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Haifischfang im Korallenmeer

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aus dem Kunstmuseum Hamburg

Wir waren von Cooktown in Queensland kommend, Killerion Island, eine Insel in der Nähe von Port Moresby in Englisch-Neu-Guinea, angelaufen, um dort für Kaiser-Wilhelmsland Pflanzkokosnüsse von den Papuas einzuhandeln. Die „Samoa“, ein kleiner alter Küstendampfer der Neu-Guinea-Kompanie, war einige hundert Meter von der Küste vor Anker gegangen. Zahlreiche Papuamänner, Frauen und Kinder schleppten die ausgekeimten Nüsse nach dem Strande. Das Tauschgeschäft ging durch Vermittlung eines eingeborenen Missionars schnell vonstatten, so dass wir in einigen Stunden über 3000 Kokosnüsse an Bord hatten und unsere Reise forlsetzen konnten. Der kleine Dampfer, von den Beamten der Neu – Guinea-Kompagnie der „Aeppelkahn mit die Kaffeemühle“ genannt, fuhr dicht an der mit herrlichem Wald und Tausenden von Kokospalmen bedeckten Küste entlang. Die See war spiegelglatt und das Wasser so durchsichtig, dass man in zehn Meter Tiefe noch jeden Fisch erkennen konnte. Wir waren vielleicht eine Stunde in See, da passierte an Bord ein grosses Unglück. In der Maschine war ein Kesselrohr geplatzt und hatte den ersten Maschinisten fürchterlich verbrüht. Natürlich stand, da die Maschine nicht mehr funktionierte, das Schiff still. Der zweite Maschinist erklärte, vor fünf Stunden keinen Dampf aufmachen zu können, denn so lange würde mindestens die Reparatur des Kessels in Anspruch nehmen Es herrschte völlige Windslille, so dass wir Segel nicht setzen konnten, und trieben kaum merklich auf der spiegelglatten See.

Plötzlich ertönte der Ruf: Ein grosser Haifisch in Sicht. Alle Passagiere liefen nach dem Hinterdeck und schauten über die Reling. In geringer Tiefe sah man einen fünf Meter langen Menschenhai, auf dessen Vorderflossen zwei Piloten, etwa ein Fuss lange schwarz und weiss geringelte Fische sassen, die treuen Begleiter eines jeden Menschenhais. Um die Folge des Unglücks etwas gedrückte Stimmung der Passagiere zu heben, liess der Kapitän eine Haifischangel bringen. Die Angel bestand aus einer langen eisernen Kette, an der ein mächtiger Angelhaken sass; auf diesen wurde nun ein zehn Pfund schweres Stück Salzfleisch gesteckt, und die Angel dann über Botel geworfen.

Wir Passagiere hatten unsere Mausergewehre geholt und geladen. In dem durchsichtigen Wasser konnten wir genau die Bewegungen des Haifisches sehen. Kaum war die Angel ins Wasser geworfen und ungefähr fünf Meter gesunken, kam der Hai schnell herange-schwommen. Die Piloten verliessen die Vorderflossen, der Hai legte sich auf den Rücken, und in demselben Moment sass er auch an der Angel fest. Mit grossem Hallo wurde er nun heraufgewunden, und als der Kopf über Wasser kam, gaben wir aus unseren Mausergewehren Feuer auf denselben. Zuerst peitschte der Hai mit seinem Schwanz das Wasser, jedoch nach sechs bis sieben Kugeln hing er ruhig an der Kette und war tot. Wir wanden ihn nun an Deck und schnitten den Bauch auf. Wer beschreibt unser Erstaunen, als wir in demselben drei lebende, einhalb Meter lange, junge Haifische fanden, die jedenfalls kurz vor der Geburt standen, denn die Fische schwammen in einem schnell herbei-gebrachtm mit Seewasser gefüllten Zuber nun lebhaft herum. Die Menschenhaie gebären lebende Junge, während die kleineren Haifischarten eigenartig geformte Eier legen. Nachdem dem Hai das Rückgrat herausgenommen war, das sehr hübsche Spazierstöcke liefert, wurde der Fisch, dessen Fleisch nicht von Europäern gegessen wird, wieder über Bord geworfen. Eine Stunde später fingen wir noch einen über sechs Meter langen Hai. Diese gierige Bestie fiel, nachdem wir sie bereits über Wasser hatten, zweimal vom Angelhaken, mit ausgerissenem Unterkiefer wieder in die See, biss jedoch trotz alledem zum drittenmal an und sass nun am Haken fest, so dass wir unsere Beute über Wasser winden konnten. Er bekam mindesten zehn Schüsse in den Kopf und Rücken, dann riss jedoch wieder der Haken aus und der Hai fiel leblos ins Wasser. Langsam trüb der Riesenkadaver auf der See, uns noch einige Zeit als Zielscheibe für unsere Mausergewehre dienend. Wir fingen dann noch einen kleineren Haifisch in derselben Weise.

Unser Schiff wurde durch die Küstendünung immer mehr einem grossen Korallenriffe zugetrieben. Der Kapitän liess die Rettungsboote klar machen und erklärte uns, dass wir, wenn wir nicht in einer Stunde Dampf hätten, jedenfalls auf dem Riff festsitzen wurden und dann das Schiff verlassen müssten. Glücklicherweise hatte der zweite Maschinist den Kessel so weit repariert, dass wir noch zur richtigen Zeit unter Dampf kamen. Freudig steuerten wir nun unserer neuen Heimat, Kaiser-Wilhelmsland, zu.

Richard Rohde.

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