Hallo!
Es war einmal eine nicht ganz zuverlässige Herzdame. Obwohl es HIV noch lange nicht gab, hatte ich ihr immer wieder eingetrichtert, durch welche Verhaltensweisen man mit der Gesundheit Russisch Roulette spielt. Trotzdem nahm sie es „bei bestimmten Dingen“ nicht so genau, ohne dass ich davon was ahnte. Und die Folgen waren bald zu spüren. Denn eines Nachts spürte ich immer wieder einen kurzen stechenden Schmerz auf der Haut, immer wieder wo anders. Nicht am Kopf, aber sonst überall, vor allem auch da, wo bei den Damen nix ist. Da die Herzdame praktischerweise gleich neben mir lag, habe ich sie sofort interviewt, ob sie auch was beobachte, was sie bejahte. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen, haben uns die nächsten Tage und Nächte aber vorsichtshalber immer wieder genau kontrolliert. Als erstes tauchten rote Punkte an Bauch und Rücken auf. Später kamen Bläschen an den Händen dazu und es war klar, für beide stand der Gang zum Hautarzt an. Bei mir war für diese!
n nach wenigen Sekunden alles klar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dyshidrosis
Rezept ausgefüllt, ab in die Apotheke und um 100 DM ärmer (Selbstbehalt damals bei mir 500 DM).
In den Tagen danach stellte ich fest, trotz fleißigem Einsalben, es wurde immer schlimmer. Also wieder hin zum Weißkittel. Diesmal überreichte er mir gleich eine Cortisontube.
Jetzt spürte ich zum ersten Mal etwas Linderung. Aber nur wenige Tage. Dann ging es erst richtig los: Pusteln am Gesäß, dass ich kaum noch sitzen konnte, und Knötchen am Penis, dass ich gar nicht mehr hätte.. , na ja. Und es war Freitag Abend. Jetzt wurde es mir zu blöd. Es roch nach Fehldiagnose. Das Internet war leider noch Jahrzehnte entfernt, also morgen in die größte Buchhandlung der Stadt und die medizinische Abteilung filzen. Nach Stunden stieß ich dann endlich in einem Buch auf ein Krankheitsbild, das meinem sehr nahe kam: Scabies! Alles passte.
Mit dieser Erkenntnis bin ich dann wieder zum Weißkittel. Als dieser mir freundlich lächeln die Hand zur Begrüßung reichte (was für ein Unfug beim Hautarzt!), habe ich ihm selbstbewusst geraten, damit doch lieber erst mal zu warten. Denn ich hätte jetzt einen Verdacht: Krätze! Darauf hat er sich endlich die Mühe gemacht, mich „ganz“ anzuschauen und den Verdacht sofort bestätigt. Und war dann froh über den Nicht-Handschlag. Jetzt war auch klar, warum der Juckreiz im warmen Bett so zunimmt: die Wärme bringt die Viecher auf Trab und sie bohren neue Gänge in die Haut!
Auf dem Rezept stand nun aber etwas aus heutiger Sicht gar nicht mehr harmloses, eine Mixtur, die LINDAN enthielt: Jacutin!
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Jacutin
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Lindan
Nur war mir damals nicht klar, dass man sich hier ein Ultragift auf die Haut schmiert. Wenn der ganze Körper seit über 4 Wochen juckt, schon das simple mit den Fingernägeln über den Arm fahren einen an die Decke gehen lässt (so überreizt reagierte meine Haut), dann ist einem ziemlich jedes Mittel recht, das wieder den Normalzustand herstellt. Der trat dann auch nach einer weiteren Woche endlich wieder ein.
Das größte Problem dabei war die Wäsche. Die Viecher samt Eiern waren ja in der Bettwäsche und den Klamotten überall drin und alles musste komplett entweder in die Gefriertruhe oder den Backofen, sonst gibt es endlose Rückfälle. Erst beim zweiten Anlauf gelang es, sie zu 100 % zu vernichten.
Das war eine ziemlich unangenehme Zeit und ich kann nur hoffen, dass den heutigen Weißkitteln schneller die richtige Antwort einfällt.
Meine Lehre daraus: äußerste Vorsicht bei Hautkontakten, vor allem den „großflächigen“.
Gruß
Krätzeopfer