aus dem Kunstmuseum Hamburg
Nächst dem heiligen Lande hat Italien die bedeutendsten Wallfahrtsorte der Christenheit aufzuweisen. Man denke nur an Rom, das Herz des Christentums, das hier seinen entscheidenden Sieg errang, die Stadt der Päpste, von wo aus die Geschicke der Kirche in Gegenwart und Zukunft gelenkt werden. Einige dieser Wallfahrtsstätten — und nicht nur die in den grossen Städten — wurden dank der Opferfreudigkeit der Gläubigen durch Werke der Baukunst, der Bildhauerei und der Malerei in grossartiger Weise ausgestaltet, so dass sie zu den hervorragendsten Kunstdenkmälern Italiens gehören. Andere wieder, die in ländlicher Abgeschiedenheit oder in der Einsamkeit des Gebirges liegen, haben ihre ursprüngliche Schlichtheit und Dürftigkeit bewahrt, und kein äusserer Glanz lenkt von andächtiger Sammlung ab.
Das ENIT, das bereits in dem Werk « I Santuari d’Italia » (italienische, französische und spanische Ausgabe) eine ausführliche Beschreibung aller italienischen Wallfahrtsorte gegeben hat, behandelt nun in der vorliegenden Schrift nach Regionen geordnet die wichtigsten dieser Wallfahrtsorte unter Beschränkung auf das Wesentliche.
ROM
Das grösste Heiligtum Roms und Italiens ist das Grab des Apostels Petrus in der Kirche, die Kaiser Konstantin nach der Anerkennung des Christentums errichten liess. Julius II. liess sie von Grund auf neu bauen, und die bedeutendsten Architekten, Bildhauer und Maler trugen zum Bau dieser grössten Kirche der Christenheit bei. Das Aeussere überwältigt durch seine wuchtige Masse, über der sich die Riesenkuppel Michelangelos wölbt. Das Innere macht einen unvergesslichen Eindruck mit seinem ausserordentlichen Reichtum an Kunstschätzen und historischen Erinnerungen. Auch die anderen römischen Basiliken sind bedeutende Wallfahrtskirchen: San Paolo, das unter dem Hochaltar das Grab des hl. Paulus birgt; Santa Maria Maggiore, die prächtigste Marienkirche der Welt, wo ein dem hl. Lukas zugeschriebenes Madonnenbild hohe Verehrung geniesst; Santa Croce in Gerusalemme, berühmt wegen der kostbaren Reliquien des Leidens Christi; Sant’Agnesc, wo der Leib der von den Kirchenvätern hochgepriesenen heiligen Jungfrau Agnes ruht; San Lorenzo, wo der Diakon Laurentius beigesetzt wurde, nachdem er in der Verfolgung unter Valerian den Feuertod erlitten hatte. Hohe Verehrung wird auch der Scala Santa gezollt; sie besteht aus 28 Marmorstufen, die aus dem Hause des Pilatus stammen; über diese Treppe ging der Heiland, als er vor den römischen Landpfleger geführt wurde. Zu Häupten der Scala Santa Hegt die Kapelle Sancta Sanctorum, die Papstkapelle des ehemaligen Patriarchenpalastes bei San Giovanni in Laterano.
Weitere römische Wallfahrtskirchen sind die Basilika SS. Giovanni e Paolo, die zwischen dem Kolosseum und dem Palatin an der Stelle des Hauses dieser Märtyrer liegt, die während der Verfolgung unter Julian dem Abtrünnigen getötet wurden; San Clemente, eine bedeutende Basilika aus dem 12. Jahrhundert, die die sterblichen Reste der hl. Clemens und Cyrillus birgt; die Basilika Santa Cecilia in Trastevere, die die Gebeine der hl. Cäcilie und der Märtyrer Valerian und Tiburtius sowie des hl. Märtyrers Maximus birgt; Sant’Agostino, wo sich das Gnadenbild der « Madonna del Parto » von Sansovino befindet; ausserdem enthält die Kirche zahlreiche Kunstwerke; Santa Maria del Popolo, eine auch kunstgeschichtlich bedeutsame Kirche, in der über dem Hauptaltar ein altes Madonnenbild verehrt wird; Santa Maria in Portico di Campitelli, die schöne Kirche von Carlo Rainaldi, die das Gnadenbild enthält, von dem das römische Volk im Jahre 1599 das Ende der Pest erflehte; Santa Maria sopra Minerva, wo unter dem Hochaltar der Leib der hl. Katharina von Siena ruht; die Chiesa Nuova, wo der hl. Philippus Neri beigesetzt ist; der Gesü, wo sich das Grab des hl. Ignatius von Loyola, des Gründers der Gesellschaft Jesu, befindet; Sant’lgnazio mit dem Grab des hl. Aloysius Gonzaga, des Schutzpatrons der Jugend; Sant’Agata, wo eine hölzerne Statue der Muttergottes verehrt wird, die besonders beim Volk von Trastevere in hohem Ansehen steht; die Madonna delle Grazie bei der Porta Angelica, und schliesslich zwei kleine Kirchen, die dem römischen Volk sehr teuer sind: die Kirche « Domine Quo vadis » an der Via Appia, wo Christus dem hl. Petrus erschien, als dieser Rom verlassen wollte, und die Wallfahrtskirche Divino Amore bei Castel di Leva, zu der besonders am ersten Sonntag im Mai zahlreiche Wallfahrer herbeiströmen; diese Wallfahrt ist eines der charakteristischen römischen Volksfeste.
PIEMONT
Die Cappella del Sudario in der Kathedrale von Turin. Hier wird das hl. Schweisstuch aufbewahrt, das Leintuch, in das Joseph von Arimathia den Leib des Herrn einhüllte, als er ins Grab gelegt wurde; der wundenbedeckte Körper zeichnet sich auf dem Tuch ab. Es wird in einem kostbaren Schrein aus getriebenem Silber aufbewahrt. Die Consolata in Turin wurde zu Ehren eines wundertätigen Madonnenbildes errichtet, das heute in einer prächtigen, 1682 errichteten Kapelle aufbewahrt wird. Santa Maria Ausi-liatrice in Turin. Eine moderne Wallfahrtskirche, die ihr Entstehen dem grossen Jugenderzieher Don Bosco verdankt. Neben der Kirche der Hauptsitz der Salesianer. Die Basilika von Superga. Dieser stattliche Bau, ein Meisterwerk des Juvara, wurde von Vittorio Amedeo II. auf Grund eines Gelübdes zum Dank für die Befreiung Turins von der Belagerung im Jahre 1706 errichtet. Später wurde es Familiengrunft der Könige von Sardinien. Die Wallfahrtskirche von Oropa ist einer der angesehensten Wallfahrtsorte von Piemont. Hier wird eine der drei Muttergottesstatuen, die der hl. Eusebius, der erste Bischof von Vercelli, mitgegracht hatte, aufbewahrt. Die alte Kapelle, die die mit Gold und Edelsteinen besetzte Statue birgt, befindet sich hinter dem Hochaltar der im 17. Jahrhundert errichteten Kirche. Bei der Kirche liegt ein Hospiz, in dem die Pilger für zwei oder drei Tage Aufnahme finden können. Santa Maria del Sacro Monte bei Varallo, eine sehr interessante, hochangesehene Wallfahrtskirche. Sie wurde im 15. Jahrhundert von dem Franziskaner Bernardino Caimi errichtet, dessen Absicht es war, in einer Reihe von Bauten die Stätten des hl. Landes und die Geheimnisse des Lebens und Sterbens Christi darzustellen. Der hl. Karl Borromäus förderte auch die Wallfahrtsstätte; ihm ist der Bau des « Hauses des Pilatus » zu danken, wo in acht Kapellen das Leiden Christi von der Vorführung vor Pilatus bis zur Verurteilung dargestellt ist. Auch eine Nachbildung der Scala Santa befindet sich hier. Die Kapellen, deren Zahl heute 43 beträgt, enthalten unzählige Kunstwerke. (Nach Varallo gelangt man mit der Bahn Mailand-Turin).
LOMBARDEI
Sant’ Ambrogio in Mailand. Diese kunstgeschichtlich sehr bedeutsame romanische Basilika ist auch von grosser religiöser Bedeutung, birgt sie doch die Gräber des grossen Bischofs Ambrosius und der Märtyrer Gervasius und Protasius. Santa Maria delle Grazie in Mailand. Diese Kirche wurde nach Entwürfen Bramantes an der Stelle einer kleinen Kapelle errichtet, wo die Mailänder ein Gnadenbild der Madonna verehrten. Hier befindet sich auch das « Abendmahl », das Meisterwerk Leonardo da Vincis. Santa Maria bei San Celso in Mailand.
Eine der brühmtesten Wallfahrtskirchen der Lombardei mit einem wundertätigen Madonnenbild. Zahlreiche wertwolle Kunstwerke schmücken das Innere. Santa Maria dei Miracoli in Saronno. Die Kirche wurde an der Stelle erbaut, wo die Mutter Gottes einem Gläubigen erschien, um ihn von einer schweren Krankheit zu heilen. Das Bild der Jungfrau wurde 1581 vom hl. Karl Borromäus mit grosser Feierlichkeit hierhergebracht.
Der schöne, vornehme Bau enthält zahlreiche Gemälde, von denen besonders die von Gaudenzio Ferrari und Bernardino Luini zu nennen sind. Santa Maria del Sacro Monte bei Varese liegt in unmittelbarer Nähe der Stadt an einer Stelle, wo die Jungfrau dem hl. Ambrosius erschien. Im 15. Jahrhundert wurde bei der Kirche ein Augu-stinerinnenstift errichtet. Später wurden längs der Strasse, die nach der Kirche führt, die Kapellen der hl. Mysterien erbaut. Neben der Basilika ein kleines Museum. (Von Varese Strassenbahn bis zur Haltestelle Vellone, von dort Drahtseilbahn). Die Madonna von Caravaggio. Im Jahre 1432 erschien hier die Mutter Gottes einer Bäuerin. An der Stelle dieser Erscheinung wurde sogleich eine kleine Kirche errichtet, die später auf Geheiss des hl. Karl Borromäus erweitert und verschönert wurde. Die prachtvolle Kirche besteht in ihrer heutigen Gestalt aus zwei Teilen; von der Rückseite aus steigt man zur Kapelle der Erscheinung und zu der wundertätigen Quelle hinab. Die grössten Wallfahrten finden am 26. Mai, 15. August und 8. September statt. (Nach Caravaggio mit der Eisenbahn Mailand-Venedig oder mit Auto von Mailand aus).
Die Incoronata in Lodi. Diese schöne Kirche wurde 1487 begonnen. An ihrer Stelle hatte vorher ein verrufenes Haus gestanden, das an einer Wand das Gnadenbild der Mutter Gottes trug, das sich heute über dem Hochaltar befindet. Die erste Ausschmückung der Kirche stammte von Bergognone und Giovanni und Matteo della Chiesa; sie wurde später grösstenteils durch Gemälde der Maler Piazza ersetzt.
Wertvolle Gemälde schmük-ken die Altäre; beachtenswert sind auch das Presbyterium, die Chorempore und die Orgel. Santa Maria della Croce bei Crema. Der schöne Bramantesche Bau liegt etwa einen Kilometer von der Stadt. Das reich verzierte Innere enthält wertvolle Gemälde. Santa Maria dei Miracoli in Brescia. Ein Madonnenbild an der Mauer eines Hauses zog durch seine Wunder während der Pestjahre 1478 und 1484 die Verehrung des Volkes von Brescia auf sich. Das Haus wurde in eine Kapelle umgewandelt und später zu einer schönen Kirche ausgebaut.
Die Kirche, in Form eines griechischen Kreuzes, wird von vier kleinen Kuppeln überragt und weist eigenartige Marmorverzierungen aus der Renaissance auf. S. Pietro in Ciel d’Oro in Pavia. In dieser romanischen Kirche, einer der schönsten der Lombardei, ruht in einem prachtvollen, von Campionesen ausgeführten Sarkophag der grosse Kirchenlehrer Augustinus, dessen Gebeine auf Geheiss des Königs Liutprand im Jahre 725 hierher überführt wurden.
VENEZIA EUGANEA
Alinari
Sant’ Antonio in Padua. Eine der berühmtesten Wallfahrtsstätten der Welt. Sie wurde zu Ehren des grossen Heiligen von Padua errichtet, der wegen der zahlreichen Wunder, die er zu seinen Lebzeiten und kurz nach seinem Hinscheiden gewirkt, kaum ein Jahr nach seinem Tode schon heiliggesprochen wurde. Einen überraschenden Eindruck macht der Anblick des eigenartigen, gewaltigen Aeusseren auf den Beschauer. Acht mächtige Kuppeln wölben sich über dem Bau, zu dessen Seiten zwei Türme emporragen. Das Ganze erinnert an die prunkvollen Bauten des Orients.
Vor der Kirche steht das berühmte Reiterdenkmal des Gattamelata von Donatello. Im Innern, an dessen Ausschmückung die bedeutendsten Künstler mitgearbeitet haben, ist besonders die Kapelle des Heiligen hervorzu-heben, dessen Gebeine in einer bronzenen Urne ruhen. An den Wänden der Kapelle sind in neun Hochreliefs, Meisterwerken von Sanso-vino, den beiden Lombardo und anderen Künstlern jener Zeit, die wichtigsten Wunder des Heiligen dargestellt. Die Schatzkapelle enthält als grösste Kostbarkeit ein Reliquiar mit der Zunge des Heiligen. Man versäume auch nicht, die Sakristei, den Kreuzgang mit der Kapelle San Giorgio, die Biblioteca Antoniana und das Museo Antoniano zu besuchen, wo sich wertvolle Kunstwerke befinden. Santuario della Vergine auf dem Monte Berico bei Vicenza. Eine schöne Kirche nach Palladios Entwurf, später erweitert und ausgeschmückt. Das barocke Innere enthält über dem Hochaltar das Gnadenbild der Jungfrau und in den Kapellen wertvolle Gemälde.
S. Maria in der Markuskirche in Venedig. Während des vierten Kreuzzuges wurde in Konstantinopel ein Muttergottesbild erbeutet und nach Venedig gebracht, wo es in der Markuskirche aufgestellt wurde. Im Jahre 1618 liess es der Doge Bembo auf einem eigens erbauten, reich mit Marmor und Silber geschmückten Altar aufstellen. Während der Pest von 1630 wurde es vom Altar herabgenommen, und als die Epidemie zu Ende war, wurde für dieses Gnadenbild an der Stelle, wo der Erste von der Pest befallen worden war, die Kirche Santa Maria della
Salute errichtet, ein berühmter Prachtbau mit kostbaren Gemälden im Innern. Elier blieb das Bild jedoch nur kurze Zeit, dann wurde es nach San Marco zurückgebracht, während in der neuen Kirche ein aus Kandia stammendes Madonnenbild aufgestellt wurde.
VENEZIA TRIDENTINA
Die Madonna della Corona auf dem Monte Baldo. Ein eigenartiges Bergheiligtum zwischen hohen Felswänden. Hier wird ein Bild verehrt, das der Ueberlieferung zufolge aus einer Kirche in Rhodos in Die Madonna di Pietralba in den Dolomiten der Nacht, nachdem die Insel in die Hände der Türken gefallen war, in diese Felsenwildnis versetzt wurde. Eine bequeme Fahrstrasse führt zur Kirche hinauf.
Weitere bedeutende Wallfahrtsorte der Venezia Tridentina sind: die Madonna delle Grazie bei Arco, wo ein Gnadenbild der Jungfrau mit dem Kind verehrt wird; die Madonna di Pme bei Pergine, an einer Stelle wo die Muttergottes einem Gläubigen erschien; San Ro-medio in Val di Non, San Zeno, ebenfalls in Val di Non, die Madonna di Pietralba (Maria Weissenstein), so genannt nach den weissen P’elswänden, die im Hintergrund aufragen; Santa Croce in Val Badia bei der Sellagruppe und viele kleinere Wallfahrtsstätten, die wir auf dem beschränkten Raum nicht aufzählen können.
VENEZIA GIULIA
Die Madonna von Barbanu bei Grado. Als im Jahre 582 eine Sturmflut die kleine Insel Barbana verschlungen hatte, erschien nach der Legende das Bild der hl. Jungfrau unversehrt auf einem Baum, der aus den Fluten hervorragte. An dieser Stelle wurde dann das Kirchlein errichtet, zu dem später noch ein Kloster kam. Am ersten Sonntag im Juli findet hier eine charakteristische Prozession auf Barken statt.
Die Grotte des hl. Servulus liegt 12 km von Triest entfernt, an der Stelle wo der Heilige gefangen genommen wurde, um nach Triest geführt und dort enthauptet zu werden. Die Gebeine des Heiligen, der einer der Schutzpatrone von Triest ist, ruhen jetzt in der Kathedrale San Giusto. In die Grotte wurde nach seinem Martertod eine Kirche eingebaut, die leider zum grossen Teil zerstört ist. Die Madonna del Mare in Tersatto. Der Ueber-Üeferung zufolge erschien am Morgen des 1o. Mai 1291 über dem Hügel von Tersatto, der den Golf von Fiume beherrscht, das hl. Haus von Nazareth. Da jedoch das Volk zögerte, über dem Haus der Madonna eine Kirche zu erreichten, erhob sich drei Jahre darauf das hl. Haus wieder in die Lüfte und liess sich da nieder, wo heute die Basilika von Loreto steht. Da begann man mit dem Bau einer Wallfahrtsstätte, die der in Loreto nachgebildet wurde; 1431 wurde die Kirche der Madonna del Mare mit einem Franziskanerkloster erbaut.
Die ursprüngliche Kapelle liegt an der Rückseite der jetzigen Kirche. Ueber dem Hochaltar befindet sich eine dem hl. Lukas zugeschriebene byzantinische Madonna, ein Geschenk Urbans V.
LIGURIEN
Die Wallfahrtskirche Nostra Signora d’Oregina steht in Genua wegen ihrer vaterländischen Erinnerungen, ihrer schönen Lage und ihrer religiösen Bedeutung in hohem Ansehen. Im Innern befindet sich eine dem hl. Haus von Loreto nachgebildetc Kapelle, deren Fassade mit einem schönen Fresko von S. Alessio geschmückt ist. Vom Vorplatz der Kirche aus schöner Blick über die Stadt und den Hafen. Ein Autobus führt vom Zentrum von Genua aus ans Ziel.
In San Bartolomeo degli Armem am Corso Principe Amedeo in Genua wird eine kostbare Reliquie aufbewahrt, nämlich das « hl. Antlitz», ein Tuch, auf dem das Bild Jesu abgezeichnet ist. Die Kirche Santa Maria della Guardia erhebt sich auf dem Monte Figogna und wurde an der Stelle erbaut, wo die hl. Jungfrau einem Landmann erschienen ist. Im Innern zahlreiche Weihgeschenke und über dem Hochaltar eine Nische mit der Madonna della Guardia, einer schöner Skulptur des Genuesen Antonio Canepa. (Eisenbahn Genua-Mailand bis Bolzaneto, dann Fahrstrasse). Weitere ehrwürdige Wallfahrtskirschen in Ligurien sind: die Madonna del Gazzo e di Sant‘ Alberto bei Sestri Ponente, die auch künstlerisch bemerkenswerte Kirche Acquasanta bei Voltri, Nostra Signora della Misericordia bei Savona, Santa Maria di Montallegro in herrlicher Lage oberhalb Rapallo, die Madonna delle Grazie und die Madonna dell’Orto bei Chiavari, die Madonna di Soviore bei Monterosso al Mare und die Madonna di Roverano an der Strasse nach dem Braccopass.
EMILIA UND ROMAGNA
Die Madonna di San Luca in Bologna. Berühmte Wallfahrtskirche in herrlicher Lage mit weiter Aussicht auf die Stadt und die Ebene. Coelestin III. liess sie für ein Gnadenbild der Madonna mit Kind errichten; es befindet sich jetzt hinter dem Hochaltar. Zu der Kirche führt ein fast 3 km langer Portikus empor, der von 615 Bogen gebildet wird. Alljährlich am Sonnabend vor Christi Himmelfahrt wird das Gnadenbild unter grosser Prachtentfaltung nach Bologna gebracht und in San Pietro ausgesetzt. Am Abend des Himmelfahrtstages wird es in feierlicher Prozession nach der Wallfahrtskirche zurückgetragen. San Domenico in Bologna, wo die Gebeine des hl. Dominikus Guzman in dem berühmten Sarkophag von Niccoló dell’Arca aufbewahrt werden, an dem die grössten Künstler mitgearbeitet haben, darunter Michelangelo, der einen leuchtertragenden Engel gemacht hat. In der Reliquienkapelle ein grosses Reliquiar von Jacopo Roseto mit dem Haupt des Heiligen. Santa Maria in Piacenza. Diese Kirche erhebt sich ausserhalb der Stadt an der Stelle, wo die ersten Christen sich versammelten und hingerichtet wurden. Sie wurde in ihrer heutigen Gestalt im Jahre 1522 begonnen und ständig mit Kunstschätzen bereichert, so dass sie heute als ein wahres Museum gelten kann. Die Kirche Santa Maria della Steccata in Parma hat ihren Namen daher erhalten, weil man um ein Haus, in dem sich ein wundertätiges Bild der Mutter Gottes mit dem Kinde befand, einen Bretterzaun (steccata) errichten musste, um dem Andrang des Volkes zu wehren. Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt ist im Renaissancestil als griechisches Kreuz mit abgerundeten Abschlüssen und Kuppeln erbaut. Im Innern wertvolle Werke der Baukunst und der Bildhauerei. Sehr reich ist der Kirchenschatz und der Altar, an dem das Madonnenbild verehrt wird. Santa Maria della Ghiara in Reggio wurde 1597-1619 zu Ehren eines wundertätigen Madonnenbildes errichtet. Der in reizvollen Verhältnissen gehaltene Bau birgt wertvolle Skulpturen und Malereien, darunter Christus am Kreuz von Guercino am Altar der Stadt, so genannt, weil er auf Gemeindekosten errichtet wurde. Die Kathedrale von Rimini wurde auf Kosten des Sigismondo Pandolfo Mala-testa von Leon Battista Alberti erbaut. Die prunkvolle erste Kapelle links ist der Madonna dell’Acqua geweiht. So nannte das Volk von Rimini die kleine Figur aus griechischem Marmor, die die hl. Jungfrau mit dem Kind auf dem Schoss darstellt.
Sie wurde 1814 von Pius VII. feierlich gekrönt; an dieses Ereignis erinnert eine Inschrift in der Kapelle, deren künstlerischer Reichtum hier unmöglich beschrieben werden kann. Weitere bedeutende Wallfahrtsorte in der Romagna sind: San Girolamo in Reggio Emilia mit einer Nachbildung des Heiligen Grabes; die Chiesa del Voto in Modena, 1634 zum Dank für das Ende einer Pestilenz errichtet; die Madonna del Popolo in San Giorgio in Modena; das Santuario della Verging in Fio-rano Modenese, auf Geheiss der Herzoge von Modena 1634 für ein wundertätiges Madonnenbild errichtet; die Kirche Corpus Domini in Bologna, wo der mumifizierte Leib der sei. Caterina dei Vigri aufbewahrt wird; Santa Maria del Baraccano in Bologna; Santa Maria in Vado in Ferrara, hier befindet sich eine Kapelle, in der ein Priester, der am Geheimnis der Eucharistie zweifelte, beim Brechen der Hostie das Blut daraus hervor-spritzen sah; die Madonna del Piratello in Imola; das hier verehrte Gnadenbild war ursprünglich auf einen im Schatten eines Birnbaumes (Piratello) stehenden Pfeiler gemalt; die Kathedrale von Faenza, die ein Gnadenbild der Madonna delle Grazie und die Gräber einiger Heiligen birgt; die Madonna della Rocca in Cento: hier wird ein Muttergottesbild bewahrt, das nach der Legende, aus einer Wunde, die ihm ein Soldat mit der Lanze beigebracht hatte, Blut vergoss; Santa Maria del Fuoco in Forli, wo sich ein Madonnenbild auf Papier befindet, das nach dem Brande des Hauses, in dem es sich gefand, unversehrt vorgefunden wurde; Santa Maria delle Grazie in Fornö bei Forii, wo ein byzantinisches Gnadenbild verehrt wird; Santa Maria del Popolo in Forlimpo-Poli; die Madonna del Monte in Cesena; das Santuario del Cro-cifisso in Longiano; die Madonna della Colonnella in Rimini und Santa Maria delle Grazie, 3 km ausserhalb Rimini.
TOSKANA
Die Annunziata in Florenz. Diese Kirche, deren künstlerische Bedeutung allgemein bekannt ist, verdankt ihr Entstehen einem im Jahre 1350 geschehenen Wunder. Damals hatten die Serviten den florentinischen Maler Barto-lomeo beauftragt, in ihrem kleinen Hospiz die Jungfrau Maria und den Engel der Verkündigung zu malen. Doch so sehr sich der Maler bemühte, es wollte ihm nicht gelingen, sich von den Gesichtern der beiden Himmelsboten eine anschauliche Vorstellung zu machen. Doch eines Tages, als er vor übergrosser Müdigkeit über seiner Arbeit eingeschlafen war, fand er beim Erwachen die beiden Gesichter durch ein Wunder fertig gemalt vor. Ueber dem Hospiz wölbte sich dann die Kirche nach Michelozzos Entwurf mit der Kuppel Leon Battista Albertis. Auf den künstlerischen Reichtum dieses Baudenkmals, das zu den bedeutendsten von Florenz gehört, kann hier nicht eingegangen werden. Orsanmichele in Florenz. In dem schönen Gebäude von Orsanmichele, wo so viele Meisterwerke der florentinischen Bildhauerei vereinigt sind, baute Andrea Orcagna das berühmte Tabernakel, wo das von den Florentinern allzeit hochverehrtes Gnadenbild der Madonna Aufnahme fand. Auch in der Umgebung von Florenz befinden sich berühmte Wallfahrtsorte: die Klöster Vallombrosa und Paradisino, die zwar heute anderen Zwecken dienen, jedoch immer noch die altehrwürdigen Kapellen enthalten; die künstlerisch bedeutsame Madonna dell’lmpruneta, wo ein schönes byzantinisches Madonnenbild aufbewahrt wird; die Capelia del Sacro Cingolo im Dom von Prato, die den hl. Gürtel der Mutter Gottes enthält, der zuzeiten auf einer Kanzel, einem Werk Donatellos und Michelozzos, an einer äusseren Ecke der Fassade zur Verehrung ausgesetzt wird; Santa Maria delle Carceri, ebenfalls in Prato, wo ein Madonnenbild verehrt wird, das sich ehemals in einem Gefängnis befand; im Jahre 1484 wurde beobachtet, wie die Figur sich loslöste, sich bewegte, ständig weinte und andere wunderbare Dinge tat.
Das durch seine Naturschönheiten bekannte Casentino birgt zahlreiche franziskanische Erinnerungen. Auf der Verna empfing der hl. Franziskus nach vierzigtägigem Fasten die Wundmale Christi. Seitdem gilt der Berg als heilig, und bald erstand hier ein Kloster, zu dem Päpste, Kaiser und Könige pilgerten. Durch des Haupttor gelangt man auf einen kleinen Vorplatz, der von verschiedenen Gebäuden umgeben ist. Eine schmale, steile Stiege führt nach dem Sasso Spicco, wo der hl. Franziskus seine erste Zelle hatte. Gegenüber liegt die Chiesa degli Angeli, links die Hauptkirche mit schönen Tonreliefs aus der Schule der Robbia, daneben die Kapelle der Pieta, von wo man nach der Kapelle San Sebastiano gelangt; hier befinden sich die Gräber vieler im Ruf der Heiligkeit gestorbenen Mönche. Weiter steigt man nach der Cappella delle Stimmate, der Kapelle der Wundmale, hinab, die eine grossartige Kreuzigung von Andrea della Robbia enthält. Ein weiterer berühmter Wallfahrtsort im Casentino ist die Einsiedelei Ca-maldoli; die Einsiedlermönche leben äusserst streng, sind in rauhe Wolle gekleidet, essen nie Fleisch und schlafen auf Stroh.
Von der weiteren Wallfahrtsorten in Toskana sind noch zu nennen; die Kathedrale von Lucca mit dem Santo Volto, einem uralten, hochverehrten Gnadenbild, das in einem Tabernakel von Matteo Cividali aufbewahrt wird; Santa Maua dei Miracoli, ebenfalls in Lucca; Santa Maria del Conforto in Arezzo; Santa Margherita in Cortona; die Madonna delVUmilta in Pistoia; die Madonna del Voto, die Cappella di Santa Catenna und die Kirche Santa Caterina in Siena; die Madonna di Montenero in Livorno und die Certosa di Calci bei Pisa.
UMBRIEN
Das mystische Umbrien besitzt unzählige Erinnerungen an den armen Heiligen von Assisi, an erster Stelle sein Grab unter den beiden von Frate Elia errichteten Basiliken. Das Grab des hl. Franziskus ist vor kurzem von überflüssigem Beiwerk befreit und auf einfache, dem Geist des Heiligen entsprechende Formen zurückgeführt worden. Die beiden Basiliken enthalten, wie allgemein bekannt, zahlreiche Meisterwerke, in denen die grössten Künstler Leben und Lehre des Heiligen veranschaulicht haben. In Assisi finden wir weiter folgende Wallfahrtsstätten: die Chiesa Nuova, an der Stelle des Hauses, wo Franziskus geboren ward; Santa Chiara mit dem Grab der hl. Klara; die Basilika S. Maria degli Angeli, die die von dein Heiligen so sehr geliebte Portiun-culakapelle enthält; die Carceri, wo ein wundertätiges Kruzifix verehrt wird, und San Rufino, wo der hl. Franziskus, die hl. Klara und die ersten Jünger des Heiligen getauft wurden.
Nach den Kirchen von Assisi ist der Dom von Orvieto zu nennen, ein Gipfelpunkt der Kunst, wo Malereien und Skulpturen von Weltruf vereinigt sind. Hier wird das heilige Korporale aufbewahrt, das Leinwandtüchlein, auf das während einer Messe, die ein am Geheimnis der Eucharistie zweifelnder böhmischer Priester in Bolsena las, aus der geweihten Hostie Blut herabfloss. Weiter sind zu erwähnen Santa Maria del Transito bei von Mongiovino.
DIE MARKEN
Das Hl. Haus von Loreto ist sowohl in künstlerischer wie in religiöser Hinsicht eine der interessantesten und bedeutendsten Wallfahrtsstätten Italiens. Sie entstand bekanntlich infolge der wunderbaren Uebertragung des hl. Hauses, das von Engelshänden emporgehoben und von Nazareth zunächst nach Tersatto bei Fiume und später nach Loreto getragen wurde. Die Kirche wurde in ihrer heutigen Gestalt von Paul II. begonnen, der beim Besuch der heiligen Stätte von der Pest geheilt wurde und dem von der hl. Jungfrau seine bevorstehende Erhebung auf den Thron Petri verkündet wurde. Giuliano da Majano, Baccio Pontelli und Andrea Sansovino waren am Bau der Basilika beteiligt, die Giuliano da San Gallo dann mit einer achteckigen Kuppel krönte. Auch späterhin wurde die Basilika immer mehr ausgebaut und ausgeschmückt, so dass sie heute eine der reichsten und schönsten Italiens ist.
Das hl. Haus, fast ganz aus unbehauenen Feldsteinen aufgeführt, ist aussen mit schönen Flachreliefs bekleidet. In einer Nische im Inneren befindet sich eine Statue der Mutter Gottes mit dem Kind. Rechts ein kleiner Schrank, der zur Aufhewahrung des Hausrates der heiligen Familie diente. Im Apostolischen Palast ist ein interessantes Museum untergebracht.
Ein weiterer bedeutender Wallfahrtsort ist San Niccoló da Tolentino, wo der heilige Augustinermönch verehrt wird, der sich zu einem strengen Bussleben nach Tolentino zurückgezogen hatte. Die Kapelle, in der der Heilige beigesetzt ist, ist berühmt wegen der prächtigen, grossartig komponierten Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Ferner sind zu erwähnen: Nostra Signora di Ognissanti in San Ciriaco in Ancona; die Madonna del Duomo und Santa Maria delle Grazie in Senigallia; Santa Maria delle Vergini bei Macerata: die Madonna dei Lumi in San Severino; die Madonna di Macereto bei Visso; Santa Maria del Glorioso bei San Severino; Santa Maria dell´Ambro bei Montefortino; Santa Maria in Via und die Santissima Annunziata in Camerino.
LATIUM
In Santa Rosa in Viterbo ruht der Leib des heiligen Mädchens, das durch seine Rede und seine Wunder Kirche und Papsttum wirkungsvoll verteidigte. Neben dem nach ihr benannten Kloster erhebt sich die prächtige, von Benozzo Gozzoli ausgemalte Kirche. Am 3. September jedes Jahres findet zu Ehren der heiligen Rosa eine höchst eigenartige, malerische Prozession statt, bei der 72 Gläubige die berühmte « Macchina di Santa Rosa » tragen, einen hohen und schweren turmartigen Aufbau. In einem Vorort von Viterbo liegt die Madonna della Quercia, wo ein Gnadenbild der Mutter Gottes verehrt wird.
Zwei Wallfahrtsstätten von grosser Bedeutung befinden sich in Su-biaco, der Wiege des abendländischen Mönchtums: der Sacro Speco, die Höhle, wo der hl. Benedikt gelebt hat, und Santa Scolastica. Rings um den Sacro Speco haben die Mönche hohe Kapellen aus der Felswand ausgehauen, die heute zum grossen Teil in eine der beiden Kirchen (Ober- und Unterkirche) einbezogen sind. Anschliessend erhebt sich das Kloster. Die Gebäude der Abtei Santa Scolastica waren schon im Mittel-alter bedeutend und wurden von Jahrhundert zu Jahrhundert erweitert. Die bedeutende Bibliothek und das reichhaltige Archiv zeugen noch heute für den Eifer, mit dem die Benediktiner die Wissenschaften pflegten. Es ist unmöglich, hier die Kunstwerke aufzuzählen, die Santa Scolastica zu einer der interessantesten Kirchen Italiens machen. Eine weitere, mit Recht berühmte Wallfahrtsstätte ist die Abtei Grottaferrata, die um das Jahr 1000 entstand. Bis heute noch bewahren die Mönche die griechische Sprache und den griechischen Ritus. Ueber dem Hochaltar ein uraltes, hochverehrtes Madonnenbild. Besondere Beachtung verdient die künstlerisch bedeutsame Kapelle der Farnese mit den Malereien von Domeni-chino, die die Wunder des hl. Nilus und des hl. Bartholomäus darstellen. Das Kloster enthält eine sehr interessante Bibliothek, ein Museum, eine Schule für Miniaturmalerei und ein griechisches Scriptorium. Man hat von hier eine schöne Aussicht über die römische Campagna bis Rom. Weitere interessante Wallfahrtsstätten in Latium sind: die Madonna del Buon Consiglio in Genazzano, die Madonna delle Grazie in Velletri, San Silvestro auf dem Monte Soratte, Santa Maria ad Rupes in Nepi und die Franziskanerkirchen in der Sabina.
SUEDITALIEN
Die Abtei Montecassino. Im Jahre 529 wählte der hl. Benedikt die Höhe des Montecassino zum Aufenthalt, zerstörte ein Heiligtum des Apollo, das dort stand, und errichtete an seiner Stelle eine Kirche. Aus der armseligen Behausung des Heiligen wurde im Laufe der Zeit eines der grössten und schönsten Klöster der Welt, aus dem Männer hervorgingen, die sich um die Kultur unschätzbare Verdienste erwarben. Uns interessiert in diesem Zusammenhang nicht so sehr seine kulturelle, als vielmehr seine religiöse Bedeutung, birgt es doch die sterblichen Reste des hl. Benedikt und der hl. Scholastika. San Gennaro in Neapel. Das Blut des heiligen Bischofs, der in Jahre 305 in Pozzuoli den Martertod erlitt, wurde von den Christen aufgefangen und in zwei Ampullen aufbewahrt. Für gewöhnlich ist es geronnen, doch zweimal im Jahr, im 19. September und am ersten Sonnabend im Mai, vollzieht sich das Wunder, dass das Blut flüssig und warm wird, als flösse es durch die Adern eines Lebenden. Daher ist die Kapelle San Gennaro im Dom eine der angesehensten Wallfahrtsstätten der Christenheit.
Die Madonna non Pompeji bei Neapel. Nahe den Ruinen der begrabenen Stadt, aus der ständig kostbares Ausgrabungsmaterial ans Tageslicht gefördert wird, erhebt sich die Wallfahrtskirche der Madonna von Pompeji. Das Bild der Rosenkranzkönigin mit dem Kind, dem hl. Dominikus und der hl. Katharina von Siena wmrde anfangs in einer bescheidenen Kapelle verehrt, die bald zu einem grossartigen Gotteshaus ausgebaut wurde. Heute untersteht die Wallfahrtskirche unmittelbar dem Heiligen Stuhl. Das Gnadenbild steht auf einem reichverzierten Altar und ist mit kostbaren Weihgeschenken überreich geschmückt. Auf Anordnung Leos XIII. wurde es am 8. Mai 1887 feierlich gekrönt. Die Wallfahrtskirche der Madonna von Montevergine wurde an der Stelle eines Tempels der Cybele errichtet und steht besonders bei den Neapolitanern in hohem Ansehen. Das grosse Madonnenbild, das hier verehrt wird, stellt die Jungfrau auf einem bischöflichen Thron sitzend mit dem Kinde auf den Knieen dar. Das Innere der Kirche ist reich an Kunstschätzen und Reliquien. Am zahlreichsten sind die Pilgerzüge zu Pfingsten und am Fest Mariä Geburt. An diesen Tagen finden grosse Feierlichkeiten statt, die eine der bezeichnendsten Aeusserungen des neapolitanischen Volkslebens bilden.
San Francesco da Paola (Kalabrien) liegt unweit von Paola und ist dem heiligen Einsiedler geweiht, der in 15. Jahrhundert lebte, sich nur von Kräutern nährte und auf blossem Erdboden schlief, ganz in Gebet und Betrachtung aufgehend. Die Kirche und das zugehörige Kloster liegen sehr malerisch an einer Stelle, wo die Berge eine tiefe Schlucht bilden.
San Michele auf dem Gargano. Auf dem malerischen Vorgebirge des Gargano, das mit der neuen Eisenbahn leicht zu erreichen ist, erhebt sich die berühmte Wallfahrtskirche des Erzengels Michael. Die Grotte, wo der Erzengel erschienen ist, wurde in eine Kirche umgewandelt und besonders unter Karl I. von Anjou ausgeschmückt. Zahlreiche Pilgerzüge strömen hier aus ganz Apulien und aus den benachbarten Gegenden zusammen. San Nicola in Bari. In dieser Basilika, deren ursprüngliche romanische Formen seit kurzem wiederhergestellt worden sind, wird der heilige Bischof Nikolaus von Myra verehrt, dessen Gebeine im Jahre 1087 von einigen Seeleuten aus Bari von Myra in ihre Heimatstadt überführt wurden. Sie werden heute in der Krypta der Basilika unter einem kostbaren silbernen Altar aufbewahrt.
SIZILIEN
Die bedeutendste Wallfahrtsstätte Siziliens ist Santa Rosalia, auf dem Monte Pellegrino bei Palermo, wohin die Heilige sich aus der Welt zurückgezogen hatte, um sich einem Leben der Busse, der Arbeit und des Gebetes zu widmen. Der Leib der Heiligen iuht in der Kathedrale von Palermo. Sie wurde zur Stadtpatronin erhoben, und ihr Fest wird alljährlich am 15. August sowohl auf dem Monte Pellegrino wie in der Kathedrale feierlich begangen. Früher fand an diesem Tage die berühmte malerische Prozession statt, bei der der Wagen der heiligen Rosalia durch die Stadt gefahren wurde. In Palermo befindet sich auch die schöne Wallfahrtskirche Santa Maria della Catena, deren Ursprung auf ein um das Jahr. 1390 geschehenes Wunder zurückgeht.
Weitere sizilianische Wallfahrtsorte sind: Santa Maria della Consola-zione in Termini Imerese und die Vergine del Tindaro bei Patti, ohne alle die vielen kleineren Wallfahrtskirchen in den verschiedenen Städten und Dörfern der Insel aufzuzählen.
SARDINIEN
Sardinien zählt eine ganze Reihe von Wallfahrtsorten, doch beschränken wir uns auch hier auf die wichtigsten: Die Madonna di Bonaria auf einem Hügel bei Cagliari, wo man noch Ueberreste der punischen und der römischen Nekropole sieht; die Madonna del Rimedio, reich an Schmuck und Weihgeschenken, etwa 3 km von Oristano entfernt; Nostra Signora della Solitudine, unweit Nuoro, eine wegen ihrer Eigenart sehenswerte Kirche, die ebenso wie die anderen Wallfahrtsorte das Ziel zahlreicher Pilgerzüge ist.