lösen, dessen Eingeborene von jeher tüchtige Ackerbauer waren und sich dem europäischen Einfluss sofort zugänglich zeigten. Auch in Kamerun kommen die Binnenbewohner, namentlich die Yaunde und die durch Zintgraff gewonnenen Bali, scharenweise zur Arbeit an die Küste. Ebenso haben sich die unruhigen, kriegerischen Bakwiri in friedliche Arbeiter verwandelt, und die faulen Küstenneger, die nach der Vernichtung des Zwischenhandels ihren mühelos betriebenen Haupterwerbszweig einbüssten, bequemen sich wohl oder übel ebenfalls zur anstrengenderen Plantagcnarbeit, so dass man die eingeführten Krunegcr immer mehr entbehren kann. 1) In Ostafrika sind die Wanjamwesi von Haus aus ein tüchtiges Ackerbau- und Trägervolk, und in gleicher Weise verdingen sich die Wassukuma und die Küstenbewohner in immer mehr wachsen-, der Zahl auf die Plantagen. Nicht minder ist die zunehmende Ausdehnung der Kokospflanzungen ein Sporn für die behäbigen Marshall-Insulaner geworden, ja es ist sogar geglückt, unter den tiefstehenden Papuas Kaiser Wilhelmslands einige Küstenstämme, insbesondere die Jabims am Einschhafen, zu annehmbaren Arbeitern heranzubilden. Als tüchtige Kräfte bekannt und geschätzt sind endlich die Eingeborenen des Bismarck-Archipels und der Salomoneninsel Buka. In dem zu diesem Zwecke auf Herbertshöhe angelegten Arbeiterdepot sind 1891 gegen 1700, im Jahresdurchschnitt über 1000 Insulaner angeworben worden. Das Arbeitergeschäft, das wegen seiner willkürlichen, gewalttätigen Handhabung früher zu den ärgsten Misständen in der Südsee gehörte und einen ununterbrochenen Kriegszustand herauf beschwor, ist durch die Errichtung einer Centrale und durch andere Bestimmungen wesentlich erleichtert. Die Arbeiterwerbung geschieht unter der Aufsicht des Kaiserlichen Kommissars, und die Wegführung der Eingeborenen nach fremden Pflanzungen ist verboten. Wer nicht arbeiten will, wird nicht dazu gezwungen, wer sich bereit erklärt, kann auf eine gute Behandlung rechnen, und die wohltätigen Folgen sind nicht ausgeblieben.
1) Ausgenommen sind vielleicht die Dualla, die im Dienste der europäischen Faktoreien oder als selbständige Händler immer noch genug am Handel verdienen, wenn sie auch nicht mehr so hohe Einnahmen haben wie zur Blütezeit ihrer Handelsmonopole.
Aber trotz aller Arbcitswilligkeit sind die Eingeborenen immer noch unzuverlässig und wenig ausdauernd, und mit der Ausdauer fehlt ihnen zugleich Übung, Geschick und Fertigkeit im Plantagenbetrieb. Obendrein reichen sic weder durch ihre Leistungsfähigkeit noch durch ihre Zahl zur Deckung des Bedarfs aus, und um nicht von ihrem guten Willen abhängig zu sein, sind fremde Arbeiter — in Westafrika die Wei-und Kruneger,1) in Ostafrika und in der Südsee chinesische und japanische Kulis — eingeführt worden, die bei der Nutzbarmachung unserer Kolonien noch eine wichtige Rolle spielen. Sie sind wegen ihrer Billigkeit und Bedürfnislosigkeit neben den Eingeborenen die einzig brauchbaren Arbeiter unter dem verderblichen Tropenklima und überall dort verwendbar, wo unsere Arbeiter massenhaft hinsterben würden. 1892 waren in Kaiser Wilhelmsland 895 Eingeborene und 950 Kulis thätig, 1894 stieg die Zahl der ersteren auf 1ooo, die der letzteren auf 1750, und in Deutsch-Ostafrika waren ebenfalls Tausende chinesischer und malayischer Arbeiter beschäftigt. Von allem Anfang an kostete es jedoch viele Mühe, Kulis in genügender Menge zu erhalten, weil die englischen und holländischen Behörden ihrer Anwerbung die erdenklichsten Schwierigkeiten in den Weg legten aus Besorgnis, dass die deutschen Unternehmungen mit ihren eigenen in Wettbewerb treten könnten. Wenn man daher auch die Kulis nicht entbehren kann, so sieht man doch neuerdings immer mehr von ihrer Einfuhr ab und versucht cs mit den Eingeborenen. Die Plantage Stephansort, die grösste Kaiser Wilhelmslandes, vermag ihre farbigen Arbeitskräfte im wesentlichen schon aus dem Lande selbst zu entnehmen, fast alle Pflanzungen Kameruns sind mit Einheimischen besetzt, und in Ostafrika, wo zur Zeit gegen 5000 Neger im Wirtschaftsbetricb thätig sind, verschwinden die asiatischen Arbeiter derart, dass während der letzten Jahre überhaupt keine Kulis mehr eingeführt wurden. Damit erledigen sich die Befürchtungen derer, die in den Kulis einen Nebenbuhler des deutschen Arbeiters und in ihrem massenhaften Zuzug eine Chinesengefahr für unsere Kolonien erblickten.
‚) Die Kru arbeiten im allgemeinen nur auf oder an der See, die Wei dagegen verstehen als Binnenstamm von Seearbett wenig und lieben auch das Meer nicht, so dass sie hauptsächlich für das Innere in Betracht kommen. Schon einen Tagemarsch landeinwärts ist kein Kru mehr zu bemerken. Da man aber meist nur die Küste kennen lernt, so werden die mehr ins Auge fallenden Kru viel häufiger erwähnt als die ebenso fleissigen Wei (H. Gruner).
Von volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten aus ist es auch viel nutzbringender, wenn die Bewohner der deutschen Schutzgebiete selbe zugreifen, weil dann der ausbezahlte Lohn im Lande bleibt und die Bevölkerung in den Stand setzt, sich europäische Erzeugnisse anzuschaffcn und ihr Leben bequemer zu gestalten. Mit diesem Schritte würde sie sofort aus ihrer Bedürfnislosigkeit heraustreten und zu einem Abnehmer unserer Industrie werden. Jetzt sind unsere schwarzen Unterthanen noch viel zu anspruchslos, um belebend auf die deutsche Gewerbethätigkeit einzuwirken. Allein die fortgesetzte Berührung mit den Fremden wird sie auf eine immer höhere Kulturstufe heben, und da die wirtschaftliche Ausnutzung der Kolonien tausenderlei Dinge und Geräte erfordert, die aus dem Muttcrlandc bezogen werden müssen, so erweitern sich die Schutzgebiete zu Absatzmärkten für unsere Industrie. Umgekehrt versorgen sie uns in steigendem Masse mit Kolonialwaren und Rohmaterial; und wie derjenige Handel am meisten lohnt, der auf dem Austausch der fertigen Fabrikate gegen Rohstoffe beruht, so kann er nirgends so gewinnbringend betrieben werden als mit eigenen Tropenbesitzungen. Allerdings werden wir nie daran denken können, unsern ganzen Bedarf aus unsern Schutzgebieten zu decken und alle unsere Gewerbeerzeugnisse dort abzusetzen; aber auf jeden Fall haben wir uns Zukunftsgebiete gesichert, die uns nicht mehr wie früher von dem guten Willen der andern Kolonialstaaten abhängig machen.
Die Bedeutung unseres überseeischen Besitzes liegt somit vielmehr in der Zukunft als in der Gegenwart, und die deutschen Kolonien dürfen nicht bemessen werden nach dem, was sie heute liefern und heute kosten, sondern nach dem, was sie einmal liefern und einbringen werden. Der Gegenwart fallen zunächst die Opfer für ihre Erschliessung und Entwickelung zu, die Zukunft kann ihren Wert sicherer wägen, und gerade in handelspolitischer Beziehung werden unsere Schutzgebiete einst von besonderer Wichtigkeit sein. Denn einmal sind alle Zweige unserer mächtig entwickelten Industrie mehr oder minder abhängig von den Rohstoffzufuhren aus dem Auslande. Andererseits ist die Verbrauchsfähigkeit Deutschlands auf die Dauer nicht imstande, die immer mehr anwachsende Masse der erzeugten Fabrikate aufzunehmen und innerhalb der eigenen Grenzen unterzubringen1), und die Notwendigkeit, sie in steigender Menge auszuführen, wird von Jahr zu Jahr stärker, da die heimische Industrie zu ihrer eigenen Erhaltung und zu der des Reiches ununterbrochener und zunehmender Beschäftigung bedarf.
1) Der Wert der deutschen Ein- und Ausfuhr ist in den letzten 24 Jahren um 2248 Millionen Mark gewachsen, denn er betrug 1872 5956 Millionen Mark. 1896 dagegen 8204 Millionen Mark.
Über kurz oder lang wird aber der deutsche Exporthandel, wenn nicht unberechenbare Ereignisse cintrctcn, an der Grenze seiner Absatzmöglichkeit angelangt sein, weil in den andern Staaten dieselbe Erscheinung wiederkehrt. Die Verschärfung des wirtschaftlichen Wettbewerbes, die aus der gewerblichen Übererzeugung entspringt, bringt es mit sich, dass jede Handelsmacht fremden Waren die Thore zu sperren und den Gegner zu verdrängen beginnt, um der eigenen Gewerbethätigkcit Raum zu schaffen. Die Unterbindung der Ausfuhr würde aber eine ausgedehnte Arbeitslosigkeit und damit schwere sociale und wirtschaftliche Katastrophen zur Folge haben. Daher das Bestreben aller Staaten, sich auf der für ihre Interessen allmählich enger werdenden Welt Gebiete zu sichern, die sie wirtschaftlich und politisch beherrschen und ihrem Handel auch dann noch offen halten können, wenn sich alle Macht in der Hand weniger grosser Weltreiche befinden sollte. Die wirtschaftliche Selbständigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist nur noch eine Frage der Zeit. Schon haben sie durch ein Zollschutzsystem, das seinen schärfsten Ausdruck in der Mc’Kinley-Bill gefunden hat, die fremde Einfuhr erheblich beeinträchtigt, und nach dem Grundsätze der Monroe-Doktrin „Amerika den Amerikanern“ arbeiten sie offenkundig auf einen Zusammenschluss sämtlicher amerikanischer Staaten zu einem panamerikanischen Staatenbunde hin mit dem Endziel, den europäischen Handel gänzlich vom amerikanischen Markte fern zu halten und die amerikanischen Kolonien Europas an sich zu bringen. England hegt den Wunsch, die einzelnen Glieder seines Kolonialreiches, des grössten der Welt, zu einem gewaltigen Zollbund, einem Greater Britain, zu einen. Russland verfolgt für seinen asiatischen Besitz ein ähnliches Ziel, und Frankreich hat dieselben Bestrebungen, indem es sich energisch nach aussen absperrt. Japan, der rücksichtsloseste und gefährlichste Konkurrent Europas, der im Grunde genommen dem Abendlande abhold ist und seine unleugbaren Fortschritte nur benutzt, um seine europäischen Lehrmeister zu schädigen, suchte im Bunde mit China ebenfalls einen grossen ostasiatischen Zollverein zu gründen, um die fremde Industrie lahm zu legen. Wenn diese Staaten und Staatenbünde durch die ungeheure Übermacht ihres Besitzes und ihr politisches und wirtschaftliches Übergewicht den Löwenanteil des Welthandels an sich reissen, so bleibt für die andern nicht mehr viel Spielraum übrig. Die Furcht vor dem Emporkommen des neuen ostasiatischen Nebenbuhlers Japan hat denn auch die politischen Massnahmen der europäischen Mächte mit veranlasst, die seit dem nicht um Koreas willen, sondern aus rein handelspolitischen Gründen geführten chinesisch-japanischen Kriege begannen und heute noch lange nicht beendet scheinen. China ist ja das Zukunftsgebiet für den Welthandel, und das 20. Jahrhundert wird allem Anschein nach den Kampf um China bringen. Die Ausbeutung seiner gewaltigen Kohlen- und Erzlager, die zweckmässige Verwendung seiner uneimesslichen Arbeitskraft und die Hcr-stellungr moderner Verkehrsmittel eröffnen ein weites Feld für Europas Unternehmungsgeist, Industrie und Kapital. Jede Handelsmacht sucht sich dort möglichst viele Vorteile zu wahren, und bei den ungeheuren Interessen, die auch für uns in Ostasien auf dem Spiele stehen, war cs höchste Zeit, dass wir uns, um unsern Handel zu erweitern oder ihm mindestens seine jetzige Ausdehnung zu gewährleisten, in China eine Stellung schufen, wie sie andere Staaten dort schon längst inne haben. Welcher Entwickelung der chinesische Handel fähig ist, geht daraus hervor, [dass die europäische Einfuhr nach China 1889 374 Millionen, 1896 aber 700 Millionen Mark betrug und dass sich die europäische Ausfuhr aus kChina in demselben Zeiträume von 330 ebenfalls auf 700 Millionen Mark erhöhte.
Eine feste Stellung in Ostasien und in der Welt überhaupt kann aber nur errungen und gefestigt werden durch eine Seemacht, und die Sicherung und Erhaltung der Seegcltung und des freien Seeverkehrs, die mit der Erweiterung des Raumes Hand in Hand geht, setzt den Willen voraus, Opfer zu bringen, da es mit der Begeisterung allein nicht gethan ist. Verschwindend klein sind aber die Summen, die wir unsern Kolonien bisher zugewendet haben. Niemand wollte gern sein Geld zu ihrem Nutzen hingeben, weil nicht gleich ein hoher Gewinn zu erwarten war und weil der Wert des neuen Besitzes noch nicht feststand. Niemand trug jedoch Bedenken, seine Ersparnisse in griechischen, portugiesischen, argentinischen und anderen ähnlichen Papieren anzulegen und zu — verlieren. Nicht minder hemmend wirkte das geringe Verständnis und Interesse für koloniale Dinge, die in der fremden und erst recht natürlich in der deuischen Presse häufig einer hämischen Kritik unterworfen wurden und ein eigentümliches Licht auf die deutsche „Schutzherrschaft“ warfen. Im Reichstag wurden wuchtige sachliche Fragen vielfach übergangen, und die Debatte beschäftigte sich mit Vorliebe mit einzelnen an sich verdammensw eiten Vorkommnissen und Skandalfällen, so dass nur ein Zerrbild unserer Kolonien zu Tage gefördert wurde. Dazu kam, dass unvermeidliche Misserfolge die Stimmung herabdrückten, dass Befürchtungen aller Art, insbesondere vor politischen Verwickelungen, sich weiter Kreise bemächtigt hatten und dass bei den anfänglich obwaltenden zweifelhaften Verhältnissen Vertrauen und Zuversicht fehlten, die doch zur Erreichung von Erfolgen unbedingt notwendig sind.
Neuerdings ist in Deutschland ein bemerkenswerter Umschwung zum Bessern eingetreten, namentlich seit es der Regierung gelungen ist, für die verantwortungsvollsten Stellen in der Kolonialverwaltung tüchtige Männer zu gewinnen. Der unverkennbare wirtschaftliche Fortschritt hat ferner das heimische Kapital den Schutzgebieten gegenüber zugänglicher gemacht und berechtigt auch weiterhin zu den besten Hoffnungen. Alle in der Gründung begriffenen Pflanzungen sind schnell zu stände gekommen und meist überzeichnet worden, und neue Unternehmungen erstehen in grosser Zahl. So hat sich das Vertrauen auf die gedeihliche Zukunft unseres Überseebesitzes merklich gehoben, und immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass ein schwunghafter Kolonialhandel für das Mutterland eine Quelle des Reichtums ist, indem er die Industrie belebt, mittelbar die Landwirtschaft fördert, Geld ins Land bringt, das Verständnis für überseeische Dinge vertieft und den Gesichtskreis des Volkes erweitert. Freuen wir uns, dass die schwierige Anfangs- und Entwickelungszeit vorüber ist, vergessen wir aber auch nicht, dass nicht minder schwere Aufgaben andrer Art noch zu lösen sind. Denn wir dürfen nicht bloss einseitig nach Landerwerb streben und extensive Kolonialpolitik treiben, sondern wir müssen zugleich der intensiven Kolonialpolitik d. h. der wirtschaftlichen Entfaltung und zweckmässigen Ausnutzung des Erworbenen gerecht werden. Hat das deutsche Volk die Kolonialfrage erst als eine Lebensfrage erkannt, so wird es dem Werke, das in Mühe und Not, in Kämpfen und Sorgen geschaffen ward, schon selbst zu glücklichem Gedeihen forthelfen. Und wenn unsere Schutzgebiete einmal durch Lieferung der unentbehrlichen Kolonialwaren uns Millionen Mark erhalten, wenn sie Tausenden unserer Landsleute, die in der alten Heimat schwer zu ringen haben, lohnenden Verdienst bieten, dann dürfte statt der Angriffe auf die Kolonialpolitik wohl die Überzeugung Platz greifen, dass die Versuche, unseren Nachkommen einen Teil der Welt zu sichern, nicht vergebens waren. Heute ist der Deutsche nicht mehr wie früher ein Fremder ausserhalb seiner Heimat, und wie der weltbeherrschende Römer mit Stolz von sich sagen konnte: „Civis Romanus sum (Ich bin ein Römer)“ oder der Engländer selbstbewusst ausruft: „The world is rapidly becoming English (Die Welt wird in raschem Fluge englisch)“ 1), so sollten wir dem entgegenhalten, dass wir Deutsche sind. Doch es ist nicht Zeit, in die Ferne zu schweifen, die kolonialen Aufgaben liegen greifbar und nüchtern vor uns und verlangen ernste, ehrliche Arbeit. Pflicht eines jeden Deutschen ist es, mitzuwirken und mitzuhelfen, dass das grössere Deutschland jenseits des Meeres wachse, blühe und gedeihe und dass das grössere Deutschland fest und dauernd an unser Vaterland gekettet werde.
1) In welchem Masse das geschahen ist, geht daraus hervor, dass um die Mitte des 16. Jahrhunderts höchstens 3 Millionen Menschen englisch, fünfmal so viele deutsch sprachen. Noch gegen Mitte des 18. Jahrhunderts gab es nur 9 Millionen englisch und 20 Millionen deutsch Redender. Heute stehen 100—120 Millionen englisch Redender 60—70 Millionen Deutschen gegenüber.
Kurt Hassert.
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Eingeborenebilder aus Ostafrika: Die Bakulia
Konkombakrieger aus Nord-Togo
Verzicht auf Diamantenfelder?
Der Ausbau der sibirischen Eisenbahn
Die Feuerwehr in China
Überallen
Die Tagung der Kolonialgesellschaft und des kolonialen Frauenbundes in Stuttgart
Das Lindenmuseum in Stuttgart
Eingeborenebilder aus Ostafrika: Die Wagogo
Die Eisenbahnen in unseren Kolonien
Ein deutsches Kriegsschiff in Marokko
Feuergefährlichkeit der Holzhäuser in den Tropen
Die Kolonialwirtschaftliche Ausstellung in Kassel
Vom Deutschtum im Ausland: Berlin und Potsdam im Kaffernland Nordkamerun: Ein Würdenträger des Sultans Sanda von Dikoa
Die Zukunft der Bagdadbahnländer
Die Südsee-Insulaner als Zeitungsliebhaber
Ein historischer Beitrag zur Frauenfrage in den Kolonien
Der gestrandete Dampfer
Mondfinsternis: Ein Erlebnis aus Zansibar
Die Auswanderung nach überseeischen Ländern
Der „König“ von Bimbila (Togo) beim Palaver mit einem deutschen Beamten
Landwirtschaft und Ackerbau in Persien
Kribi, der Hauphandelsplatz von Südkamerun
Die Rickschas
Drahtlose Telegraphie für unsre Kolonien
Das Afrikahaus in Hamburg
Neues aus dem Caprivizipfel
Vom Eisenbahnbau in Kamerun
Das Jubiläum einer deutschen Siedlung in Südbrasilien
Kasuarjagd in Deutsch-Neu-Guinea
Die deutschen Diamanten am Weltmarkt
Der Deutsche Kolonialkongress
Deutsches Frauenleben in Südwest-Afrika: Die Hauswirtschaft
Der angehende Farmer in Afrika
Koranschulen in Deutsch-Ostafrika
Eine Mahnung an deutsche Eltern und Erzieher
Die Schlafkrankheit in Deutsch-Ostafrika
Kolonialkriegerdank
Marmorvorkommen in Südwest-Afrika
Ein Wollschafzuchtunternehmen für Deutsch-Südwestafrika
Gesundheitsverhältnisse und Körperpflege in Südwest-Afrika
Afrika-Reisende
Die Wohnstätten der Eingeborenen Deutsch-Ostafrikas
Die 25jährige Jubelfeier der Südsee-Kolonien
Deutsche Kolonisation: Die innere Kolonisation in den deutschen Ostmarken
Panzerreiter aus Dikoa im Tschadseegebiet (Nordkamerun)
Die einträchtigen Hilfsvölker
Üb´ Aug´ und Hand fürs Vaterland
Vom Markte der Kolonialwerte
Die deutsche Flagge Übersee
Plantagenwirtschaft in Deutsch-Ostafrika
Aden und Port Said
Schlangenbeschwörer in Port Said
Nutzpflanzen der Eingeborenen in Ostafrika
Amerika zuerst von Chinesen entdeckt?
Schwarze Musik-Kapellen in Deutsch-Ostafrika
Kasi uleia
Wie kleiden wir uns in Südwest-Afrika?
Die Karolinen-Inseln
Deutsche Farmen in Deutsch-Südwestafrika
Über die Grenzregelung zwischen Deutsch- und Niederländisch-Neu-Guinea
Die wirtschaftliche Entwicklung unserer Kolonien
Der Telegraph und die Tierwelt in Afrika
Die schwarzen, die weissen und die roten Menschen
Der Kronprinz reist nach Ostasien
Vom Charakter der Suaheli
Robert Koch und der Tropenhelm
Der Mann mit den 365 Krankheiten
Die Kolonialfrauenschule in Witzenhausen
Vom Schauplatz der Eingeborenen-Unruhen in Südkamerun
Ostpatagonien und die deutsche Schiffahrt
Landwirtschaftlicher Unterricht am Hamburgischen Kolonialinstitut
Zur Frage des Hafenbaus von Tanga
Marmorlagerstätten in Adamaua
Deutsche Kriegsschiffe vor Samoa
Die Deutsche Grenzexpedition im Kaiser-Wilhelms-Land
Geflügelzucht auf einer südwestafrikanischen Farm
Ostpatagonien und die deutsche Schiffahrt II
Der Kameruner Götterberg
Über die Tropenfähigkeit
Kohlen in Südwestafrika
Zur Ermordung des Kaufmanns Bretschneider
Die neue wissenschaftliche Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg
Gründung eines Kindergartens in Lüderitzbucht
Botanische Zentralstellen für die Kolonien
Jagd- und Wandertage am Rowuma in Afrika
Bekenntnisse eines Raubtier-Dompteurs
Über neue Diamantenfunde wird in den „Hamburger Nachrichten“ aus Windhuk gemeldet
Bernhard Dernburg als Staatssekretär des Reichskolonialamts
Verdurstet!
Bernhard Dernburgs Rücktritt
Blick in eine Hottentottenwerft
Aus der deutschen Kolonialgeschichte: Gustav Nachtigal
Festtage in Lome
Aus der Nordwestecke Deutsch-Ostafrikas
Die Bäckerei auf einer Farm in Südwest-Afrika: Brot und Semmeln
Die Fortschritte des Baumwollbaus in unsern Kolonien
Ein fideles Gefängnis
Über die drahtlose Telegraphie mit unseren Kolonien
Über die Verwertung der Farmerzeugnisse in Afrika
Fleischbeschau in Deutsch-Südwestafrika
Der Handel Südwestafrikas im dritten Vierteljahr 1909
Über die Arbeiterverhältniss beim Bahnbau in Kamerun
Ein koloniales Nationaldenkmal
Zehn Jahre Kolonialarbeit auf Samoa
Karawanenleben in Kamerun
Sammlungen kolonialer Produkte für Volksschulen
Über die Siedelungen am Meruberge
Der Abschluss der Diamantenregie ergibt einen Reingewinn
Die Diamantenförderung auf den Lüderitzbuchter Feldern
Die Kameruner Neger als Elefantenjäger
Lustiges vom Neger
Mäuse-Fleisch
Die Hautfarbe des Negers
Afrikanische Erziehungskunst
Probut, Longot, Lugut – Hinsetzen, Betelnusskauen und Rauchen
Todesfall
Die Plantagenwirtschaft auf der Insel Java
Musik, Tanz und Spiel bei den Eingeborenen Togos
Der Togo-Neger als Handwerker
Masai Krieger
Aus dem Leben der Papuas
Ostafrikanische Neger beim Feuermachen
Eisengewinnung in Ostafrika
Hinterwäldler-Gastfreundschaft
Eine Diebesgeschichte aus Java
Die Vorgeschichte der deutschen Kolonialbestrebungen
Chinesische Delikatessen
Löwenjagd: Eine Erzählung aus Deutsch-Ostafrika
Deutscher Handel im Orient
Der Kannibalismus in seinen Ursachen und Zuständen
Eine Bantengjagd auf Java
Etwas aus der chinesischen Spruchweisheit
Die Forstwirtschaft in Ostafrika
Kamerun: Der Sultan von Ngaumdere mit seinem Gefolge
Wir Demonstrieren!
Ein lehrreicher Beitrag zur Eingeborenenfrage
Bergung eines gestrandeten Dampfers vor Lüderitzbucht
Zum Grenzstreit am Kiwusee
Die Entwürfe für die Windhuker Feldzugs-Denkmäler
Von der Fabrik der bekannten automatischen Browning-Pistolen
Das Kokosnussfest auf Ruo
Die Gifte der afrikanischen Zauberer
Waschtag auf einer südwestafrikanischen Farm
Herbertshöhe
Ess- und Kochkünste in der Südsee
Jagd und Jägerheim in Ostafrika
Negermärchen
Der Kaufmann und die Affen
Negerschlauheit
Der sprechende Gott
Seemanshäuser
Eine Bergfahrt im Kiautschougebiet
Die Deutsch-chinesische Hochschule in Tsingtau
Das Bombardement von Zanzibar im Jahre 1896
Der Geschmack des Löwen
Deutschland, England und Belgien in Zentralafrika: Die Kongoakte
Heldentat einer deutschen Farmersfrau
Wilhelmstal: Die erfolgreiche Siedlung in West-Usambara
Hausbau in Nordwest-Kamerun
Junger Watussi aus Ruanda
Ein Tag bei Msinga, dem Sultan von Ruanda
Die Handelstadt Tanga in Deutsch-Ostafrika
An der Bagdadbahn
Die wirtschaftliche Entwicklung unser Kolonien im Jahr 1908/1909
Anzapfen eines Kautschuk Baumes
Negermärchen II
Die schönen Frauen
Die christliche Mission in Deutsch-Ostafrika
Neues vom Tabakbau in Südwestafrika
Vom Deutschtum im Ausland: Die Brandkatastrophe von Valdivia
Über die gesundheitlichen Zustände in Nord-Kamerun
Der Bau der Kilimandjaro-Bahn macht gute Fortschritte
Zwanzig Jahre im Besitz des Deutschen Reiches war am Neujahrstage Deutsch-Ostafrika
Der Baumwollbau in unseren Kolonien
Die Rechtspflege bei den alten Samoanern
Preiserhöhungen am Diamantenmarkte
Eine Höhensternwarte für die Kolonien
Der alte Konflikt zwischen Gouverneur und Ansiedlern
Die Schiffstypen der deutschen Flotte
Ostafrikanische Küstenbilder: Korallenriffe vor Daressalam
Deutschland auf der Internationalen Kautschuk=Ausstellung in London
Elefant im Kameruner Urwald
Zur Erleichterung der Eheschliessung zwischen deutschen Kolonialbeamten und deutschen Frauen
Rassenstandpunkt
Die Wasserversorgung der Stadt Daressalam
Wenn der Buschneger den ersten Weissen sieht … Stimmungsbilder aus Nord-Togo
Südseeinsulaner nach dem Schildkrötenfang
Deutsche Seekabel
Bakwiri-Frauen mit ihren Kindern beim Tanz