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Lithographie und Holzschnitt

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aus dem Kunstmuseum Hamburg


Beim Lithographieren zeichnet man mit fetthaltiger Substanz auf eine vollkommen ebene, geschliffene oder gekörnte Steinplatte. Der Stein ist ein Kalkstein, der nur in Solnhofen gefunden wird; die Platten werden gewöhnlich in einer Stärke von 5—10 cm hergestellt.

Man zeichnet mittels Kreide, Feder oder Pinsels mit einer fetthaltigen Tusche direkt auf den Stein (und zwar spiegelverkehrt, wenn man im Druck ein Positiv erhalten will).

Der Drucker ätzt dann den Stein, indem er mit einem in Säure getauchten Pinsel darüber fährt. Das in dem Strich enthaltene Fett stößt die Säure ab, so daß der Stein nur überall dort geätzt wird, wo sich keine Schwärze befindet. Auf diese Weise entsteht ein Hochrelief (natürlich nur in minimalem Umfänge). Man bezeichnet die Lithographie im Gegensatz zum Hochdruck des Holzschnittes und Tiefdruck des Kupferstiches und der Radierung vielmehr als Flachdruck, da die durch die Ätzung des Steines hervorgerufene Erhöhung für das bloße Auge kaum wahrnehmbar ist.

Durch eine große Druckerwalze wird nun der Stein mit Farbe versehen und auf der Presse mit leicht angefeuchtetem Papier ein Abzug hergestellt. Durch Übereinanderdrucken mehrerer Steine werden farbige Lithographien erzeugt.

Statt des Steines, der sehr schwer und daher unhandlich ist, hat man in neuerer Zeit hier und da präparierte dünne Aluminiumplatten verwendet, deren Abzüge auch, obwohl sie wie andere Lithographien aussehen, als „Algraphien“ bezeichnet werden. Audi auf Zinkplatten kann man lithographieren.

Endlich möchte ich noch das Verfahren mit lithographischem Umdruckpapier erwähnen. Hierbei zeichnet man ganz einfach auf ein besonders präpariertes Papier mit lithographischer Kreide oder Tusche; der Drucker druckt diese Zeichnung auf den Stein um und verfahrt dann wie oben beschrieben.

Dieses Verfahren bietet keine Sicherheit für absolut scharfe Wiedergabe, ist aber außerordentlich bequem und wird deshalb ziemlich viel angewendet. Übrigens kann ein geschickter Drucker auch von Zeichnungen auf gewöhnlichem Papier Umdrucken.

Auch das lithographische Verfahren, das im Jahre 1796 von Aloys Senefelder erfunden und bald von vielen Künstlern benutzt wurde, läßt die vielfältigsten Kombinationen zu und gestattet jedem Temperament in seiner Sprache zu reden. Denn, wie bereits oben kurz erwähnt, kann man sowohl mit Kreide, wie mit der Feder als auch mit dem Pinsel zeichnen, also alle beliebigen Effekte vom zartesten Strich bis zur breiten Fläche hervorrufen und somit eine reiche Skala von Ton werten entwickeln. Auch lassen sich die verschiedenen Verfahren kombinieren, so daß man z. B. Kreide und Tusche verbinden, auch mit dem Schaber wieder einzelne Stellen auf hellen und Lichter einsetzen kann. Besonders die Franzosen, vornehmlich Daumier und Gavarni, haben die Eigenart der lithographischen Mittel voll erkannt und sie zur höchsten künstlerischen und technischen Vervollkommnung gebracht.

Man kann auch einen Umdruck von einer Gelatinepause auf den Stein machen, wobei man die Gelatinefolie wie eine Kaltnadelradierung behandelt und sie dann auf den Stein umdruckt. Auf diese Weise erhält man eine sogenannte Steinradierung. Auch lassen sich Ätzradierungen direkt auf den Stein ausführen, wobei man ähnlich wie beim Kupferätzen verfährt. Die Ätzung des Steines geschieht mittels Essigsäure.

EINIGES VOM HOLZSCHNITT.

Ein Holzschnitt ist ein Abdruck von einer in eine Holzplatte geschnittenen Bilderscheinung.

Die auf der einen Seite ebene und völlig glatt gehobelte Platte aus Birn-oder Kirschbaumholz (oder auch aus Buchsbaumhirnholz), die gewöhnlich eine Stärke von 1 ½ hat, wird mit einer weißen Kreidelösung oder mit einer Lösung aus Zinkweiß und Gummi arabicum dünn bestrichen. Dann paust man die Zeichnung spiegelverkehrt auf und schneidet mit Messern, Sticheln und Hohleisen alles heraus, was auf dem Abdruck weiß bleiben soll, so daß schließlich die Zeichnung als erhabenes Relief stehen bleibt. Man muß natürlich dabei außerordentlich vorsichtig sein, denn was einmal fortgeschnitten ist, ist nicht wieder oder nur mit größten Schwierigkeiten zu ersetzen. Die Farbe, meistens eine Aquarell- oder Firnisfarbe, wird mit einer Lederwalze auf den fertig geschnittenen Holzstock gebracht, das leicht angefeuchtete Papier darauf gelegt und, indem man mit einem Falzbein reibt, ein Abzug hergestellt.

Es ist eine außerordentlich bequeme Technik, zu der man nur wenige Werkzeuge braucht. Farbige Holzschnitte werden ähnlich, wie oben bei dem Verfahren der farbigen Radierungen geschildert, durch Übereinanderdrucken mehrerer Stöcke oder mehrfarbiges Einreiben eines einzelnen Stockes hergestellt. Von einem Holzschnitt kann man Tausende von Abdrücken machen. Die gebrauchten Holzplatten lassen sich abhobeln und von neuem verwenden. Es dürfte bekannt sein, daß, abgesehen von Dürers meisterhaften Holz-schnittfolgen, der höchste Gipfel in dieser Kunst durch die japanischen Farben-Holzschnitte bezeichnet wird.

Doch besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen diesen Blättern und den modernen Original-Holzschnitten. Wie in früherer Zeit nämlich stellt heute noch in Japan der Künstler nur die Zeichnung her, während die Ausführung an dem Holzstock dem Kunsthandwerker überlassen bleibt. Der Holzschnitt, zweifellos die älteste der graphischen Künste, ist wohl zuerst in Indien und von den Chinesen geübt worden, ln Deutschland entstanden um 1400 die ersten Bilddrucke, die den Grund zur Erfindung der Buchdruckerkunst legten. Es wurden zunächst Heiligenbilder mit Schrifttext in Holzplatten geschnitten und gedruckt und auch ganze Bücher dieser Art (sogen. Blockbücher) hergestellt. Nach der Einführung des Buchdrucks wurde der Holzschnitt vornehmlich zur Buchillustration verwendet, denn nur diese Bildtechnik paßt sich der Buchdrucktype (da beide ein Hochdruckverfahren sind) vollkommen an.

Die älteren Drucke waren sämtlich Langholzschnitte. Nach einer kurzen Blütezeit wurde der Holzschnitt durch den Kupferstich und die Radierung zurückgedrängt, bis der Engländer Thomas Bewick, um eine dem Kupferstich ähnliche Technik für den Hochdruck der Buchdruckerpresse zu schaffen, den Versuch machte, dem Holze mittels des Stiches feinere und malerische Qualitäten abzugewinnen.

Hierbei verwendete er zum Stechen in Holz anstatt des Langholzes, dessen Faserung die Anwendung des Stichels unmöglich macht, den Querschnitt der Holzplatte, also Hirnholz, wodurch nicht mehr nur lineare, sondern auch tonige Holzschnitte — oder v ielmehr Holzstiche — geschaffen werden konnten. Diese Kunst aber artete bald in eine immer geistlosere Handwerklich-keit aus, bis durch Menzel der reine Faksimileschnitt zu hoher Blüte kam. Seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts ist der Holzschnitt wieder zu neuem Leben erwacht. Der Faksimiletonschnitt in Buchsbaumhirnholz ist eine Kunst geworden, die mit den handwerklichen Leistungen der Xylographen nichts zu tun hat, sondern von Künstlern geübt wesentlich zur Verbesserung des modernen Buchschmuckes bei getragen hat. ln neuerer Zeit schneiden viele Künstler, mit dem Material frei schaltend, den flächigen Holzschnitt selbst, wodurch die Platten zwar nicht die hohe technische Vollendung des Xylographen, dafür aber die individuelle Handschrift des Künstlers um so deutlicher zeigen. Statt der Holzstöcke kann man auch das leichter zu schneidende Linoleum verwenden.


Text aus dem Buch: Die Kunst des Radierens, Verfasser: Hermann Struck

Siehe auch:
Theoretisches über den Unterschied zwischen Malerei und Radierung
einiges vom Kupferstich
von den anderen Graphischen Verfahren
Intermezzo: Goethe als Radierer
vom Material und seiner Behandlung
vom Radieren
vom Ätzen
vom verbessern der Platte
vom Aufätzen
von der kalten Nadel und verwandten Verfahren
vom Vernis Mou


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