aus dem Kunstmuseum Hamburg
Der ironischste Treppenwitz der Weltgeschichte . . .
Die drei Nationen, deren Wortführer im Weltkriege das deutsche Volk am meisten beschimpften, beschmutzten und verleumdeten, tragen deutsche Namen: England, das Land der Angeln; Frankreich, das Land der Franken; und Amerika, das Land der Amaler.
Der Stempel des deutschen Genius bleibt ihnen unauslöschlich für ewige Zeiten aufgedrückt. . . .
Es ruht ein eigenes Verhängnis auf der deutschen Weltschiffahrt und den deutschen Kolonien. . . . Der Rote Adler im Weissen Felde, der so stolz auf brandenburgischen Schiffen, der Schöpfung des Grossen Kurfürsten, flatterte, wurde klang-und sanglos in der Zeit des Soldatenkönigs eingezogen. Jan Cuny, der Negerkönig, der treu bis zum bitteren Ende die Feste Gross-Friedrichsdorf, am 16. März 1682 durch Major Otto Friedrich von der Göben auf dem Berge Manfro am Kap der drei Spitzen an der afrikanischen Guineaküste gegründet, verteidigte, musste sich im Jahre 1725 nach heldenhafter Gegenwehr, aber von Brandenburg-Preussen im Stich gelassen, ergeben. Und Benjamin Raule, der die “churfürstliche Flotte,, geschaffen, konnte hinter den Gefängnismauem von Spandau, wohin ihn Neid und Missgunst gebracht, über die Wechselfälle dieses Lebens nachdenken … Es war einmal ein Roter Adler auf Weissem Felde. . . .
Von noch kürzerer Dauer war die Seegeltung des Grossen Fritzen; seine kleine Flotte, die er im Jahre 1757 zum Schutz der Odermündung gegen die Schweden geschaffen, wurde kurzer Hand am 10. September 1759 im Haff vernichtet… Der Schwarze Adler war nicht glücklicher als der Rote…
Mit entehrenden Worten, die einen Sturm der Entrüstung in ganz Deutschland hervorriefen, machte der Welfe Lorenz Hannibal Fischer dem Traum der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche einer deutschen Flotte ein unrühmliches Ende, nachdem die Engländer bereits die schwarz-rot-gelbe Flagge mit zweiköpfigem Adler auf gelbem Grunde als Gösch in der oberen inneren Ecke wie die von Seeräubern behandelt hatten . . . zum ersten, zum zweiten und zum dritten Male, der Hammer des Auktionators, des “Flotten-Fischers,” fiel und es — war einmal eine deutsche Flotte . . . . es brach dem Admiral Karl Rudolph Bromme, genannt Brommy, der aus Leipzig stammte, das Herz ….
Und noch einmal schuf das durch Bismarcks Genie und Tatkraft geeinte Deutschland eine mächtige Flotte und erwarb Kolonien . . . dieses Mal schien es, als ob der Götter Wohlwollen das Unternehmen begünstigen wolle …. Stolz zeigte der Kaiseraar seine Schwingen über allen Meeren… Und wiederum war es nur ein Traum mit bösem Erwachen . . . . die Heldentaten eines Grafen Spee, eines Müller-Emden, der Kapitänleutnants der Uboote, eines Lettow-Vorbeck und seiner treuen Askari konnten das Unheil nicht abwenden …. an den Falklandsinseln, bei Scapa Flow flüstern die Wellen — es war einmal eine deutsche Flotte …. die deutschen Kolonien, den “Barbaren” entrissen, sind jetzt der “ Civilisation ” verfallen …. es hat wiederum nicht sollen sein ….
Warum nicht?
Warum war England zur See erfolgreich und Deutschland nicht? Ist es, weil die geheimnisvollen Mächte, die unsichtbar der Nationen und Menschen Schicksale weben, beschlossen haben, dass Deutschlands Platz an der Sonne auf dem Land liegt? Weil das Wasser kein sicherer dauerhafter Baugrund ist? Denn alle Seeherrschaft war ungewiss und nur von kurzer Dauer. . . . wie schnell verging die Blütezeit Phöniziens und Karthagos, der toskanischen Städterepubliken und Venetiens, Portugals, Spaniens und der Niederlande … es war einmal . . . Und selbst England? Ist es glücklicher als das England vor den Tudors? Damals nannte man es Merry England . . . heute herrschen dort der Puritaner und die Prüderie . . . damals hatte es kein Whitechapel und keine Paupers . . . heute hat England das Singen, Tanzen und Fröhlichsein verlernt . . . heute führt das Gespenst des Aufruhrs den Vorsitz im englischen Ministerrate . . . die Brandfackel des Selbstbestimmungsrechts, die Wilson, um Deutschland zu vernichten, in die Welt geworfen, hat auch das britische Weltreich in Flammen gesetzt … so rächt sich jede Schuld auf Erden . . . bald werden die Wellen nicht länger singen, Britannia beherrscht die Meere . . .
Doch wenn Deutschland, neugestärkt von der Berührung mit der Mutter Erde, die grossen Probleme gelöst hat, die heute die Welt in den Grundfesten erschüttert haben und die zu lösen seine historische Mission ist, dann wird ihm die dankbare Menschheit freudig den Lorbeerkranz des Siegers auf die blonden Locken drücken . . . das wird einmal . . . denn wie Deutschland das einzige Land der Welt war, das einen Dreissigjährigen Krieg für die Glaubensfreiheit ausfocht, damit jeder nach seiner Facon selig werden konnte, so wird auch Deutschland das einzige Land sein, das die soziale Frage lösen wird, was den mit der kapitalistischen Korruption durch und durch verseuchten Demokratien des Westens versagt ist. . . .
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Und Amerika?
Vieles wäre auch dort anders gekommen, hätten die Deutschen sich an seiner Entdeckung und Erschliessung führender beteiligt. Sagt doch selbst der Stockengländer H. G. Wells, der im Weltkrieg als britischer Propagandist so viele Lügen über Deutschland verbreitete, in seinem Werke “Der Umriss der Geschichte”:
“Sowohl in Amerika als auch im Osten hatten Spanien und Portugal ein halbes Jahrhundert Vorsprung vor England und Frankreich und Holland. Und Deutschland startete niemals. Der König von Spanien war in jenen kritischen Tagen Kaiser von Deutschland, und der Papst hatte Spanien das Monopol auf Amerika gegeben. Dadurch wurden sowohl Deutschland als auch Holland zunächst abgehalten, sich an den amerikanischen Abenteuern zu beteiligen. Die Hansastädte waren quasi-unabhängig; doch hatten sie keinen Monarchen hinter sich, um sie zu schirmen; auch waren sie unter sich nicht einig genug für ein Unternehmen von der Grösse einer ozeanischen Expedition. Es war Deutschlands Unglück, und vielleicht das der Welt, dass, wie wir nachfolgend zeigen werden, ein Kriegssturm seine Kräfte erschöpfte, während die westlichen Mächte in die neueröffnete Schule des Handels und der Verwaltung auf die hohe See gingen.”
Die Hansa verpasste die grosse Gelegenheit; befangen in kleinlichem Krämergeiste, in eifersüchtigen Sonderbestrebungen und im engherzigen Festhalten an überlieferten Handelsgebräuchen, konnte sie in den weltumwälzenden Zeiten der Entdeckungen nicht über die Grenzen der Ost- und der Nordsee—der deutschen Meere—sehen. Was einem Kolumbus, einem Vasco da Gama und einem Ferdinand Magellan möglich war, das hätte die Hansa tun müssen, wäre sie im Stande gewesen, ihre Zeit richtig zu erfassen und zu verstehen. Das Zeug dazu, die Kenntnisse, den seemännischen Wagemut und die Schiffe — die hanseatischen Koggen und späteren Orloggschiffe waren den spanischen Karavellen weit .überlegen — hatten die Nachkommen der Wikinger. Aber die Erhaltung des Besitzes, der durch die neue Orientierung schliesslich doch verloren ging, war ihr wichtiger als neue Unternehmungen, deren Verdienstmöglichkeiten zunächst zweifelhaft waren. Das war der Hansa Verderb und Deutschlands Verhängnis .. . auch die mächtige und so geschickt aufgebaute Hansa war den Anforderungen einer Welthandelspolitik nicht gewachsen, trotzdem es damals noch keine Wilhelmstrasse und keine Geheimräte gab, auf die man alle Schuld abwälzen konnte . . . auch die Kaufleute und die Wasserkant haben einen begrenzten Horizont, vielleicht noch begrenzter als die zünftigen Diplomaten . . . hätte die Hansa Amerika entdeckt, erforscht und erschlossen, die Weltentwicklung wäre unter deutscher Führung in ganz andere, der Menschheit viel segensreichere Bahnen gelenkt worden … sie wäre fortschrittlicher als die durch die Lateiner gewesen und hätte sicherlich keinen Seeraub und Sklavenhandel betrieben, wie die “frommen” Engländer, die im Zeichen der Bibel die Völker unterdrückten und ausraubten … auch das hat nicht sollen sein . . .
Noch einmal klopfte das Schicksal an die Tür des Hansakontors; Kaiser Ferdinand II. wollte sich im dreissigjährigen Kriege die Bundesgenossenschaft der noch mächtigen Organisation sichern. Auf dem Hansetage zu Lübeck im Jahre 1627 erbot sich Spanien, das Monopol seines ganzen Kolonialhandels mit den Hansastädten zu teilen. Die Hansa aber wollte die Glaubensgenossen nicht verraten, auch misstraute sie den “Geschenken” der Habsburger; vielleicht dachte sie an das Schicksal der Versprechungen, die von Karl V. den Welser gemacht worden waren . . .
Eines aber hat die Hansa doch hinterlassen; eines, das schwerer wiegt, als alle Schimpfnamen wie Boche, Barbaren und Hunnen . . . und das ist ein bleibend Denkmal für die Ehrlichkeit der deutschen Kaufleute. Die Hanseleute wurden in England, da sie vom Osten kamen, Oesterlinge genannt; weil nun im Handel ihr Pfund stets vollgewichtig und echt war, so wurde es als das Pfund der Oesterlinge gekennzeichnet, in der Abkürzung also das Pfund Sterling. Der Ruf dieses Pfundes verbreitete sich über die ganze Welt, und darum gilt Sterling heute für alles was echt und bewährt, vollwertig und vollgewichtig ist. Das ist die Erbschaft der deutschen Hansa, was bedeuten dagegen Boche, Barbaren und Hunnen . . . ?
Der unglückliche Westfälische Friede besiegelte auch das Schicksal der Hansa. Die Geschichte dieses einst so mächtigen Städtebundes lehrt uns des weiteren, dass schon zu der Zeit England alles in seinen Kräften stehende tat, um die deutsche Seegeltung zu verhindern. Die Verträge der Engländer mit dem deutschen Stahlhof (Stapelhof) in London waren auch damals nur — ein Fetzen Papier . . . Die Suche nach dem Goldlande — El dorado . . . Noch heute steht in Stein gemeisselt an einem Patrizierhause in Augsburg die Inschrift:
“Hier war ehedem die Wechselbank der Familie Welser, der ersten Deutschen, die Schiffe nach Indien sandten. Bartholomäus Welser besass Venezuela, das man der Welser Land nannte.”
Und der kaiserliche Rat und Syndikus der Stadt Augsburg, Konrad Peutinger, verzeichnete mit Stolz im Jahre 1509:
“Es ist ein grosses Glück für uns Augsburger, dass wir die ersten Deutschen waren, welche Indien gesehen haben.”
Die Welser waren die deutschen Führer nach der Neuen Welt und die Fugger die Pioniere nach Ostindien. Es hat nicht sollen sein . . .
“Diese wenigen Worte der Inschrift lassen nicht ahnen, welche grossen Mittel ein deutscher Kaufmann in Bewegung setzte, um deutschem Fleiss und Kapital, deutscher Bildung und Unternehmungslust einen Anteil an den Wunderländern der Neuen Welt zu sichern; welche heldenmütigen Anstrengungen nötig waren, um das vom Kaiser überlassene Gebiet zu gewinnen; welches tragische Geschick durch das falsche Spiel heimlicher und offener Gegner das wahrhaft nationale Unternehmen scheitern liess und welchen unberechenbaren, uneinbringlichen Schaden Deutschland erlitt, als die aussichtsreichen Anfänge einer vaterländischen Kolonialpolitik zn Grunde gingen.”
So schrieb Victor Hantzsch unter dem Titel “Deutsche Reisende des sechzehnten Jahrhunderts” (Leipziger Studien aus dem Gebiete der Geschichte, Leipzig 1895).
Schon im Jahre 1505 bildeten die Welser, Fugger und Hochstetter eine Gesellschaft, um die kostbaren Gewürze, die sie bisher über Venedig erlangt hatten, auf den neuentdeckten Seewegen zu beziehen. Später gesellten sich noch die Hirschvogel und Imhof dazu. Die Fugger erhielten von Portugal die Erlaubnis, sich an einer Fahrt nach Ostindien zu beteiligen; ihr Vertreter Lukas Rem in Lissabon bemannte drei stattliche Schiffe, “St. Raffael,” “Lionarda” und “St. Jeronimo,” welche die Armada des ersten portugiesischen Vize-Königs von Ostindien, Francesco dlAlmeida, aus dem Geschlechte der Grafen von Abrantes, nach Kalikut begleiteten. Almeida machte den arabischen und persischen Meerbusen zu portugiesischen Gewässern und schloss die Konkurrenz aus. Zwei Deutsche, die mitfuhren, Hans Mayr und Balthaser Sprengel, lieferten Berichte. Das Unternehmen, das vom 25. März 1505 bis zum 22. März 1506 dauerte, war sehr gewinnreich, trotz der Prozesse, die die portugiesische Regierung anstrengte. Bei der Fahrt im nächsten Jahre im Gefolge der Flotte von Tristam da Cunha gingen zwei Schiffe zu Grunde, die Ladung aber wurde gerettet und die Unternehmer erübrigten einen schönen Lohn. Sie hatten jedoch so viele Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten mit der portugiesischen Regierung, die neidisch auf den tatkräftigen deutschen Mitbewerb war, dass ihnen die Sache verleidet wurde und sie keine Schiffe mehr ausrüsteten. Unterstützung fanden sie keine bei Kaiser und Reich; es war Deutschlands Verhängnis, dass in dieser kritischen Zeit Habsburger, die stets ihre Hausinteressen über die des Reiches stellten, seine Kaiser waren. Kaiser Karl V. war spanischer als die Spanier. Zur Entschädigung erhielten die Fugger gewisse Vorrechte auf den Molukken; nachdem aber Karl seinen Anteil an dieser Inselgruppe Portugal verkauft hatte, verloren die Fugger auch ihre Rechte. Sie kamen alsdann um Entdecker- und Niederlassungsrechte für unbekannte Länder zwischen den Molukken uud Peru ein; der spanische Rat für Indien war willens, ihnen diese zu gewähren, doch weigerte Kaiser Karl die Unterzeichnung des Vertrages. Damit endeten die ostindischen Unternehmungen der Fugger; Deutschland war vom Wettbewerb im fernen Osten ausgeschaltet durch einen—deutschen Kaiser . . . einen Habsburger!
Noch schlimmer erging es den Welser in der neuen Welt. Kaiser Karl war meistens in finanziellen Nöten; die reichen Welser hatten ihm oft ausgeholfen. Als er für seine Hochzeit mit Isabella von Portugal wieder Geld brauchte, um dieses Ereignis mit grossem kaiserlichen Pomp zu feiern, da mussten die Welser tief in die Tasche greifen. Dafür verpfändete er ihnen Venezuela und das Hinterland. Ambrosius Ehinger, der Faktor der Welser in San Domingo, und seine Brüder Heinrich und Georg, sowie Hieronymus Sailer hatten bereits im Jahre 1528 drei Schiffe nach Venezuela gesandt, doch kam die Expedition enttäuscht und erfolglos zurück. Nicht besser erging es den späteren Unternehmungen der Welser, die unter Leitung der Feldhauptleute Ambrosius Dalfinger, Nikolaus Federmann, Georg Holierirmth und Georg von Speier standen. Hinterlist der Spanier und Kämpfe mit den Indianern rieben Mannschaften und Führer auf. Dort im Innern sollte das so heiss gesuchte Goldland — Eldorado — liegen, wo angeblich Gold so gemein war wie anderswo die Kieselsteine . . . Man kann sich denken, dass die habgierigen Spanier den Deutschen diesen vermutlichen Nibelungenschatz nicht gönnten; schon damals wurde mit derselben vergifteten Propaganda der Verleumdung, Beschmutzung und Lüge gekämpft, wie wir sie im Weltkriege so sattsam erlebt haben. Fray Bartolome de Las Casas, Bischof von Chiapas in Mexiko, verfasste im Jahre 1535 eine Denkschrift an Kaiser Karl, worin er die Greueltaten der Welser in den schwärzesten Farben malte. “Seht doch die Eile,” rief er im Brustton moralischer Entrüstung aus, “welche die Deutschen hatten, als ihnen dies Land gegeben und dies Volk anvertraut wurde. Werden sie nicht alles tun. das Land auszusaugen, das Volk auszurotten, um Ersatz für das zu empfangen, was sie jetzt als Kosten bezahlen? In den vier Jahren, die angeblich dieser Vertrag noch dauern soll, können sie einen Lohn verdienen, mit dem ganz Deutschland sich kaufen Hesse.”
Da diese hinterlistige Verdächtigung, für die auch nicht die geringste Begründung vorlag, ihre Wirkung verfehlte, lästerte der Bischof später in seinem Werke über die Vernichtung der spanischen Indianer die Deutschen in einer Weise, die sich so liest, als ob sie von dem giftigsten Schreibknecht des Lord Northcliffe für die englische Propaganda verfasst worden wäre. So kam es, dass Dalfinger als roher Landsknecht, Federmann als gewissenloser Abenteurer und Hohermuth als blutdürstiger Landverwüster verschrieen wurden … es ist alles schon dagewesen . . . die Geschichte aber meldet, dass es Bischof las Casas war, der die — Negersklaverei begünstigte. . .
Nachdem die letzten Führer der Welser, der liebenswürdige Philipp von Hutten, ein Bruder des Fürstbischofs von Eichstädt, Moritz von Hutten, und ein junger Sprosse der Weiserfamilie, Bartholomäus, durch die Falschheit des Spaniers Juan Oaravajal in einen Hinterhalt gelockt und ermordet worden waren, da gaben sie entmutigt alle weiteren Versuche auf, in der Neuen Welt Fuss zu fassen. Sie waren zu stolz und vornehm, um fortgesetzt ihren guten Ruf der Beschimpfung und Verdächtigung auszusetzen. Der Amerikanist Winsor sagt in seiner Narrative and Critical Ilistory of America, dass die Indianer die Deutschen durch verlockende Vorspiegelungen über das ersehnte Goldland immer tiefer in das Land lockten, um sie dann fern von ihren Stützpunkten um so leichter und sicherer abschlachten zu können; daher sei der Name des Stammes Omagua der Tupi-Guarani Indianer gleichbedeutend geworden mit Anlocken durch gleisnerische Goldschilderungen ins Verderben. Auch das Amerikagold hatte seinen verderblichen Fluch wie das — Rheingold…
Die Welser hatten sich durch ihren Faktor verpflichtet, fünfzig geschulte deutsche Bergleute nach San Domingo zu bringen, um dort die systematische Ausbeutung der Gold- und Silberbergwerke in die Wege zu leiten. Es gelang ihnen auch, 37 Bergleute aus dem sächsischen Erzgebirge zu veranlassen, in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen. Viele starben am Fieber, der Rest kehrte in die Heimat zurück; es waren die ersten Amerikamüden . . . wieviele Millionen braver, feuriger, wagemutiger und unternehmungslustiger Deutscher haben seitdem ähnliche traurige Enttäuschungen erlebt…
Amerika war für Deutschland als Kolonialland verloren; die Deutschen konnten dort nur noch — Kulturdünger werden . . . und doch, wie wäre vieles anders gekommen, hätte Deutschland nicht die Last der Habsburger zu tragen gehabt…
Aber auch für die anderen Länder war die Neue Welt kein dauerndes Dorado. Spanier und Portugiesen haben alle ihre Kolonien verloren. Frankreich und Holland nennen nur noch kleine Stücke des roten Pfefferlandes ihr eigen; und Englands Besitz wird immer unabhängiger vom Mutterland — Amerika für die Amerikaner . . . !
Ausgeschlossen von der weltlichen Herrschaft der Erde hat Deutschland die Erdkunde erobert; anknüpfend an den Alexandriner Claudius Ptolemäos bauten deutsche (Mehrte die Geographie und die Kartographie auf. Am Oberrhein, im deutschen Eisass und im Schwabenlande, entstanden diese Wissenschaften, die am Niederrhein durch die Atlanten Gerhard Kremers und Abraham Oertels ihre festgefügte Grundlage finden sollten.
Das deutsche Genie wird immer siegen . . .
Die deutsche Zukunft liegt im deutschen Geiste; nicht durch die äusserste Ausbeutung der menschlichen körperlichen Arbeitskraft, sondern durch angestrengte Geistesarbeit wird Deutschland sich den ihm gebührenden Platz an der Sonne sichern . . . warum braucht es ein Indien, wenn es den Indigo billiger und besser künstlich herstellen kann als die Natur es vermag? Das war es ja gerade vor dem Weltkrieg, das instinktiv die Furcht der Völker erregte: dass Deutschland die Chemie zur Alchemie machte; dass es in den Retorten seiner Laboratorien Goldwerte erzeugte; und dass es die theoretische Wissenschaft mit der praktischen Produktion verschmolzen hatte …
Mag man auch der Kraft des deutschen Adlers die Flügel stutzen und die Fänge stumpfen; dem Schwung des deutschen Genius kann man aber nicht dauernd Fesseln anlegen . . . die Zeit wird kommen, da deutscher Geist Himmel und Erde, Luft und Wasser beherrschen wird — zum Segen der Welt…
Dem Deutschen Volke gehört die Zukunft!