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Die Baumseele

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Textübersetzung aus dem Kunstmuseum Hamburg

Strafe für Baumschäler:

„Item es soll niemand Bäume in der Mark schälen, wer das täte, dem soll man sein Nabel aus seinem Bauch schneiden und ihn mit demselben an den Baum negeln und denselben Baumschäler um den Baum führen, so lang bis sein Gedärm alle aus dem Bauch auf den Baum gewunden seien. (Oberurseler Weistum.)

Der Baumkultus der Germanen und Ihrer Nachbarstämme

Mythologische Untersuchungen

Kapitel I.

Kapitelgliederung:
§ 1. Gleichsetzung des Menschen und der Pflanze
§ 2. Mensch und Baum
§ 3. Anthropogonischer Mythus von Askr und Embla
§ 4. Der Baum als Person behandelt
§ 5. Die Holundermutter, die Eschenfrau und ihre Sippe
§ 6. Niederlitauische Waldgeister
§ 7. Baum, Menschenleib und Krankheitsdämonen
§ 8. Strafe für Baumschäler
§ 9. Miteinanderwuchs des Baumes und des Menschenleibes
§ 10. Verletzte Bäume bluten
§ 11. Freibäume
§ 12. Baum zeitweilige Hülle einer abgeschiedenen Seele
§ 13. Baum Aufenthalt des Hausgeistes
§ 14. Baum Schutzgeist oder Sitz des Schutzgeistes
§ 14a. Baum = Lebensbaum
§ 14b. Fortreisende verknüpfen ihr Leben mit einem Baume
§ 14c. Schicksals- und Geburtsbaum von Einzelnen und Familien
§ 14d. Várdträd
§ 15. Weltbaum Yggdrasill
§ 16. Erläuternde Begegnisse ans dem täglichen Leben
§ 17. Boträ
§ 18. Chronologische Zeugnisse

§ 1. Gleichsetzung des Menschen und der Pflanze. Verschiedene Formen dieses Glaubens.

Wir wenden uns zunächst der Betrachtung einer Reihe germanischer, lettoslavischer und keltisch-romanischer Anschauungen und Bräuche zu, welche uns darüber belehren, wie und in welcher Weise der Gedanke, daß die Pflanze beseelt sei, in Bezug auf die Bäume weiter und in mannigfachen Formen bis zu so völliger Gleichstellung mit den Menschen hinausgesponnen und entwickelt wurde, daß die einen so zu sagen als vollendete Doppelgänger der andern auftreten. Schon im antkropogoniscken Mythus nehmen wir eine Art solcher Gleichsetzung wahr; eine andere äußert sich in der Behandlung des Baumes als persönliches Wesen. Die Identifizierung erstreckt sich zuweilen sogar auf eine imaginäre Verschmelzung der Körperlichkeit von Mensch (oder Tier) und Pflanze und führt zu der Annahme, daß der Baum der Körper einer durch den Tod dem Menschenleibe entrückten Seele, der Wohnsitz mehrerer Elfen oder eines Schutzgeistes sei, der wiederum kaum von einem alter ego des Menschen zu unterscheiden sein möchte. Zuweilen führt die Baumseele oder der Banmgenius auch schon ein Leben außer dem Baumleibe in Sturm und Unwetter, in Wald und Feld. Da wir die in diesen Ueberlieferungen sehr scharf und deutlich zu Tage tretenden Verhältnisse später einmal vorzugsweise zum Verständniß von Korngeistem vergleichend zu nutzen gedenken, gestatten wir uns hier bereits gelegentlich von selbst aufstoßende Uebereinstinmmngen der Baumsage mit dem an das Getreide geknüpften Volksglauben voraunerken. Und auch das möge den Leser nicht stören, wenn er (da sich ein anderer Platz dazu nicht eignete) in die Darlegung des Baumglaubens nordenropäischer Stämme nicht ganz selten auch einzelne Analogien aus fernen Ländern und Weltteilen eingeflochten findet.

Es geschähe gegen unseren Willen, wenn durch Schuld dieser Einschaltungen das Bild des nordischen Baumkultus sich in einen verschwimmenden Allerweltsnebel auflösen würde. Wir stimmen vollkommen den goldenen Worten Th. Monunsens zu (Röm. Chronologie):

„das über die Kluft der Nationen hinweggerichtete Auge erfaßt nur allzuleicht der Schwindel und man vergißt den wahren und hauptsächlichsten Grundsatz aller historischen Kritik, daß die einzelne historische Erscheinung zunächst im Kreise der Nation, der sie angehört, geprüft und erklärt werden soll und erst das Resultat dieser Forschung als Grundlage der internationalen dienen darf.“

Insofern es sich aber hei unseren Zusammenstellungen zunächst noch nicht um die Darlegung irgend welcher historischen Verwandtschaft, sondern um die Beschreibung von Typen handelt, so bedienen wir uns desselben Vorteils, den etwa der Botaniker genießt, wenn er die Coniferen Europas und Amerikas miteinander vergleichen kann. Die Beobachtung gewisser gleicher Eigenschaften bei beiden macht klar, daß dieselben zum Wesen der Gattung gehören. Gleichartigkeit der Vorstellungen über den nämlichen Gegenstand in zwei verschiedenen Zonen läßt zumeist auf eine gewisse psychologische Notwendigkeit derselben schließen und die eine erläutert die andere. Nur als ein solches die Natur und den Sinn der nordeuropäischen Traditionen durch Analogie erläuterndes Material wünscht der Verfasser Einschiebsel aus der Fremde beachtet zu sehen.

§ 2. Mensch und Baum.

Gleichniss im Háramál. Die germanische Welt hat die Gleichung Mensch und Pflanze zur mannigfachsten Entfaltung gebracht. Auch abgesehen von jeder mythischen Verkörperung war dieselbe in unserer Poesie von alters her lebendig. Wie neuerdings Schüler den von seinen Anhängern verlassenen Waüenstein einen entlaubten Stamm nennt, hatte z. B. schon ein altnorwegischer Gnomendichter, dessen Sinnspruch man später dem Odhinn in den Mund legte, gesagt:

der Baum, der einsam im Dorfe steht, stirbt ab und nicht Laub noch Rinde halten ihn fürder wann; so ist der Mann, den niemand liebt, was soll er länger leben?

§ 3. Anthropogonischer Mythus von Askr und Embla.

Jahrhunderte bevor dieses Stückchen Volksweisheit sein poetisches Gewand erhielt, mag der bekannte anthvopogoniscke Mythus von Askr und Embla entstanden sein. Derselbe ist jedoch — ich folgere dies aus psychologischen Gründen — unmöglich in der uns vorliegenden Form zuerst entsprungen, sondern wir besitzen ihn in einer Gestalt, welche erst das Ergebniß mehrfacher Umwandlungen im Munde der Dichter gewesen zu sein scheint. Wie die Urform lautete, werden wir verstehen, wenn wir die noch einfachere Gestalt entsprechender Sagen bei anderen Völkern in Vergleich ziehen.

Bekanntlich läßt eine der eranischen Schöpfungssagen, aus denen die Cosmogonie des Bundehesch zusammengesetzt ist, das erste Menschenpaar Maschia und Maschiána in Gestalt einer Reivaspflanze (rheum ribes) aus der Erde emporwachsen. Sie machten ursprünglich ein uugetrenntes Ganze aus und trieben Blätter; in der Mitte bildeten sie einen Stamm, oben aber umarmten sie sich dergestalt, daß die Hände (Zweige, Aeste) des einen sich um die Ohren des andern schlangen. Erst später wurden sie von einander getrennt. In diesen Körper goß Ahuramazda die zuvor bereitete Seele und sie wurden zur Menschengestalt, indem jener Glanz geistiger Weise zum Durchbruch kam, der die Seele kundgiebt. Diese weder dem Avesta, noch den alten von Firdosi benutzten Quellen bekannte Anthropogonie -macht gleichwol auf hohes Altertum Anspruch, insofern sie noch ziemlich unverändert jene früheste Anschauungsstufe vor Augen stellt, wonach Mensch und Pflanze gleiches Wesens waren, und unmittelbar in einander übergingen. Eine ganz ähnliche Vorstellung begegnet bei den den Eraniern allem Anscheine nach nahverwandten Phrygem im Stromgebiete des Sangarios. Ihnen galten die Korybanten als die ersten Menschen; die Sonne beschien sie zuerst, als sie baumartig emporsproßten. Wir wissen nicht, wie sich der Rationalismus einer späteren Zeit den in der Mythe ausgesprochenen Uebergang des Baumes in die Menschengestalt in diesem Falle zurechtlegte. Nach den Sioux, die gleich den Karaiben nnd Antillenindianern ebenfalls die Stammeltern im Anfänge als zwei Bäume entstehen ließen, standen diese viele Menschenalter hindurch mit den Füßen im Boden haftend, bis eine große Schlange sie an den Wurzeln benagte, worauf sie als Menschen Weggehen konnten. Biesen Beispielen entsprechend wird auch der germanische Mythus die Urahnen anfänglich nicht aus todten Hölzern, sondern aus lebendigen aus der Erde aufsprießenden Bäumen (einem mit einem männlichen Namen und einem mit weiblicher Benennung) haben liervorgeheu lassen; später hat er dann zur Motivierung der freien Beweglichkeit des Menschen eine Umänderung dahin erfahren, daß drei kräftige und liebreiche Götter am Strande zwei über Meer von den Wellen ans Land getriebene Bäume (Askr und Elmja (?), Esche und Ulme (?) fanden und den noch Schicksalslosen Geist, Sprache, Blut und blühende Farbe eiuflößten. Die belebten Bäume Askr und Elmja (? fern, zu almr Ulmbaum) waren die Stammeltern aller Menschen. Uns ist diese Erzählung nur in einer zweiten Umformung bewahrt, in welcher der schwer über die Zunge gleitende Name der Stammmutter durch Metathesis mimdrecht gemacht und so in den geläufigeren Embla (aus Emla = amlja die arbeitsame) verändert ist. Auf den von uns für die Grundform dieser Schöpfungssage vorausgesetzten primitiven Standpunkt d. h. bis nahezu an die Schwelle wirklichen Glaubens an die Identität von Mensch und Pflanze würden uns gewisse der Skaldenpoesie geläufige Metaphern zurückweisen, falls nicht deren unmittelbarer Zusammenhang mit dev Naturpoesie sehr zweifelhaft wäre.

§ 4. Der Baum als Person behandelt.

Beruht der anthropogonische Mythus der Nordgermanen auf der Anschauung

„der Mensch ist wie ein Baum“,

so haftet der umgekehrte Vergleich

„der Baum ist wie ein Mensch“

nicht minder tief in dem Volksglauben sowol der skandinavischen als der deutschen Stämme, denen sich slavische und finnische Nachbarn anschließen. Schon auf den untersten Stufen zeigt sich diese Vorstellung in verschiedenen Formen, fast überall jedoch — wo sie auftritt — hat sie den Standpunkt der reinen Identität bereits verlassen und als Beimischung die Annahme eines dem Menschen zwar ähnlichen, aber geheimnisvollen und übernatürlichen Wesens erhalten. Am nächsten kommt es jenem ursprünglichen Standpunkt, daß der Mensch den Baum selbst ganz als eine ihm gleich stehende oder übergeordnete, mit individuell bestimmten Character, mit menschlichem Ethos begabte Persönlichkeit behandelt und anredet.

Man kündigt in Westfalen den Bäumen den Tod des Hausherrn an, indem man sie schüttelt und spricht: „der Wirt ist todt“. Die mährische Bäuerin streichelt den Obstbaum mit den von Bereitung des Weihnachtsteiges klebrigen Händen und sagt: „Bäumchen bringe viele Früchte“. Man springt und tanzt in der Sylvesternacht um die Obstbänme und ruft:

Freue ju Böme
Nüjár is kömen!
Dit Jar ne Käre vull,
Up et Jär en Wagen vull!

Zwischen Eslöf und Sallerup in Haragers Härad in Schweden befand sich noch 1624 ein Hain, den eine Riesenjungfrau gesät haben sollte; darin gab es eine Eiche, die Gyldeeiche, worin in alten Tagen viel Spukerei gespürt war. Wer irgend vorbeiging, grüßte den Baum mit Ehrerbietung

„Guten Morgen Gylde!“ ..Guten Abend Gylde!“

Allem Anscheine nach auf einstigem Gebrauche ruht, was der Tiroler vom Holunder sagt:

„der Holer ist ein so edler Baum, daß man vor ihm den Hut abnehmen soll.“

Die Holzarbeiter in der Oberpfalz reden von den Waldbäumen wie von Personen; zieht der Wind durch die Baumkrone, so

„neigt sie sich und beginnt zu sprechen“;

die Bäume „verstehen sich“. Der Baum „singt“, wenn die Luft durch seinen Wipfel streicht; nur ungern „läßt er sein Leben“; unter dem Axtschlag „seufzt“, zu Boden fallend „stöhnt“ er. Ein Förster stritt mit dem Herrn des Waldes, welche von den zwei schönen Buchen vor ihnen gefällt werdon solle. Da beugten sich beide Bäume seufzend hin und wieder. „Wer hat geseufzt?“ rief der Herr. Es war aber niemand da, der Antwort gab. Furcht trieb sie von dannen und die herrlichen Bäume blieben verschont. Noch jetzt bitten die Holzfäller den schönen gesunden Baum um Verzeihung, ehe sie ihm „das Lehen abtun“.

§ 5. Die Holundermutter, die Eschenfrau und ihre Sippe.

Trogill Arnkiel, ein geborner Nordschleswiger und Pastor zu Apenrade erzählt 1703, daß in seiner Jugendzeit (wie er öfters gehört und gesehen) niemand es wagte, frischweg einen Elhornbaum (Holunder) zu unterhauen, sondern wo sie denselben unterhauen (d. i. die Aeste stutzen) mußten, so pflegten sie vorher mit gebeugten Knien, entblößtem Haupte und gefalteten Händen dies Gebet zu tun:

„Frau Elhorn gib mir was von deinem Holtze, denn will ich dir von meinem auch was geben, wenn es wächst im Walde.“

Die Wahrheit dieser Erzählung erhärtet eine Aufzeichnung aus Dänemark v. J. 1722:

„Paganismo ortum debet superstitio, sambueum non esse excindendum, nisi prius rogata permissione his verbis: mater sambuci, mater sambuci permitte mihi tnam caedere silvam.“ 1

Der dänische Name des angerufenen Wesens lautet Hyldemoer, es wird auch sonst erwähnt, daß man dreimal hinter einander eine der Arnkielschen fast wörtlich entsprechende Formel anssprechen müsse, ehe man etwas vom Holunderbaum breche.1 In Schonen spricht man ebenso von der Hyllefroa (Holunderfrau), in Ljunitshärad ebendaselbst von der Askafroa (Eschenfrau). Am Aschermittwochsmorgen [askons dags morgon, diese Zeit ist nur wegen des zufälligen Gleichklangs mit ask Esche gewählt] opferten die Alten der Askafroa, indem sie vor Sonnenaufgang (denn dann sind die Geister rege) Wasser über die Wurzeln des Baumes ausgossen mit den Worten: nu offrar jag, sá gör du oss ingen skada. Nun opfere ich, tue, uns keinen Schaden! Wer einen Holunderbamn beschädigte oder verunreinigte, bekam eine Krankbeit, Hylleskál genannt, dagegen bötete man, indem man Milch über die Wurzeln des Baumes ausgoß,2 d. h. durch ehrerbietige Speisung des im Baume verkörperten Nuunens den begangenen Fehler wieder gut machte. Den Dänen ist auch eine Ellefra (Ellerfrau) bekannt, die im Erlenbaum (elle) lebt.4 In der Smáländischen Landschaft Värend heißt das der Holunderfrau und Eschenfrau entsprechende Wesen in gewissen Laubbäumen Löfvika.5 In der Mehrzahl dieser Beispiele erscheint der mit religiöser Scheu geehrte Dämon auch als der mit Denkkraft und Sinnen ausgerüstete Baum selbst; nicht anders verschieden steht der Baumgeist dem Holze gegenüber, als der menschliche Geist dem menschlichen Körper. Auch da noch bilden Baum und Baumgeist eine geschlossene Einheit, wo von dem Holunderbaum auf einem dänischen Pachthofe erzählt wird, der oft in der Dämmerung spazieren gehe und durch das Fenster gucke, wenn die Kinder allein im Zimmer sind.1 Diese Erzählung ist der einfache Widerschein der tiefen Furcht, welchen abergläubig erzogene Kinder vor jenem Baume als einem gespenstigen Wesen hegten.

§ 6. Niederlitauische Waldgeister.

Der Glaube, daß der von seinem Geiste erfüllte Baum schaden könne (s. n. die Askafroa) kehrt auch sonst wieder. Zwischen 1563 —1570 bemühte sich der Revisor von Niederlitauen, Jaeub Laszkowski, die noch stark in heidnischen Anschauungen befangenen Zemaiten von ihrem Aberglauben abzubringen.

§ 7. Baum, Menschenleib und Krankheitsdämonen.

Ein merkwürdiger französischer Brauch aus der Nähe der Pyrenäen schließt uns das Verständniß dieses litauischen Glaubens auf.

So weit de Nore’s Mitteilung. Der Askafroa, den niederlitauischen Baumdämonen. dem Monsieur le yéble wurde die Macht zugeschrieben, Menschen und Tieren zu schaden. Dies geschah — wie der französische Bericht in Verbindung mit dein litauischen lehrt — dem Volksglauben nach vermittelst der Insekten von mancherlei Gestalt und Farbe, welche in und unter der Rinde, Stamm und Wurzeln der Bäume uud Kräuter ihren Aufenthalt haben. Man warf dieses Gewürm nämlich mit den bösen Geistern in Wurmgestalt zusammen, welche nach einer uralten schon bei den Indern in dem Atharvaveda und in den Grihyasutras ganz ähnlich wie unter den Germanen entwickelten Vorstellung sich als Schmetterlinge, Raupen, Ringelwürmer, Kröten u. s. w. in den menschlichen oder tierischen Körper einschleichenn und dann als Parasiten verweilend die verschiedensten Krankheiten (z. B. Schwindsucht, Kopfweh. Magenkrampf, Zahnweh, besonders nagende, bohrende und stechende Schmerzen u. s. w.) hervorbringen sollten.1


Der Glaube an dieses Gewürm beruht auf einem ganz einfachen psychologischen Vorgänge und erzeugt sich häufig auch jetzt noch in den Fieberphantasien sonst ganz gebildeter Kranker auf Momente wieder. Aus dem wilden Walde, meinte man, kämen diese Geister, welche häufig Elbe genannt werden,1 zu Menschen und Vieh.2 Der Baum, dessen Rinde sie beherberge, entsende sie entweder aus Lust am Schaden, oder um sie loszuwerden, weil sie in seinem eigenen Leibe, nie in den Eingeweiden des Menschen verzehrend wüteten.

Wie der Baum oder Baumgeist das krankheitserzeugende geisterhafte Ungeziefer (Elben u. s. w.)2 schickt, kann er es wieder zurücknehmen. Deshalb umwandelt man bei Zahnschmerzen einen Birnbaum rechts und umfaßt ihn mit den Worten:

Birnbaum, ich klage dir,
Drei Würmer, die stechen mir,
Der eine ist grau,
Der andere ist blau,
Der dritte ist rot,
Ich wollte wünschen, sie wären alle drei todt.

Diese Zeremonie nennt man den Baum „anklagen“.1 Auch andere Pflanzen, als Bäume, stehen im Verdacht, durch ihren Willen die Würmer im tierischen Organismus festznhalten. So schreibt z. B. der böhmische Aberglaube vor, auf dem Felde eine Distel zu suchen, einen Stein und eine Ackerkrume darauf zu legen und zu sagen:

Distelchen, Distelchen
Ich lass‘ nicht eher dein Köpfchen los,
So lang du nicht frei läßt die Würmer der Kuh (des Pferdes u. dgl.). 2

Die einmal vorhandene Vorstellung von dem Verweilen der Krankheitsgeister im Baume haftete so sehr1, daß man sie auch da beibehielt, wo diese Dämonen nicht in Wurmgestalt, sondern in anderer Tier- oder Menschengestalt gedacht wurden. Auch da ist es häufig der Baum, der durch ihre Entsendung Epidemien hervorruft, durch ihre Zurückberufung die Gesundheit wiederherstellt. Lehrreich in dieser Beziehung ist ein Lied, welches bei einer Seuche die russischen Weiber singen, indem sie mit einem Pflug um das Dorf die die bösen Geister abwehrende Furche ziehen:

Vom Ocean, von der tiefen See
Sind zwölf Mädchen gekommen;
Sie nahmen ihren Weg — kein kleiner war’s —
Zu den steilen Höh’n, zu den Bergen empor,
Zu den drei alten Holunderbäumen.

Diese zwölf Mädchen, die in vielen gegen sie gerichteten Beschwörungsformeln „die bösen Schütteler“, oder „Töchter des Herodes“ oder einzeln mit den Namen besonderer Krankheiten genannt werden, mithin Personificationen der Krankheitsursachen sind,1 werden nun redend eingefiihrt:

Macht fertig die weißen Eichentische,
Schärfet die Messer von Stahl,
Macht heiß die siedenden Kessel,
Spaltet, durchbohrt bis zum Tode
Jedes Leben unter dem Himmel.

Die Holunder geben ihre Zustimmung zn dem Wunsche der zwölf Schwestern; alle lebenden Wesen sind dem Tode geweiht.

In diesen siedenden Kesseln
Brennt mit unauslöschlichem Feuer
Jedes Leben unter dem Himmel.

Doch die drei Holunder erfaßt mitleidige Rührung:

Rund um die siedenden Kessel
Steheu die alten Holunder.
Die alten Holunder singen,
Sie singen von Leben, sie singen von Tod,
Sie singen vom ganzen Menschengeschlecht.
Die alten Holunder verleihen
Der ganzen Welt langes Leben;
Doch dem andern, dem Übeln Tode,
Bestimmen die alten Holunder
Eine weite und große Reise.
Die alten Holunder versprechen
Ein beständiges Lehen
Dem ganzen Geschlechte der Menschen.2

Rief der Baumgeist die Krankheit verursachenden Elben nicht freiwillig zurück, so bediente man sich zauberischer Worte und symbolischer Handlungen, der unter uns sogenannten sympathetischen Kuren, welche darauf hinausgingen, die schädlichen Geister unter einen Stein, in die Wüstenei zu verweisen, einem Vogel zum Mitnehmen zu empfehlen, oder sonst zu verbannen, vorzüglich aber sie auf einen Baum oder ein Kraut zu 1 2

übertragen, da sie ja zu solchen gehören, von solchen ansgingen;1 oder wo diese letztere Vorstellung nicht mehr obwaltete, bewog die in der Menschheit ewig rege Selbstsucht die Schmerzen des eigenen Leibes auf einen fremden (den des Pflanzendämons) abzuleiten. Eine von Räucherung geweihter Kräuter und Rosenblätter begleitete Beschwörung in Böhmen lautet:

Ich verwünsche euch Gliederweh,
Brandweh, Beinweh
In den tiefen Wald,
In die hohe Eiche,
In das stehende Holz
Und in das liegende.
Dort schlagt euch herum und stoßet
Und gebet dieser Person (Name) Ruhe.2

In Mecklenburg spricht der Kranke bei abnehmendem Monde, die Würmer anredend:

Ji sölt mit mi führen to Holt,
Dár steit en Bömken köl un stolt,
Dárin will ik ju versenken,
Ertränken! 3

In Böhmen hält der Besegner behufs Entfernung der „fressenden Würmer in den Augen“ ein Büschel von 29 Sommerkornähren an das kranke Auge und sagt:

„Du N. N. hast fressende Würmer in den Augen. Ich laß sie nicht dort, ich bespreche sie heraus. Kommt ihr Würmer in diese Aehren.“4

Uebereinstimmend ist der mit mehrfachen Modificationen weit verbreitete Brauch, das Fieber in Getreidekörner (Gerste, Buchweizen u. s. w.) durch Berührung mit dem Körper des Kranken übergehen zu lassen und dieselben dann auszusäen; verfaulen

sie in der Erde, so starb der Quälgeist mit, gehen sie auf und schießen in Halmen empor, so steckt er in diesen und sie zittern bei ruhiger Luft beständig in Fieberschauern.1 Wer an Schwindel leidet, läuft nach Sonnenuntergang dreimal nackt um ein Flachsfeld. dann bekommt der Flachs den Schwindel.2

Wenn jemandem in Masuren die krazno lutki (Fettleute), kleine rote Würmer, in den Eingeweiden an der Lunge zehren, so schneidet mau etwa 40 Paar Hölzchen von nennerlei Holz (Kaddik. Erle, Birke u. s. w.) — dieselben müssen jedoch unter einem Aestchen abgeschnitteu sein, so daß sie mit diesem die Gestalt eines Häckckens bilden — übergießt den Kranken mit einem Kübel warmen, bei abnehmendem Licht aus fließendem Rinnsal geschöpften Wassers und wirft die Hölzchen paarweise hinein. Dann wäscht man den Leidenden besonders die Ohren, Nasenlöcher, Achselgruben und Kniekehlen) und sieht nun nach, wie viele Hölzchen oben im Wasser schwimmen, und wie viele zu Boden gesunken sind. Die ersteren zeigen die Anzahl der krazno lutki au, welche den Körper des Patienten bereits verlassen haben (d. h. in die Baumzweige übergegangen sind, die letzteren entsprechen der Anzahl der noch im Fleisch und Gebein des Unglücklichen verweilenden Plagegeister.3 An drei Donnerstagen wird die Procedur wiederholt, Bis alle Fettleute aus dem Körper heraus sind, oder die Unheilbarkeit sich herausstellte. Ein ganz ähnliches Verfahren wendet man mit drei in 81 kleine Stäbchen zerlegten Zweigen des Kirschbaums an, um zu erkennen, ob jemand mit „weißen Leuten“ (biale ludzie) in Haut, Blut, Adern und Gelenken behaftet sei. Bleiben alle Stäbchen schwimmen, so ist der Besegnete von weißen Leuten

frei, geht ein Teil unter, so ist er mit ihnen in dem Grade behaftet, als das Verhältniß zu den schwimmenden Zweigteilchen angiebt.1

Hierzu stellt sich u. a. der Brauch aus Vorarlberg, die Tschütaläuse (d. i. Flechten, herpes) einem kranken Tier zu vertreiben, selbst wenn das Stück entfernt ist. Man bricht bei Sonnenuntergang von der Holunderstaude drei Schossen ab unter Verwahrung für das namentlich genannte Tier, dem man zu helfen verlangt (dadurch gehen, wie man sich offenbar vorstellte, die Plagegeister in die Schößlinge über), hernach bindet man sie zusammen und henkt sie in den Kamin oder sonst in den Rauch; so geschwind die Schosse dürr werden, werden auch die Tschütaläuse weg sein.5 Aus diesen und ähnlichen Bräuchen darf wol gefolgert werden, daß die Vorstellung von den gespenstigen Würmern im kranken Menschenkörper wieder rückwärts gewirkt habe auf die Vorstellung von dem den Baum- oder sonstigen Pflanzenkörper bewohnenden Gewürm. Nicht allein unter dem Baum, oder zwischen dessen Borke, sondern (trichinartig) in seinem Innern dachte man sich nun wol derartig die Elben verteilt, daß im Holze jedes Zweiges mehrere ihren Sitz hatten, wie sonst in Fleisch und Gliedern des Menschen. In einen solchen Zweig sollten die vorstehenden Zauberformeln sie zurücklocken. Möglich ist, daß die Knoten der Astansätze für Anzeichen des Daseins je eines Elben oder eines Elbenpaares (Elb und Elbin, wie Wurm und Würmin) gehalten wurden; wenigstens die Unformen und auffallenden Knorren sollen von alten Elben herrühren, die sich im Baum verkriechen und dann verwachsen.3 Bei Potsdam heißen sie Alfloddern und verursachen, wenn man unter ihnen durchgeht, einen schlimmen Kopf. 4 (Der Alb springt von ihnen herab in den Kopf des Menschen.) Im menschlichen

Körper entsprechen diesen Knorren und Auswüchsen vorzugsweise die Geschwülste, Warzen und Leichdörner, weil diese das Dasein eines Geistes verraten; auch sind sie angeblich durch Uebertragung auf einen andern Menschen, auf Tiere und Bäume, durch Regenwasser, das auf einem Leichenstein gesammelt wurde, u. s. w. zu heilen.

Den vorstehenden Auseinandersetzungen entspricht es, daß der Beschwörer den krankheitverursachenclen Geist bald auf den Ast des Baumes sich setzen heißt, bald leibhaftig mitten in das Innere des Baumkörpers hineinzuversetzen sucht:

„Zweig ich biege dich, Fieber nun meide mich!“ (Myth. 1 CXL, XXVI),

oder

„Holunderast hebe dich auf, Rotlauf setze dich drauf!“ (Myth.2 1122),

oder den Holnnderbaum, während man Fieber hat, schüttelnd:

„Holunder! Holunder! Holunder! Auf mich kriecht die Kälte; wenn sie mich verlassen wird, kriecht sie dann auf dich! (Wuttke, § 488. Grollmann, Abergl. 164,1158)

oder:

„Goden Abend Herr Fléder! hier bring ick min Féber!“

oder frühmorgens drei Knoten in den Ast eines alten Weidenbaumes knüpfend:

„Gon morgen, Olde, ick géf u de Kolde; gón morgen, Olde! (Myth. 2 1123).

Schon etwas complizierter, mithin auf ältere einfachere Formen zurück weisend ist das vou Plinins Valerianus (oder Siberius, einem Gallier des 4. Jahr.) gemeldete Heilmittel für das viertägige Fieber: Panem et salem in linteo de lyco (lies: deliculo) liget et circa arborem licio alliget et juret ter per panem et salem: „Grastino mihi

hospites ventni sunt, snscipite illos.“ Hoc ter clicat. Plin. Valer. III. 6. p. 191b. Die Gäste sind die Plagegeister; der Kranke, der sie nicht haben will, bringt sie dem Baum zugleich mit Brot und Salz, damit dieser sie bewirte. Dazu vgl. Frischbier, Hexenspruch S. 58, 3, wo der Fieberkranke ein Geldstück und ein Stück Brot in einem Lappen jenseits neun Grenzen unter einen Stein (vgl. o. S. 18 Anm. 3) trägt und spricht:

„Grenze, Greuze, ich klage dir
Kalt und Heiß plaget mir,
Der erste Vogel, der rüber fliegt
Nehm’ es unter seine Flücht’.“

und dazu wieder den Spruch ebds. 4, welcher lehrt, daß auch dem Baume der Krankheitsgeist zuweilen nur übergeben wird, damit er denselben einem Vogel zum Hinwegtragen in weite Feme überliefere:

Bóm, Bóm öck schödder di,
Dat kóle Féber bring öck di.
De érscht Vagel, der räwerflücht,
Dat de dat Féber kriege mücht.

Über die ganze Vorstellung s. Kuhn, Zs. f. vgl. Spracht XIII. 73, der nicht allein Analoga aus den Veden und der Edda anführt, sondern auch an den Gebrauch in der Altmark erinnert, daß Kopfwehkranke einen Faden zuerst dreimal um ihr Haupt binden, dann in Form einer Schlinge an einen Baum hängeu. Fliegt ein Vogel hindurch, so nimmt er das Kopfweh mit. Ein Gichtkranker soll sich vor Tagesanbruch im Walde einfinden, dort drei Tropfen seines (von den unsichtbaren Plagegeistern erfüllten Blutes in den Spalt einer jungen Fichte versenken und nachdem die Öffnung mit Wachs von Jungfernhonig verschlossen ist, laut rufen:

Gut morgen, Frau Fichte, da bring i dir die Gichte! was ich getragen hab’ Jahr und Tag, das sollst du tragen dein Lebetag!1 Wer jemanden von Zahnschmerzen befreien will geht rücklings aus der Stube zu einem Holunderstrauch nud spricht dreimal

Liebe Hölter
Leiht mir einen Spälter
Den bring ich euch wieder!

Unterdessen macht er, sich umdrehend, zwei neben einander liegende Einschnitte und schält die Rinde auf eines Zolls Länge, doch so daß sie möglichst ungerissen unten mit dem Aste vereinigt bleibt, schneidet ans deim hloßgelegten Holz einen Splitter und trägt den wieder rücklings gehend in die Stube. Der Leidende ritzt dort mit dem grünen Splitter sein Zahnfleisch bis derselbe blutig wird, (mit dem Blute den das Zahnweh verursachenden Geist in sich auf nimmt). Dann bringt ihn der Beschwörer immer rückwärts gehend nieder zu dem Holderbaum, drückt ihn in den Splint, legt die Rinde, wie sie gewesen und befestigt sie mit einem Bindfaden, damit der Einschnitt desto eher verwachse. Dann noch einiges Gemurmel unverständlicher Worte und der Zahnschmerz ist fort.1 In Dänemark nimmt man bei Zahnweh einen Holunderzweig in den Mund und steckt ihn dann in die Wand mit den Worten: „Weiche böser Geist.“2 Es ist nun wohl deutlich, wie alle vielfachen Kuren, welche sonst noch auf ein Verpflöcken der Krankheit in den Baum, (sogar die Pest wird als Schmetterling in den Baum verkeilt), oder auf ein Einknoten oder Einbinden in Zweige hinausgehen samt und sonders auf eine und dieselbe Grundvorstellung zurückzuführen sind. 3



Von den unzähligen individuellen Ausgestaltungen und Sproßformen der dargelegten Ideen will ich nur noch eine hier erwähnen, welche aufs neue recht deutlich der im Volksglauben feststehenden Parallelismus des Baumes und des Menschenkörpers zeigt. Offenbar um seiner Form willen heißt ein schwellend hervorspringender Fleischteil bei Menschen, der Muskel, unter Hellenen, Römern und Deutschen Maus, Mäuslein, Mänschen. Auch von Tieren gilt dasselbe Wort.

So heißt in Augsburg ein besonders geschätzter Teil des Rindfleisches Herrenmaus. Man hat aber sicherlich diese Stelle einst auch wirklich von einem geisterhaften Wesen in Mausgestalt erfüllt gedacht. In vielen Sagen schlüpft die den Menschenleib bewohnende Seele in Mansgestalt aus dem Munde und verläßt zeitweilig oder für immer deu Körper.1 Auch Hexen, Hausgeister, Waldgeister und andere Dämonen nehmen Mausgestalt an. 2 Caspar Peucer, Melanchthons Schwiegersohn war doch wol durch eine allgemeine Anschauungsweise seiner Zeit zu der Ueberzengung und Behauptung verleitet, er selbst habe hei einer besessenen Weibsperson den Teufel in Gestalt einer Maus unter der Haut hin- und herlaufeu sehen.3 Wenn daher der Aberglaube versicherte, gewisse unerklärliche und krankhafte Anschwellungen des Körpers hei Menschen und Vieh rührte daher, weil eine Feldmaus darüber hingelaufeu sei, so wird diese Vorstellung ursprünglich ein Hineiuschlüpfen gemeint haben und nichts anderes besagen, als daß diese Geschwülste ähnlich den Warzen und anderen Auswüchsen durch einen gespenstigen Parasiten und zwar einen mausgestaltigen erzeugt würden. Unter dieser Voraussetzung wird es dann vollkommen erklärbar, weshalb man, um jene Krankheit zu heben, eine lebendige Feldmaus in eine Eiche, Ulme oder Esche, (pollardash, shrewash) verpflückte und der Ansicht war, mit einem Zweige dieses Baumes berührt, werde die Geschwulst sofort aufhören.4 Natürlich, die gespenstige Maus wurde als in den Baum zurückgegangen gedacht. Man gewahrt hier aber deutlich, wie durch Analogie und Wechselwirkung der Vorstellungen, nachdem zuerst die im Baume hausenden Insekten mit den vermeintlichen schmerzerregenden

Würmern identifiziert worden waren, nun auch andererseits die auf Gewürm oder Ungeziefer anderer Art erweiterte Vorstellung von den Krankheitsgeistern rückwärts auf den Baum als ursprünglichen Wohnsitz derselben übertragen worden und daher der Glaube an die Heilung durch eingepflöckte Feldmäuse entstanden ist. Fast überall wird bei derartigen Heilversuchen der Baumgeist angeredet, und von den Krankheit bringenden Geistern, den Elben, unterschieden. Nicht also das bewußtlose Gewächs, sondern der empfindend und denkend gedachte, der vollen Anthropomorphose sich annähernde Baum beherbergt, entsendet und nimmt wieder auf die schädlichen geisterhaften Würmer.1 Jene Aussage Laszkowskis über den Glauben der Niederlitauer wirft, wie es scheint, die Baumgeister und die Elben in eins. Erstere wollte der erzürnte Neubekehrte tödten oder schädigen, indem er von den Bäumen die Kinde abschälte (ego vos nudas faciam); aber unter den dem Viehstand schädlichen Götterchen, welche „intra arbores et cortices“ verborgen seien, sind sowol die den Baum als ihren Körper erfüllende unter der Rinde als unter ihrer Haut sich bergende Baumseele, welche die Plagegeister auf Tiere und Menschen entläßt, als die in Holz und Borke umherkriechenden den Leib des Baumgeistes bevölkernden „bösen Dinger“ von dem in die Einzelheiten der Vorstellung schwerlich genauer eingeweiliten Berichterstatter zusammengefaßt.1


Die Richtigkeit dieser Behauptung werden die auf den nachfolgenden Seiten anzustellenden Untersuchungen dartun, welche nachzuweisen bestimmt sind, wie detailliert sich der Volksglaube die Analogie des Baumleibes mit dem Menschenkörper weiterhin ausmalte.

§ 8. Strafe für Baumschäler.

Von allem anderen abgesehen, beweist Laszkowskis Mitteilung, daß bei einem Volke lettischen Stammes es für einen Frevel galt heilige Bäume der Rinde zu berauben, weil dadurch innewohnende Dämonen geschädigt würden; wer dies dennoch tat, erwartete für sich einen unerhörten Nachteil. Hiermit stimmt nun genau das Verbot des Baumschälens in dem uralten Gewohnheitsrechte der deutschen Markgenossenschaften zusammen, welches furchtbare Strafen für solchen Forstfrevel androhte.

Aus den Weistümem hat J. Grimm R. A. 519 ff. viele Beispiele znsammengestellt, ihrer noch weit mehrere sind hier und dort in seiner großen Weistümersammlung veröffentlicht; sie gleichen sich und es genügt das eine oder das andere herauszuheben.

„Item es soll niemand Bäume in der Mark schälen, wer das täte, dem soll man sein Nabel aus seinem Bauch schneiden und ihn mit demselben an den Baum negeln und denselben Baumschäler um den Baum führen, so lang bis sein Gedärm alle aus dem Bauch auf den Baum gewunden seien. (Oberurseler Weistum.)

Wenn jemand eine Weide abschält, so soll man ihn mit seinem Gedärme den Schaden bedecken lassen; kann er das verwinden, kann es der Baum auch verwinden. (Wendhager Bauemrecht.)

Der en fruchtbaren Baum truddelte, soll mit seinen Därmen nach ufgeschnittenen Bauche und den Schaden gebunden und damit zugehelen werden. Wenn jemand einen fruchtbaren Baum abhauete und den Stamm verdeckte dieblicher Weise, dem soll seine rechte Hand auf den Rucken gebunden und sein Gemechte uf den Stammen genegelt werden und in die linke Hand eine Axe geben sich damit zu lösen. (Sehaumburger altes Landrecht.)

Wir haben meines Wissens keinen Beweis dafür, daß dieses barbarische Recht in Deutschland zu historischer Zeit jemals in Anwendung gebracht sei. Der Schuldige konnte Hals und Glied mit einer geringen Geldsumme lösen.1

Ein um so bemerkenswerteres Zeugniß für die Wahrheit des Dichterwortes, daß „Rechte und Gesetze“ sich längst überlebt wie eine ewige Krankheit fortpflanzen, bietet daher u. a, das Protokoll des Holt-tings zum Harenberg unweit Blumenau und Dimmer hei Hannover am 13. Nov. 1720. Noch damals erklärten die Beisitzer des unter dem Herrn von Holle als Erben und Holzgrafen zusammengetretenen Holzgerichts:

Frage 22:

Wenn einer befunden würde „der einen Heister (ndd. bester junger Eich- oder Buchbaum) witjede (von witjen weiß machen, schälen), wie hoch derselbe soll gestraft werden?

Antw.: Man solle dem Täter das Eingeweide ans dem Leibe schneiden und daran knüpfen und ihn so lange umb den Heister henunjagen, bis er wieder bewunden wird.

Fr. 23:

So einer befunden, der einem fruchtbaren Heister den Poll (Wipfel, Kopf2) abhauete, wie hoch derselbe soll gestrafet werden?

Autw.: Wenn der Heister fruchtbar sei, solle dem Täter der Kopf wieder abgehauen werden.

Fr. 24: Wenn einer einen Schnatbaum (Grenzbaum) abhauet, wie hoch derselbe solle gestrafet werden?

Autw.: Man soll dem Täter den Kopf auf dem Stamm wieder abhauen.3

Augenscheinlich hatten diese furchtbaren Strafandrohungen nur dann Sinn, wenn man zur Zeit, als sie zuerst ausgesprochen wurden, annahm, daß der Wipfel den Kopf, die deckende Rinde die Haut, der umwickelnde Bast die Eingeweide des Baumes als eines beseelten, menschenartig empfindenden Wesens darstellten.

Wer die Krone haut, Borke und Bast des lebenden Baumes reißt, beraubt den Baumgeist der zum Leben notwendigsten Glieder, Vgl. oben den Zemaiten Lazskowskis und unten in Kap. II. die Moosweibchen im Orlagau. Nach dem Grundsätze Auge um Auge, Zahn um Zahn sollte der frevelnde Mensch mit dem entsprechenden Teile seines Körpers gut machen, was er an jenem gesündigt; er sollte die entfremdeten Glieder mit seinen eigenen gleichsam ersetzen. Zu einer gewissen Zeit muß es mit solchen Strafandrohungen auch in Deutschland bitterer Ernst gewesen sein, mag diese Periode, auch vielleicht hinter der Zeit, der Bekehrung zum Christentum weit zurückliegen. In abgelegenen Strichen des Westens z. B. in Irland dauerte sie aber im elften Jahrhundert, in den heidnischen Ländern des Ostens im dreizehnten Jahrhundert noch fort. Was in unsem Weistümem nur als eine durch die Tradition fortgepflanzte, in der Praxis schwerlich ausgefilhrte Rechtsformel uns entgegentritt, war dort noch ein Stück lebendiger Sitte.

Als die deutschen Ordensritter die Eroberung Preußens kaum begonnen hatten, wurde ihnen im J. 1231 von seinem eigenen Oheim einer ihrer hartnäckigsten Gegner, der Häuptling Pipin in die Hand geliefert.

So erzählt nach einer den Ereignissen fast gleichzeitigen Quelle die ältere Chronik von Oliva p. 21. (Script. Rer. Prussic. edd. Hirsch Strehlke, Tüppen I. 677.) Obwohl das wirkliche Verhalten der deutschen Ordensritter keineswegs durchaus dem idealen Bilde entsprach, an welches J. Voigts berühmte Darstellung die Lesewelt gewöhnt hat, müßte uns ein so barbarisches Verfahren von ihrer Seite unbegreiflich erscheinen, wenn dasselbe nicht eine ganz besondere Veranlassung hatte; die Verwunderung schwindet, sobald wir der naheliegenden Vermutung Raum geben, daß die Deutschherren ihrem Gegner diejenige Todesart zuerkannten, welche er zuvor einem oder mehreren ihrer Untergebenen mochte angetan haben. Wenn man sich erinnert, daß heilige Bäume und Haine, denen kein Christ nahen durfte (Adam. Brem. IV. 18) hei den Völkern lettischen Stammes den Fremden als die augenfälligste Aeußerung ihres Cultus immer zuerst bemerkbar geworden sind, daß mithin grade diese die nächsten Opfer des frommen Bekehrungseifers der Christen sein mußten, so ist leicht einzuseheu, nie der preußische Häuptling seinerseits freche Eindringlinge für ein an heiligen Bäumen begangenes Sacrileg strafen zu müssen geglaubt hat. Wenn die Deutschen dies dann wieder für nichts anderes, als einen rohen Ausbruch blutdürstigen Hasses ansahen und demgemäß behandelten, so gewährt uns diese Bloßlegung der wahren Motive nur einen weiteren Beleg für die traurige Wahrheit, daß viele unserem Gefühle Schauder erregende Taten der beiderseitigen Unfälligkeit entspringen, sich in die Gedankenwelt des Gegners zu versetzen.

Uebrigens darf uns der barbarische Character der Strafe nicht verleiten den Culturzustand der alten Preußen allzu niedrig anzunehmen, sie standen (zumal in wirtschaftlicher Beziehung, wie das Neumannsche Vocabular lehrt) kaum niedriger als ihre christlichen Nachbarn in Polen und wenn der obige Bericht Laszkowski’s die Entdärmung auch in lettopreußischer Sitte als anfängliche Vergeltung für Baumschulen begreiflich macht, so läßt mich der Umstand, daß die Bekehrer heilige Bäume eher mit der Axt umzuhauen pflegten, daran denken, daß wohl schon 1231 jenes Verfahren für jede Art Verletzung der geweihten Haine und der mit religiöser Ehrfurcht behandelten Stämme in Anwendung gebracht sein mag, und im späteren Verlauf des zweihundertjährigen Religionskrieges, der mit der Ankunft der Deutschen anhub, wird es bei steigender Erbitterung auch in solchen Fällen auf Christen ausgedehnt sein, wenn sie kein specielles Baumheiligtum geschädigt hatten.1

So wird der folgende Vorgang verständlich. Im Januar 1345 erschien der heidnische Litauerkönig mit seinem Heere vor Riga. Festinans ad transitum (Dünahrücke, die zur Stadt führte)

Auch dieses Zeugnis bewährt, daß wir es mit einer religiösen Handlung, nicht mit einer profanen Strafe, oder leeren Grausamkeit zu tun haben; und auf eben denselben Punkt trifft noch ein weiterer Beweis, den ein Ereigniß aus der Zeit um 1236 darbietet. Papst Gregor IX. spricht sich nämlich 1238 in einer Bulle über die Verfolgung der Neubekehrten in Tawastland durch die finnischen Heiden folgendermaßen aus:

Letztere tödten die getauften Kindlein, quosdam adultos exfractis ab eis primo viseeribus daemonibus immolant et alios usque ad amissionem Spiritus arborem circnire compellunt.1 Eine so blutige Ceremonie durfte wol von den Christen als ein den Dämonen dargebrachtes Opfer bezeichnet werden, wenn sie auch nach Anschauung der Heiden eine Sühne für ihre beleidigten Götter war. Unter den letzteren werden wir auch in diesem Falle zunächst an jene der Hyldemoer, Aska froa u. s. w. zu vergleichenden Baumnymphen denken, welche der Finne unter dem Namen Kati, puiden emnu (Kati? Baummutter) Tuometar (von tnomi Traubenkirsche) Katajatar, (von kataja Wacholder). Hongatar (von honka Tanne), Pihlajatar (von pihlaja Eberesche) als Pflegerinnen und Schützerinnen der Waldbäume verehrte,1 und deren ja in jedem heiligen Haine eine oder mehrere zur Stelle waren. Es führt uns tief in das frische Waldleben der Vorzeit ein, wenn diese Gottheiten — die nach S. 22 Anm. 3 unzweifelhaft auch als Menschen und Tieren gefährlich gedacht worden sind — anderseits angerufen werden, sich der auf der Waldweide gehenden Viehherden anznnehmen

und ihnen in reichlichem Maße Laub zum Futter zu spenden.1 Wie durch die vorhergehenden Zeugnisse bei Finnen und Litauern, lernen wir die Sitte der Entdärmung durch Helmold auch als Brauch der heidnischen Slaven des 12. Jahrhunderts in Wagrien, Polabien und Obotritenland kennen. Er schildert deren Blutdurst und fügt hinzu:

„Wie viele Todesarten sie den Cristen schon zugefügt haben ist schwer zu erzählen, da sie den einen die Eingeweide aus dem Leibe rissen, und sie um einen Pfahl wickelten, die andern ans Kreuz schlugen, um das Zeichen unserer Erlösung zu verhöhnen.“ 2

Bei den Wagriem lag das Christentum damals bereits seit mehreren Jahrhunderten mit dem Heidentum im Kampf und dieser war zu großer Erbitterung gediehen. Da wir aber von ihnen ebenfalls wissen, daß Land und Städte an heiligen Hainen und Hausgöttern (luci et penates) Ueberfluß hatten (redundabant),3 so ist leicht zu erraten, daß auch hier jene Marterart gegen die Christen ursprünglich mit dem Auftreten der Missionare in Zusammenhang gestanden haben wird.4

§ 9. Miteinanderwuchs des Baumes und des Menschenleibes.

Das Gegenstück aber zu dem durch die Strafe, für Baumschäler geforderten Ersatz zerstörter Baumglieder liefert der Volksglaube, daß umgekehrt Gebrechen des Menschen durch den Baum ausgeglichen werden könnten.

Bekommt ein neugeborenes Kind einen Leibesschaden, so schlitzt man am nächsten Charfreitag ein Weidenstämmchen auf, zieht das Kind hindurch und verbindet den Spalt wieder, sobald er verwächst wird das Kind gesund.1 Meistens ist es eine in der Mitte gespaltene mit großen Keilen auf eine Weile auseinander gesperrte, später wieder fest verbundene und verklebte junge Eiche oder ein Obstbaum, wodurch man das lahme, oder an Nabelbruch oder an zurückbleibendem Wachstum (englischer Krankheit) leidende Kind vor Sonnenaufgang schweigend und nackt kriechen läßt. 1 Ackermann sah um 1790 in dem Eichenschlage eines gewissen Dorfes viele junge Eichen, an denen dieser Versuch gemacht war.3 Rückgratverkrümmungen heilt man, indem man den kranken Kleinen dreimal durch den aus der Erde hervorragenden Bogen einer Wurzel zieht; kann er nicht gehen lernen, so heißt man ihn durch die in die Erde gewachsenen Ranken des Brombeerstrauchs kriechen. Wenn der Bruch des Baumes verwächst, verwächst der Bruch des Menschenleibes, wenn der Baum, der Brombeerstrauch von der Wurzel aus grade und gesund in die Höhe wächst und Fortgang nimmt, so der darunter durchkriechende Mensch. Derselbe hat sein Schicksal, sein Leben mit demjenigen der Pflanze gleichsam auf mystische Weise verknüpft, sich selbst mit ihr so zu sagen für eins erklärt.4 Dies geht noch

deutlicher aus dem Umstande hervor, daß es fortan für den so Geheilten sehr gefahrvoll sein soll, wenn der mit ihm in Sympathie gebrachte Baum abgehauen wird.1 Sein Leben geht mit dem des Baumes zu Ende. Und umgekehrt stirbt der Mensch zuerst, so geht — nach Rügischem Glauben — sein Geist in den betreffenden Baum über und wird der letztere nach Jahren zum Schiffsbau tauglich und dazu benutzt, so entsteht aus den im Holze weilenden Geiste der Klabautermann, d. h. der Kobold oder Schutzgeist des Schiffes und der Schiffsmannschaft.2

Uebrigens lehrte schon unter Theodosius Marcellus von Bordeaux die in Rede stehende Kur:

Es liegt von meinem gegenwärtigen Zwecke ab auszuführen, wie dieses Durchkriechen durch einen gespaltenen Baum sich umgesetzt hat in das Durchkriechen durch die natürliche Höhlung, welche durch zwei unten sich trennende, oben wieder in eins zusammenwachsende Aeste gebildet wird, oder durch alle möglichen anderen Spalten und Höhlungen z. B. in Steinen, in der aufgegrabenen Erde (Friedberg, Bußbücher S. 99) u. s. w. Was wir jedoch vom Baume geglaubt sehen, findet auch auf das Getreide Anwendung. Hat ein Kind kein Gedeihen, so legt man es am Johannismorgen nackt in den Rasen und sät Leinsamen über dasselbe, oder man übersät es im Frühjahr mit Sommergerste. wenn die Saat aufgeht, zu „laufen“ anfängt, fängt auch das Kind an zu laufen.4 Der aufsprießende Halm ist hier der Doppelgänger des jungen Menschen und sein Wachstum verbürgt das Emporschießen und die Gesundheit desselben. Und anderer-

seits trat au die Stelle des Menschen auch wol das Tier; im 7. Jahrhundert predigt der h. Eligius im Frankenreiche „Nullus praesnmat peeora per cavam arhorem transire (Myth.1 XXX.). Es ist also auch das Tier mit dem Baume gewissermaßen identifiziert worden.

§ 10. Verletzte Bäume bluten.

Die Verschmelzung von Mensch (oder Tier) und Pflanze in der Phantasie, die magische Wechselwirkung zwischen beiden, welche in dem bisher besprochenen Volksglauben uns entgegentrat, steigerte sich zuletzt zu der noch mehr anthropomorphischen Vorstellung, daß heilige Bäume und andere Pflanzen hei Verletzungen bluten, als wären sie leibhafte Menschen und nur dem äußeren Scheine nach Vegetabilien. Loccenius im 17. Jahrhundert erzählt,1 daß ein Knecht auf dem Gute Vendel im Kirchspiel Osterhanning in Södermannland einen schönen schattenreichen Wachholder hauen wollte, der von anderen Bäumen umgeben auf einem ebenen, runden Platze stand. Da hörte er eine Stimme

„Haue den Wachholder nicht!“

und als er sich dennoch anschickte zuzuschlagen, ertönte die Stimme abermals:

„Ich sage dir, haue den Wachliolder nicht!“

Afzelius2 berichtet damit übereinstimmend nach einer älteren Schrift, als ein Mann einen Baum im Walde habe abhauen wollen, habe aus der Erde eine Stimme gerufen

„Lieber, haue nicht!“

und aus den Baumwurzeln sei Blut geflossen. Eine der ersten schwedischen ähnliche Sage erzählt man in Baden von einem Kirschbäumchen bei der Barbarakirche zu Herrenalb, aus dem sich ein Bauer eine Flegelrute machen wollte. Da rief es beim ersten Schnitte hinein „Au weh!“ und ebenso heim zweiten, worauf der Bauer sich mit Grauen davon machte. Am andern Tage war das Bäumchen verschwunden. Ein ander Mal, als ein Küfer dort eine Birke ahschneiden wollte, rief es hei jedem der drei Schnitte ans ihr „o Jesus!“ Auf dieses ließ der Küfer die Birke stehen, die er später nicht wiederfinden konnte.3 Doch auch der von Afzelius berichtete Zug findet unter dentschredenden Stämmen Analogien. Man vergleiche nur was Schiller Walter Tell zu seinem Vater sagen läßt (Act. III. Sc. 3):

Vater ists wahr, daß auf dem Berge dort

Die Bäume bluten, wenn man einen Streich

Drauf führe mit der Axt?

Tell: Wer sagt das Knabe?

Walter: Der Meister Hirt erzählte. Die Bäume seien

Gebannt, sagt er, und wer sie schädige,

Dem wachse seine Hand heraus zum Grabe.

Grimm Myth.2 619 führt aus Meinerts Kuhländchen S. 122, das mir nicht zur Hand ist, an, daß die Erle anhebe zu bluten, zu weinen und zu reden, wenn einer sie haue. Nach Schönwerth soll es auch oberpfälzische Sagen geben, daß der Baum blute, wenn er umgehauen wird.1 Derselbe Glaube herrscht noch in Oesterr. Schlesien2 In jeder Hinsicht beglaubigt ist ferner die wichtige Aufzeichnung von J. V. Zingerle über den erst 1855 niedergehaunen „heiligen Baum“ bei Nanders in Tirol. Es war ein uralter zwieseliger Lärchbaum, aus dessen Nähe das Volk aus heiliger Scheu selbst bei öffentlichen Holzverteilungen kein Brenn- oder Bauholz nehmen mochte.3 Lärmen und Schreien bei diesem Baume galt für den größten Unfug. Fluchen und Schelten für einen himmelschreienden Frevel, der auf der Stelle

geahndet werde. Oft hörte man die Warnung:

„Tu nicht so. Hier ist der heilige Baum und dem Zorne wurde sofort Einhalt geboten. Allgemein herrscht der Glaube, der Baum blute, wenn man hineinhacke und der Hieb gehe in den Baum und in den Leib des Frevlers zugleich. Der Hieb dringe in beide gleich weit ein und Baum und Leibwunde blutest gleich stark, ja die Wunde am Leibe heile nicht früher, als der Hieb am Baume vernarbe.“

Ein frecher Knecht nahm sich vor — so erzählt man — den heiligen Baum zu fällen, um den Volksglauben zu Schanden zu machen. Schon schwang er die Axt zum zweiten Hiebe, als Blut aus dem Stamm quoll und Blutstropfen von den Aesten nieder träufelten. Der Holzknecht ließ die Axt vor Schrecken fallen und lief davon, fiel aber bald ohnmächtig zur Erde nieder und kam erst Tags darauf zur Besinnung.

Die Blutspuren blieben noch lange Zeit am Baume sichtbar. Die Narbe die von jenem Streiche herrühren sollte, sah mau noch vor einigen Jahren. Zur Stütze dieses Berichts aus neuester Zeit dient, was der (wol zwischen 1409—1418) in Niederlitauen unter den noch halbheidnischen Zemaiten missionierende Camaldulensermönch Hieronymus aus Prag im Jahre 1431 zu Basel dem damaligen Secretär Enea Silvio Piccolomini, späteren Papste Pius II. über seine Erfahrungen mitteilte, und was dieser der Nachwelt in seiner „Europa“ aufbewahrt hat:


Hier ist von demselben Lande die Rede, in welchem noch 150 Jahre später Laszkowski heilige Bäume umhieb, (o. S. 12). So tief wurzelte der Glaube an die geheimnißvolle Sympathie zwischen dem heiligen, von einem für göttlich erachteten Geiste erfüllten Baume und dem beschädigenden Menschen, daß den bereits zu der rationellen Erkenntniß Vorgedrungenen, die Eiche sei ja nur ein lebloses Stück Holz, im Augenblicke als er den Streich ausführt, jeue ältere ihm anerzogene Vorstellung mit Macht wieder überkommt und er unwillkürlich das Beil auf seinen eigenen Fuß lenkt. Ueberzeugt. daß er verwundet sei, so tief, als er vermutlich in den Baun gehauen, fällt er hin und bleibt liegen, bis ihn der Mönch aufstehen heißt und zeigt, daß er keine Wunde davon getragen.2 Schön ist die

Anwendung, welche eine Sage ans Millstadt in Kärnten vom Glauben an das Bluten der Waldbäume macht.

Ein vaterloses Mädchen liebt einen Soldaten und wird deshalb durch den Fluch seiner Mutter in einen Ahornbaum verwünscht; sein Leib wird zäh, seine Brust knorrig, seine Haut Rinde, die Hände ästig und die Haare Laub. Ein Spielmann will sich von dem Baume einen Zweig zum Bogen schneiden, da quillt Blut heraus. Eine Stimme aber spricht:

„Mein Blut ist versöhnt, schneide dir einen Bogen und spiele mir mit demselben ein Grablied; dann gehe zum Bleicherhause und siehst du meine Mutter, so geige ihr ein Stücklein und sage, daß der Bogen von ihrem Kinde sei.“

Als die Mutter das Spiel des Bogens hörte, der noch nie solche Töne hervorgebracht hatte, wie diesmal, ward sie blaß und versöhnt und reuevoll rief sie aus:

„Fürwahr, ein gefallenes Kind ist besser, als keines.1 Hier ist die Baumnymphe. deren Blut dem verletzten Stamme entströmt, durch rationalistische Deutung zur Metamorphose einer menschlichen Jungfrau geworden; die übrigen Züge der Sage gehören größtenteils einer zart empfundenen freien Erdichtung zur Motivierung dieser Verwandlungsgeschichte an, welche auf ihre wahre Meinung und ursprünglichste Grundform zurückgeführt deutlicher als die vorhergehenden Beispiele die Baumgöttin mit der Verschmelzung menschenartiger und vegetabilischer Leiblichkeit vor Augen führt.“

§11. Freibäume.

Derartiger Glaube konnte der Erfahrung des praktischen Lebens gegenüber natürlich in Bezug auf wenige Baumexemplare sich halten. In heidnischer Zeit werden das

vorzugsweise die Bäume geheiligter Haine gewesen sein, welche dem wirtschaftlichen Gebrauche durchaus entzogen waren. Aber auch später noch finden wir, daß in den Marken oder Gemeinwaldungen gewisse Bäume davor geschützt waren, von jedem Markgenossen geschlagen zu werden. Sie umzuhauen war bei Kapitalstrafe verboten. Dazu gehörten vorzugsweise die „fruchtbaren.“ d. h. zur Mast dienenden Harthölzer Eiche und Buche, (das Blumholz, die Blumware) wogegen es in alter Zeit jedermann freistand, das „unfruchtbare“ weiche Taub oder Dustholz nach Belieben für seinen Gebrauch zu hauen;1 ferner die zur Bezeichnung der Grenze dienenden Bäume. In manchen Gebirgstälern der Schweiz z. B. im Urserental waren Arven und Tannen gebannt d. h. vor dem Axthieb gefreit. Auf dem Umhauen gewisser Grenzarven stand der Tod.4 Unzweifelhaft blieben einzelne Exemplare stets unberührt stehen, während andere zu Bauholz angewiesen wurden. Solche Schutz- oder Freibäume scheinen vielfach die Träger der alten mythischen Anschauung geworden zu sein (vgl. o. S. 35). In Schweden spricht man von gewissen friträd (Freibäumen) welche nicht gehauen werden mögen „denn die Bewohnerin des Baumes (hon som bor i trädet) will nicht gehauen sein“.3

§ 12. Baum zeitweilige Hülle einer abgeschiedenen Seele.

In weiterer Entwickelung nehmen nun die bisher behandelten Vorstellungen von einem Baumgeiste mannigfach andere Formen an, von denen wir jedoch nur einige der einfacheren und von fremder Beimischung frei gebliebenen teils erwähnen, teils näher darlegen wollen. Aus dem Glauben, daß die Pflanze eine Seele habe, erwuchs die Ansicht, daß dieselbe der zeitweilige Körper einer Menschenseele sei. Die Seelen Liebender oder unschuldig Gemordeter wandeln sich in weiße Lilien und andere Blumen, welche aus dem Grabe oder aus dem hinströmenden Blute hervorsprießen (S. die o. S. 3 Anm. 1 angeführten Schriften). Die 70 Fuß hohe sogenannte „schöne Eiche“ im Walde bei Lüchow soll aus dem Munde eines in der

Schlacht gefallenen Könige hervorgewachsen sein.1 Ebenso giebt es viele Sagen von sogenannten Blutbäumen, die aus dem Blute schuldlos Gerichteter entstanden; mit dem Blute ging die Seele in sie über. Zu Camern waren das 7 Eichen, die sich wunderbar zu einem Stamme vereinigten und als man einst eine derselben fällte, schwitzte der Stumpf blutige Tränen, bis ein neuer Baum aus demselben hervorwuchs.2 Zu Mödrufell im Eyjafjördr auf Island ist es ein Vogelbeerbaum (reynir), der aus dem Blute zweier wegen vermeintlicher Blutschande unschuldig hingerichteter Geschwister entsteht.1 In der Hüll (Oberpfalz) hängt man an dem Orte, wo jemand gewaltsamen Todes starb, eine Tafel mit einer Gedächtnißinschrift an einen Baum. Bei Tag soll dann die arme Seele des Getödteten im Baume hausen, Nachts aber entbunden sein und in einem gewissen Umkreise frei schalten dürfen.4

Doch nicht bloß reine und selige Menschengeister, auch die Seelen Verdammter nehmen nach dem Tode Pflanzenleib an. In einem Laubwalde zwischen Neustrelitz und Brandenburg, an einer Stelle, wo einst ein Meuchelmord begangen wurde, stieg täglich mit dem ersten Schlage der Mittagsstunde eine distelähnliche Gestalt aus dem Boden, deren Stamm zwei mit Stacheln besetzte Arme mit in einander gerungenen Händen bildeten, unten am Stiel zwei über und über mit Stacheln oder Dornen besetzte Menschenköpfe. Sobald es zwölf ansgeschlagen hatte, war das Gewächs spurlos verschwunden. Einem Pastor, der mit seinem Stocke darüber hinfuhr, verkohlte

der Stock und verlahmte der Arm.1 Diese Mecklenburger Sage zeigt, eine wunderliche Zutat mittelalterlichen Fegefeuerglaubens. Reiner ist die bairische von den drei verfluchten Jungfern, die in einem Waldschlosse hei Nürnberg ein gottloses Leben führten, Fremde anlockten, ausplünderten und tödteten. Gottes Blitzstrahl erschlug sie und verbrannte ihr Haus; ihre Seelen aber fuhren in drei große Bäume und so oft einer davon gefällt wird, geht die Seele in einen andern. Nach Gebetläuten hört der Torübergehende von den Wipfeln dieser Bäume herab lachende Stimmen oder schadenfrohes Gekicher und nicht undeutlich glaubt er zwischen den Aesten eine Gestalt zu sehen, die ihn zu sich winkt. 2 Breithut, der Geist eines berüchtigten Raubritters im Geißenthäle läßt sich hier und da als Baumklotz oder gradezu als Baum blicken.3 Ein Pfleger, der Waisengelder angegriffen bat, spukt im Walde. Er sieht aus, wie in Baumrinde gekleidet, lehnt sich an einen Baumstamm und schaut die Holzarbeiter starr an, bis sie entsetzt fliehen.4 An der Pfaffenhaide am Hallwiler See stand bis vor kurzem ein sehr alter Kirschbaum. Dahinter sah jeder, der Nachts vorüber ging, einen Mann stehen, der die Hand vorstreckte, dann rasch hervorsprang und verschwand. Wer sich nach ihm umsah, dem blieb der Hals verdreht. Einem Weib hing er sich als Dom in die Jüppe und als sie diesen entfernen wollte, schwoll ihr der Kopf an. Man hieb den Birnbaum um. Seitdem ist auch jene Stelle frei, aber ebenso lange sitzt im Keller des nächstgelegenen Hauses ein schwarzer Hund auf einer Kiste und heißt wie der längst verstorbene Ahnherr dieses Hanses Suchelis.5 Im Buchenwalde auf dem Kestenberg zwischen den Schlössern Wildegg und Brumnegg hat sich ein Jäger an einer Eiche erhängt. Als der Schloßherr ihn fand, vom Winde in den Zweigen hin- und her geschaukelt, befahl derselbe die Eiche zu fällen; aber Blut quoll unter den Axthieben hervor und rote

Adern durchzogen den Stamm. Da verbrannten die Leute Stamm und Leichnam. Seitdem pirscht aber der Todte als Wildhans von Wildegg mit gespenstigen Hunden durch den Wald, oft hört man dieselben winseln, wenn er sie an die Bäume hängt, um sie mit Riemen zu hauen.1 Eine Variante dieser Sage knüpft sich unweit davon an einen Holzbirnbaum zwischen Wildegg und Lupfig. Der krumme Jäger, der an diesem Baume seine Hunde aufzuhängen pflegte, sich an ihm erhängt hatte und unter demselben begraben war, ließ sich da noch immer sehen, z. B. als dreibeiniger Hase mit Augen so groß wie ein Pflugrad. Wer ihm nachschaute, dem schwoll der Kopf. Oder er stand als schwarzer Mann hinter dem Baume. Einer, der ihn anredete, büßte mit gedunsenem Mund und geschwollenen Augen. Die Gemeinde beschloß nun den Baum umbauen zu lassen. Aber während das Gebüsche ringsum unbewegt in der ruhigen Luft stand, schüttelte ein Brausen die Aeste des Holzbirnbaumes. Den Arbeitern sprang die große Waldsäge ab, und wo man mit der Axt hintraf, war das Beil stumpf und ein blutroter Saft quoll nach.1

Diese Sagen sind in mancher Hinsicht lehrreich. Die Seele des Verstorbenen gebt in den Baum über, erfüllt ihn gleichsam mit menschlichem Leben, so daß Blut in seinem Geäder umläuft. Zugleich aber läßt sie sich als Schatten in Tier- oder Menschengestalt außerhalb des Baumes aber in dessen Nähe sehen, und ihr Anschanen verursacht jene Krankheiten, mit welchem der unverhüllte Anblick von Geistern auch sonst bestraft wird. Durch die Vernichtung des Baumes frei geworden, vereinigt sie sich mit dem Winde und tobt in der wilden Jagd daher.3 Es wird nun auch wol verständlich sein, weshalb auch Gespenster und Klopfgeister in hohle Bäume, Weideubäume u. dgl. gebannt werden.4 Man giebt ihnen, um sie los zu werden,

den Baum zum Leibe. Der im Weinkeller spukende Geist eines bösen Wirts ist in die Ruckfelder Linde bei Zurzach gebannt worden. Dort hauste er in einem Astloch. Nachts saß er oft auf einem Aste und geigte und je schärfer im Winter die Schneeflocken über Rückfeld stöberten, desto schöner und schärfer geigte er drauf los. Ein Bauer, der nach diesen Tönen tanzte, bis er umfiel, ist von Stand an der beste Tänzer im Lande geworden. Dieses zauberische Geigenspiel ist die Musik des Waldes, das Lied des Sturmes, welches alles bewegt und tanzen macht.1 Die breite Eiche auf dem Bleß bei Salzungen war die mächtigste des ganzen Forstes. Als sie hohl wurde, trugen die Jesuiten manchen Poltergeist in dieselbe. Leute, die vorbeigingen, hörten die Geister darinnen rumoren. In die dicht belaubten steilen Wände der wilden Löcher einer Schlucht in der Nähe dieser Eiche sind ebenfalls Poltergeister getragen und festgebannt. Noch heute guckt fast ans jeder Ecke und aus jedem Baumstumpf ein Spukgesicht heraus und erschreckt die armen Leute, die dort Leseholz suchen. Ein Tagelöhner aus Salzungen hatte hier Baumstubben gerodet und spaltete dieselben unter seinem Fenster vor dem neuen Tore; da sah er, als er soeben einen Keil ein trieb, aus dem Stubben ein kleines graues Männlein heraus und durch die Türe in das Haus schlüpfen, und ehe der Tagelöhner sich noch von seinem Schrecken erholt hatte, guckte der kleine Mann auch schon durch die runden Scheiben der Wohnstube, schnitt allerlei Gesichter und trieb so lange Unfug, bis er ihn durch einen Geisterbanner fangen und wieder bannen ließ.2

Noch ein Beispiel sei angeführt, welches wieder erinnern mag, daß auch diese Vorstellnngsweise die Bäume und niederen Pflanzen gemeinsam umfaßt. Man soll die Schmelber (Schmelcher oder Schmielen), eine hohe schlanke Grasart, nicht abreißen oder damit die Zähne ausstochern, damit man nicht von den bösen Geistern oder Teufeln besessen werde, welche oft dahinein gebannt oder darauf gespießt sind.3 Zu vergleichen steht die

von J. W. Wolf, Beitr. II, 242 aus Jacob a Voragine angeführte Legende von einem bösen Geist, der in oder zwischen den Blättern einer Salatstande saß.

§ 13. Baum Aufenthalt des Hausgeistes.

Mit den zuletzt behandelten Sagen berührt sich, was wir schon oben S. 38 wahmahmen, daß die Seele eines durch sympathetische Kur mit dem Baume verbundenen Menschen nach dem Tode, in ersteren übergeht, nach dem Abholzen des Baumes in dem daraus gezimmerten Balken verbleibt und Klabautermann d. b. Schutzgeist des Schiffes wird. Ebenso weilt nach manchen Sagen der Hausgeist im Hausbalken und bleibt wo dieser verbleibt.1 Er war wol auch vorher Geist des zum Balken verarbeiteten Baumstammes. W. Menzel 2 bezieht auf die Herkunft des Hauskobolds aus dem Baume vielleicht nicht mit Unrecht auch die folgende Sage.

Ein Hausgeist zu Sachsenheim, der sogenannte Klopferlee, schenkte der Magd, so oft sie in den Keller kam, ein Geldstück. Als ihm aber der Ritter befahl mehr zu bringen, erschien der Geist vor dem Ritter mit einem Eichenblatte im Munde, woran drei Eicheln hingen und verbrannte ihn sammt dem Schlosse.3 Sollte das Eichenblatt andeuten, daß der Schutzgeist des Hauses in den Wald zurückkehren wolle?

§ 14. Baum Schutzgeist oder Sitz des Schutzgeistes.

Jedenfalls gehört es in den Kreis dieser Vorstellungen, daß der

ideale Doppelgänger der Menschenseele, der Schutzgeist (genius tutelaris) der einzelnen Persönlichkeit (oder ganzer Geschlechter) die Fylgja, wie der Altnorweger sagte (Myth2 828ff. Mannhardt. Germ. Mythen 306 ff.) in einem Baume Wohnung haben soll. Um jedoch diese letztere Anschauung vollständig verständlich zu machen, gehen wir, ehe wir ihren Bestand aufführen, noch einmal auf eine schon vorhin von einem andern Punkte aus angeschlagene Gedankenreihe ein.

§ 14a. Baum = Lebensbaum.

Die unter uns ganz geläufige Redeweise

„der Baum meines, deines, seines u. s. w. Lebens grünt, welkt, stirbt ab“

zeigt uns den Vergleich menschlichen und vegetabilischen Wachstums in persönlichster Anwendung zu einem stetig dem Bewußtsein vorschwebenden Bilde gediehen. Während wir uns aber darüber klar sind, daß das uns immanente Leben, die Gesammtheit der Zustände und Veränderungen unseres Seins durch dieses Bild ausgedrückt werde, tritt dasselbe für das Bewußtsein mancher Menschen auf niederen Stufen durch Hypostase als etwas Reales und Selbständiges, gleichsam als ihr Doppelgänger, der alle ihre Schicksale mitmacht, anzeigt, oder gar bestimmt, aus ihrer Persönlichkeit heraus und neben dieselbe. Man sehe nur, wie in einem von Orest Miller mitgeteilten schönen russischen Hochzeitsliede aus dem Permschen Gouvernement das Mädchen sein Verhältniß zu dem künftigen Ehegatten schildert:

Nur wenig schlief ich Junge,
Wenig die ganze Nackt.
Doch in dem Schlummer hatt’ ich
Einen schönen Traum.
Ich sah in Hofes Mitten
Wuchs ein Cypressenbaum
Und ihm zur Seit´ ein andrer,
Ein zuckersüßer Baum.
Und auf dem Baume waren Goldener Zweige viel,
Zweige von Gold und Silber.
Da sprach das Haupt des Hauses,
Der Meister „liebes Herz,
Soll ich den Traum dir deuten?
Sieh der Cypressenstamm
Bin ich, der ich dein eigen.

Der zuckersüße Baum
Bist du, und du bist mein.
Und auf dem Baum die Aeste
Sind unsre Kleinen ja,
Die lieben teuren Kinder.“

Obgleich Hunderte von Meilen von Perm entfernt, liefert das Saterland den nächsten Verwandten dieses Volksliedes in einem Hochzeitsbrauche.1 In die eine Ecke der Bettlaken, welche ein Bräutigam mitbekommt, wenn er aus dem elterlichen Hause in einen fremden Hof hineinheiratet (und nur dann) stickt man mit bunten Fäden einige Blumen auf einen Baum, auf dessen Wipfel und reich belaubten Aesten Hähne (eine leicht verständliche Symbolik) sitzen. Zu beiden Seiten des Stammes stehen die Anfangsbuchstaben seines Tauf- und Familiennamens. Ebenso sticken die Mädchen in ihre Aussteuerhemden am Halse auf jede Seite der Spange je einen Baum und die Buchstaben ihres Namens. Es ist der Schicksals- oder Lebensbaum der jungen Leute selber gemeint, der aus dem heimatlichen Boden verpflanzt künftig auch in dem neuen Wohnsitze grünen, wachsen und Früchte bringen soll Auf der gleichen Anschauung beruht eine Reihe schöner Hochzeitsitten, die sich durch viele deutsche, slavische und lettische Landschaften verfolgen lassen.

Dem jungen Paare werden bei der Hochzeit grüne Bäume vorangetragen, ein grüner Baum prangt auf dem Wagen, der die Aussteuer der Braut in die neue Heimat führt, auf dem Dach oder vor der Tür des Hochzeitshauses. Im Drömling tragen die Braut- und die Bräutigamsjungfern auf dem Wege zur Kirche dem Brautpaar brennende Lichter auf jungen Tannen oder mit Buchsbaum umwundenen Gestellen voran. 2 Im Hannoverschen Wendlande tragen die Kranzjungfern während der Ehrentänze der Brautführer und des jungen Ehemanns mit der Neuvermählten mit brennenden Lichtern besteckte grüne Tannenbäumchen vorauf; indem die jungen Eheleute diese Lichter mit Tüchern ausschlagen (sie wollen ihren Lebensbaum für sich behalten), geben sie das Zeichen zum Beginn des allgemeinen Tanzes.3 In den wendischen Dörfern bei Ratzeburg

dagegen hatte ein grüner Baum auf dem Brantwagen Platz.1 In der Oberpfalz steckt ebenso vorn auf der äußersten Spitze des Kammerwagens, der die Aussteuer der Braut trägt, ein verziertes Fichtenstämmchen,5 nicht minder schmücken den schwäbischen Brautwagen um Ehingen, der die Kunkel und das Ehebett führt, sechs mit seidenen Bändern, Goldflittem und Blumen gezierte Tannenbäume.3 Auf den lettischen Bauerhochzeiten in Kurland wurde, sobald das neue Paar aus der Brautkammer trat, nachgeforscht, ob der junge Ehemann die Liebesprobe kräftiglich bestanden. Befand es sich so, so wurde große Fröhlichkeit geübt und ein großer grüner Baum oder Kranz oben auf das Hans gestellt. 4

Der Lebensbaum des Bräutigams oder des neubegründeten Stammes steht gut, wenn Aussicht auf Nachkommenschaft da ist. In Schweden nimmt man als Brautstuhl, auf dem das Hochzeitpaar während der Trauung sitzt, einen Chorstuhl, pflanzt zwei Tannen mit Blumen und Goldpapier vor dessen Türen, spannt oben eine weiße Decke ans und verziert es auffallend. Zu Väßbo werden am Vorabend der Hochzeit an allen Türen, Pforten und Gattertoren Tannen gesetzt, eine zu jeder Seite.5 Im Zwodtagrunde im Voigtlande werden, wie auch in Thüringen, Fichten vor das Hochzeithaus gesetzt.8 Im Weimarischen pflanzen die Burschen und Mädchen des Ortes am Vorabend der Hochzeit grüne Tannen vor das Brauthaus und verbinden sie mit Blumengewinden, Kränzen, bunten Bändern und einer Zitrone, worauf die Namen der Brautleute eingestochen sind.7 Dies geht schon über in eine andere Form der nämlichen Sitte, welche wir später nach Erörterung des Maibaums und Emtemais betrachten werden.

Nicht selten geschah es, daß unwillkürlich oder mit Absicht ein bestimmter lebender Baum zum Träger des zweiten Gliedes der Gleichung und dadurch gleichsam dauernd zum alter ego eines

bestimmten Menschen gemacht wurde. In Hochheim, Einzingen und anderen Orten in der Nähe von Gotha z. B. besteht der Brauch, daß das Brautpaar zur Hochzeit oder kurz danach zwei junge Bäumchen auf Gemeindeeigentum pflanzen muß. An sie knüpft sich der Glaube, wann das eine oder das andere eingehe, müsse auch das eine oder andere der Eheleute bald sterben.1 Auf ähnliche Anschaumig, vermöge deren der Liebhaber einen Baum mit sich selbst identifiziert, gründet sich u. a. auch der preußische Aberglaube, wenn man die Liebe eines Mädchens begehrt, drei Haare desselben in eine Baumspalte einzuklemmen, sodaß sie mit dem Baume verwachsen müssen. Das Mädchen kann dann nicht mehr von einem lassen.2

§ 14 b. Fortreisende verknüpfen ihr Leben mit einem Baume.

Sehr deutlich springt diese Vorstellung vom Schicksals-oder Lebenshaum in einer Reihe weitverbreiteter Traditionen hervor, wonach ein Fortreisender sein Leben sympathetisch mit einer daheinibleibenden Pflanze verknüpft. Im Märchen von den zwei Brüdern (K. H. M. Nr. 60) z. B. stößt der Fortziehende sein Messer in den Baum vor der Tür des Vaterhauses. So lange, es nicht roste, sei das ein Zeichen, daß er selbst gesund sei, wie der Baum. Im Märchen von den Goldkindern (Nr. 85) lassen die beiden Jünglinge, als sie ausziehen, um die Welt zu sehen, ihrem Vater ihre beiden Goldlilien zurück.

„An ihnen kannst du sehen, wie es uns ergeht. Wenn sie frisch sind, befinden wir uns wohl; wenn sie welken, sind wir krank; wenn sie abfallen, sind wir todt.“

Ob diese Märchen, denen sich verwandte Züge nicht allein aus Indien, sondern selbst aus Mexiko und Ägypten an die Seite stellen lassen,3 einheimische Gewächse

seien ist mehr als zweifelhaft; ganz nahe aber ihrem Inhalt liegt der Gedanke in der fein empfundenen dritten Strophe des Volksliedes:

„Morgen muß ich fort von hier.“

Der in Abschiedsweh fast vergehende Liebhaber erklärt sein Leben mit der zurückbleibenden Geliebten, die wie ein Baum auf grüner Aue sprießt, der Art eins und verwachsen, daß es (wenn er mit dem Körper davonziehe) gleichsam dableiben und sein Wiederbild in der Feme absterben werde:

Dort auf jener grünen Au,
Steht mein junges Leben.
Soll ich denn mein Lebelang
In der Fremde schweben?
Hab’ ich dir was Leids getan
Halt ich um Verzeihung an;
Denn es geht zu Ende.1

§ 14c. Schicksals- und Geburtsbaum von Einzelnen und Familien.

Jedenfalls kann nunmehr kein Zweifel sein über die richtige Auffassung des folgenden von Geyler von Kaisersberg als wirkliche Geschichtee aus dem 15. Jahrhundert berichteten Vorgangs. Als Molber, ein Schuhmacher zu Basel, ein neues Haus bezog, wählte jedes seiner drei Kinder sich im Garten einen Baum. Die Bäume der beiden Mädchen, Katharina und Adelheid brachten, „als der Glentz (Lenz) hereinstach,“ weiße

Blüten hervor; die deuteten auf ihren künftigen Beruf als Nonnen. Der des Bruders Johannes trug eine rote Rose; er ward Predigermönch in Prag und fand als Märtyrer durch die Hussiten seinen Tod. Die reinste und folgerichtigste Ausgestaltung der hier zu Grunde liegenden Anschauung war die schöne Sitte, schon in der Geburtstunde eines Kindes ein Bäumchen zu setzen. Im Aargau geschieht das noch jetzt ziemlich allgemein und man meint dort, der Neugeborne gedeihe oder sterbe (verkümmere) wie dieses Bäumchen.

Für Knaben setzt man Apfelbäume, für Mädchen Birnbäume. Noch in der letzten Generation kam der Fall vor, daß ein Aarganer Vater im Zorne über seinen misratenen Sohn, der eben in der Fremde und also der väterlichen Züchtigung unerreichbar war, aufs Feld ging und den dort gepflanzten Geburtsbaum wieder umhieb.1 Zuweilen sieht der Bauer auch ohne ausdrückliche Anpflanzung für eine bestimmte Person das Schicksal seiner Familienglieder mit dem Schicksal der Bäume am Hause verbunden. Der Voigtländer fürchtet, jemand aus der Familie werde sterben, wenn ein Baum im Garten oder ein einzelner Ast plötzlich dürr wird,3 auch in Bayern bedeutet ein Baum am Hause, der verdirbt, einen Todten vom Hause4 und dem Siebenbürger Sachsen verkündet es einen Todesfall, wenn ihm im Traume ein umstürzender Baum zu Gesichte kommt.5 Genau hiezu paßt es, daß in Siebenbürgen (Sächsisch-Regen) auch der poetische Glaube herrscht, dem Kinde nahe der Tod nicht mit der Sense, sondern er breche im Garten eine Blume vom Stengel, im nämlichen Augenblicke sterbe das Kind.6

Wie ein Einzelner kann aber auch eine Vereinigung mehrerer Menschen, eine Familie, eine Dorfschaft in einem Baume das reale Abbild ihres gemeinsamen Lebens empfinden. In Schweden sind nachweislich die Namen mehrerer Familien von einem heiligen Baume bei ihrem Stammhofe hergenommen; so der des Geschlechts Almén von einer großen Ulme, die ehemals am Hofe Bjellermála im Sockn Almundsryd stand. Die drei Familien Linnaeus (Linné), Lindelius und Tiliander hießen angeblich nach einem und demselben Baume, einer großen Linde mit drei Stämmen, welche zu Jonsboda Lindegárd in Hvitarydssocken Landschaft Finveden wuchs.

Als die Familie Lindelius ausstirbt, vertrocknete eines der Hauptäste der alten Linde; nach dem Tode der Tochter des großen Botanikers Linné hörte der zweite Ast auf Blätter zu treiben, und als der Letzte der Familie Tiliander starb, war die Kraft des Baumes erschöpft, aber der erstorbene Stamm der Linde steht noch und wird hoch in Ehren gehalten.1

§ 14 d. Várdträd.

Diese Linde und ähnliche Bäume werden als Várd-träd, Schutzbäume, bezeichnet. Várd (von várda warten, bewachen, hüten) bezeichnet Fürsorge, Obhut, Schutz; Várdträd ist also der Baum, der die Fürsorge, die Obhut ausübt; oder vielmehr der die Fürsorge persönlich ist. Der Várd wird nämlich als ein persönliches Wesen gedacht, also ein Geist, der dem Menschen folgt, wohin derselbe geht; er offenbart sich zuweilen, sei es als Lichtlein, (das Licht ist eine Form der Seele, vgl. Lebenslicht), sei es als des Menschen Scheinbild. Es giebt noch heute unweit der Gehöfte manche für heilig gehaltene Bäume, welche Várdträd genannt sind, offenbar als Wohnstätten der Várdar oder persönlichen Schutzgeister der Hofleute, oder der Familie, die den Hof bewohnt. Vor wenigen Menschenaltern gab es in der Südländischen Landschaft Várend einen Várdträd noch in der Nähe jedes Hofes. Es war eine alte Linde, Esche oder Ulme. Niemand brach davon auch nur ein Blatt, und ihre Beschädigung rächte sich sicher durch Unglück oder Siechtum. In Hänger erlaubte die Volkssitte nicht einmal windbrüchiges Holz davon weg zu nehmen und zu Hause zu verbrennen, sondern man häufte es zu einem Reiserhaufen oder Holzstoß („bäl“) am Fuße des heiligen Baumes auf. Schwangere umfasten sowol in Värend als in Vestbo in ihrer Not den Várdträd, um eine leichte Entbindung zu erhalten.1

Der Várd entspricht genau demjenigen Begriffe, den der Altnorweger und Isländer mit dem Namen Fylgja verband und wir sind somit hier auf dem Punkte angelangt, von dem aus mit vollem Verständniß die o, S. 45 angekündigte Vorstellungsreihe zu verfolgen möglich ist. Die Fylgja2 (d. h. Folgegeist) ist das Leben, der Genius des Menschen selbst als ein besonderer Dämon personifiziert und als solcher zum Begleiter, Schicksalsverkünder und Schicksalsurheber geworden. Von da war es nur ein unmerklicher Schritt und die Fylgja wurde ein warnender oder helfender Schutzgeist, der für den ihm zugeteilten Menschen liebreich sorgte. Die als Abbild oder Doppelgänger eines menschlichen Einzellebens oder des Lebens einer menschlichen Gemeinschaft gedachte Baumseele in derselben Weise mit Baum und Menschen zugleich verbunden und zugleich von beiden als selbständig hypostasiert, sodann als schützender, helfender Genius aufgefaßt ist der Várd. Die Sitte einen Várdträd hinter dem Hause zu haben, hatte in Dänemark ein unverkennbares Seitenstück. Noch H. Steffens (Gebirgssagen) konnte davon erzählen. In einer entlegenen Vorstadt von Kopenhagen — sagt er — innerhalb der Wälle, bewohnen die Matrosen der dänischen Marine ein Quartier, welches fast eine eigene Stadt bildet. In einem jeden Hof ihrer kleinen Häuser sieht man über die Planken hervorragend einen Holunderbaum, der mit einem religiösen Eifer unterhalten und gepflegt wird. Der Geist dieses Baumes ist Schutzgeist des Hauses. Er hilft in Krankheit, steht den Frauen in Kindesnöten bei, beschützt die Kinder, aber verschwindet auch, wenn der Baum abstirbt. Sicher aber war dieser Glaube sehr alt und in die heidnische Vorzeit hinaufreichend. Dies möchte ich aus der Uebereinstimmung mit der Sitte eines andern auch am Ostseerande wohnenden Volkes, der Letten nämlich, schließen, bei denen ehedem hinter jedem Hause, unweit der Hofstatt ein kleiner Hain von mehreren Bäumen gefunden wurde, in welchem der „Mahjas kungs“ (Herr der Heimat, Wohnung, Behausung)

also der Schutzgeist des Hofes wohnen sollte, dem man von Zeit zu Zeit kleine blutige und unblutige Opfergaben hineinwarf. Es mangelt uns nicht an älteren Zeugnissen über die Sache, aber noch 1836 u. a. zerstörte Pastor Carlbom in dem einen Kirchspiel Ermes in Livland innerhalb 14 Tagen etwa 80 solcher Götzenhaine.1 Wer den Hain umhieb, sah den Mahjas Kungs in Gestalt eines Vogels unter Sturmwind entweichen und mußte des Aussterbens seiner Familie und des Verlustes seines gesammten Hainstaudes gewärtig sein.2 Das Leben also der Menschen und der Tiere in der gesammten Wirtschaft war an das Wolbefinden der Bäume, resp. des Mahjas Kungs geknüpft, der andererseits ihr Heil fürsorglich in Schutz nahm.

Ob und wieweit auch in Deutschland vor alters Hans und Familie ihren Schutzbaum hatten und pflegten, darüber kann ich nichts Ausreichendes mitteilen. Einzelne Spuren scheinen dafür zu reden. Der Aelpler im Allgäu und Bregenzer Walde hat noch einen Familienbaum, unter dem er mit den Seinen sein Abendgebet verrichtet. Viele reservieren sich solche Bäume, wenn sie auch sonst Hab und Gut verkaufen und sind bei ihrem Absterben ängstlich um junge Stämme und Aeste bemüht.3 Manche Namen deutscher Familien (wie Linde, Eichbaum, Buchheister, Holunder, Kirschbaum, Birnbaum, Eschenmayer, Birkmayer, Pirkmayer, u. s. w.)4 könnten wenigstens mittelbar auf unsem Ideenkreis zurückweisen, falls die Bauernhöfe, von denen sie herstammten, nach besonders hochgehaltenen Bäumen in ihrer Umgebung genannt waren.5 Und wenn es Familienbäume gab, sollte vermöge naturgemäßer Erweiterung nicht auch die Dorfschaft in einem Baume ein Gegenbild und Symbol ihres Lebens, ihren Schutzgeist gesucht haben? Bewahren nicht etwa unsere deutschen Dorflinden eine Erinnerung, einen Anklang daran? Es verlohnte sich

wol diesen Gegenstand einmal ernstlich zur Frage und Untersuchung zu stellen.

§ 15. Weltbaum Yggdrasill.

Falls sich Schutzbäume der Dorfschaft erweisen ließen (und ich bitte den Leser darüber nachzusehen was ich weiter unten Kap. III. hinsichtlich der Maibäume anmerken werde) so wäre damit ein wichtiges Mittelglied aufgefunden, um einer Hypothese zu großer Wahrscheinlichkeit zu verhelfen, welche sich auch ohnedem unabweislich mir aufdrungen will. Ich vermute nämlich, daß auch der tiefsinnigen Eddamythe, vom Weltbaum Yggdrasill in ihrer ältesten Gestalt nichts anderes als eine ins Große, malende Anwendung der Vorstellung vom Várdträd auf das allgemeine Menschenheim zu Grunde gelegen habe. Schon diejenige Form, in welcher der Yggdrasillmyths in der Völuspá uns entgegentritt, noch mehr diejenige des Grimnismál enthält spekulative Gedanken durch Allegorie ausgedrückt und so einheitlich und harmonisch das aus allen Vorstufen als schließliches Ergebniß hervorgegangene großartige und allumfassende, die Einheit des gesamten Universums, wie es sich in Raum und Zeit darstellt, vergegenwärtigende Bild auch zu sein scheint,1 schon der Name Yggdrasill (Odhins Roß),2 die Vorstellung, daß Götter und Nornen als Richter und Urteiler unter dem Baume Ding halten.3 und die andere, daß die drei Schicksalsfrauen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit Fluten aus dem Brunnen der Vergangenheit die Erde begießen und frisch erhalten, stellen ebenso viele verschiedene. Entwickelungsphasen der Sage dar, die ohne Zweifel vor Abfassung der Völuspá schon längere Zeit von den Dichtern bearbeitet und unter stets neuen und andern Gesichtspunkten dargestellt war; auch später noch, wie Grimnismál lehrt, der Gegenstand ergänzender oder tungestaltender Darstellungen blieb. Eine mehrfach abweichende Variante zur Auffassung des Weltbaums neben derjenigen in Völuspá gewährt das Lied Fjölsvinnsmál 19—24.4 Der

Kernstoff der Komposition, in welchen alle anderen spekulativen Bezüge erst hineingebildet wurden, war danach deutlich erkennbar ein kosmologisches Philosophem in Gestalt einer lebendigen mythischen Vorstellung, die Anschauung des Weltalls selbst als immergrüner vom Himmel bis in die Tiefen der Unterwelt reichender Baum, der beim Weltuntergang zittert, sich entzündet.1 Die erweiternde Spekulation zeigt ihn vom Wipfel bis zum Fuße vom regsten Leben erfüllt, an der Wurzel aber fortwährend von schädlichem Gewürme benagt. So ist es wol klar, weshalb jede der neun Welten einen solchen Weltbaum besitzt, ein Gegenhild ihrer selbst. 2 Es ist aber kaum denkbar, daß jemand darauf gekommen sein sollte den Doppelgänger des Gesammtlebens zugleich zum Schicksalsbaum zu machen, wenn nicht diese Idee gleich von Anfang an mit dem Bilde verbunden gewesen wäre. War dies aber der Fall, galt mit der Esche das Geschick der Welt von Anfang an verknüpft, war der Genius des Baumes, oder waren die in oder unter ihm wohnenden Genien zugleich schützende, und schicksalbestimmeude Mächte der Menschheit, so

ist in allen Teilen die Ähnlichkeit des Grundgedankens so groß, daß man kaum umhin kann den Várdträd, den Schutzbaum, falls dieser — wie doch wol schwerlich zweifelhaft sein kann — wirklich bis in die heidnische Zeit hinanfreicht, als das ursprüngliche und einfache Urbild des Weltbaums in Anspruch zu nehmen. Ein unvenverfliches Beweisstück für diese Behauptung wird aus Fjölsvinnsm. 20 ff. Bugge entnommen werden dürfen, wo (was auch immer die Beziehung zum Zusammenhänge der Dichtung sei) der Mimirsbaum (Mimameidr), der über alle Lande seine Zweige breitet, dessen Wurzel niemand kennt und den kein Feuer noch Eisen schädigt, unwiderleglich als der sonst Yggdrasill benannte Weltbamn zu verstehen ist.1 Von ihm heißt es, man solle von seiner Frucht ins Feuer tragen, dann würden Kindbetterinnen ihrer Bürde ledig. Dieser Zug ist so realistisch, daß er schwerlich aus dem bloßen poetischen Bilde des Weltalls als eines Baumes entstanden sein kann, sondern als Vorbild einen Brauch in der Wirklichkeit voraussetzt, mit den Früchten eines Baumes bei Entbindungen zu räuchern. Diese Form der Sitte weiß ich nun zwar nicht nachzuweisen, wohl aber stellt sich aufs nächste dazu, daß in Schweden Schwangere in ihrer Not den Várdträd umfassen und in Dänemark der Holunder neben dem Hause den Kreißenden hilfreich sein soll (s. o. S. 52). Was also ist wahrscheinlicher, als daß von dem Schutzbaume die Idee von Yggdrasill ausging?

Vom Standpunkte der so gewonnenen Erkenntnisse aus verlohnt es sich, Nyerups 2 bekannte und mit so großem Beifall aufgenommene Conjectur, daß der vor dem Göttertempel in

Upsala au einer Quelle stehende, Sommer und Winter grünende Baum unbekannten Geschlechts ein irdisches Abbild von Yggdrasill mit dem Urdhardbrunnen war1, noch einmal zu erwägen. Von diesem Baume wissen wir aus dem wahrscheinlich vom Verfasser selbst herrührenden, aus einer Mitteilung des Dänenkönigs Svend Estrithson oder seiner Hofleute um 1070 stammenden Scholion 1342 zu des Adam von Bremen Schilderung des Göttertempels in Upsala. Ist die Notiz tatsächlich begründet, wofür ein gleichzeitiges Analogon aus Pommern spricht,3 so ist damit noch nicht bewiesen, wenn gleich sehr glaublich, daß der Baum religiöse Bedeutung hatte. In diesem Falle scheint es jedoch weit näher zu liegen, in ihm den Várdträd des Upsalahofs als ein Abbild des Universums zu vermuten. Nyerups Hypothese ist umzukehren. Es läge also nach unserer Auslegung bei Meister Adam ein

Fingerzeig vor, daß im 11. Jahr. neben dem Hause der Götter (ebenso wie neben dem Privathause) ein Várdträd stand, womöglich neben einem Quell, in den man Gaben für die Gottheit versenkte. Solche Bäume aber waren nicht Nachbildungen, sondern Vorbilder des in norrönen und isländischen Liedern des 10. und 11. Jahr. und entgegentretenden Weltbaums.

§ 16. Erläuternde Begegnisse ans dem täglichen Leben.

Sollte übrigens noch jemand vorhanden sein, dem die Entstehung der Vorstellungen vom Schutzbaum ein psychologisches Rätsel darböte, so dürfen wir ihn glücklicherweise einladen in den Schilderungen netterer, aus der Fülle wirklicher Erlebnisse schöpfender Dichter Schritt für Schritt noch heute so zu sagen die Genesis derselben zu belauschen. Mit ferner Beobachtungsgabe hat z. B. Goethe im Werther das Anwachsen gemütlicher Beziehungen zwischen Mensch und Baum veranschaulicht. Werther trifft den alten Pfarrer zu St. auf seinem von Nußbäumen beschatteten Pfarrhof. Der Alte wurde ganz munter, und da ich nicht umhin konnte, die schönen Nußbäume zu loben, die uns so lieblich beschatteten, fing er an, wiewohl mit einiger Beschwerlichkeit, die Geschichte davon zu geben.

„Den alten“, sagt er, „wissen wir nicht, wer den gepflanzt hat. Einige sagen dieser, andere jener Pfarrer. Der jüngere aber dahinten ist so alt als meine Frau, im Oktober fünfzig Jahre. Ihr Vater pflanzte ihn des Morgens, als sie gegen Abend geboren wurde. Es war mein Vorfahr im Amte und wie lieb ihm der Baum war, ist nicht zu sagen; mir ist ers gewiß nicht weniger. Meine Frau saß darunter, da ich vor siebunddzwanzig Jahren als ein armer Student zum ersten Male hier auf den Hof kam.“

Auch Werthern wachsen diese Bäume ans Herz, und als später eine neue Pfarrerin dieselben umbauen läßt, weil sie ihr unbequem sind, möchte er rasend werden, daß es Menschen geben soll ohne Sinn und Gefühl an dem Wenigen, was noch auf Erden Wert hat. Er könnte „den Hund ermorden, der den ersten Hieb daran tat.“ Aber auch das ganze Dorf nimmt und die Frau Pfarrerin soll es an Butter mul Eiern und übrigem Zutrauen spüren, was für eine Wunde sie ihrem Orte gegeben hat.

Hören wir außer Goethe noch einen neueren Kenner des Volkslebens. P. K. Rosegger schildert in seinen „Gestalten aus dem Volke der österr. Alpenwelt“ S. 280 ff. den reichen Bauer Hagenzweig in der Eben, der so nach seinem Gehöfte benannt ist, aber auch wol als der Lindenbauer bezeichnet wird, da ein mächtiger Lindenbaum an der Ecke seiner Stallungen steht. Nach diesem Baume kennzeichnet man dem fragenden Wanderer, Holz- oder Viehhändler das Grundstück, „der Hof, über den die alte Linde schaut.“4 Unter ihm versammelt der Herr Pfarrer die Kinder des Dorfes zuweilen zur Christenlehre. unter ihm auf dem Bänkchen, das rund um den Stamm läuft, sitzt der Bauer oft abends mit seiner Familie. Schon den Vätern war der Baum wert, und der Bauer ehrt ihn mit fast religiöser Scheu. Tee von seinen Blüten trinkt er als unfehlbares Universalmittel in allen Krankheiten, und sterbend verweist er den Sohn für die Zeit der Not im Alter auf die alte Linde. Der Sohn erbt die Ehrfurcht vor dem Baume, trinkt auch seinerseits getreulich Lindenblütentee und als er durch Mißernten verarmt, kann er sich nicht entschließen, den stattlichen Baum um den ihm angebotenen Preis von 45 Dukaten zu verkaufen, während er doch kurz vorher den vergoldeten Wetterhahn vom Dach ohne Bedenken veräußert hat. Als bald hernach ein Wetter den Baum stürzt, daß er über Haus und Stall morsch in sich zusammenbricht, ist es dem Lindenbauer, als sei es mit ihm selbst zu Ende und auch er bricht zusammen mit dem Rufe:

„Jetzt hin ich der Hagenzweig nicht mehr und jetzt kann ich nicht bleiben im Hof auf der Eben.“

Aber im hohlen Stamme der gefallenen Linde findet sich ein Topf Geld, den der Vater dort versteckte, und so hilft der Baum dem heruntergekommenen Lindenbauer wieder zu Kraft und Vermögen. Wieviel fehlte denn noch daran, daß der Oesterreicher Hagenzweig von seiner Linde dieselbe Vorstellung hegte, wie der Schwede vom Várdträd?

§ 17. Boträ.

Zuweilen erhält der Várdträd den Namen Bosträd oder Boträ (Wohnsitzbaum) d. h. entweder Baum, der zur Wohnung des Menschen gehört, oder der der Wohnsitz gewisser Wesen ist. In letzterem Falle bezeichnet dieser Ausdruck den Baum nicht mehr als den Körper oder als das Gewand, sondern als die vertauschbare Wohnung eines mythischen Naturgeistes, der außerhalb des Baumes seine Wirksamkeit übt und bei dessen Untergang heimatlos wird. Vor solchen Bäumen hat man Gebete und Opfer zumal an Donnerstagabenden und an den Vorabenden der großen Feste dargebracht, um Siechtum, Unglück und Unheil von Menschen und Vieh abzuwehren. Das Opfer bestand gemeinhin in Milch oder Bier, das man über die Wurzeln des Baumes sprengte. Noch im Jahre 1744 wurde ein Mann im Fosspastorat in Bohuslän, der von einem Boträd einen Zweig abgehauen, dann aber vor dem Baume einen Kniefall getan und um Verzeihung gebeten hatte, in der Beichte zu einer Buße verurteilt Man denkt sich aber häufig nicht einen einzelnen Geist, sondern eine ganze Gesellschaft als Bewohner des Baumes. Als einmal ein Bauer im Värend einen solchen Wohnsitzbaum umhieb, hörte er es Abends im Stubben singen

husvilla ä´vi
husvilla ä´vi
husvill skal du ocksá bli.

d. h. wir verloren unser Haus, wir verloren unser Haus, auch du sollst das deine verlieren. Tags darauf brannte das ganze Gehöft nieder.1 Diese mythischen Banmbewohner werden Tomtegubbar benannt sie sind Vervielfältigungen des einen Värd, den wir vorhin im Baume walten sahen (o. S. 61) und in ihnen erscheint uns der Baumgeist, der nach vorhin behandelten Sagen erst nach der Einfügung des gefällten Baumes als Balken in Haus und Schiff zum Hausgeist wurde, schon hei Leben der Pflanze als solcher tätig. Ihre Behausung wird bald in den Stamm selbst, bald unter die Wurzeln des Baumes verlegt. In Bohnlän wohnen die Tomtegubbar (die „Alten im Gehöfte“) d. h. Hauskobolde, welche ungesehen dem Bauer hilfreich in der Wirtschaft zur Seite stehn z. B. des Viehs sich annehmen, Aehren vom fremden Kornboden auf den seinigen tragen, das Haus mit Wolstand begaben, und vor Brandschaden (eld och brand) schützen (weshalb bei ihrem Fortgänge Feuer ausbricht s. o. S. 44), im Baume nahe dem Hofe; man hütet sich Dommerstag Abends etwas zu hauen oder zu spinnen, damit sie nicht erzürnt werden und mit ihrem Segen entweichen. 2 In Norwegen soll der Tomtegubbe unter Bäumen bei den Wohnhäusern

seinen Sitz haben mul deshalb darf man diese nie ganz fällen.1 Aber auch Zwerge, Unterjordiske (Unterirdische, Unner erdsken) wohnen wie unter Hügeln und Häusern, so zuweilen unter gewissen Bäumen, die man deshalb nicht fällen darf.2 Doch — das ist der Unterschied — diese Bäume sind nicht mehr immer beim Hause, sondern in Feld und Wald zu suchen.3 Auf einer Haide zwischen Falsterbro mul Skannür in Schonen steht ein uralter Apfelbaum, unter dem kleine Leutchen (et Pysslingefolk) wohnten, eine Schuhmacherfamilie. Oft sieht man sie noch bei schönem Wetter ihr kleines Leinenzeug im Baume aufhängen und trocknen. Als ein gewisser Jons Páhlsson einen grünen Zweig zum Hirtenstabe abhieb, bekam er Schmerzen in den Eingeweiden, welche erst aufhörten, als er um Vergebung bat. Eine Seemann in Falsterbro, der schnelle Aufbruchsordre empfing und sein Schuhwerk nicht in Ordnung hatte, rief im Vorbeifahren spottend, der Schuhmacher unter dem Apfelbaum solle ihm die Stiefel flicken. Als er abends wieder an jene Stelle kam, wurde er irre und fuhr die ganze Nacht um den Baum herum, die Wagenräder ließen eine bleibende Spur zurück.4 Auch in deutschen Sagen liegt der Eingang zu den Wohnungen der Unterirdischen (d. h. der Zwerge) unter einem Apfelbaume, einer Rüster, in der Ellernkuhle u. s. w.5 In Verwirrung geraten scheint die folgende Sage.

Zu Menzingen im Kanton Zug stand mitten im Dorf ein hoher Baum, so hoch, daß er vom Sturme gebrochen alle Wohnungen zerschlagen hätte. Da niemand ihn zu fällen wagte, gewann man

ein Bergmännchen. Das kappte den Baum und verschwand dann im hohlen Baum auf immer. Der Berggeist hauste wol auch vorher schon im Baume.1 Der Schwede nennt als Bewohner solcher Bäume auch jene Elfen (elfvor), welche wie kleine Puppen gestaltet auf den Wiesen tanzen. Unsichtbar fahren sie mit gleicher Leichtigkeit durch Luft. Feuer, Erde, Wasser, Berge und Bäume. Sichtbar erscheinen sie in mancherlei Gestalt, oft sah man sie als Eulen zwischen den Baumästen herumküpfeu. Auf Wiesen gewahrt man oft Ringe von grünerem und frischerem Gras, das ist der sogenannte „Elfdans“, da schwangen sich die Elfen während lichter Sommernächte in luftigem Reigen und unter ihren Füßen wuchs das Gras üppiger.2 Am liebsten üben sie ihre Spiele unter Linden und anderen Laubbäumen. Sie haben allerlei Aufenthaltsorte in der Erde, in Steinen, wie in Bäumen. Wer solchen Bäumen irgendwie schadet, wer durch ein Astloch nach den Elfen sieht, oder wer das Gras der Elfenringe niedertritt, der erblindet, oder er wird von den Geistern angehaucht und bekommt ein Geschwulst oder eine Wunde am Kopf, eine Krankheit, die alfild (Elfenfeuer) oder alfgast und elfbläst (Elfenanhauch) heißt, gradeso wie in Schottland und Irland schon der bloße Anblick der Elfen Tod, Fieber oder Verlust des Verstandes, ihr Anhauch Beulen und Krankheiten zur Folge hat, doch saugen die Elfen auch behexten Kindern an Fingern und Zehen, so daß sie klein und schwach bleiben. Als Gegenmittel gegen diese Krankheiten bindet man den Kindern entweder Donnerkeile um den Hals oder man schmiert die Löcher oder Vertiefungen in gewissen großen tief in den Wählern liegenden Steinen oder Riesenbetten mit Butter aus und setzt Puppen von Zeuglappen gemacht in Gestalt der Elfen hinein. Oder ein kluger Mann räuchert das kranke Kind mit Vendelört (Valeriana officinalis); dann sieht man die Elfen in Gestalt kleiner Puppen über den Fußboden gehen und bitten, man möge ihnen nur erlauben eine andere Stelle aufzusuchen. In Skinnersála in Vesterrumsockn ging eine Bäuerin in den Wald, um sich Kien zu hauen. Sie hieb einen

Baumstumpf mit der Wurzel heraus und wurde sofort so siech, daß sie kaum heimgehen konnte. Niemand wußte was ihr fehlte, bis ein kluger Mann erkannte, daß sie einem Elfen geschadet haben müsse. Und erholt sich (kommer sig) der Elfe, sagt er, so erholt sich die Bäuerin auch, stirbt aber der Elf, so stirbt die Bäuerin ebenfalls. Die Frau sah nun ein, daß ein Elf im Baumstamm gewohnt haben müsse und starb bald nachher, denn der Elf konnte nicht leben, da der Stubben mit den Wurzeln ausgenommen war.1

Diese Elfen sind offenbar den deutschen krankheiterzeugenden Elfen, von denen wir oben sprachen, aufs nächste verwandt. Befallen sie einen Menschen, so werden sie in effigie (aus Zeuglappen) zum Walde zurückgetragen.

Eine dänische Überlieferung von 1722 bezeichnet die in oder bei den Wurzeln des Baumes wohnenden Geister ganz allgemein als Vaetter:

Den schwedischen Erzählungen von den Hausgeistern unter dem Boträd gleichen wieder mehr die Angaben in einer Denkschrift, welche zwischen den Jahren 1526—1530 über den heidenartigen Aberglauben der noch ihren alten, dem lettischen Stamme angehörigen, Dialekt sprechenden Bewohner des nordwestlichen Winkels im preußischen Samlande verfaßt, aber erst nach 1560 unter dem Titel „von der Bockheiligung der Sudaner“ gedruckt ist. Der Verfasser (wahrscheinlich ein evangelischer Geistlicher) bezeichnet die Personifikationen des Volksglaubens als heidnische Götter. Nach Herstellung des Textes auf Grund der ältesten Handschriften ergiebt die Denkschrift über die Verehrung des Holunderbaummes Folgendes. Sein Holz gelte für großwürdig und heilig. Unter ihm wohne in der Erde der Erdengott Puschkaitis. Diesen bitte man, indem man Brot, Bier und andere Speisen unter den Baum trage, er wolle seine Markopolen d. h. die Erdleutchen und seine Parstucken d. h. kleine Männlein in die Scheune schicken, um Getreide dahinein zu tragen und wol zu behüten. In der Nacht setzen die Bauern Speisen in die Scheune und

rufen jene zu Gaste. Wenn sie morgens viel verzehrt finden, hoffen sie auf Vermehrung ihres Getreides. Da die Namen Puschkaitis und Markopole etymologisch noch unaufgeklärt sind, läßt sich nicht sagen, ob der Verfasser mit seiner Angabe „der Erden Gott“ recht habe. Sei Puschkait jedoch eine Personifikation wessen er wolle, jedesfalls geht soviel daraus hervor, daß nach altpreußischem Volksglauben unter dem Holunder ein Dämon wohnt, welcher sowohl über Zwerge (Markopole), als Kobolde (Parstuckeu, Fingerlinge?) Macht hat und dieselben zu Gunsten oder Schaden der Menschen auf bietet. Nach den gleichzeitigen Mitteilungen des Lucas David war anderswo in Preußen der Glaube verbreitet, daß wenn man die Erde unter dem Holunderstrauch verunreinige, der Geist, so unsichtbar unter dem Baume wohne, das Auge verunstalte; verbrenne mau den Busch, so nehme man ihm seine Herberge.

Überschlagen wir alle diese Überlieferungen, so wird es klar, daß in denselben eine Verschmelzung verschiedener Vorstellungen statt hatte. Der Hausgeist (Tomtegubbe u. s. w.) im Boträd tritt uns entgegen gleichsam als der Baumgeist, der personifizierte Baum selbst. Neben anderm was wir schon beibrachten, stimmt hiezu aufs beste, daß der Kobold in den Niederlanden, Holstein, Thüringen, Hessen und Baden zuweilen grünes Gewand trägt, daß er in Holland ein grünes Gesicht und grüne Hände, in Belgien ein Antlitz „verschrumpelt wie die Kinde eines Baumes“ haben soll, und daß er in der Mark der grüne Junge beißt.1 Diesen Hausgeist, der der Baumdämon selber, sehen wir nun nach Analogie der „Elbe“ mitunter zu einer ganzen Schaar vervielfältigt, die in oder unter dem Baume Wohnung nimmt und mit Attributen ausgerüstet, welche diesen als Krankheitsgeistern zukommen. Andererseits gewahren wir die Elfen ein Stück von dem Wesen des Baumgeistes selbst annehmen. Konnten sie dem Körper des Menschen und der Tiere schaden, so mochten sie besänftigt auch wolthätig wirkend gedacht sein und so auch von dieser Seite her mit der Idee des Schutzgeistes zusammenfließen. Daher erklärt sich das im Eichsfelde gebräuchliche Verbot Holunderholz zu verbrennen,

weil sonst im ganzen Hanse die Hühner sterben.1 Das Leben der Hühner ist mit dem des Baumes so zu sagen identisch geworden. Hiemit stimmt die Sage vom Stodderstubben bei Bönsvig (Praestoe auf Seeland). Es ist ein Weißdornstumpf, der als Seemarke dient. Wer Hand daran legt, dem widerfährt Unglück. Einern Bauer, der ihn zum Pflughaupt abhauen wollte, fuhr die Axt ins Bein (vgl. ob. S. 36). Als er zum zweitenmale Hand anlegte, starb ihm eine Kuh. Stodderstubben (Bettlerstumpf) heißt der Baum, weil da ein Bettler begraben ist (vgl. ob. S. 39). 2 Endlich treten sogar auch die Zwerge an die Stelle der Elben. Vielleicht wird es weise getan sein zu erinnern, daß die von uns zur Besprechung gebrachten Charakterzüge das Wesen weder der Kobolde und Hausgeister, noch der Elbe und Zwerge erschöpfen. Die Kobolde namentlich gehen fast durchgängig in Personificationen feuriger Lufterscheinungen (Drachen) über, so daß die Bezeichnung als Baumgeister eine viel zu enge wäre. Und auch von den Elben (Elfen) hat man festzuhalten, daß ihr Aufenthalt im Baume und ihre Eigenschaft als Krankheit verursachende Geister nur eine einzelne unter ihren mannigfachen Erscheinungsformen sind, wenn auch eine nicht ungewöhnliche, wie ich durch noch einige weitere Metamorphosen dieser Vorstellung erhärten möchte. Im Waldeckischen versteht man unter den „Hollen“ kleine schwarze Leute, welche Züge der Zwergsage und der Koboldsage vereinigen. Sie wohnen im Höllenstein, vertauschen Kinder, backen dem Ackerer Kuchen, tragen ihren Lieblingen Korn von eines andern Boden zu.3 Doch auch im Baume wähnt man sie gegenwärtig. Wenn kleine Kinder kränkeln, müssen die Eltern Wolle und Brod in den Wachholderhusch einer anderen Feldflur bringen und dabei sprechen:

Ihr Hollen und Hollinnen,
Hier bring‘ ich euch was zu spinnen
Und was zu essen.
Ihr sollt spinnen und essen
Und meines Kindes vergessen.4

Auf dem Kirchhofe von Storeheddinge auf der Insel Seeland finden sich Ueberbleibsel eines Eichenwaldes. Das sind — sagt der gemeine Mann — des Elfenkönigs Soldaten, bei Tage Bäume, bei Nacht tapfere Krieger. Aus einem Baume im Walde zu Rugaard auf derselben Insel wird Nachts ein ganzes Elfenvolk und läuft lebendig herum.1 Das sind die neben dem eigentlichen Baumgeist die Zweige des Baumes bewohnenden Elbe. Die Auffassung der kranheitverursachenden Elbe als Würmer war die eine uralt indoeuropäische Vorstellung, welche vielfach bis auf die neueste Zeit maßgebend geblieben ist. In den Soldaten der soeben angeführten seeländischen Sage erkenne ich dagegen einen Ausfluß einer andern daneben Verlaufenden und, wie das Beispiel des durch seine Pfeile Pest hervorrufenden Apollo zeigt, nicht minder alten Auffassung, wonach die Schmerzen als unsichtbare Verwundungen durch kleine Speere oder Pfeile von Götterhand oder ans der Hand der Elfen betrachtet werden. Vgl. die englischen und schottischen Vorstellungen vom elfbolt, elfarrow 2 und den ags. Segen in der Hs. der Harlejan. Samml. X. 585, gegen Stiche.3 wo es heißt, daß Hexen gellende Speere (gyllende gáras) Göttergeschoß, Elfengeschoß, Hexengeschoß (ésa gescot, ylfa gescot, hägtessan gescot) in Haut, Fleisch, Blut oder Glied entsandten „heraus kleiner Speer (ut lytel spere).“ So sprechen wir noch heute vom Hexenschuß, und dem Schweden heißt älftblást auch elfskudt. Die Zusammenstellung ésa gescot, ylfa gescot aber, welche in der stehenden formelhaften Miteiandernennung von Asen und Alfen in Liedern der älteren Edda4

ihr Seitenstück hat, spricht dafür, daß diese Ausdrücke auf germanischem Boden in eine dem Heidentum angehörige, Angelsachsen

und Skandinaven gemeinsame Kulturepoche zurückreichen. Sehr deutlich zeigt uns der Baumgeist als Beherrscher der in den Baumgliedern lebenden Elfen die estnische Tradition. Der Este erzählt nämlich von Baumelfen puu-halijad, welche im Baume wohnen und bei aufsteigendem Gewitter sich aus Angst vor der Verfolgung des Donners mehrere Fuß tief unter des Baumes Wurzeln verkriechen. Ein Bauersmann findet einst bei aufsteigendem Gewitter einen fremden Mann unter einem Baume schlafen und weckt ihn. Der Fremde sagt ihm seine Gegendienste zu. Wenn er einst fern vom Vaterlande einmal Heimweh bekomme, werde er eine krumme Birke gewahren. Er solle anklopfen und fragen: Ist der Krumme zu Hause? Dies geschieht, als er nach Jahren als Kriegsmann im fernen Finnland dient. Er sieht die Birke, er fragt nach dem Krummen, der Fremde steht vor ihm, und ruft sogleich in den Baum hinein nach den schnellsten von seinen Jungen. Wetteifernd drängen sie sich, endlich erhält einer, schneller als der Gedanke, Befehl, den Kriegsmann mit einem guten Geldsack in seine Heimat zu tragen. Der Krumme war der Baumelf (puuhalijas) gewesen.1 Insofern die Elbe dem Menschen und Tiere seine Kraft, sein Fleisch oder die Nahrung rauben (vgl. den Ausdruck Mitesser) konnten sie wol Diebe genannt werden. Indem man aber mißverständlich „was von ihnen gesagt wurde, auch auf menschliche Stehler übertrug, kam man dahin zu glauben, Frau Wachholder könne Diebe zwingen, gestohlenes Gut zurückzubringen. Man geht zu diesem Zwecke vor Sonnenaufgang zum Wachholderbusch, beugt einen Zweig mit der Linken nach Osten bis auf die Erde herab und legt einen Stein darauf, damit er nicht emporschnellen kann, und spricht:

Wachholderstrauch, ich tue dich bücken und drücken, bis der Dieb dem N. N. sein gestohlen Gut wiedergebracht hat.“

Der Dieb wird kommen. Sobald er aber das Gestohlene gebracht hat, muß man den Zweig lösen

und den Stein genau an seine vorige Stelle legen.1 Man merke wol, wie genau diese Beschwörung der ob. S. 15 mitgeteilten gleicht, welche den Baum bewegen soll, den Krankheitsdämon zurückzurufen. Dort wurde nämlich ein Stein auf eine Distel gelegt. Ganz dasselbe geschieht in Estland, sobald das erste Korn der neuen Ernte zum Dörren aufgestellt wird. Man legt auf jedes Fensterloch eine große Distel und auf diese einen Stein. Dann kann der Kobold während des Dreschens das Korn nicht fortschleppen. Der kornstehlende Kobold oder fliegende Drache wird hier deutlich in die Distel (als einen seinem Wesen entsprechenden Wohnsitz) gebannt. 2 Nun erklärt sich auch, weshalb in der schon erwähnten Denkschrift von der Sudaner Bockheiligung Puschkait (s. ob. S. 63). bei Diebstählen ermahnt wird, den Dieb nicht über die Grenze zu lassen.3

Unbemerkt gelangten wir der Entwickelung des Baumkultus folgend bereits an diejenige Stufe, welche vir in der Einleitung als die dritte bezeichneten, d. h. zu solchen mythischen Gestalten, welche scheinbar mit Freiheit außerhalb der Pflanze sich bewegen, mit ihrem Leben aber an das Geschick derselben gebunden sind. So kann die Baumnymphe zuweilen der Art von ihrem Baume sich lösen, daß sie mit Menschen in ehelicher Gemeinschaft lebt. In Böhmen gab es im Bidschower Kreise einmal eine Familie, deren Mutter Nacht für Nacht ihren Körper verließ, um in eine Weide am Bache zu gehen. Als ihr Mann davon erfuhr, fällte er die Weide, aber im nächsten Augenblick starb auch sein Weib wie von einer Sichel abgehauen. Nur die Liebe zu den Kindern überdauerte die Verstorbene. Die aus der Weide gemachte Wiege schläferte die zurückgebliebene Waise ein, und als diese heranwuchs und aus dem Weidengebüsch, das aus dem

Baumstümpfe hervorwuchs, sich Pfeifen verfertigte, sprach während des Pfeifens die Mutter mit ihr.

§ 18. Chronologische Zeugnisse.

Hiemit schließen wir den schon breit genug ausgelaufenen Nachweis, daß und in wie mannigfachen Gestalten der Volksglaube ein enges und magisches Band zwischen dem Baume (resp. der Pflanze) und dem Menschen als vorhanden setzt. Wir trafen die Baumverehrung und damit zusammenhängende Gebräuche und Anschauungen wesentlich in denselben Formen aus Skandinavien, Deutschland, England, Litauern, Rußland, Böhmen und Frankreich bezeugt. Bei mehreren derselben fehlt es außer den inneren Anzeichen auch an den äußeren Zeugnissen für ein hohes Altertum nicht. Wenn unsere Auseinandersetzungen über Yggdrasill richtig sind, muß der Glaube an den Várdträd mindestens ins 8.—10. Jahrhundert zurükreichen. Die ins Strafrecht der Holzgenosseuschafteu übergegangene Identifizierung des Baum- und Menschenleibes ist älter als das 11. Jahrhundert (ob. S. 29); Herzog Bretislaw II. von Böhmen (1092—1100) ließ Haine und heidnische Bäume (lueos et arbores gentiles) umhauen (Cosmas Pragens. Lib. III). König Knut der Große (1014—1035) verbietet in England die Verehrung jeder Art von Waldbäumen (aeniges eynnes wndutreówa), König Eádgár (959—975) die eiteln Gebräuche mit Holunder und manchen andern Bäumen , S. Kemble, Sachsen in England T, 433, 436. Schmidt, Gesetze der Angelsachsen, Lpz. 1858. S. 272. Heilige Haine waren auch den Sachsenstämmen des Festlandes gemeinsam. Noch Erzbischof Unwan von Bremen (1013—1029)

„ließ die Haine, welche die Marschbewohner seines Sprengels in törichter Verblendung besuchten, niederhauen und davon die Kirchen neu bauen“ (Adam-Brem. 1. H, e. 46)

und als Vieelin um das Jahr 1129 zu den Holtsaten in Faldera (Neumünster) kam, fand er, daß sie nichts weiter als den Namen von Christen hatten, denn die Verehrung von Hainen und Quellen und sonst noch mancherlei Aberglaube herrschte bei ihnen (Helmold Chronic. Slavor. I. Cap. 47). Schon der Landtag zu Paderborn im Jahre 785, wenige Jahre nach Christianisierung der Sachsen, bedrohte unter andern Resten des Heidentums mit Strafe.

Wenn das Concil zu Nantes im Jahre 895 den Bischöfen die Ausrottung der „arbores daemonibus cousecratae quas vulgus colit et in tanta veneratione habet, ut nec ramum vel sucrulum andeat amputare zur Pflicht macht, so brauchen darunter keine anderen als die vom Baumgeist bewohnten verstanden zu werden (Myth.1 XXXV): ebenso wie der Baum, den der h. Amandus (gestorben 671) unter Nordfranken verehrt fand „idolum scilicet arborem, quam erat daemoni dedicata“ (Myth.63), keine andere Interpretation verlangt. Auch die so oft von den Bußbüchern erwähnten „oblationes ad arbores“ finden durch S. 11 hinreichende Erklärung. Wahrscheinlich schon im 7. Jahrhundert (Concil v. Rouen 650, c. 4) übten Hirten und Fischer den Brauch vermittelst eines an den leidenden Teil angebundenen Brodstücks oder Krautes Viehkrankheiten in einen Baum zu verkeilen (S. E. Friedberg, Aus deutschen Bußbüchern 26 ff. 66. 84 ft). In noch frühere Zeit weisen die S. 20. 34 beigebrachten Zeugnisse aus dem h. Eligius, Marcellus von Bordeaux und Plinius Valerianus. Wenn die Decrete und Bußbücher der christlichen Kirche des Mittelalters in den vorhergenanuten Ländern bald nach der Bekehrung noch andere Arten der Baum- und Hainverehrung als im Heidentum gewöhnlich und aus diesem noch später übrig bezeugen z. B. Opfer, Gelübde, Fackelanzündung an Bäumen, so erklären sich auch diese teilweise aus den von uns dargelegten Formen des Kultus, teilweise schließen sie sich an andere Seiten desselben an, welche weiter zu verfolgen unserm gegenwärtigen Zwecke ferner liegt.

Text aus dem Buch: Wald- und Feldkulte (1875), Wilhelm Mannhardt.

Siehe auch:
Wald- und Feldkulte – Vorwort
Wald- und Feldkulte – Grundanschauungen

Die einzelnen Buchseiten des Kapitels „Die Baumseele“ können hier herunter geladen werden.

Textübersetzung aus dem Kunstmuseum Hamburg

Weiteres über den Themenschwerpunkt Mythologie im Kunstmuseum Hamburg.


Ist die Reise vorbei?

Nein, die Wahrheit ist, dass es kein Ende der Reise gibt.

Die einzelnen Kapitel des Buches Deutsche Mythologie:
Deutsche Mythologie – Seelenglaube und Naturverehrung
Deutsche Mythologie – Der Seelenglaube
Deutsche Mythologie – Die Seele als Atem, Dunst, Nebel, Schatten, Feuer, Licht und Blut
Deutsche Mythologie – Die Seele in Tiergestalt
Deutsche Mythologie – Die Seele in Menschengestalt
Deutsche Mythologie – Der Aufenthaltsort der Seelen
Deutsche Mythologie – Der Seelenkultus
Deutsche Mythologie – Zauberei und Hexerei
Deutsche Mythologie – Der Maren- oder Alpglaube
Deutsche Mythologie – Schicksalsgeister
Deutsche Mythologie – Der Mütter- und Matronenkultus
Deutsche Mythologie – Naturverehrung
Deutsche Mythologie – Naturerscheinungen in Tiergestalt
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Elfen und Wichte
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Zwerge
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Hausgeister
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Wassergeister
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Waldgeister
Deutsche Mythologie – Die elfischen Geister – Feldgeister
Deutsche Mythologie – Die Riesen – Name und Art der Riesen
Deutsche Mythologie – Die Riesen – Luftriesen
Deutsche Mythologie – Die Riesen – Berg- und Waldriesen
Deutsche Mythologie – Die Riesen – Wasserriesen
Deutsche Mythologie – Der Götterglaube
Deutsche Mythologie – Name und Zahl der Götter
Deutsche Mythologie – Mythenansätze und Mythenkreise
Deutsche Mythologie – Mythenansätze und Mythenkreise – Der Feuergott
Deutsche Mythologie – Mythenkreise – Licht und Finsternis. Gestirnmythen.
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Tius
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Foseti
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Wodan
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Donar
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Balder
Deutsche Mythologie – Die einzelnen Götter – Deus Requalivahanus
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen
Deutsche Mythologie – Die Mutter Erde
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen – Nerthus
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen – Nehalennia
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen – Tanfana
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen – Hludana
Deutsche Mythologie – Die Göttinnen – Haeva
Deutsche Mythologie – Die himmlischen Göttinnen – Frija
Deutsche Mythologie – Die himmlischen Göttinnen – Ostara
Deutsche Mythologie – Die himmlischen Göttinnen – Baduhenna
Deutsche Mythologie – Die himmlischen Göttinnen – Walküren
Deutsche Mythologie – Die himmlischen Göttinnen – Schwanjungfrauen
Deutsche Mythologie – Der Kultus
Deutsche Mythologie – Der Kultus – Gottesdienst, Gebet und Opfer
Deutsche Mythologie – Der Kultus – Opferspeise
Deutsche Mythologie – Der Kultus – Opferfeuer
Deutsche Mythologie – Der Kultus – Der Götterdienst im Wirtschaftsverbande
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